Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 VI 11
1647 VI 11
Dienstag Wolff
Dr. Johann Jakob Wolff von Todtenwart (1585 – 1657), hessen-darmstädtischer Ge-
sandter , auch Syndikus und Gesandter der Stadt Regensburg. Vgl. ADB XLIV S. 58f.
/Schütz bei W. Bedrängung Darmstadts
durch französische Truppen und Druck zum Abschluß eines Vergleichs mit
Kassel; das Angebot zur Teilung der gerichtlich Darmstadt zuerkannten
Marburger Gebiete haben die Schweden lediglich als Verhandlungsgrund-
lage bezeichnet. Bitte um Unterstützung. W: Hierzu hat auch Kurköln
Befehl gegeben . Wunschte nur, daß man die adaequata media hette, den
gegentheill zue der raison zu bringen, welcher sich bey dem progress seiner
wapffen zue sehr übernehme, ipsam aequitatem et rationem verwürffe und
so gahr die liebe des vatterlands vergeße, wie dan höchlich zu betauren,
daß die Teutsche nit auff sich mercken und noch den exteris helffen
wollen, den statum imperii und die Teutsche libertet gantz zue invertiren
und zue underdrucken. Es were nicht das negocium religionis, son-
dern ipse status regionis et libertatis, darauff man zu mercken
und zue deßen erhalttung billich die Teutsche zusammenhaltten sol-
len . Illi: Sie thetten sich nachmalß gegen I. H. G. der guetten
zuneigung bedancken, und were woll zu beklagen, daß etliche
propter privatum interesse den statum imperii et libertatis Ger-
maniae den exteris dergestaldt prostituirten. Es weren gleichwohl noch
getrewe patrioten, welche secundum fundamentales leges imperii den
sachen gern abgeholffen sähen und pro conservando statu imperii ihre con-
silia getrewlich anwendeten. Es were aber leyder so weith kommen, daß
andere deren vota und consilia den exteris referirten, und die Schwedische
einige vorgefördert, denselben wegen desjenigen, was sie votirt, gar hart
zugesprochen, sie woltten ihre herrn und sie particulariter für feynde halt-
ten und es an ihrem leib, guett und bluth suchen, wan sie bey alsolchen
consiliis bestehen würden. Alßo nehme man auch nunmehr libertatem voto-
rum , und ließe sich das werck woll gefehrlich ansehen. I. H. G.: Eben
wegen dergleichen procedeuren soltten alle getrewe Teutsche patrioten ein
hertz ergreiffen und mitt einmütigem gleichen zuthuen einem alsolchen
unleidlichen dominat und oppression wiedersetzen, auch das Teutschland
von einer solchen schmach und iniuri retten. Illi: Es were ein beschwer-
lich und betawrlicher zustand, und weren bey so verscheidenen absehen
und intention dem werck nicht woll zu helffen. Ihrestheilß woltten sie gern
beförderen helffen, wiewohl ihnen offt vorgerückt würde, ihr herr hette
beym Kayser gehaltten, er soltte nun bey demselben klagen und hülff
suchen. I. H. G.: Dergleichen exprobrationes und insulationes würden
die altte Teutsche woll nit haben leiden können, sondern einander beßer
darin beigestanden haben. Man hette Gott zu bitten, daß doch chur-,
fürsten und stend ihr unglück bey zeitten noch apprehendiren und zue
deßen abwendung zusammentretten und bey einander stehen möchten.
Illi: Ihr gnediger fürst hette sein gantzes vertrawen auff Gott gesetzet,
der hoffnung, es würde seine Gottliche allmacht noch ein mittell schicken,
daß die gerechtigkeitt manutenirt werden möchte. Die Casselische beklag-
tten sich mitt unfuegen, daß sie zue dem vergleich mitt Darmstatt gezwun-
gen , itzo giengen sie aber woll anders mitt Darmstatt umb, und gedächten
nicht zuruck, waß hiernegst darauß endstehen köntte, weyln sie den wegk
selbst zue einer enderung und revocation gezeigtt. Militärische Lage Darm-
stadts . Alß nun weiters de tractatu pacis et puncto satisfactionis Sueci-
cae discursus vorgefallen, haben die Darmbstettische ein große displicenz
bezeigt, daß man die ertz- und stiffter dergestaldt saecularisiren woltte,
wabey der Dr. Schütz mitt einem sonderlichen eyffer die grewliche
execrationes et maledictiones, welche die fundatores gegen dergleichen pro-
cedeuren gesetzet, apprehendirt, mitt dem vermelden, man hette gleichwohl
solche nicht zu verwindtschlagen und alßo wenig zu achten, und were eben
dießes ein ursach, warumb die fürstlich Darmbstettische lini niemals der-
gleichen ertz- und stiffter affectirt, und ist bey dießem discursu, und wie
nötig es seye, daß die stende pro conservatione status et libertatis zusam-
menhaltten möchten, der abschied genohmmen.
Lamberg/Krane bei W. Seit ihrer Ankunft noch kein Treffen mit den
Schweden. Protokollfragen. Gegensatz Oxenstierna – Salvius. W: Ge-
spräch mit den Darmstädtern . Der modus agendi et procedendi cum ipsa
intentione Suecorum, welche die Teutsche zu bestendigkeitt mitt befördern,
ist allerseits beklagtt, und haben die herrn Kayserliche, welchergestaldt der
Salvius nur seinen spott mitt den sachen triebe, erwehnet und dabey ange-
zeigt , daß in religionssachen er dergestaldt rhedde, daß man keine religion
bey ihnnen finden könne, sondern mehrers pro atheo zu haltten habe. Und
ob er zwarn professionem Lutheranismi mache, so fange er doch nunmehr
ahn, den Calvinischen starck zue favorisiren, und brauchten sie die Schwe-
dische allerhandt practicquen, dan dießes, dan jenes sich anzunehmmen,
daß sie dardurch ein groß guett zusahmenbrächten. [...] Herrisches Auf-
treten der Schweden.
Mitteilung an Trauttmansdorff: Nachrichten vom Übergang der Stadt,
vielleicht auch des Schlosses Fürstenau . [...] Bitte um weitere Bemühungen
betreffs Restitution , mit deren versicherung, daß sie einmahl dergestaldt
lenger nit sich alhier verfolgen unnd despectiren laßen könten, sondern
wurden sie nohtwendig gegen ihren willen gezwungen, auf nit erfolgenden
remediirungsfall andere resolution sowoll ihrer person halber alß sonsten zu
nehmmen. Trauttmansdorff: [...] Zu hoffen, daß zumindest das Schloß
sich bis zum Eintreffen von Sukkurs hält . Sie hetten bey den Schweden
angedeutteter maßen dieses werck dergestaldt eiferig repraesentirt und
geandet, daß es fast mehrer nit geschehen können, woltens auch gehöriger
öhrten noch weiters zu thuenn nit unterlaßen, thet I. H. G. gewiß versiche-
ren , daß Ihre Kayserliche [Majestät] dieselbige nit laßen, sondern aller mug-
lichkeit nach ihr assistiren und sie fur unpillichem gewaldt retten und schut-
zen wurden. Auf den Einwand, daß W mit dieser nur generalen und zu ihrem
desiderio in hoc praegnanti nit zulangenden resolution nicht friedtlich sein
werde, antwortet Trauttmansdorff , daß er den sachen beßers wolte nach-
dencken , mit ubrigen Kayserlichen morgen darauß communiciren und
sehen wolten, wie dem werck zu thuen, unterdeßen nachmaln versiche-
rendt , daß Ihre Kayserliche Maiestet I. H. G. nicht laßen wurden.
Mitteilung davon an Krane. Bitte um Beförderung der Sache bei Trautt-
mansdorff . Krane: W möge sich auch an Peñaranda wenden, der sicher
die Ksl. antreiben wird.
Dr. Johann Jakob Wolff von Todtenwart (1585 – 1657), hessen-darmstädtischer Ge-
sandter , auch Syndikus und Gesandter der Stadt Regensburg. Vgl. ADB XLIV S. 58f.
durch französische Truppen und Druck zum Abschluß eines Vergleichs mit
Kassel; das Angebot zur Teilung der gerichtlich Darmstadt zuerkannten
Marburger Gebiete haben die Schweden lediglich als Verhandlungsgrund-
lage bezeichnet. Bitte um Unterstützung. W: Hierzu hat auch Kurköln
Befehl gegeben . Wunschte nur, daß man die adaequata media hette, den
gegentheill zue der raison zu bringen, welcher sich bey dem progress seiner
wapffen zue sehr übernehme, ipsam aequitatem et rationem verwürffe und
so gahr die liebe des vatterlands vergeße, wie dan höchlich zu betauren,
daß die Teutsche nit auff sich mercken und noch den exteris helffen
wollen, den statum imperii und die Teutsche libertet gantz zue invertiren
und zue underdrucken. Es were nicht das negocium religionis, son-
dern ipse status regionis et libertatis, darauff man zu mercken
und zue deßen erhalttung billich die Teutsche zusammenhaltten sol-
len . Illi: Sie thetten sich nachmalß gegen I. H. G. der guetten
zuneigung bedancken, und were woll zu beklagen, daß etliche
propter privatum interesse den statum imperii et libertatis Ger-
maniae den exteris dergestaldt prostituirten. Es weren gleichwohl noch
getrewe patrioten, welche secundum fundamentales leges imperii den
sachen gern abgeholffen sähen und pro conservando statu imperii ihre con-
silia getrewlich anwendeten. Es were aber leyder so weith kommen, daß
andere deren vota und consilia den exteris referirten, und die Schwedische
einige vorgefördert, denselben wegen desjenigen, was sie votirt, gar hart
zugesprochen, sie woltten ihre herrn und sie particulariter für feynde halt-
ten und es an ihrem leib, guett und bluth suchen, wan sie bey alsolchen
consiliis bestehen würden. Alßo nehme man auch nunmehr libertatem voto-
rum , und ließe sich das werck woll gefehrlich ansehen. I. H. G.: Eben
wegen dergleichen procedeuren soltten alle getrewe Teutsche patrioten ein
hertz ergreiffen und mitt einmütigem gleichen zuthuen einem alsolchen
unleidlichen dominat und oppression wiedersetzen, auch das Teutschland
von einer solchen schmach und iniuri retten. Illi: Es were ein beschwer-
lich und betawrlicher zustand, und weren bey so verscheidenen absehen
und intention dem werck nicht woll zu helffen. Ihrestheilß woltten sie gern
beförderen helffen, wiewohl ihnen offt vorgerückt würde, ihr herr hette
beym Kayser gehaltten, er soltte nun bey demselben klagen und hülff
suchen. I. H. G.: Dergleichen exprobrationes und insulationes würden
die altte Teutsche woll nit haben leiden können, sondern einander beßer
darin beigestanden haben. Man hette Gott zu bitten, daß doch chur-,
fürsten und stend ihr unglück bey zeitten noch apprehendiren und zue
deßen abwendung zusammentretten und bey einander stehen möchten.
Illi: Ihr gnediger fürst hette sein gantzes vertrawen auff Gott gesetzet,
der hoffnung, es würde seine Gottliche allmacht noch ein mittell schicken,
daß die gerechtigkeitt manutenirt werden möchte. Die Casselische beklag-
tten sich mitt unfuegen, daß sie zue dem vergleich mitt Darmstatt gezwun-
gen , itzo giengen sie aber woll anders mitt Darmstatt umb, und gedächten
nicht zuruck, waß hiernegst darauß endstehen köntte, weyln sie den wegk
selbst zue einer enderung und revocation gezeigtt. Militärische Lage Darm-
stadts . Alß nun weiters de tractatu pacis et puncto satisfactionis Sueci-
cae discursus vorgefallen, haben die Darmbstettische ein große displicenz
bezeigt, daß man die ertz- und stiffter dergestaldt saecularisiren woltte,
wabey der Dr. Schütz mitt einem sonderlichen eyffer die grewliche
execrationes et maledictiones, welche die fundatores gegen dergleichen pro-
cedeuren gesetzet, apprehendirt, mitt dem vermelden, man hette gleichwohl
solche nicht zu verwindtschlagen und alßo wenig zu achten, und were eben
dießes ein ursach, warumb die fürstlich Darmbstettische lini niemals der-
gleichen ertz- und stiffter affectirt, und ist bey dießem discursu, und wie
nötig es seye, daß die stende pro conservatione status et libertatis zusam-
menhaltten möchten, der abschied genohmmen.
Lamberg/Krane bei W. Seit ihrer Ankunft noch kein Treffen mit den
Schweden. Protokollfragen. Gegensatz Oxenstierna – Salvius. W: Ge-
spräch mit den Darmstädtern . Der modus agendi et procedendi cum ipsa
intentione Suecorum, welche die Teutsche zu bestendigkeitt mitt befördern,
ist allerseits beklagtt, und haben die herrn Kayserliche, welchergestaldt der
Salvius nur seinen spott mitt den sachen triebe, erwehnet und dabey ange-
zeigt , daß in religionssachen er dergestaldt rhedde, daß man keine religion
bey ihnnen finden könne, sondern mehrers pro atheo zu haltten habe. Und
ob er zwarn professionem Lutheranismi mache, so fange er doch nunmehr
ahn, den Calvinischen starck zue favorisiren, und brauchten sie die Schwe-
dische allerhandt practicquen, dan dießes, dan jenes sich anzunehmmen,
daß sie dardurch ein groß guett zusahmenbrächten. [...] Herrisches Auf-
treten der Schweden.
Mitteilung an Trauttmansdorff: Nachrichten vom Übergang der Stadt,
vielleicht auch des Schlosses Fürstenau . [...] Bitte um weitere Bemühungen
betreffs Restitution , mit deren versicherung, daß sie einmahl dergestaldt
lenger nit sich alhier verfolgen unnd despectiren laßen könten, sondern
wurden sie nohtwendig gegen ihren willen gezwungen, auf nit erfolgenden
remediirungsfall andere resolution sowoll ihrer person halber alß sonsten zu
nehmmen. Trauttmansdorff: [...] Zu hoffen, daß zumindest das Schloß
sich bis zum Eintreffen von Sukkurs hält . Sie hetten bey den Schweden
angedeutteter maßen dieses werck dergestaldt eiferig repraesentirt und
geandet, daß es fast mehrer nit geschehen können, woltens auch gehöriger
öhrten noch weiters zu thuenn nit unterlaßen, thet I. H. G. gewiß versiche-
ren , daß Ihre Kayserliche [Majestät] dieselbige nit laßen, sondern aller mug-
lichkeit nach ihr assistiren und sie fur unpillichem gewaldt retten und schut-
zen wurden. Auf den Einwand, daß W mit dieser nur generalen und zu ihrem
desiderio in hoc praegnanti nit zulangenden resolution nicht friedtlich sein
werde, antwortet Trauttmansdorff , daß er den sachen beßers wolte nach-
dencken , mit ubrigen Kayserlichen morgen darauß communiciren und
sehen wolten, wie dem werck zu thuen, unterdeßen nachmaln versiche-
rendt , daß Ihre Kayserliche Maiestet I. H. G. nicht laßen wurden.
Mitteilung davon an Krane. Bitte um Beförderung der Sache bei Trautt-
mansdorff . Krane: W möge sich auch an Peñaranda wenden, der sicher
die Ksl. antreiben wird.