Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1648 IV 18
1648 IV 18
Samstag W bei d’Avaux: Er wie alle Katholiken bedau-
ern die plötzliche Abreise , auch wegen der Pfälzer Sache, in der Kur-
bayern auf ihn besonders gesetzt hatte. D’Avaux: Daß er Cölln und
Bayern unnd dern hohes hauß sonderlich venerirte. Weiln aber seine invidi,
denen er gleichwoll zu keiner feindtschafft ursach geben, alle occasiones
suchten, ihme zu traversiren unnd in schaden und discredito zu bringen, so
hette er woll mögen wünschen, daß, was er in confidentia sagen wölte, nit
wehre vorgangen. Es gebten andere auß, alß wan der Churbayerischer
abgesandter Dr. Krebs entweder von ihme ersucht, oder doch proprio motu
sich solte haben vernehmen laßen, daß man am königlichen hoff zu Paris
seine abforderung verhinderen, und daß er bei den tractaten verbleiben
solte, befürderen mögte. Dieses hette er nuhn von gemeltem Dr. Krebs nit
begehrt, hielte sich auch woll versichertt, daß derselb es nit außgeben
würde, unterdeßen gleichwoll, weiln es von andern inß gespräch kommen,
konte es ihme bei itziger coniunctur und des königlichen hoffs disposition
nach mehr schadens alß fürtheils geben. Auf Ws Bemerkung, es sei zu bekla-
gen , daß er dergestaltt hinwegreisen müßte, und das iudicium darauß
gemachtt würde, daß die cron Franckreich keinen frieden begehrte, und
daß nuhnmehr keine confidentz sein würde, mit besagter cronen etwas zu
tractiren oder zu verrichten, weilln ihme bewust, in was für confidentz ein
und ander mitt dem conte Servient stünde, hatt er sich confidatamente her-
außgelaßen und gesagtt, müste bekennen, daß die herrn mediatores keine
sonderliche confidentz zu dem conte de Servient hetten; wie derselb mit
den Holländischen gesanten stünde, were gnugsamb bekantt, und wan er
alle gesandtschafften considerirte, so fünde er keinen alß Oxenstirn, dan es
mit dem Salvio gantz anders beschaffen, auch dem Portugisischen und
Savoischen, welche mit dem Servient sonderliche correspondentz hielten,
und daß er mitt den Heßen Caßelischen und sonderlich dem Großig
gleichsamb eine anima were. Wegen des friedens hette er gestern angezeigtt,
daß die materia zum schluß gnugsamb praeparirt, würde dahero der Ser-
vient zweiffellsohne die ehr suchen, den schluß zu befürderen, wie er es dan
ihme selbsten gesagtt. Tröstet sich in seinem Mißgeschick mit dem Beispiel
Ws, den er und Longueville auch in so vielen beschwerligkeiten allezeit
constantissimo et praesentissimo animo et fiducia in Deum zu sein befun-
den . Als W iocando gesagtt, der Servient solte billig den nahmen Dominant
haben, hat er d’Avaux darüber gelachet und replicirt, er heißte Abel, weiln
aber gleichsamb seines collegae occisor were, mögte er woll Cain heißen.
Sonsten hette er allerhandtt practiquen gebrauchtt, das dominium dieser
legation an sich zu ziehen, wie er dan practizirt, daß der baron Roorté von
Oßnabruck abgefordert, unnd weiln er einen von ihme dependirenden
immediate nit wieder dahinzupringen dahmahls alsogleich unterstehen
dürffen, were an platz des Roorté monsieur de la Barde dahin verordnet,
welcher ein eifferiger catholischer man gewesen. Dieser hette auch nach-
gehents vorttgemüßt, damit der de la Court, alß welcher dem Servient nahe
anbewandt und gantz von ihme dependirte, nacher Oßnabruck kommen
konnen. Durch diesen konte er nuhn alles seinem belieben nach am könig-
lichen hoff durch seine relationes und schreiben richten laßen, daß er also
ein rechter dominant uber diese legation were. – [...] – Nassau bei W.
Complimenten.
St. Romain bei W. Verabschiedung. Versichert auf Ws Befremden über die
Abberufung, daß hiermit nichts würde verabsaumbt, dan alle comission
und plenipotentz nunmehr der conte Servient habe. I. H. G.: Diß sey
zwarn gut, es gehöre aber intentio et voluntas bona darzu, darahn sie
gleichwol nit zweiffleten, wie dan solches effectus und das werck selbsten
bezeigen müße. Waruber St. Romain ganz errödet und lachend gemel-
det , wie er nit zweiffle, daß der conte Servient das seinig und was er vom
konig und der cron im befelch hab, thun werde.
ern die plötzliche Abreise , auch wegen der Pfälzer Sache, in der Kur-
bayern auf ihn besonders gesetzt hatte. D’Avaux: Daß er Cölln und
Bayern unnd dern hohes hauß sonderlich venerirte. Weiln aber seine invidi,
denen er gleichwoll zu keiner feindtschafft ursach geben, alle occasiones
suchten, ihme zu traversiren unnd in schaden und discredito zu bringen, so
hette er woll mögen wünschen, daß, was er in confidentia sagen wölte, nit
wehre vorgangen. Es gebten andere auß, alß wan der Churbayerischer
abgesandter Dr. Krebs entweder von ihme ersucht, oder doch proprio motu
sich solte haben vernehmen laßen, daß man am königlichen hoff zu Paris
seine abforderung verhinderen, und daß er bei den tractaten verbleiben
solte, befürderen mögte. Dieses hette er nuhn von gemeltem Dr. Krebs nit
begehrt, hielte sich auch woll versichertt, daß derselb es nit außgeben
würde, unterdeßen gleichwoll, weiln es von andern inß gespräch kommen,
konte es ihme bei itziger coniunctur und des königlichen hoffs disposition
nach mehr schadens alß fürtheils geben. Auf Ws Bemerkung, es sei zu bekla-
gen , daß er dergestaltt hinwegreisen müßte, und das iudicium darauß
gemachtt würde, daß die cron Franckreich keinen frieden begehrte, und
daß nuhnmehr keine confidentz sein würde, mit besagter cronen etwas zu
tractiren oder zu verrichten, weilln ihme bewust, in was für confidentz ein
und ander mitt dem conte Servient stünde, hatt er sich confidatamente her-
außgelaßen und gesagtt, müste bekennen, daß die herrn mediatores keine
sonderliche confidentz zu dem conte de Servient hetten; wie derselb mit
den Holländischen gesanten stünde, were gnugsamb bekantt, und wan er
alle gesandtschafften considerirte, so fünde er keinen alß Oxenstirn, dan es
mit dem Salvio gantz anders beschaffen, auch dem Portugisischen und
Savoischen, welche mit dem Servient sonderliche correspondentz hielten,
und daß er mitt den Heßen Caßelischen und sonderlich dem Großig
gleichsamb eine anima were. Wegen des friedens hette er gestern angezeigtt,
daß die materia zum schluß gnugsamb praeparirt, würde dahero der Ser-
vient zweiffellsohne die ehr suchen, den schluß zu befürderen, wie er es dan
ihme selbsten gesagtt. Tröstet sich in seinem Mißgeschick mit dem Beispiel
Ws, den er und Longueville auch in so vielen beschwerligkeiten allezeit
constantissimo et praesentissimo animo et fiducia in Deum zu sein befun-
den . Als W iocando gesagtt, der Servient solte billig den nahmen Dominant
haben, hat er d’Avaux darüber gelachet und replicirt, er heißte Abel, weiln
aber gleichsamb seines collegae occisor were, mögte er woll Cain heißen.
Sonsten hette er allerhandtt practiquen gebrauchtt, das dominium dieser
legation an sich zu ziehen, wie er dan practizirt, daß der baron Roorté von
Oßnabruck abgefordert, unnd weiln er einen von ihme dependirenden
immediate nit wieder dahinzupringen dahmahls alsogleich unterstehen
dürffen, were an platz des Roorté monsieur de la Barde dahin verordnet,
welcher ein eifferiger catholischer man gewesen. Dieser hette auch nach-
gehents vorttgemüßt, damit der de la Court, alß welcher dem Servient nahe
anbewandt und gantz von ihme dependirte, nacher Oßnabruck kommen
konnen. Durch diesen konte er nuhn alles seinem belieben nach am könig-
lichen hoff durch seine relationes und schreiben richten laßen, daß er also
ein rechter dominant uber diese legation were. – [...] – Nassau bei W.
Complimenten.
St. Romain bei W. Verabschiedung. Versichert auf Ws Befremden über die
Abberufung, daß hiermit nichts würde verabsaumbt, dan alle comission
und plenipotentz nunmehr der conte Servient habe. I. H. G.: Diß sey
zwarn gut, es gehöre aber intentio et voluntas bona darzu, darahn sie
gleichwol nit zweiffleten, wie dan solches effectus und das werck selbsten
bezeigen müße. Waruber St. Romain ganz errödet und lachend gemel-
det , wie er nit zweiffle, daß der conte Servient das seinig und was er vom
konig und der cron im befelch hab, thun werde.