Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 VI 27
1647 VI 27
Donnerstag Bericht Westerholt/Becker: Die Hessen ha-
ben auf ihre Anmeldung wegen der Konferenz zur Kontributionsermäßi-
gung geantwortet, wenn Kurköln abdanke und die ksl. Truppen aus seinem
Land entferne, könne auch Hessen die Besatzungen verringern, womit die
hohen Kontributionen von selbst entfielen. Es wird beschlossen, daß die
Deputierten nochmals die Hessen aufsuchen und erklären, man habe ge-
hofft , mit Brandt dieses puncti halber an den endt zu glangen. Wie nun
aber derselbe wieder hinwegk, alß wolten sie vernehmmen, waß dießfals
ihr der Heßischen erklerung sein werde, unnd falß sie abermalß darauff
fallen wurdenn, daß von Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht an die landtt-
gravin nichts were gebracht worden, alstan zu repliciren, daß Ihre Chur-
fürstliche Durchlaucht ihrestheilß dem armistitio gnug gethaen. Von dem-
selben habe die landtgravin allen berichtt, waßgestaldt nemblich die bey-
samenkunfft gegen den elfften dieses anbestimbtt, ad 2. wegen abschaffung
ihrer eigenen und außschaffung der Kayserlichen volcker zu andtworten,
daß Ihre Churfürstliche Durchlaucht sich darzue nicht obligiret, konten
auch pro facto tertii nicht respondiren.
Bericht Buschmanns: Trauttmansdorff hat geäußert, daß er nicht gnugsamb
begreiffen oder zusamenreimen konne, ein jedtwedder ruff umb assistenz
unnd salvation, wan man aber hingegen von einiger hulff sprechen thue,
woll sich niemandts finden laßen. Churtrier, Cölln, Bayeren, Sachsenn und
Brandenburg seyen alle beyseiten gangen, deren exempl nach der Kayser,
weiln das werck ihme allein zu erheben unmüglich und keine ration oder
remonstration dießfals gelten woltte, wurde folgen mußenn. Mitt dem con-
tradiciren wurden sich Ihr Mayestet von ihren landen nicht werden laßen
abtreiben. Er werde, so guet er kon, zum schluß sich bequemen, und wan es
vielleicht die renitirenden etwas harter würde treffen, hetten sie sich selb-
sten , gar aber ihme nicht beyzumeßenn. Es seye ein verblendts ding, gegen-
wertige occasion sey also beschaffenn, daß man den Wrangel, auff den fall
der coniunction, biß in Schweden treiben unnd die religion unnd das reich
auß allen nöhtten rettenn köntte. Und soll ia billich der Kayserlichen reso-
lution , da sie sich nicht allein dieses jahr so starck angegriffen unnd einen
solchen exercitum auff die behn gerichtet, welcher den feyndt unter augen
gehen dörffte, sondern auch Ihre Mayestet in selbst eigener person sich zu
der armada zu begeben willens, dahero er sich so viel weniger alhier könt
noch wolt lenger laßen auffhaltten. Will nächste Woche abreisen. Schlechte
Aussichten für den spanisch-französischen Frieden. Befürchtet in dem für
die nächsten Tage versprochenen französischen Instrument solche grobe
sachen [...], daß auch zum schluß mit dem reich zu glangen keine hoff-
nung . Salvius hat gegenüber Volmar gefordert: 1. Religionsfreiheit und
Einlösbarkeit der Oberpfalz, 2. Restitution der Bergstraße, 3. Autonomie in
den Erblanden, 4. Erledigung der Marburger Sache, 5. Hessische Satisfak-
tion , 6. Befriedigung der Baden-Durlacher Ansprüche. Altenburg hat bei
Anethanus die unbegrenzte Autonomie und Parität in den Reichsstädten
gefordert.
W bei Trauttmansdorff. Dieser ist geneigt, die schwedischen Friedens-
beteuerungen für aufrichtig zu halten, auch den Hessen habe man so viel
geboten, daß sie zumaln kein ursach, sich des kriegs wandelbaren glück
weiters zue underwerffen. W: Dergleichen sincerationes und
contestationes weren öffters geschehen, und dannoch das contrarium sich
im werck allezeitt außgewießen. Es were in dießer materi I. H. G. von
einem sichern ortt, darauff man woll zu trawen, etwas zue handen kom-
men , darauß man die itzo vorgehende consilia und intentiones beßer erken-
nen köntte. Und weiln Ihrer Kayserlichen Maiestet und dem gemeinen
weeßen daran nit wenig glegen, so weren sie eben dießer ursachen halber
mitt ze ihme kommen, ihme solches in confidentia zue offenbaren, dan wan
man nicht anderst zue den sachen thette, alßdan würde in kurtzen der
gantzer Westvalischer craiß verlohren und dem gantzen haubtwerck nit
mehr zu helffen sein, wie sie dan solches particularius und ad longum, ver-
mög ihme nachgehends communicirter abschrifft, auff sein begeren darge-
than
Der Inhalt dieser im Diarium nicht näher spezifizierten Nachricht ist erhalten als
Anlage zu W an Kurbayern 1647 VI 28 ( München II K. schw. 2233): Wiedergabe eines
hessisch-schwedischen Gespräches, wonach die hessischen Satisfaktionsforderungen ener-
gisch zu behaupten, die Kriegsoperationen in Westfalen fortzusetzen, die Kapitel der
Stifter den Protestanten zu öffnen und die Kriegsmaßnahmen so zu treffen seien, daß
man mit Westfalen eine Basis gewinne, die weitere Rücksichten auf die französische
Unterstützung unnötig mache. Vgl. J. Foerster S. 296f.
. Darüber er sich nit wenig bestürtzet befunden und den verlust
deß gantzen Westvalischen craißes apprehendirt, mitt dem vermelden, man
würde Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht solches nit vorenthaltten,
sondern nothwendig communiciren müeßen. W: Drängt auf Sukkurs
für Wiedenbrück. Gespräch mit Longueville. Trauttmansdorff: Were
ein billich ding zu gedencken, wie man die stadt Wiedenbrück salviren und
des feinds so schädlichen vorhaben noch vorkommen möchte. Bey dem
Ulmischen armistitio möchte man zwarn guete intention gehabt haben, es
hette aber bißher gar böße effectus veruhrsacht. Ihre Churfürstliche Durch-
laucht zue Cölln hetten wegen der itzigen feindlichen vorhaben, davon I. H.
G. die nachrichtung bekommen, woll auff sich und ihre landen zu mercken.
I. H. G.: Daß es bey dießen so gefehrlichen des feinds vorhaben prin-
cipaliter auff Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht und der catholischen lan-
den im Westvalischen craiß angesehen, daß erkenne man dießerseits auß
demjenigen, waß dießer jahren hero vorgangen, sehr woll, und were zu
wunschen, daß mans an Kayserlichen hoff so woll apprehendirte, das
kriegswesen dießerend anderst anordnete und solche officiere besteldte,
darzue man ratione religionis et status ein rechtes vertrawen setzen köntte.
Herr graff von Trautmanstorff: Ihre Kayserliche Mayestet hetten den
Lamboi
Vgl. oben [ S. 73 Anm. 10 ] .
itzo zum veldtmarschalcken erklert, und vermainten, derselb
würde bey Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht woll stehen. I. H. G.:
Der Lamboy were Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht untersaß im stifft
Lüttig, und hetten sie denselben erst zum obristen gemacht. Hieltten auch
darfür, er würde sich alles gebührenden respects gegen Ihre Churfürstliche
Durchlaucht gebrauchen, es were aber, wan man, wie es allem ansehen woll
nötig, sich consiliis et viribus recht coniungiren soltte, nothwendig, daß die-
jenige , welche Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht also geringen respect ge-
tragen und mitt denen man propter religionem nit recht verträwlich rheden
köntte, anderwerts emploirt und die ohne das zumaln gantz unnötige und
hochschädliche spesen bey dem commissariat dieser ends einmaln verhüetet
werden möchten. Man wüste, waß ratione autonomiae in puncto grava-
minum vor große und weit außsehende differentien sich bezaigten. Der
generalwachtmeister Sparr hette dießer materi halber gar frey gegen ein
und anderen zu ihme abgeordneten gerehdet und allerhand nachdencken
veruhrsacht. Ihre Kayserliche Mayestet müßte alles dieserends umbstendt-
lich woll erwegen laßen und nothwendig ein andere verordnung machen.
Herr graff von Trautmanstorff: Den sachen were nachzudencken. Der
graff von Schwartzenberg hette den Blumenthall hineingebracht, welcher
sich gleichwohl verlauten ließe, daß er des dienstes gern woltte entlaßen
sein. Demnegst der herr graff angefangen, von den friedenshandlungen zue
rehden, mitt dem vermelden, daß er zue dem schluß guete hoffnung, wan
sich die catholische auff das communicirtes instrumentum pacis nur resol-
virten , mitt deduction der itzigen necessitet, und daß Ihre Kayserliche
Mayestet, indeme sie von allen verlaßen würden, wie ungern sie es auch
sonst thete, sich zue dergleichen resolviren muste. Die protestirende geben
gewisse veranlaßung, daß es ihnnen ernst zum frieden, wie ers dan auch an-
derst nit glauben köntte, indeme man ein und anderen itziger necessitet
nach alsolche satisfaction in particulari geben müßte. Bezeigten sich dabey
übell contentirt zu sein, daß die Hessen Casselische solche newe postulata
gethan. I. H. G.: Den protestirenden were die maaß woll voll gemeßen,
und soltten sie billich den Casselischen nit allein wegen iüngst übergebener
postulaten, sondern bey der in genere zumahln mitt unfueg praetendirter
satisfaction anderst zugesprochen haben. Necessitatem anbelangend,
wadurch man den protestirenden alß zu viell einzuwilligen constringirt
werden soltte, kontte man so eigentlich nit erkennen, weiln Ihre Kayser-
liche Mayestet gleichwoll selbst schreiben und vertröstung geben, daß sie ein
und andere schützen und vertheidigen wollen, auch nit zugeben, daß man
sich mitt dem gegentheill, der einen solchen forthell in dießen landen
erlangt, der contribution halber setzen und vergleichen soltte. Herr
graff von Trautmanstorff: Ihre Kayserliche Mayestet hetten ein schöne
armada wiederumb auff den beinen, wie er dan des graffen Melanders
schreiben, so ihme zukommen, abgeleßen. Würde auch gern einen yeden
schützen wollen. Indeme sie aber von aller churfürsten hülff verlaßen, so
würden sie summam rei nit auff die wapffen setzen, sondern auch ihro so
wenig alß Churcölln und Bayeren zu verdencken sein, daß sie sich auß dem
krieg prächten. Die Spanier weren woll so scrupulos und conscientios alß
andere, gäben gleichwoll die Unyrte Hollendische Provincen und waß die-
selbe occupirt, ad evitandum maius malum religionis et regionis hinwegk.
Ihre Kayserliche Mayestet würden bey dem puncto gravaminum, damit das
gantze catholische weeßen bei itziger separation nit völlig zue grund gienge,
sich der bevorstehender necessitet, wie ungern sie auch woltten,
accomodiren müeßen. [...] – Fürstenrat.
ben auf ihre Anmeldung wegen der Konferenz zur Kontributionsermäßi-
gung geantwortet, wenn Kurköln abdanke und die ksl. Truppen aus seinem
Land entferne, könne auch Hessen die Besatzungen verringern, womit die
hohen Kontributionen von selbst entfielen. Es wird beschlossen, daß die
Deputierten nochmals die Hessen aufsuchen und erklären, man habe ge-
hofft , mit Brandt dieses puncti halber an den endt zu glangen. Wie nun
aber derselbe wieder hinwegk, alß wolten sie vernehmmen, waß dießfals
ihr der Heßischen erklerung sein werde, unnd falß sie abermalß darauff
fallen wurdenn, daß von Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht an die landtt-
gravin nichts were gebracht worden, alstan zu repliciren, daß Ihre Chur-
fürstliche Durchlaucht ihrestheilß dem armistitio gnug gethaen. Von dem-
selben habe die landtgravin allen berichtt, waßgestaldt nemblich die bey-
samenkunfft gegen den elfften dieses anbestimbtt, ad 2. wegen abschaffung
ihrer eigenen und außschaffung der Kayserlichen volcker zu andtworten,
daß Ihre Churfürstliche Durchlaucht sich darzue nicht obligiret, konten
auch pro facto tertii nicht respondiren.
Bericht Buschmanns: Trauttmansdorff hat geäußert, daß er nicht gnugsamb
begreiffen oder zusamenreimen konne, ein jedtwedder ruff umb assistenz
unnd salvation, wan man aber hingegen von einiger hulff sprechen thue,
woll sich niemandts finden laßen. Churtrier, Cölln, Bayeren, Sachsenn und
Brandenburg seyen alle beyseiten gangen, deren exempl nach der Kayser,
weiln das werck ihme allein zu erheben unmüglich und keine ration oder
remonstration dießfals gelten woltte, wurde folgen mußenn. Mitt dem con-
tradiciren wurden sich Ihr Mayestet von ihren landen nicht werden laßen
abtreiben. Er werde, so guet er kon, zum schluß sich bequemen, und wan es
vielleicht die renitirenden etwas harter würde treffen, hetten sie sich selb-
sten , gar aber ihme nicht beyzumeßenn. Es seye ein verblendts ding, gegen-
wertige occasion sey also beschaffenn, daß man den Wrangel, auff den fall
der coniunction, biß in Schweden treiben unnd die religion unnd das reich
auß allen nöhtten rettenn köntte. Und soll ia billich der Kayserlichen reso-
lution , da sie sich nicht allein dieses jahr so starck angegriffen unnd einen
solchen exercitum auff die behn gerichtet, welcher den feyndt unter augen
gehen dörffte, sondern auch Ihre Mayestet in selbst eigener person sich zu
der armada zu begeben willens, dahero er sich so viel weniger alhier könt
noch wolt lenger laßen auffhaltten. Will nächste Woche abreisen. Schlechte
Aussichten für den spanisch-französischen Frieden. Befürchtet in dem für
die nächsten Tage versprochenen französischen Instrument solche grobe
sachen [...], daß auch zum schluß mit dem reich zu glangen keine hoff-
nung . Salvius hat gegenüber Volmar gefordert: 1. Religionsfreiheit und
Einlösbarkeit der Oberpfalz, 2. Restitution der Bergstraße, 3. Autonomie in
den Erblanden, 4. Erledigung der Marburger Sache, 5. Hessische Satisfak-
tion , 6. Befriedigung der Baden-Durlacher Ansprüche. Altenburg hat bei
Anethanus die unbegrenzte Autonomie und Parität in den Reichsstädten
gefordert.
W bei Trauttmansdorff. Dieser ist geneigt, die schwedischen Friedens-
beteuerungen für aufrichtig zu halten, auch den Hessen habe man so viel
geboten, daß sie zumaln kein ursach, sich des kriegs wandelbaren glück
weiters zue underwerffen. W: Dergleichen sincerationes und
contestationes weren öffters geschehen, und dannoch das contrarium sich
im werck allezeitt außgewießen. Es were in dießer materi I. H. G. von
einem sichern ortt, darauff man woll zu trawen, etwas zue handen kom-
men , darauß man die itzo vorgehende consilia und intentiones beßer erken-
nen köntte. Und weiln Ihrer Kayserlichen Maiestet und dem gemeinen
weeßen daran nit wenig glegen, so weren sie eben dießer ursachen halber
mitt ze ihme kommen, ihme solches in confidentia zue offenbaren, dan wan
man nicht anderst zue den sachen thette, alßdan würde in kurtzen der
gantzer Westvalischer craiß verlohren und dem gantzen haubtwerck nit
mehr zu helffen sein, wie sie dan solches particularius und ad longum, ver-
mög ihme nachgehends communicirter abschrifft, auff sein begeren darge-
than
Der Inhalt dieser im Diarium nicht näher spezifizierten Nachricht ist erhalten als
Anlage zu W an Kurbayern 1647 VI 28 ( München II K. schw. 2233): Wiedergabe eines
hessisch-schwedischen Gespräches, wonach die hessischen Satisfaktionsforderungen ener-
gisch zu behaupten, die Kriegsoperationen in Westfalen fortzusetzen, die Kapitel der
Stifter den Protestanten zu öffnen und die Kriegsmaßnahmen so zu treffen seien, daß
man mit Westfalen eine Basis gewinne, die weitere Rücksichten auf die französische
Unterstützung unnötig mache. Vgl. J. Foerster S. 296f.
deß gantzen Westvalischen craißes apprehendirt, mitt dem vermelden, man
würde Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht solches nit vorenthaltten,
sondern nothwendig communiciren müeßen. W: Drängt auf Sukkurs
für Wiedenbrück. Gespräch mit Longueville. Trauttmansdorff: Were
ein billich ding zu gedencken, wie man die stadt Wiedenbrück salviren und
des feinds so schädlichen vorhaben noch vorkommen möchte. Bey dem
Ulmischen armistitio möchte man zwarn guete intention gehabt haben, es
hette aber bißher gar böße effectus veruhrsacht. Ihre Churfürstliche Durch-
laucht zue Cölln hetten wegen der itzigen feindlichen vorhaben, davon I. H.
G. die nachrichtung bekommen, woll auff sich und ihre landen zu mercken.
I. H. G.: Daß es bey dießen so gefehrlichen des feinds vorhaben prin-
cipaliter auff Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht und der catholischen lan-
den im Westvalischen craiß angesehen, daß erkenne man dießerseits auß
demjenigen, waß dießer jahren hero vorgangen, sehr woll, und were zu
wunschen, daß mans an Kayserlichen hoff so woll apprehendirte, das
kriegswesen dießerend anderst anordnete und solche officiere besteldte,
darzue man ratione religionis et status ein rechtes vertrawen setzen köntte.
Herr graff von Trautmanstorff: Ihre Kayserliche Mayestet hetten den
Lamboi
Vgl. oben [ S. 73 Anm. 10 ] .
würde bey Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht woll stehen. I. H. G.:
Der Lamboy were Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht untersaß im stifft
Lüttig, und hetten sie denselben erst zum obristen gemacht. Hieltten auch
darfür, er würde sich alles gebührenden respects gegen Ihre Churfürstliche
Durchlaucht gebrauchen, es were aber, wan man, wie es allem ansehen woll
nötig, sich consiliis et viribus recht coniungiren soltte, nothwendig, daß die-
jenige , welche Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht also geringen respect ge-
tragen und mitt denen man propter religionem nit recht verträwlich rheden
köntte, anderwerts emploirt und die ohne das zumaln gantz unnötige und
hochschädliche spesen bey dem commissariat dieser ends einmaln verhüetet
werden möchten. Man wüste, waß ratione autonomiae in puncto grava-
minum vor große und weit außsehende differentien sich bezaigten. Der
generalwachtmeister Sparr hette dießer materi halber gar frey gegen ein
und anderen zu ihme abgeordneten gerehdet und allerhand nachdencken
veruhrsacht. Ihre Kayserliche Mayestet müßte alles dieserends umbstendt-
lich woll erwegen laßen und nothwendig ein andere verordnung machen.
Herr graff von Trautmanstorff: Den sachen were nachzudencken. Der
graff von Schwartzenberg hette den Blumenthall hineingebracht, welcher
sich gleichwohl verlauten ließe, daß er des dienstes gern woltte entlaßen
sein. Demnegst der herr graff angefangen, von den friedenshandlungen zue
rehden, mitt dem vermelden, daß er zue dem schluß guete hoffnung, wan
sich die catholische auff das communicirtes instrumentum pacis nur resol-
virten , mitt deduction der itzigen necessitet, und daß Ihre Kayserliche
Mayestet, indeme sie von allen verlaßen würden, wie ungern sie es auch
sonst thete, sich zue dergleichen resolviren muste. Die protestirende geben
gewisse veranlaßung, daß es ihnnen ernst zum frieden, wie ers dan auch an-
derst nit glauben köntte, indeme man ein und anderen itziger necessitet
nach alsolche satisfaction in particulari geben müßte. Bezeigten sich dabey
übell contentirt zu sein, daß die Hessen Casselische solche newe postulata
gethan. I. H. G.: Den protestirenden were die maaß woll voll gemeßen,
und soltten sie billich den Casselischen nit allein wegen iüngst übergebener
postulaten, sondern bey der in genere zumahln mitt unfueg praetendirter
satisfaction anderst zugesprochen haben. Necessitatem anbelangend,
wadurch man den protestirenden alß zu viell einzuwilligen constringirt
werden soltte, kontte man so eigentlich nit erkennen, weiln Ihre Kayser-
liche Mayestet gleichwoll selbst schreiben und vertröstung geben, daß sie ein
und andere schützen und vertheidigen wollen, auch nit zugeben, daß man
sich mitt dem gegentheill, der einen solchen forthell in dießen landen
erlangt, der contribution halber setzen und vergleichen soltte. Herr
graff von Trautmanstorff: Ihre Kayserliche Mayestet hetten ein schöne
armada wiederumb auff den beinen, wie er dan des graffen Melanders
schreiben, so ihme zukommen, abgeleßen. Würde auch gern einen yeden
schützen wollen. Indeme sie aber von aller churfürsten hülff verlaßen, so
würden sie summam rei nit auff die wapffen setzen, sondern auch ihro so
wenig alß Churcölln und Bayeren zu verdencken sein, daß sie sich auß dem
krieg prächten. Die Spanier weren woll so scrupulos und conscientios alß
andere, gäben gleichwoll die Unyrte Hollendische Provincen und waß die-
selbe occupirt, ad evitandum maius malum religionis et regionis hinwegk.
Ihre Kayserliche Mayestet würden bey dem puncto gravaminum, damit das
gantze catholische weeßen bei itziger separation nit völlig zue grund gienge,
sich der bevorstehender necessitet, wie ungern sie auch woltten,
accomodiren müeßen. [...] – Fürstenrat.