Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 XII 17
1647 XII 17
Dienstag Schreiben Buschmanns und Bischopings 1647
XII 16.
W bei d’Avaux. Vertreibung des Pfarrers von Gütersloh und bevorste-
hende Einführung protestantischer Prädikanten und Lehrer. D’Avaux:
Auf Ws Memorial vom Oktober ist jetzt eine schwedische Antwort einge-
troffen , in der die meisten Vorfälle mit dem Stand von 1624 entschuldigt
werden. W: Entscheidend ist der Stand beim Abschluß der Prälimina-
rien . [...] Weyln sie beyde iezt allein und sie seinen zelum in religions-
sachen yederzeitt verspurt, so wolten ihnnen vor Gott coniuriren, ihro in
confidentia zu sagen, ob er einige hoffnung hab, daß alles im stifft Osna-
brug ratione religionis in vorigen standt restituirt und die praeliminaria
widder eingeführt werden solten. Avaux andtwortete quod non; eß
wehre dan, daß etliche circumstantiae sich mutirten, contestirte hoch, was
sein persohn betreffen thete, seine gute intention nicht allein wegen I. H. G.
stiffts, sondern auch des gantzen catholischen weesens, addendo, daß, wan
er in hoc passu von seinen collegis recht secundirt, viele sacht nicht wehren,
auch viel nicht wurden geschehen. Der hertzogh von Longueville seye opti-
mae voluntatis et intentionis, und konte woll assecuriren, daß er in specie
gegen I. H. G. persohn bey ihme gute affection verspurte; aber der gute
furst hette dieses, das es potius heische vellem quam volo, und wehre also
ein philosophica velleitas, konte sonst woll bezeugen, daß der hertzog
underschiedtlich den Schwedischen ratione religionis starck und hefftig
zugeredt, sich auch gar alterirt bezaigtt, aber nach ein par stunden hab er
widderumb solche complimenta und offerten mundt- und schrifftlich
gethan, daß sie das vorige nichtt geachtet. Daß negst seye aber, daß der
Servient nit allein die religionssach so hoch nichtt abbracciere, sondern sich
gar in specie gegen ihnen d’Avaux verschiedentlich ungestum vernehmen
ließe, ob man dan wegen der stiffter und wegen der religion die alliance
mit der cronen und protestirenden umbstoßen und dardurch ihren gantzen
statum und die cron Franckreich in gefahr setzen solte. Wobey er doch in
hochstem vertrawen nicht wolte bergen, daß er Servient I. H. G., wie auch
dem gantzen hauß Bayern, Churcolln und Churbayern hochstens zuwidder,
insonderheit thete er die aufhebung des armistitii I. H. G. gantz zumessen,
wie er solches vor diesem in confidentia I. H. G. auch bedeutet, dahero die-
selbe leicht abzunehmen, wie eifrig er gegen die Schweden cooperiren oder
ihnnen unrecht geben werde. I. H. G.: Sie hetten vernohmen, daß er
Servient von Osnabrug wehre widder zuruckkommen . Eß seye nunmehr.
zum theil offenbahr, was allda negotiirt, hette gar geringe anzeig zum frie-
den nach Osnabrug gebracht, indeme man woll wisse, was er vor wechsell
fur Schweden und Hessen auf Hamburg mitgenommen, dardurch die un-
catholische armeen widerumb zu verstercken. Avaux: Eß seye nicht
ohne, und man konte es ihnen nicht verubelen, sintemahl die cron ihre
alliirte nicht konte lasen. I. H. G.: Auf solche weise aber seye es einem
frieden fast schlecht gleich. Avaux: Man sitze ietzo schon 4 jahr alhier
und dannoch gebe sichs noch nicht zum ende. I. H. G.: Er d’Avaux
hette schon 14 jahr laborirt, und wan nun er noch kein endt sehe, was dan
andere zu hoffen. Avaux: Er hette nunmehr nicht allein 14, sondern in
die 22 jahr gearbeitet. I. H. G.: Wusten woll, daß er pro corona so lang
laborirt, sie rechneten aber nur diejenige jahren, welche er pro bona inten-
tione pacis zu Hamburgh in faciendis praeliminaribus und hier angewen-
det , die andere 7 jahr, die er in befurderung des kriegs gegen die catholische
und das reich employret und mit den uncatholischen die uniones richten
helffen, wolten sie nicht rechnen, weiln sie ihme ad meritum von Gott nicht
werden geachtet werden. Ad quod subridens conte d’Avaux: Eß seye
nit ohne, daß selbige jahr viele sachen vorgangen, die er hoffe, daß ihme
Gott zu seiner verdamnuß nicht werde anrechnen, weiln er einmall das
ubell, so darauß erfolgtt, zu praeiudiciren noch zu hindern vermöchtt.
I. H. G.: Ob er dan dafur hielte, daß es den Schweden rechtt zum frieden
ernst seye? Avaux: Wolte in confidentia nicht verhalten, daß I. H. G.
nimmer darahn so sehr zweifelen konten, alß er selbst, und sey nit zu sagen,
wie ubel die Schweden nit allein gegen dem hauß Bayern und allen dennen,
so davon dependiren, sondern in specie gegen den churfursten in Bayern
intentionirt und rabiati wehren. I. H. G.: Zweifelten darahn gar nit,
dan deßen geben die iungst von Stockholm ahn den konig und konigin in
Franckreich, auch den cardinal Mazzarini gethane schreiben
gnugsame
zeugnuß. Avaux: Ob I. H. G. solche schreiben gesehen? Responsum
quod sic, und daß sie den 24. Octobris datirt, welches der d’Avaux also zu
sein gestehen müßen. I. H. G. vermeldeten weiters, man wisse auch gar
woll, daß von Pariß auf gute information von hier widrige resolution und
andtwort kommen und daß solche der Servient mit großen frewden den
Schwedischen nacher Osnabrug ubergebrachtt. Avaux: Wegen der
alliance muste viel geschehen. Er alß ein trewer diener vom hauß Bayern,
masen er sich allezeitt profitirt, vermeine, daß man sich gar woll vorzu-
sehen , mit contestiren, wan es nach seinem sin und willen gieng, solte es viel
besser sein. Er hette schon verschiedene mahll deßwegen mit dem Servient
contrasto gehabt, indem er Avaux in praesentia deß hertzogen von Longue-
ville starck sustinirt und remonstrirt, wie hoch und viel ahn Churbayern
und wol so viel alß ahn Schweden gelegen, und wehre dahero von der cron
nicht zu disgustiren: 1. Daß Bayern so ein verwandtes catholisch-, mächti-
ges und der cron Franckreich nicht ubell affectionirtes hauß, 2. Wehre klar,
daß der churfurst und die fursten ihro der cron Franckreich mehr alß den
Spaniern affectionirt unnd zugethan, ohne daß das altes mißtrawen
zwischen beyden hausern Bayern und Osterreich wehre, deßwegen dan die
Spanische selbsten keinen guten morgen zu Churbayern hetten, 3. So
wehre auch Bayern dem Kayser und deßen ministris in consiliis zu hoch
und sonsten zuwidder, masen er viel boße rhattschläg bis dato verhindert,
dahero ihme die Kayserliche ministri gar nicht gut. Er wuste viel sachen
selbst, die er alhier und sonsten mit seinen obren gehort, darauß abzuneh-
men , daß sie ihnnen nit lieben, trawen, nach daß er mit ihnnen zuhielte,
und wehre das testimonium von der cron Franckreich frieden uber alles
hoch zu aestimiren und dahero billich dieser furst und hauß ye mehr und
mehr an sich zu ziehen und zu erhalten. Hingegen aber sagte Servient
offentlich, der churfurst in Bayern wehre der cron Franckreich schädtlich-
ster feindt, den dieselbe hette, dahero besser auf alle mittel und weg zu
gedencken, wie man sich ahn ihme rechen und ruiniren konte: 1. Er seye
versipellis und kehre sich nach dem winde auf alle seithen, man hett es ietzt
und iungst widder gesehen mit annehm- und aufkundigung des armistitii.
2. Wehre der churfurst ein alter erlebter herr, wan er versterben solte,
weiln die wittib des Kayßers schwester , wurden die vormunder woll nach
dern pfeiffen dantzen mußen und also alle diese potentia, auch das reich-
tumhb , wie man sagt, daß daselbsten vorhanden, dem hauß Osterreich in
die handt kommen und consequenter gegen die cron Franckreich mehrer
mittel und gelegenheit gewinnen, dahero besser, ihnnen totaliter zu ruiniren
und sich der yetziger und kunfftiger gefahr zu versicheren. Dem chur-
fursten von Colln trawete der Servient eben so wenig auß ursachen, weiln
er alles thun muste, was sein bruder, der churfurst in Bayern wolte, welcher
sich deßen ansehentlicher landen und machtt nur zu seinem vortheyll miß-
brauchte . Zudeme wehren Ihre Churfürstliche Durchlaucht auch gar facilis
und traweten den Spanischen gar zu viel. I. H. G. von Osnabrug seyen der-
jenig , welcher das armistitium widder zunichten gemachtt, sich sonsten
auch gegen der cron Franckreich alliirte so gar eiferig bezeigte. I. H.
G.: Man habe woll gewust, daß der Servient öell zum fewr gieße, daher
leicht zu erachten, wan er solche sachen dem cardinal (da er so hoch daran
sein woll) zuschriebe, was darnach im cabinet fur gute consilia ad pacem
und auch ad amicitiam cum Bavaro geschmidet wurden. Avaux: Was
er im vertrawen vermeldet, batte gar hoch, solches nicht weiters kommen
zu laßen, mit widderholung seiner contestation, daß ers so gut mit dem
hauß Bayern und allen fursten meinete. I. H. G.: Wusten woll, daß
ihrentwegen von hierauß ahn den cardinal starcke schreiben und klagten in
hac materia abgangen, so sie doch ahn sein ohrt musten laßen gesteltt sein,
wurden sich aber dardurch nicht laßen abhalten, alles dasjenig zu bezaigen,
was ihro aufflege pro conservatione religionis, des vatterlandts und was
ihren stifftern nutzlich sein möchte, wan es gerad andere, deren gegen-
wertige actiones nur zu ruin dieses gerichtet, verdrießen solte. Wolten auch
einen yeglichen unparteyschen iudiciren laßen, ob ihro nit ursach gnug ge-
geben wurde, ihr euserist ad hunc finem zu thun und zu tentiren.
Avaux: Kondt I. H. G. woll versicheren, daß der hertzog von Longue-
ville und er in diesem dem Servient offt widderpart gehalten und remon-
strirt , wie bey gegenwertigen tractaten gegen die praeliminaria mit I. H. G.
umbgesprungen wurde, und hette der hertzog noch uniengst selbst gesagtt,
daß er I. H. G. nicht könte unrecht geben noch fur ubel halten, daß dieselbe
solche proceduren generose zu hindertreiben und zu vindiciren gedächten,
wolte es selbsten, wan es ihme geschähe, auch nicht underlaßen. Und hette
der Servient aus relation des Mombas vermeldet, daß Ihre Churfürstliche
Durchlaucht zu Colln sich bey der zweyten und dritten audientz auf alle
puncten gar woll expectorirt hetten. Wie es aber darnach zur endtlicher
resolution kommen und I. H. G. rhatt mit darzu gezogen, wehre die andere
andtwort heraußkommen, ja es hetten sich diejenige rhätt, so bey ihme
gewest, wenig der cron Franckreich affectionirt bezaigtt. Der Servient
sägte und schriebe auch, daß I. H. G., der dhombprobst von der Reckh,
cantzler Buschmann und I. H. G. sambtliche hoffstatt gantz Spanisch und
daß der herr dhombprobst Reck offt bey der nacht zum Pinneranda fuhre
und mit ihme rhatt hielte. I. H. G.: Das erste betreffend, konten nicht
sagen, was Ihre Churfürstliche Durchlaucht mit dem Mombas allein geredt,
nur was dieselbe dem herrn coadiutorn, ihro und den gehaimen rhäten vor-
gangen zu sein vermeldet, daß nemblich der Mombas so viel sachen under-
einander so geschwindt und lang geredt, daß hochstgemelte Ihre Churfürst-
liche Durchlaucht sich nit expectoriren noch recht expliciren konnen, daß
auch daher verursacht worden, die proposition schrifftlich zu begehren, mit
dem erpieten, daß sie auch schrifftlich darauff andtworten wolten. [...] Ad
2. wegen gemeldeter affection zue Spanien: Darinnen seye der conte Ser-
vient , alß die, welche nit von selbst sehen, sondern von horen sagen urthey-
len , weith betrogen; versicherten, daß sie und die Churcolnische ubrige rhät
und deputierte so gut Franzosisch alß Spanisch und so gut Spanisch alß
Franzosisch. Den Paderbornischen dhombprobsten in specie anbelangendt,
sey das außgeben ganz ohn grund und der wahrheit zuendgegen; auß wel-
chem und dergleichen leicht abzunehmen, wie der bericht von ihme
Servient nacher Pariß beschaffen sein müßen und was gutes er bey Franck-
reich und Schweden stifften werde. Plan einer Reise d’Avaux’ nach Osna-
brück . D’Avaux: Der Plan besteht, doch halten ihn die spanischen
Verhandlungen noch zurück. Gibt zu, daß zwischen Spanien und den
Staaten nun alles verglichen sein soll; sieht darin den Grund für die spani-
sche Hartnäckigkeit gegenüber Frankreich. Man wird jedoch weiter rüsten;
Belastung Spaniens durch den Aufstand in Neapel.
XII 16.
W bei d’Avaux. Vertreibung des Pfarrers von Gütersloh und bevorste-
hende Einführung protestantischer Prädikanten und Lehrer. D’Avaux:
Auf Ws Memorial vom Oktober ist jetzt eine schwedische Antwort einge-
troffen , in der die meisten Vorfälle mit dem Stand von 1624 entschuldigt
werden. W: Entscheidend ist der Stand beim Abschluß der Prälimina-
rien . [...] Weyln sie beyde iezt allein und sie seinen zelum in religions-
sachen yederzeitt verspurt, so wolten ihnnen vor Gott coniuriren, ihro in
confidentia zu sagen, ob er einige hoffnung hab, daß alles im stifft Osna-
brug ratione religionis in vorigen standt restituirt und die praeliminaria
widder eingeführt werden solten. Avaux andtwortete quod non; eß
wehre dan, daß etliche circumstantiae sich mutirten, contestirte hoch, was
sein persohn betreffen thete, seine gute intention nicht allein wegen I. H. G.
stiffts, sondern auch des gantzen catholischen weesens, addendo, daß, wan
er in hoc passu von seinen collegis recht secundirt, viele sacht nicht wehren,
auch viel nicht wurden geschehen. Der hertzogh von Longueville seye opti-
mae voluntatis et intentionis, und konte woll assecuriren, daß er in specie
gegen I. H. G. persohn bey ihme gute affection verspurte; aber der gute
furst hette dieses, das es potius heische vellem quam volo, und wehre also
ein philosophica velleitas, konte sonst woll bezeugen, daß der hertzog
underschiedtlich den Schwedischen ratione religionis starck und hefftig
zugeredt, sich auch gar alterirt bezaigtt, aber nach ein par stunden hab er
widderumb solche complimenta und offerten mundt- und schrifftlich
gethan, daß sie das vorige nichtt geachtet. Daß negst seye aber, daß der
Servient nit allein die religionssach so hoch nichtt abbracciere, sondern sich
gar in specie gegen ihnen d’Avaux verschiedentlich ungestum vernehmen
ließe, ob man dan wegen der stiffter und wegen der religion die alliance
mit der cronen und protestirenden umbstoßen und dardurch ihren gantzen
statum und die cron Franckreich in gefahr setzen solte. Wobey er doch in
hochstem vertrawen nicht wolte bergen, daß er Servient I. H. G., wie auch
dem gantzen hauß Bayern, Churcolln und Churbayern hochstens zuwidder,
insonderheit thete er die aufhebung des armistitii I. H. G. gantz zumessen,
wie er solches vor diesem in confidentia I. H. G. auch bedeutet, dahero die-
selbe leicht abzunehmen, wie eifrig er gegen die Schweden cooperiren oder
ihnnen unrecht geben werde. I. H. G.: Sie hetten vernohmen, daß er
Servient von Osnabrug wehre widder zuruckkommen . Eß seye nunmehr.
zum theil offenbahr, was allda negotiirt, hette gar geringe anzeig zum frie-
den nach Osnabrug gebracht, indeme man woll wisse, was er vor wechsell
fur Schweden und Hessen auf Hamburg mitgenommen, dardurch die un-
catholische armeen widerumb zu verstercken. Avaux: Eß seye nicht
ohne, und man konte es ihnen nicht verubelen, sintemahl die cron ihre
alliirte nicht konte lasen. I. H. G.: Auf solche weise aber seye es einem
frieden fast schlecht gleich. Avaux: Man sitze ietzo schon 4 jahr alhier
und dannoch gebe sichs noch nicht zum ende. I. H. G.: Er d’Avaux
hette schon 14 jahr laborirt, und wan nun er noch kein endt sehe, was dan
andere zu hoffen. Avaux: Er hette nunmehr nicht allein 14, sondern in
die 22 jahr gearbeitet. I. H. G.: Wusten woll, daß er pro corona so lang
laborirt, sie rechneten aber nur diejenige jahren, welche er pro bona inten-
tione pacis zu Hamburgh in faciendis praeliminaribus und hier angewen-
det , die andere 7 jahr, die er in befurderung des kriegs gegen die catholische
und das reich employret und mit den uncatholischen die uniones richten
helffen, wolten sie nicht rechnen, weiln sie ihme ad meritum von Gott nicht
werden geachtet werden. Ad quod subridens conte d’Avaux: Eß seye
nit ohne, daß selbige jahr viele sachen vorgangen, die er hoffe, daß ihme
Gott zu seiner verdamnuß nicht werde anrechnen, weiln er einmall das
ubell, so darauß erfolgtt, zu praeiudiciren noch zu hindern vermöchtt.
I. H. G.: Ob er dan dafur hielte, daß es den Schweden rechtt zum frieden
ernst seye? Avaux: Wolte in confidentia nicht verhalten, daß I. H. G.
nimmer darahn so sehr zweifelen konten, alß er selbst, und sey nit zu sagen,
wie ubel die Schweden nit allein gegen dem hauß Bayern und allen dennen,
so davon dependiren, sondern in specie gegen den churfursten in Bayern
intentionirt und rabiati wehren. I. H. G.: Zweifelten darahn gar nit,
dan deßen geben die iungst von Stockholm ahn den konig und konigin in
Franckreich, auch den cardinal Mazzarini gethane schreiben
zeugnuß. Avaux: Ob I. H. G. solche schreiben gesehen? Responsum
quod sic, und daß sie den 24. Octobris datirt, welches der d’Avaux also zu
sein gestehen müßen. I. H. G. vermeldeten weiters, man wisse auch gar
woll, daß von Pariß auf gute information von hier widrige resolution und
andtwort kommen und daß solche der Servient mit großen frewden den
Schwedischen nacher Osnabrug ubergebrachtt. Avaux: Wegen der
alliance muste viel geschehen. Er alß ein trewer diener vom hauß Bayern,
masen er sich allezeitt profitirt, vermeine, daß man sich gar woll vorzu-
sehen , mit contestiren, wan es nach seinem sin und willen gieng, solte es viel
besser sein. Er hette schon verschiedene mahll deßwegen mit dem Servient
contrasto gehabt, indem er Avaux in praesentia deß hertzogen von Longue-
ville starck sustinirt und remonstrirt, wie hoch und viel ahn Churbayern
und wol so viel alß ahn Schweden gelegen, und wehre dahero von der cron
nicht zu disgustiren: 1. Daß Bayern so ein verwandtes catholisch-, mächti-
ges und der cron Franckreich nicht ubell affectionirtes hauß, 2. Wehre klar,
daß der churfurst und die fursten ihro der cron Franckreich mehr alß den
Spaniern affectionirt unnd zugethan, ohne daß das altes mißtrawen
zwischen beyden hausern Bayern und Osterreich wehre, deßwegen dan die
Spanische selbsten keinen guten morgen zu Churbayern hetten, 3. So
wehre auch Bayern dem Kayser und deßen ministris in consiliis zu hoch
und sonsten zuwidder, masen er viel boße rhattschläg bis dato verhindert,
dahero ihme die Kayserliche ministri gar nicht gut. Er wuste viel sachen
selbst, die er alhier und sonsten mit seinen obren gehort, darauß abzuneh-
men , daß sie ihnnen nit lieben, trawen, nach daß er mit ihnnen zuhielte,
und wehre das testimonium von der cron Franckreich frieden uber alles
hoch zu aestimiren und dahero billich dieser furst und hauß ye mehr und
mehr an sich zu ziehen und zu erhalten. Hingegen aber sagte Servient
offentlich, der churfurst in Bayern wehre der cron Franckreich schädtlich-
ster feindt, den dieselbe hette, dahero besser auf alle mittel und weg zu
gedencken, wie man sich ahn ihme rechen und ruiniren konte: 1. Er seye
versipellis und kehre sich nach dem winde auf alle seithen, man hett es ietzt
und iungst widder gesehen mit annehm- und aufkundigung des armistitii.
2. Wehre der churfurst ein alter erlebter herr, wan er versterben solte,
weiln die wittib des Kayßers schwester , wurden die vormunder woll nach
dern pfeiffen dantzen mußen und also alle diese potentia, auch das reich-
tumhb , wie man sagt, daß daselbsten vorhanden, dem hauß Osterreich in
die handt kommen und consequenter gegen die cron Franckreich mehrer
mittel und gelegenheit gewinnen, dahero besser, ihnnen totaliter zu ruiniren
und sich der yetziger und kunfftiger gefahr zu versicheren. Dem chur-
fursten von Colln trawete der Servient eben so wenig auß ursachen, weiln
er alles thun muste, was sein bruder, der churfurst in Bayern wolte, welcher
sich deßen ansehentlicher landen und machtt nur zu seinem vortheyll miß-
brauchte . Zudeme wehren Ihre Churfürstliche Durchlaucht auch gar facilis
und traweten den Spanischen gar zu viel. I. H. G. von Osnabrug seyen der-
jenig , welcher das armistitium widder zunichten gemachtt, sich sonsten
auch gegen der cron Franckreich alliirte so gar eiferig bezeigte. I. H.
G.: Man habe woll gewust, daß der Servient öell zum fewr gieße, daher
leicht zu erachten, wan er solche sachen dem cardinal (da er so hoch daran
sein woll) zuschriebe, was darnach im cabinet fur gute consilia ad pacem
und auch ad amicitiam cum Bavaro geschmidet wurden. Avaux: Was
er im vertrawen vermeldet, batte gar hoch, solches nicht weiters kommen
zu laßen, mit widderholung seiner contestation, daß ers so gut mit dem
hauß Bayern und allen fursten meinete. I. H. G.: Wusten woll, daß
ihrentwegen von hierauß ahn den cardinal starcke schreiben und klagten in
hac materia abgangen, so sie doch ahn sein ohrt musten laßen gesteltt sein,
wurden sich aber dardurch nicht laßen abhalten, alles dasjenig zu bezaigen,
was ihro aufflege pro conservatione religionis, des vatterlandts und was
ihren stifftern nutzlich sein möchte, wan es gerad andere, deren gegen-
wertige actiones nur zu ruin dieses gerichtet, verdrießen solte. Wolten auch
einen yeglichen unparteyschen iudiciren laßen, ob ihro nit ursach gnug ge-
geben wurde, ihr euserist ad hunc finem zu thun und zu tentiren.
Avaux: Kondt I. H. G. woll versicheren, daß der hertzog von Longue-
ville und er in diesem dem Servient offt widderpart gehalten und remon-
strirt , wie bey gegenwertigen tractaten gegen die praeliminaria mit I. H. G.
umbgesprungen wurde, und hette der hertzog noch uniengst selbst gesagtt,
daß er I. H. G. nicht könte unrecht geben noch fur ubel halten, daß dieselbe
solche proceduren generose zu hindertreiben und zu vindiciren gedächten,
wolte es selbsten, wan es ihme geschähe, auch nicht underlaßen. Und hette
der Servient aus relation des Mombas vermeldet, daß Ihre Churfürstliche
Durchlaucht zu Colln sich bey der zweyten und dritten audientz auf alle
puncten gar woll expectorirt hetten. Wie es aber darnach zur endtlicher
resolution kommen und I. H. G. rhatt mit darzu gezogen, wehre die andere
andtwort heraußkommen, ja es hetten sich diejenige rhätt, so bey ihme
gewest, wenig der cron Franckreich affectionirt bezaigtt. Der Servient
sägte und schriebe auch, daß I. H. G., der dhombprobst von der Reckh,
cantzler Buschmann und I. H. G. sambtliche hoffstatt gantz Spanisch und
daß der herr dhombprobst Reck offt bey der nacht zum Pinneranda fuhre
und mit ihme rhatt hielte. I. H. G.: Das erste betreffend, konten nicht
sagen, was Ihre Churfürstliche Durchlaucht mit dem Mombas allein geredt,
nur was dieselbe dem herrn coadiutorn, ihro und den gehaimen rhäten vor-
gangen zu sein vermeldet, daß nemblich der Mombas so viel sachen under-
einander so geschwindt und lang geredt, daß hochstgemelte Ihre Churfürst-
liche Durchlaucht sich nit expectoriren noch recht expliciren konnen, daß
auch daher verursacht worden, die proposition schrifftlich zu begehren, mit
dem erpieten, daß sie auch schrifftlich darauff andtworten wolten. [...] Ad
2. wegen gemeldeter affection zue Spanien: Darinnen seye der conte Ser-
vient , alß die, welche nit von selbst sehen, sondern von horen sagen urthey-
len , weith betrogen; versicherten, daß sie und die Churcolnische ubrige rhät
und deputierte so gut Franzosisch alß Spanisch und so gut Spanisch alß
Franzosisch. Den Paderbornischen dhombprobsten in specie anbelangendt,
sey das außgeben ganz ohn grund und der wahrheit zuendgegen; auß wel-
chem und dergleichen leicht abzunehmen, wie der bericht von ihme
Servient nacher Pariß beschaffen sein müßen und was gutes er bey Franck-
reich und Schweden stifften werde. Plan einer Reise d’Avaux’ nach Osna-
brück . D’Avaux: Der Plan besteht, doch halten ihn die spanischen
Verhandlungen noch zurück. Gibt zu, daß zwischen Spanien und den
Staaten nun alles verglichen sein soll; sieht darin den Grund für die spani-
sche Hartnäckigkeit gegenüber Frankreich. Man wird jedoch weiter rüsten;
Belastung Spaniens durch den Aufstand in Neapel.