Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 IX 2

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1645 IX 2
Samstag Gespräch Buschmanns mit Volmar: Von den Pro-
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testanten
unterstützte Magdeburger Ansprüche auf Session und Direk-
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torium
im Fürstenrat, darin man catholischen theylß noch zur zeit keinen
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weg zur vermittelung finden kond; wan ihnen solches angienge, sie alberait
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die aufhebung des catholischen vorbehalts fur eine richtige und geschlossene
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sach halten würden. Volmar: Darauf angesprochen, haben die Magde-
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burger
erklärt, Österreich in Osnabrück das Direktorium überlassen zu
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wollen. Auf den Einwand, es gehe um die Session überhaupt, bestanden sie
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darauf, daß es damit bei den Friedensverhandlungen eine andere Bewand-
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nis
als auf sonstigen Reichsversammlungen habe. Eine weitere Diskussion
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haben die Ksl. als im Augenblick undienlich vermieden. – Kurfürsten-
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und
Fürstenrat .

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Landsberg/Buschmann bei den Franzosen. Bedrückung der Geistlichen
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durch die hessischen Garnisonen in Neuss, Kempen und Linn unter dem
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Vorwand der Kontributionszahlung, wobei aber der haß und neid der reli-
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gion die vornembst und meiste ursach, zumal die Geistlichen nie mit der
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Kontribution belastet gewesen sind. Verantwortlichkeit Frankreichs, das
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Hessen die genannten Orte eingeräumt hat

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Vgl. oben [ S. 39 Anm. 4 ] .
. Durch willkürliches Anset-

[p. 269] [scan. 319]


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zen
der Kontribution kann Hessen alle Geistlichen vertreiben und den
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katholischen Gottesdienst unterdrücken. Sorge des Kurfürsten, daß durch
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die Forderung des Standes von 1618 in der französischen Proposition die
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seitherigen Fortschritte der Katholiken rückgängig gemacht und die Prote-
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stanten
im Besitz der gegen den Religionsfrieden vorgenommenen Usurpa-
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tionen
bestätigt werden. Deshalb läßt der Kurfürst die französischen Ge-
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sandten
ersuchen, bei der Landgräfin auf Einstellung aller Verfolgung der
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Geistlichen, unter welchem Vorwand sie auch geschehe, zu dringen und bei
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den Religionsverhandlungen die katholische Sache gegenüber Schweden zu
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vertreten. Franzosen: Der Landgräfin haben sie schon ihr Mißfallen
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über derartige Vorfälle bezeigt und wollen sich für die tatsächliche Abstel-
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lung
weiter verwenden; zu ihrer Proposition wiederholen sie den Hinweis
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auf den Vorbehalt anderer Vereinbarungen bei den Verhandlungen. Dis-
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kussion
über den religiösen Charakter des Krieges; Restitutionsedikt, Leip-
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ziger
Bund. Die Franzosen erklären ihr Eingreifen als Abwehr wieder des
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hauß Osterreichs unbilliche zunöttigung. Krieg um Mantua; man habe ver-
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hindern
müssen, daß Österreich sich der Kräfte des Reiches gegen Frank-
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reich
bediene. Nach fernerer einfuhrung, daß das hauß Osterreich wol off-
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ters und grober, wan ihr ratio status also erfordert, der religion praeiudi-
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cirt , beharren die Franzosen darauf, daß einmal der Kayser in den terminis
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legum et constitutionum imperii sich halten müßte, und wurde auch sonder-
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lich das imperium nit perpetuo apud eandem domum, alß welches ob
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potentiam suam allen vicinis suspect, bleiben müßen, und beger die cron
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Franckreich anderst nicht, alß daß sowol in Teutschland alß Italien ein
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yeder stand bey seiner frey- und hoheit gehandhabt werden möge. Und
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gleich wie auf solchen fall die stend selbsten gluckselig, also konden auch
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sie der cron Franckreich dabey ruhig und ohn forcht sein. Kölner Memo-
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riale
, betreffend Paßgesuche und die Prozession zum Kreuzberg

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Anlage 137–138: kurkölnisches Memorial betr. Pässe für den Weihbischof von Pader-
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born , Klagen des Pfarrers von Neuss, Übergriffe gegen die Geistlichen am Niederrhein,
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Salveguardien innerhalb der Propstei Bonn; kurkölnisches Memorial betr. Pässe für Wil-
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helm Moons, Franz von Weix, Arnold von der Horst, Prozession zum Kreuzberg bei
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Bonn, Passierscheine für Bacharacher Wein, Freilassung des Ferdinand von Weix.
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