Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1645 VII 3
1645 VII 3
Montag
Lunae, 3. huius, haben wir herrn thumbpropst zu
Paderborn und denselben cantzler
Dietrich Adolf von der Recke und Dr. Peter Buschmann; vgl. APW [ III C 3,1 S. 232f. ]
zu unß erfordert, inen die von ettlichen
ständen zu Oßnabrukh denn Kayserlichen gesandten übergebne erclärung
super modo consultandi zugestellt mit begehren, bei übrigen mittchurfurst-
lichen deputatis daran ze sein, auff das die jüngst verabschiedete conferentz
ehist, und zwar in ansehung, die Churmainzischen, als graf Cratz und Dr.
Krebs , ohnedaß von ihrem herrn allher sich zu verfliegen beuelcht weren,
allhier angesehen, auch unß der tag notificirt werden möchte, damit wir
dessen unsere collegas avisiren, auch einer auß denselben zugleich sich allher
transferirn köndten, seitemaln die nothurfft erfordern thue, super modo
consultandi ein resolution ze fassen, damit nit sowol die stände als die feindt-
lichen cronen die einbildung faßen theten, als wolte man die hauptconsulta-
tiones mit fleiß auffhalten. Sie habens ad referendum genommen und mit
übrigen ze communicirn erbotten, benebens aber angezeigt, wie daß herr
graf von Wittgenstein erinnert, man solte mit unß handlen, das man die
visita gegen dem duca di Longavilla promiscue sine praeiudicio cuiusque
verrichten lassen wolt. Dann es möchte die differentz mit unß, Kayserlichen,
wegen des predicats altezza etwan lang weren, dagleich sie, Churbranden-
burgische , auch wegen ihres herrn privatanligen mit ime, hertzogen, ze
negocirn lenger nit einstellen köndten, und köndte im übrigen wegen sol-
ches streitts auch wol die haupttractaten in verlengerung gerathen. 2. Wurde
hierdurch auch die differentz mit Venedig abgeschnitten und die gelegenheit
benommen, dessentwegen widerumb in streit ze kommen. 3. Hette er, graf
von Wittgenstein, mit herrn grafen von Nassau dessentwegen geredt und
ine nit ungenaigt dazu befunden. Petten also, unß darüber zu erclären.
Respondimus, one wer nit, das herr graf von Wittgenstein bei herrn grafen
von Nassau meldung gethan, ime were aber gar nichts eingewilligt, son-
dern so vil zu verstehen geben worden, daß es nit wenig bedenkhens haben
und die cronen darab offension empfangen würden. Wir hetten zwar nie-
mandt maaß noch ordnung ze geben, unserestheils aber köndten wir keinen
rath dazu geben, weil es andere zu praeiudicio der Kayserlichen auctoritet
außlegen möchten. Ihr Kayserliche Maiestät hetten sich bißher anglegen sein
lassen, unß auch instruirt, eines hochloblichen churfürstlichen collegii ins-
gemein und eines ieden churfursten praeeminentz in sonderheit bester-
maassen ze manteniren. Wir hofften aber hingegen, auch die herren chur-
fürsten als membra ihres oberhaupts werden sich ebenmässig befleissen, daß
nichts vorgenommen werde, so der Kayserlichen auctoritet zuwiderlauffen
köndt. Waß sonsten wegen deß predicats altezza vorgeloffen, begehren wir
nit ze disputiren, sondern lassen es dahiengestellt sein, waß die herren chur-
fürstlichen bewegt, daß sie selbiges dem hertzogen von Longavilla nachge-
ben . Unserstheils aber wüßten wir von unserer resolution nit ze weichen. Wir
köndten auch anderst nit erachten, dann daß bei denn andern königlichen
gsandten auß solcher vermischten visita nit geringe disgusti entstehen wur-
den . Sonsten aber hielten wir unserstheils nit darfür, daß durch disen streitt
die haupttractata solten verhindert werden. Dann es were bewußt, daß man
allhie ein mediation hette, vermittelst deren die handlungen ze füeren. Also
were eben nit nöthig, daß wir von mundt mit denn Franzosen handlen
solten. Obgemeldte Churcölnische haben hierüber angezogen, ob solte sich
der herr graf von Nassau selbst hievor deß tituli altesse gegen dem duca
gebraucht haben. Der anttworttet, das solches beschehen sein möchte vor
etlichen jaren zu der zeit, als derselb als general mit der Französischen armee
am Rein und folgendts in seiner grafschafft mit 14 regimentern über die 14
tag gelegen und er ine umb verschonung seiner landen gebetten. Daß köndte
aber ime an seiner Kayserlichen gesandtschafft nichts praeiudicirn.
Eodem montags sub prandio schikhte Servient zu herrn grafen von Nassau,
ob ime nit wolte belieben lassen, wann er disen nachmittag onedaß ins feldt
spazieren fahren thet, daß er, Servient, ine unterweegs möchte ansprechen,
wölches auch bewilligt worden. Und war sein discurs dahien gestellt, daß er
erstens mit vilen wortten anrüembte, wie hoch die cron Frankreich begehren
thet, daß fürderlich ein friden möchte geschlossen werden, wölches neben
andern vilfeltigen demonstationibus sonderlich auch auß deme abzenemmen,
daß sie anietzt einen so vornemen fürsten als den hertzog von Longavilla
hieher geschikht, wölcher nun mit allem gwalt so weit instruirt und versehen
wer, daß es ihrerseits an nichts ermanglen wuerdte. Sonderlich verlangten sie
zum allerhöchsten, mit Ihrer Kayserlichen Maiestät und dero hauß einen fri-
den ze schliessen und sich aller billicheit gegen derselben ze bequemen. Seite-
maln aber die cron Frankreich auch disem congress solchen respect getra-
gen , das sie angedeütten hertzog als caput legationis dazu verordnet, wöl-
cher sich dann sonders erfrewet, daß er solche fridenssachen mit ime, herrn
grafen von Nassau, als dessen hohe naissance gnugsamb bekandt wer,
ze tractiren und zu volnfüren haben werde, also vermein er, Servient, gleich-
wol nit unbillich sein, daß hingegen ermeldter hertzog von seiner selbst-
aignen dignitet und würdigkheit wegen mehrers als allein von wegen der
ambasciata respectirt werden solte, und setzte demnach sein frag dahien, ob
dann nit müglich, daß man ime, hertzogen, das predicat altesse ertheilen
möcht. Es weren gleichwol deßwegen unterschiedliche motivi obhanden;
1. Daß er unter die fürsten vom königlichen geblüett per decretum publicum
erkennt worden, also daß er nach abgang der Bourbonischen lini einen
zutritt zum konigreich haben möcht. 2. Er were mit einem so hohen hauß in
Frankreich befreundet und mit deß printzen von Condé, als von den vor-
nembsten fürsten königlichen geblüetts, tochter
verehelicht, von grossem
reichthumb und ansehen in Frankreich. 3. Die Spanischen commissarii in
Niderlanden hetten ime uff ordre des gubernators in niderlanden daß predi-
cat altesse one difficultet gegeben. 4. Die churfürstlichen deputati hetten es
beraits auch gethan. 5. Es gienge doch Ihr Kayserlicher Maiestät reputation
hieran nichts ab. Die weren so ein milter und güettiger Kayser, daß sie einem
solchen wolqualificirten fürsten dises praedicat nit wurden verwaigern
lassen. Daher er auch nit hoffen wolte, daß unß die hände hierinn solten
gebunden sein, sonderlich weil auch unß nit allein an unserer existimation
nichts abgehen, sondern grösser auctoritet zuwachsen wurde, indeme der
hertzog erbiettig were, wann wir schon ime diß predicat altesse geben the-
ten , daß er unß nichtsdestweniger als Kayserlichen gesandten allen vortritt
und oberhandt iederzeit guetwillig nachgeben würde. 6. Don Diego Saavedra
selbst hette uff anhörung diser fundamenti sich gantz wol genaigt erschei-
nen lassen. 7. Man köndte hierdurch bei ime, hertzogen, ein grossen gunst
und guetten willen erhalten, dessen man in denn tractaten sicherlich vilfeltig
wurde zu geniessen haben. 8. Wo wir dißortts uff unser ersten resolution
verharren und kein temperament zulassen wolten, were zu besorgen, es
möchte daher auch in denn hauptfridenshandlungen verhindernus und un-
gelegenheiten entstehen. 9. Wann der cardinal de Lion
oder cardinal Mazza-
rini als plenipotentiarii kommen weren, darzue sie hievor benambst gewesen,
wuerde man inen das predicat eminence und excellence geben haben. Also
dem ducca das altesse ohne praeiudiz auch wol könte gegeben werden.
Wölches alles er zu mehrmaln repetirt und gleichsamb per modum suppli-
cantis gantz eifferig sollicitirt. Nichtsdestoweniger ist ime von herrn grafen
ein mehrers nit geanttwurttet worden, dann daß hierinnen waß nachzegeben
in seiner macht nit stüende noch auch bei Ihr Kayserlicher Maiestät ver-
anttworttlich fallen wüerde. Er wolte es iedoch mit seinem collega Dr. Vol-
marn auch communicirn.
Paderborn und denselben cantzler
Dietrich Adolf von der Recke und Dr. Peter Buschmann; vgl. APW [ III C 3,1 S. 232f. ]
ständen zu Oßnabrukh denn Kayserlichen gesandten übergebne erclärung
super modo consultandi zugestellt mit begehren, bei übrigen mittchurfurst-
lichen deputatis daran ze sein, auff das die jüngst verabschiedete conferentz
ehist, und zwar in ansehung, die Churmainzischen, als graf Cratz und Dr.
Krebs , ohnedaß von ihrem herrn allher sich zu verfliegen beuelcht weren,
allhier angesehen, auch unß der tag notificirt werden möchte, damit wir
dessen unsere collegas avisiren, auch einer auß denselben zugleich sich allher
transferirn köndten, seitemaln die nothurfft erfordern thue, super modo
consultandi ein resolution ze fassen, damit nit sowol die stände als die feindt-
lichen cronen die einbildung faßen theten, als wolte man die hauptconsulta-
tiones mit fleiß auffhalten. Sie habens ad referendum genommen und mit
übrigen ze communicirn erbotten, benebens aber angezeigt, wie daß herr
graf von Wittgenstein erinnert, man solte mit unß handlen, das man die
visita gegen dem duca di Longavilla promiscue sine praeiudicio cuiusque
verrichten lassen wolt. Dann es möchte die differentz mit unß, Kayserlichen,
wegen des predicats altezza etwan lang weren, dagleich sie, Churbranden-
burgische , auch wegen ihres herrn privatanligen mit ime, hertzogen, ze
negocirn lenger nit einstellen köndten, und köndte im übrigen wegen sol-
ches streitts auch wol die haupttractaten in verlengerung gerathen. 2. Wurde
hierdurch auch die differentz mit Venedig abgeschnitten und die gelegenheit
benommen, dessentwegen widerumb in streit ze kommen. 3. Hette er, graf
von Wittgenstein, mit herrn grafen von Nassau dessentwegen geredt und
ine nit ungenaigt dazu befunden. Petten also, unß darüber zu erclären.
Respondimus, one wer nit, das herr graf von Wittgenstein bei herrn grafen
von Nassau meldung gethan, ime were aber gar nichts eingewilligt, son-
dern so vil zu verstehen geben worden, daß es nit wenig bedenkhens haben
und die cronen darab offension empfangen würden. Wir hetten zwar nie-
mandt maaß noch ordnung ze geben, unserestheils aber köndten wir keinen
rath dazu geben, weil es andere zu praeiudicio der Kayserlichen auctoritet
außlegen möchten. Ihr Kayserliche Maiestät hetten sich bißher anglegen sein
lassen, unß auch instruirt, eines hochloblichen churfürstlichen collegii ins-
gemein und eines ieden churfursten praeeminentz in sonderheit bester-
maassen ze manteniren. Wir hofften aber hingegen, auch die herren chur-
fürsten als membra ihres oberhaupts werden sich ebenmässig befleissen, daß
nichts vorgenommen werde, so der Kayserlichen auctoritet zuwiderlauffen
köndt. Waß sonsten wegen deß predicats altezza vorgeloffen, begehren wir
nit ze disputiren, sondern lassen es dahiengestellt sein, waß die herren chur-
fürstlichen bewegt, daß sie selbiges dem hertzogen von Longavilla nachge-
ben . Unserstheils aber wüßten wir von unserer resolution nit ze weichen. Wir
köndten auch anderst nit erachten, dann daß bei denn andern königlichen
gsandten auß solcher vermischten visita nit geringe disgusti entstehen wur-
den . Sonsten aber hielten wir unserstheils nit darfür, daß durch disen streitt
die haupttractata solten verhindert werden. Dann es were bewußt, daß man
allhie ein mediation hette, vermittelst deren die handlungen ze füeren. Also
were eben nit nöthig, daß wir von mundt mit denn Franzosen handlen
solten. Obgemeldte Churcölnische haben hierüber angezogen, ob solte sich
der herr graf von Nassau selbst hievor deß tituli altesse gegen dem duca
gebraucht haben. Der anttworttet, das solches beschehen sein möchte vor
etlichen jaren zu der zeit, als derselb als general mit der Französischen armee
am Rein und folgendts in seiner grafschafft mit 14 regimentern über die 14
tag gelegen und er ine umb verschonung seiner landen gebetten. Daß köndte
aber ime an seiner Kayserlichen gesandtschafft nichts praeiudicirn.
Eodem montags sub prandio schikhte Servient zu herrn grafen von Nassau,
ob ime nit wolte belieben lassen, wann er disen nachmittag onedaß ins feldt
spazieren fahren thet, daß er, Servient, ine unterweegs möchte ansprechen,
wölches auch bewilligt worden. Und war sein discurs dahien gestellt, daß er
erstens mit vilen wortten anrüembte, wie hoch die cron Frankreich begehren
thet, daß fürderlich ein friden möchte geschlossen werden, wölches neben
andern vilfeltigen demonstationibus sonderlich auch auß deme abzenemmen,
daß sie anietzt einen so vornemen fürsten als den hertzog von Longavilla
hieher geschikht, wölcher nun mit allem gwalt so weit instruirt und versehen
wer, daß es ihrerseits an nichts ermanglen wuerdte. Sonderlich verlangten sie
zum allerhöchsten, mit Ihrer Kayserlichen Maiestät und dero hauß einen fri-
den ze schliessen und sich aller billicheit gegen derselben ze bequemen. Seite-
maln aber die cron Frankreich auch disem congress solchen respect getra-
gen , das sie angedeütten hertzog als caput legationis dazu verordnet, wöl-
cher sich dann sonders erfrewet, daß er solche fridenssachen mit ime, herrn
grafen von Nassau, als dessen hohe naissance gnugsamb bekandt wer,
ze tractiren und zu volnfüren haben werde, also vermein er, Servient, gleich-
wol nit unbillich sein, daß hingegen ermeldter hertzog von seiner selbst-
aignen dignitet und würdigkheit wegen mehrers als allein von wegen der
ambasciata respectirt werden solte, und setzte demnach sein frag dahien, ob
dann nit müglich, daß man ime, hertzogen, das predicat altesse ertheilen
möcht. Es weren gleichwol deßwegen unterschiedliche motivi obhanden;
1. Daß er unter die fürsten vom königlichen geblüett per decretum publicum
erkennt worden, also daß er nach abgang der Bourbonischen lini einen
zutritt zum konigreich haben möcht. 2. Er were mit einem so hohen hauß in
Frankreich befreundet und mit deß printzen von Condé, als von den vor-
nembsten fürsten königlichen geblüetts, tochter
reichthumb und ansehen in Frankreich. 3. Die Spanischen commissarii in
Niderlanden hetten ime uff ordre des gubernators in niderlanden daß predi-
cat altesse one difficultet gegeben. 4. Die churfürstlichen deputati hetten es
beraits auch gethan. 5. Es gienge doch Ihr Kayserlicher Maiestät reputation
hieran nichts ab. Die weren so ein milter und güettiger Kayser, daß sie einem
solchen wolqualificirten fürsten dises praedicat nit wurden verwaigern
lassen. Daher er auch nit hoffen wolte, daß unß die hände hierinn solten
gebunden sein, sonderlich weil auch unß nit allein an unserer existimation
nichts abgehen, sondern grösser auctoritet zuwachsen wurde, indeme der
hertzog erbiettig were, wann wir schon ime diß predicat altesse geben the-
ten , daß er unß nichtsdestweniger als Kayserlichen gesandten allen vortritt
und oberhandt iederzeit guetwillig nachgeben würde. 6. Don Diego Saavedra
selbst hette uff anhörung diser fundamenti sich gantz wol genaigt erschei-
nen lassen. 7. Man köndte hierdurch bei ime, hertzogen, ein grossen gunst
und guetten willen erhalten, dessen man in denn tractaten sicherlich vilfeltig
wurde zu geniessen haben. 8. Wo wir dißortts uff unser ersten resolution
verharren und kein temperament zulassen wolten, were zu besorgen, es
möchte daher auch in denn hauptfridenshandlungen verhindernus und un-
gelegenheiten entstehen. 9. Wann der cardinal de Lion
rini als plenipotentiarii kommen weren, darzue sie hievor benambst gewesen,
wuerde man inen das predicat eminence und excellence geben haben. Also
dem ducca das altesse ohne praeiudiz auch wol könte gegeben werden.
Wölches alles er zu mehrmaln repetirt und gleichsamb per modum suppli-
cantis gantz eifferig sollicitirt. Nichtsdestoweniger ist ime von herrn grafen
ein mehrers nit geanttwurttet worden, dann daß hierinnen waß nachzegeben
in seiner macht nit stüende noch auch bei Ihr Kayserlicher Maiestät ver-
marn auch communicirn.