Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1645 VI 25
1645 VI 25
Sonntag Pin also sontags, den 25. huius, umb 10 uhr vormittag,
als anvor diß alles mit herrn grafen von Nassau communicirt hatte, zu ime,
nuncio, gangen und hab ime solches alles bestermaassen vorgetragen. Dar-
auff er sich benommen, mit dem Veneto weiter ze handlen und, sovil an ime
gelegen wer, daran ze sein, daß man zu einem unvergreifflichen mittel gelan-
gen möchte. Dann als ich ime sagte, wann ich unparteyisch von der sachen
reden solt, so köndte ich gleichwol nit sehen, wie sich die republica dißortts
einer rechtmässigen possession deß vorgangs wider die churfürstlichen
berüemen möchten, ist er mir alsbaldt beygefallen, es were dem also, wie ich
sagte.
Eodem nachmittag umb 3 uhr kombt der Venetianer selbst zum herrn grafen
in meinem beysein und bringt unß weitläuffig vor, es were bekandt, waß-
gestalt sein republica uff Ihr Kayserlicher Maiestät, auch anderer principi
begehren sich der mediation unterzogen, zu dem einzigen ende, darmit zwi-
schen denn christlichen potentaten dermaln einist widerumb bestendiger fri-
den und einigkeit gepflanzt werden. So hette die republica ime solchen
carico auffgetragen, darinn er sich bißdaher gegen allen gleicher confidentz
beflissen und verhoffentlich sich also betragen, daß niemandt darob einige
offension ze fassen ursach haben werde. Sonderlich nachdem sich herr bi-
schoff von Oßnabrukh allhier eingefunden und es sich zwar ansehen lassen,
daß wegen der churfürsten praeeminentzpraetension einig disputat er-
wachsen köndt, so hette er seinestheils sich iedoch beflissen, dessentwegen
daß geringste nit ze movirn, sondern sich in seinem standt gehalten und sich
nicht irren lassen, daß zu eim und anderm begebnen fahl einig expediens
were erfunden worden, dardurch die churfürstlichen darfürgehalten, das ihrer
praetension nichts begeben sei. Er wurde auch noch ferner sich deß gering-
sten nichts annemmen, wann an seitten der churfürstlichen man noch in denn
terminis verbleiben thet. Dann wie seines vernemmens selbige befelcht, ime
nit ze weichen, also begehre er auch sie von ihrem standt nit zu vertringen.
Anietzt aber müeßte er vernemmen, das sie, churfürstliche, den bißher ge-
brauchten modum verendern und ime an seinem bißher erhaltenen standt und
possession vorzetretten gedächten. Derentwegen und dieweil nunmehr die
reputation seiner republic interessirt gemacht werden woll, so köndte er
lenger nit innhalten, sondern sage hiemit außtruklich, daß deroselben die
praecedentz durchauß vor denn herrn churfürsten gebüeren thet, und diß auß
sonnenclaren argumentis. Erstens were die republic ettlich 100 jar in irem
standt elter als die institutio electorum und hette also weit lenger ihr posses-
sion des vorsitzens in consessu principum christianorum hergebracht. Zum
andern were die republic ein freyer standt, so ihr hocheit von niemandt als
allein Gott und dem schwerdt recognoscirte, dahiengegen bekandt, daß die
churfürsten dem Kayser unterworffen und demselben ihre ministeria ze
laisten schuldig weren. Drittens were die macht der republic also hochacht-
bar , daß der churfürsten darmit nit zu vergleichen. Vierttens were die repu-
blic in possessione bei allen actibus, so zu Rom vorgehen, daß ihre ambassa-
dores immediate uff die beede cronen folgen theten. Und letztlich hette er es
auch biß dato allhie also erhalten. Die churfürstlichen hetten media für sich
gefunden und practicirt, er aber nit. Sie hetten in disem ein exempel von
denen Spanischen und Franzosen genommen. Warumb sie auch nit im übri-
gen dennselben folgten, als die nit darfürhalten, daß inen durch außbleiben
oder underlassendes entgegenschikhen an ihrer pretendirter precedentz
praeiudicirt wer. Er hette sich einmal entschlossen, uff ankunfft deß duca di
Longavilla sein wagen ime entgegenzeschikhen und sich immediate an die
cronen ze henkhen. Werde man ine dabei lassen, wol und guett. Wa nit, so
wuerde er benöthigt sein, sich der mediation inskünfftig zu enthalten und an
ein ander ortt ze retirirn, umb daselbst seiner republic weiter ordre zu er-
wartten . Die darauß erfolgende ungelegenheithen wolte er denn churfürst-
lichen zu veranttwortten heimbgewiesen haben.
Wir haben geanttworttet, daß wir unß zu erinnern wüßten, waßgestalt Ihr
Kayserliche Maiestät ihren die von der republic übernommene mediation
wol belieben lassen. Hetten unß auch bevohlen, ime, ambassador, allen ge-
bürenden respect zu erweisen, wie verhoffendtlich von unß beschehen, und
hetten nit allein wir biß daher ob seiner negociation ein guettes contento ge-
tragen , sondern es weren auch Ihr Kayserliche Maiestät selbst darmit aller-
gnädigst wol zefriden, und wuerde derselben sehr unlieb zu vernemmen sein,
wann dise mediation mit solchem disgusto solte unterbrochen werden. Es
wer zwar nit one, daß unß nun von ettlich tagen her von diesem disputat
ein und andres were zu ohren kommen, wir hetten unß aber beflissen, seiner
ortten solche erinnerung ze thun, daß wir verhofft, es solte durch einig expe-
diens der sachen geholffen werden. Wie wir dann nit zweiffelten, es werden
dergleichen media ettlich durch herrn nuncium ime vorgetragen worden
sein. Wir ersuchten ine, mit seiner resolution noch innzehalten und unß so vil
zeit ze lassen, daß wir noch morgen vormittags mit denn churfürstlichen
weiter hiervon handlen möchten. Dessen er sich erclärt, und als von denn
mediis etwas angeregt, auch an ine gefragt worden, wann die churfürstlichen
sich in corpore zu denn Kayserlichen in ein carozza verfüegen, auch bei der
empfahung zugleich mit denn Kayserlichen ihre complimenti gegen dem
duca verrichten solten, ob er darwider waß einzewenden haben würde, sagt
er nein, er suechte nichts, dann daß er in dem bißher gehabtem standt und
ortt bleiben möcht. Haec postea domino episcopo Osnabrugensi praesente
domino nuncio per me indicata sunt
Vgl. APW [ III C 3,1 S. 223ff. ]
.
als anvor diß alles mit herrn grafen von Nassau communicirt hatte, zu ime,
nuncio, gangen und hab ime solches alles bestermaassen vorgetragen. Dar-
auff er sich benommen, mit dem Veneto weiter ze handlen und, sovil an ime
gelegen wer, daran ze sein, daß man zu einem unvergreifflichen mittel gelan-
gen möchte. Dann als ich ime sagte, wann ich unparteyisch von der sachen
reden solt, so köndte ich gleichwol nit sehen, wie sich die republica dißortts
einer rechtmässigen possession deß vorgangs wider die churfürstlichen
berüemen möchten, ist er mir alsbaldt beygefallen, es were dem also, wie ich
sagte.
Eodem nachmittag umb 3 uhr kombt der Venetianer selbst zum herrn grafen
in meinem beysein und bringt unß weitläuffig vor, es were bekandt, waß-
gestalt sein republica uff Ihr Kayserlicher Maiestät, auch anderer principi
begehren sich der mediation unterzogen, zu dem einzigen ende, darmit zwi-
schen denn christlichen potentaten dermaln einist widerumb bestendiger fri-
den und einigkeit gepflanzt werden. So hette die republica ime solchen
carico auffgetragen, darinn er sich bißdaher gegen allen gleicher confidentz
beflissen und verhoffentlich sich also betragen, daß niemandt darob einige
offension ze fassen ursach haben werde. Sonderlich nachdem sich herr bi-
schoff von Oßnabrukh allhier eingefunden und es sich zwar ansehen lassen,
daß wegen der churfürsten praeeminentzpraetension einig disputat er-
wachsen köndt, so hette er seinestheils sich iedoch beflissen, dessentwegen
daß geringste nit ze movirn, sondern sich in seinem standt gehalten und sich
nicht irren lassen, daß zu eim und anderm begebnen fahl einig expediens
were erfunden worden, dardurch die churfürstlichen darfürgehalten, das ihrer
praetension nichts begeben sei. Er wurde auch noch ferner sich deß gering-
sten nichts annemmen, wann an seitten der churfürstlichen man noch in denn
terminis verbleiben thet. Dann wie seines vernemmens selbige befelcht, ime
nit ze weichen, also begehre er auch sie von ihrem standt nit zu vertringen.
Anietzt aber müeßte er vernemmen, das sie, churfürstliche, den bißher ge-
brauchten modum verendern und ime an seinem bißher erhaltenen standt und
possession vorzetretten gedächten. Derentwegen und dieweil nunmehr die
reputation seiner republic interessirt gemacht werden woll, so köndte er
lenger nit innhalten, sondern sage hiemit außtruklich, daß deroselben die
praecedentz durchauß vor denn herrn churfürsten gebüeren thet, und diß auß
sonnenclaren argumentis. Erstens were die republic ettlich 100 jar in irem
standt elter als die institutio electorum und hette also weit lenger ihr posses-
sion des vorsitzens in consessu principum christianorum hergebracht. Zum
andern were die republic ein freyer standt, so ihr hocheit von niemandt als
allein Gott und dem schwerdt recognoscirte, dahiengegen bekandt, daß die
churfürsten dem Kayser unterworffen und demselben ihre ministeria ze
laisten schuldig weren. Drittens were die macht der republic also hochacht-
bar , daß der churfürsten darmit nit zu vergleichen. Vierttens were die repu-
blic in possessione bei allen actibus, so zu Rom vorgehen, daß ihre ambassa-
dores immediate uff die beede cronen folgen theten. Und letztlich hette er es
auch biß dato allhie also erhalten. Die churfürstlichen hetten media für sich
gefunden und practicirt, er aber nit. Sie hetten in disem ein exempel von
denen Spanischen und Franzosen genommen. Warumb sie auch nit im übri-
gen dennselben folgten, als die nit darfürhalten, daß inen durch außbleiben
oder underlassendes entgegenschikhen an ihrer pretendirter precedentz
praeiudicirt wer. Er hette sich einmal entschlossen, uff ankunfft deß duca di
Longavilla sein wagen ime entgegenzeschikhen und sich immediate an die
cronen ze henkhen. Werde man ine dabei lassen, wol und guett. Wa nit, so
wuerde er benöthigt sein, sich der mediation inskünfftig zu enthalten und an
ein ander ortt ze retirirn, umb daselbst seiner republic weiter ordre zu er-
wartten . Die darauß erfolgende ungelegenheithen wolte er denn churfürst-
lichen zu veranttwortten heimbgewiesen haben.
Wir haben geanttworttet, daß wir unß zu erinnern wüßten, waßgestalt Ihr
Kayserliche Maiestät ihren die von der republic übernommene mediation
wol belieben lassen. Hetten unß auch bevohlen, ime, ambassador, allen ge-
bürenden respect zu erweisen, wie verhoffendtlich von unß beschehen, und
hetten nit allein wir biß daher ob seiner negociation ein guettes contento ge-
tragen , sondern es weren auch Ihr Kayserliche Maiestät selbst darmit aller-
gnädigst wol zefriden, und wuerde derselben sehr unlieb zu vernemmen sein,
wann dise mediation mit solchem disgusto solte unterbrochen werden. Es
wer zwar nit one, daß unß nun von ettlich tagen her von diesem disputat
ein und andres were zu ohren kommen, wir hetten unß aber beflissen, seiner
ortten solche erinnerung ze thun, daß wir verhofft, es solte durch einig expe-
diens der sachen geholffen werden. Wie wir dann nit zweiffelten, es werden
dergleichen media ettlich durch herrn nuncium ime vorgetragen worden
sein. Wir ersuchten ine, mit seiner resolution noch innzehalten und unß so vil
zeit ze lassen, daß wir noch morgen vormittags mit denn churfürstlichen
weiter hiervon handlen möchten. Dessen er sich erclärt, und als von denn
mediis etwas angeregt, auch an ine gefragt worden, wann die churfürstlichen
sich in corpore zu denn Kayserlichen in ein carozza verfüegen, auch bei der
empfahung zugleich mit denn Kayserlichen ihre complimenti gegen dem
duca verrichten solten, ob er darwider waß einzewenden haben würde, sagt
er nein, er suechte nichts, dann daß er in dem bißher gehabtem standt und
ortt bleiben möcht. Haec postea domino episcopo Osnabrugensi praesente
domino nuncio per me indicata sunt
Vgl. APW [ III C 3,1 S. 223ff. ]