Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1648 II 25

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1648 II 25
Dienstag Nachricht von sicherem vertrawten orth:
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Servien sucht in Osnabrück die Schweden zu bewegen, daß sie sich Lothrin-
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gens
und des Burgundischen Kreises nicht annähmen und daß Spanien
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keine Unterstützung aus dem Reich geleistet werde. – Schreiben Bischo-
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pings

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Bischoping an W 1648 II 24 ( Osn. 137).
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Fromhold bei Buschmann: Kurbrandenburg hat jetzt eigene Truppen, für die
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gemäß dem letzten Reichsschluß die märkischen Kontributionen beansprucht
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werden; der Kurfürst will sich nicht von Kurköln als einem Mitkurfürsten
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collectiren lassen. Statt der erhofften Abstellung sind neulich die Kontribu-
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tionen
in Mark erhöht worden. Da hierauß große weitterungen undt unge-
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legenheiten zu besorgen, bittet er Buschmann um Unterstützung, daß diese be-
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schwernuß abgeschafft und dadurch beyde churfürsten in guetter verstendt-
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nuß erhalten werden mögen. Ferner hat Kurbrandenburg sich wegen der
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schutzverwandtnüß der Reformierten in Aachen anzunehmen, die lediglich
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Freiheit der Glaubensübung extra territorium fordern, während ihrem Ein-
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dringen
in den Rat durch Reverse und den Friedensvertrag selbst vorgebaut
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werden kann. Buschmann: Bielefelder Gespräche zur Kontributions-
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frage

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Vgl. unten S. 1220ff.
; daß solches eine sach seye, die Ihre Churfürstliche Durchlaucht zu
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Cöln weitter nicht angehe, alß ihro und ihren landen die verschonung der
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graffschafft Marck zu newer beschwernüß, zumahln die Kayserliche solda-
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tesca den abgang aus den Churcölnischen stifftern undt landen würden
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nehmen wollen undt müßen, gereichen könne. Wan aber Ihre Kayserliche
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Mayestet andere sichere mittele zu underhalt ihrer völcker anstatt der
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Märkischen quota verschaffen könten, würden Ihre Churfürstliche Durch-
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laucht zu Cöln der Churfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg die

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befreyung hertzlich gern gönnen. Alslang aber solches nicht geschehe,
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würde es ja die höchste unbilligkeit sein, wan Ihrer Churfürstlichen Durch-
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laucht angemuhtet werden solte, neben den vorigen bürden noch anderer
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stendt quotas uber sich zu nehmen; undt könne hier gar nicht gesagt
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werden, das dieselbe sich des collectirens in anderer stendte landen under-
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nehme , denn die Kölner Mediattruppen beziehen nichts aus Brandenburger
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Gebiet, vielmehr tragen die Stifter noch zum Unterhalt der ksl. Immediat-
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truppen
bei. Undt hette also auf allen fall Churbrandenburg sich diesert-
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halb an Ihre Kayserliche Mayestet undt nicht an Ihre Churfürstliche
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Durchlaucht zu Cöln zu halten. Undt obwoll deroselben die direction des
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kriegswesens von Ihrer Mayestet anvertrawet, so wisse man doch, daß sie
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sich der contributionen nie absolute angenommen, noch solches von Ihrer
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Mayestet nachgegeben worden, wie davon der Bluementhal als Churbran-
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denburgischer unterthan das beste zeugnuß geben könne. Zudeme rühre das
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gantze unheyl von der landtgräfinn von Heßen her, welche durch ihren
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unbillichen krieg undt sonderlich durch besatzung der Lipstatt undt anderer
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plätze verursache, das zu Ham undt dern endtß die Kayserliche guarniço-
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nen underhalten werden müßen. Wan man derowegen der beschwerung los
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sein wolte, würde der rechter ortt bey der landtgräffinen sein, wo die
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abschaffung gesuecht werden müsse. Der Reichsschluß besagt, daß Stände,
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die den Unterhalt eigener Truppen auf ihr Kontingent anrechnen wollen,
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diese gegen den Reichsfeind mitoperieren lassen müssen. Wenn Kurbran-
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denburg
sich dazu versteht, were auch billich, das dero völcker den andern
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gleich gehalten, undt würde es alsdan uber eins auskhommen, zumahln
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solcheß falß man der Kayserlichen immediatvolcker umb so viel weniger in
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diesem krayß zu erhalten vonnöhten hette. Wegen Aachen ist Kurköln
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nicht nur als Metropolit interessiert, das Begehren widerspricht auch der
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von den Augsburger Konfessionsverwandten selbst aufgestellten Regel,
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undt sehe man, wie hoch sie sich wegen einer eintzigen capellen in Nürn-
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berg , die doch peculari titulo dem Teutschen orden zuständig, sperreten.
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Wir catholische weren vor diesem so guett undt mildt gewesen, das wir die
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uncatholische allenthalben in den reichsstätten aufgenommen; dafür sey
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dies der danck gewesen, daß, wan sie mächtiger worden, alsdan der gast
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den wihrt hinausgetrieben; solchem were man nhun billich sorgfältig in
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denen noch wenig ubrigen catholischen stätten vorzukhommen. Hier-
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uber gabe es nhun pro et contra ferner allerhandt gespräch, es ware aber
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nicht unklar zu vermercken, das er, Fromholt, die rationes wegen der con-
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tribution gar woll aufgenommen, sich auch erbotten, solche seinem gnädig-
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sten hern bey der ersten ordinari wol zu gemüht zu führen; wegen Aachen
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aber bliebe er bey seiner meinung und hielte dafür, das gleich wie in den
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uncatholischen reichsstätten den catholischen der zutritt zu den zünfften
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nicht verweigert, noch das exercitium catholicum

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Wohl unvollständig; der Bericht II 25 ist auf einem Sonderbogen eingelegt.
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