Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 IV 9
1647 IV 9
Dienstag W bei d’Avaux. Gratulation zur guten Wendung
in den spanischen Verhandlungen, zu deren Abschluß wohl d’Avaux’
Gegenwart nötig sei. D’Avaux: Bestätigt, daß die sachen in gar
guetten terminis; wegen seiner Abreise müsse er sich auch etwas nach den
hiesigen handlungen schicken. W: Gestriges Schreiben Chigis, auf das
Trauttmansdorff erklärt hat, daß er nunmehr bestendiger würde ratione
autonomiae und der stiffter negociiren können. D’Avaux: Des herrn
nuncii schreiben machte ihme guette hoffnung, daß man zum schluß kom-
men würde, weyln er noch niemalß alsolche versicherte vertröstung von
sich geben, wamitt der Venetus etliche mahl geirret. Waß der nuncius seiner
hinüberkunfft halber andeutete, deßwegen woltte er sehen, wie die sachen
zue disponiren, damitt es balden geschehen köntte, der zuversicht, es würde
sich das werck mitt den Spanischen zue Münster völlig adiustiren laßen.
I. H. G.: Der herr nuncius, wie er auß dem schreiben ersehen, begerte gar
hoch, daß sie ihnen zue der hinüberrayß mitt permoviren möchten, dero-
wegen sie dan auch woltten gebetten haben, weyln durch alsolchen frieden-
schluß der catholischen religion ein großer von ihme selbsten woll erkand-
ter nützen und vorthell cum evitatione maioris damni zuwachßen kan.
Trauttmansdorff ist wegen Erkrankung Volmars jetzt selbst bei den
Schweden und hat versichert, wegen Osnabrück und der Autonomie nicht
zu weichen, nachdem der spanische Frieden ihm Bewegungsfreiheit gebe.
Wegen Minden wird er auf der Alternation bestehen und, wenn man bis
dahin nicht weiterkommt, Donnerstag abreisen. Auf sein Ersuchen bittet
W, daß d’Avaux itzo auch nicht allein seine guette officia einwende,
sondern auch den Schweden und protestirenden die erklerung thuen
möchte, daß Franckreich seine subsidia an volck und geld der cron
Schweden zue alsolchen kriegscontinuation würcklich zu endziehen end-
schloßen , und sie also von ihrem vorhaben zue dehortiren, welches umb so
viell demehr nötiger, weyln bey der gestriger conferenz, da der protestiren-
den deputirte dabey geweßen, omnibus audientibus der herr Salvius öffent-
lich gesagtt, alß wan er comte d’Avaux zuefrieden und nachgebe, daß der
stifft Oßnabruck den protestirenden zugeeignet werden soltte. Wegen der
Franzosischen assistenz endziehung hette er gleichfalß spöttlich gerehdet,
daß Schweden der cron Franckreich hülff und assistenz nit vonnöten, und
die sachen woll selbst zu behaubtten getrawten. Comte d’Avaux: Er
vernehme gern, daß der herr graff von Trautmanstorff mitt alsolcher
guetter resolution bey der heuttiger conferenz sich erzeigt und, wan wegen
des schlußes nicht zu richten, sich nacher Münster geben würde, und würde
man alda mehrern nützen zue völliger richtung des Spanischen friedens
schaffen, indeme er sowohl den Franzosischen alß Spanischen zusprechen
köntte, wie er dan auch seine zuruckraiß nacher Münster auff solchem fall
maturiren würde. Des Salvii rheden müßte er lachen, dan er seine resolu-
tion viell anderst von ihme eingenohmmen. Woltte auch ihnen Schweden
und den protestirenden des von Trautmanstorffs begeren nach zusprechen
und die vom königlichen hoff in handen habende erklerung und befelch
enddecken. I. H. G.: Die protestirende weren dießen morgen auch
beym graffen von Trautmanstorff geweßen
Vgl. J. G. Meiern IV S. 171ff.
, denen er dan auch recht
zuzusprechen sich vorgenohmmen. Und wan man also die concerto pari
passu vortgienge, so möchten die sachen zum beßeren stand zu bringen sein,
ihnen dabenebenst ersuchend, er woltte doch dem graffen von Wittgenstein
auch die unbefuegsambkeitt und unbilligkeitt, warauff man an seiten der
protestirenden bestünde, recht expliciren. Comte d’Avaux: Er woltte
die glegenheit in acht nehmmen und bey allen vorfallenden occasiones sein
bestes thuen. [...]
Bayern bei W. Gespräche mit Trauttmansdorff und d’Avaux, Schreiben
Chigis. Krebs: Wenn der Frieden zwischen Frankreich und Spanien zu-
stande kommt, sey darzu die einzige ursach particulares tractatus ihres
gnädigsten herrn, dan dadurch den Spaniern zum abtrucken anlaß geben
worden. W: Wan der fried seine richtigkeit zwischen Spanien und
Franckreich hette, consequenter darauf bald mit dem reich bekeme, würde
Churbayern lieber wollen, daß die particulareinlaßung verplieben.
Sagte der Krebs repetendo priora, daß solcher schluß effectus primus
tractationis Bavaricae seye, daß Churbayern damit anderst nichts alß alles
gutes intendiret und zum ersten salutem religionis et rei publicae vor augen
gehabt, waruber folgendts hinc inde de consequentiis undt welcher gestalt
re cum protestantibus composita auf ubriger puncten adiustirung zu treiben
geredet. Dabei äußert Krebs, daß vor Ratifikation und Durchführung
des Friedens der Kongreß aufzulösen sei, während W zur Klärung etwaiger
Zweifel und zur Auswechslung der Ratifikationen den Verbleib zumindest
eines Teiles der Gesandten für nötig hält. Bayern: Gegenüber Thumbs-
hirn haben sie die Autonomie und Abtretung Osnabrücks abgelehnt und
vor einer Verbindung der Katholiken mit den Franzosen gewarnt. Zur
Abreise von d’Avaux besteht Krebs darauf, daß zumindest die Pfälzer
Artikel vorher unterzeichnet sein müssen, notfalls unter Verschiebung der
Unterpfälzer Religionsfrage und der Regelung über die Bergstraße. Hierin
wird die Kölner Unterstützung zugesagt, während die Bayern versprechen,
wegen Minden und Osnabrück keine weiteren Zugeständnisse zuzugeben.
Bericht Buschmanns: Trauttmansdorff hat den Protestanten heute die
Autonomie in den Erblanden wieder abgeschlagen und angedeutet, daß der
Kaiser es eher auf einen neuen Krieg mit Schweden ankommen lassen
werde. In der Konferenz mit Salvius hat Trauttmansdorff wegen Osna-
brück abgelehnt, worauf von der Gegenseite eine Geldentschädigung für W
vorgeschlagen wurde, da man das Stift für die Entschädigungen brauche.
Trauttmansdorff hat geantwortet, von den Prätendenten sei Brandenburg
genug entschädigt, Bremen habe keine Ansprüche, zumal Dänemark schon
den Glückstädter Zoll und Pinneberg habe, Braunschweig könne allein aus
dem Besitz von Kanonikaten kein Recht auf Halberstadt herleiten und
allenfalls eines der Schaumburger Ämter erhalten. Als Salvius von der
Abtretung Osnabrücks den Frieden abhängig machte, hat Trauttmansdorff
geantwortet, dann müsse man es auf weiteren Krieg ankommen lassen, wie
wenig der Kaiser ihn auch wolle. Auch die Autonomie in den Erblanden
hat Trauttmansdorff wieder völlig verworfen. Nach Hinzutritt der Bayern
wurde über die Pfalzfrage gesprochen, wobei die Bayern auf schnellen
Abschluß drangen, während Trauttmansdorff für eine gleichzeitige Rege-
lung wegen der Bergstraße und der Unterpfälzer Religionsfrage war.
W: Buschmann soll Trauttmansdorff erinnern, daß ia wegen Minden
weitter nicht gangen, 2. in der graffschafft Schaumburg die 7 oder
8 closter conservirt und 3. die Schaumburgische ämbter anderst nit alß
lehenruhrig von der kirchen und dem dhombcapitul möchten vergeben
werden; soll ein gerade eingetroffenes Schreiben Chigis an Trauttmans-
dorff mitteilen.
Plettenberg bei W. Verabschiedung . – Schreiben Chigis . – Schreiben an
Chigi .
in den spanischen Verhandlungen, zu deren Abschluß wohl d’Avaux’
Gegenwart nötig sei. D’Avaux: Bestätigt, daß die sachen in gar
guetten terminis; wegen seiner Abreise müsse er sich auch etwas nach den
hiesigen handlungen schicken. W: Gestriges Schreiben Chigis, auf das
Trauttmansdorff erklärt hat, daß er nunmehr bestendiger würde ratione
autonomiae und der stiffter negociiren können. D’Avaux: Des herrn
nuncii schreiben machte ihme guette hoffnung, daß man zum schluß kom-
men würde, weyln er noch niemalß alsolche versicherte vertröstung von
sich geben, wamitt der Venetus etliche mahl geirret. Waß der nuncius seiner
hinüberkunfft halber andeutete, deßwegen woltte er sehen, wie die sachen
zue disponiren, damitt es balden geschehen köntte, der zuversicht, es würde
sich das werck mitt den Spanischen zue Münster völlig adiustiren laßen.
I. H. G.: Der herr nuncius, wie er auß dem schreiben ersehen, begerte gar
hoch, daß sie ihnen zue der hinüberrayß mitt permoviren möchten, dero-
wegen sie dan auch woltten gebetten haben, weyln durch alsolchen frieden-
schluß der catholischen religion ein großer von ihme selbsten woll erkand-
ter nützen und vorthell cum evitatione maioris damni zuwachßen kan.
Trauttmansdorff ist wegen Erkrankung Volmars jetzt selbst bei den
Schweden und hat versichert, wegen Osnabrück und der Autonomie nicht
zu weichen, nachdem der spanische Frieden ihm Bewegungsfreiheit gebe.
Wegen Minden wird er auf der Alternation bestehen und, wenn man bis
dahin nicht weiterkommt, Donnerstag abreisen. Auf sein Ersuchen bittet
W, daß d’Avaux itzo auch nicht allein seine guette officia einwende,
sondern auch den Schweden und protestirenden die erklerung thuen
möchte, daß Franckreich seine subsidia an volck und geld der cron
Schweden zue alsolchen kriegscontinuation würcklich zu endziehen end-
schloßen , und sie also von ihrem vorhaben zue dehortiren, welches umb so
viell demehr nötiger, weyln bey der gestriger conferenz, da der protestiren-
den deputirte dabey geweßen, omnibus audientibus der herr Salvius öffent-
lich gesagtt, alß wan er comte d’Avaux zuefrieden und nachgebe, daß der
stifft Oßnabruck den protestirenden zugeeignet werden soltte. Wegen der
Franzosischen assistenz endziehung hette er gleichfalß spöttlich gerehdet,
daß Schweden der cron Franckreich hülff und assistenz nit vonnöten, und
die sachen woll selbst zu behaubtten getrawten. Comte d’Avaux: Er
vernehme gern, daß der herr graff von Trautmanstorff mitt alsolcher
guetter resolution bey der heuttiger conferenz sich erzeigt und, wan wegen
des schlußes nicht zu richten, sich nacher Münster geben würde, und würde
man alda mehrern nützen zue völliger richtung des Spanischen friedens
schaffen, indeme er sowohl den Franzosischen alß Spanischen zusprechen
köntte, wie er dan auch seine zuruckraiß nacher Münster auff solchem fall
maturiren würde. Des Salvii rheden müßte er lachen, dan er seine resolu-
tion viell anderst von ihme eingenohmmen. Woltte auch ihnen Schweden
und den protestirenden des von Trautmanstorffs begeren nach zusprechen
und die vom königlichen hoff in handen habende erklerung und befelch
enddecken. I. H. G.: Die protestirende weren dießen morgen auch
beym graffen von Trautmanstorff geweßen
Vgl. J. G. Meiern IV S. 171ff.
zuzusprechen sich vorgenohmmen. Und wan man also die concerto pari
passu vortgienge, so möchten die sachen zum beßeren stand zu bringen sein,
ihnen dabenebenst ersuchend, er woltte doch dem graffen von Wittgenstein
auch die unbefuegsambkeitt und unbilligkeitt, warauff man an seiten der
protestirenden bestünde, recht expliciren. Comte d’Avaux: Er woltte
die glegenheit in acht nehmmen und bey allen vorfallenden occasiones sein
bestes thuen. [...]
Bayern bei W. Gespräche mit Trauttmansdorff und d’Avaux, Schreiben
Chigis. Krebs: Wenn der Frieden zwischen Frankreich und Spanien zu-
stande kommt, sey darzu die einzige ursach particulares tractatus ihres
gnädigsten herrn, dan dadurch den Spaniern zum abtrucken anlaß geben
worden. W: Wan der fried seine richtigkeit zwischen Spanien und
Franckreich hette, consequenter darauf bald mit dem reich bekeme, würde
Churbayern lieber wollen, daß die particulareinlaßung verplieben.
Sagte der Krebs repetendo priora, daß solcher schluß effectus primus
tractationis Bavaricae seye, daß Churbayern damit anderst nichts alß alles
gutes intendiret und zum ersten salutem religionis et rei publicae vor augen
gehabt, waruber folgendts hinc inde de consequentiis undt welcher gestalt
re cum protestantibus composita auf ubriger puncten adiustirung zu treiben
geredet. Dabei äußert Krebs, daß vor Ratifikation und Durchführung
des Friedens der Kongreß aufzulösen sei, während W zur Klärung etwaiger
Zweifel und zur Auswechslung der Ratifikationen den Verbleib zumindest
eines Teiles der Gesandten für nötig hält. Bayern: Gegenüber Thumbs-
hirn haben sie die Autonomie und Abtretung Osnabrücks abgelehnt und
vor einer Verbindung der Katholiken mit den Franzosen gewarnt. Zur
Abreise von d’Avaux besteht Krebs darauf, daß zumindest die Pfälzer
Artikel vorher unterzeichnet sein müssen, notfalls unter Verschiebung der
Unterpfälzer Religionsfrage und der Regelung über die Bergstraße. Hierin
wird die Kölner Unterstützung zugesagt, während die Bayern versprechen,
wegen Minden und Osnabrück keine weiteren Zugeständnisse zuzugeben.
Bericht Buschmanns: Trauttmansdorff hat den Protestanten heute die
Autonomie in den Erblanden wieder abgeschlagen und angedeutet, daß der
Kaiser es eher auf einen neuen Krieg mit Schweden ankommen lassen
werde. In der Konferenz mit Salvius hat Trauttmansdorff wegen Osna-
brück abgelehnt, worauf von der Gegenseite eine Geldentschädigung für W
vorgeschlagen wurde, da man das Stift für die Entschädigungen brauche.
Trauttmansdorff hat geantwortet, von den Prätendenten sei Brandenburg
genug entschädigt, Bremen habe keine Ansprüche, zumal Dänemark schon
den Glückstädter Zoll und Pinneberg habe, Braunschweig könne allein aus
dem Besitz von Kanonikaten kein Recht auf Halberstadt herleiten und
allenfalls eines der Schaumburger Ämter erhalten. Als Salvius von der
Abtretung Osnabrücks den Frieden abhängig machte, hat Trauttmansdorff
geantwortet, dann müsse man es auf weiteren Krieg ankommen lassen, wie
wenig der Kaiser ihn auch wolle. Auch die Autonomie in den Erblanden
hat Trauttmansdorff wieder völlig verworfen. Nach Hinzutritt der Bayern
wurde über die Pfalzfrage gesprochen, wobei die Bayern auf schnellen
Abschluß drangen, während Trauttmansdorff für eine gleichzeitige Rege-
lung wegen der Bergstraße und der Unterpfälzer Religionsfrage war.
W: Buschmann soll Trauttmansdorff erinnern, daß ia wegen Minden
weitter nicht gangen, 2. in der graffschafft Schaumburg die 7 oder
8 closter conservirt und 3. die Schaumburgische ämbter anderst nit alß
lehenruhrig von der kirchen und dem dhombcapitul möchten vergeben
werden; soll ein gerade eingetroffenes Schreiben Chigis an Trauttmans-
dorff mitteilen.
Plettenberg bei W. Verabschiedung . – Schreiben Chigis . – Schreiben an
Chigi .