Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 III 25
1647 III 25
Montag Ernst bei W. Aus dem letzten Schreiben Kur-
bayerns zu ersehen, daß die Ulmer Verhandlungen noch nicht geschloßen,
sonsten daß die intention dahin gangen, possideatis uti possidetis, warzu
aber die Schwedische nicht verstehen wollen, soviel aber sich vermercken
laßen, daß es anfangs nicht wurden haben außgeschlagen, gehe principa-
liter auff abtrett- und evacuirung etlicher plätz, und daß darinnen Ihrer
Churfürstlichen Durchlaucht, auch I. H. G. erz- und stiffter mit einge-
schloßen werden solten. Trauttmansdorff behauptet ohne nähere Einzel-
heiten , der Schluß sei schon getroffen; Unzufriedenheit der Ksl. Auf Nach-
fragen Ws: Es bleibt in der Pfalzsache bei dem geplanten Schritt. W:
Fürchtet, daß es von den Altenburg- und Weimarischen auf ein anders
angesehen und wol mehrer zu schad alß nutzen fur Churbayern kommen
dörffte. Ernst: Es wurden die acatholici alß der Altenburg-, Weyma-
risch , Culenbachisch, Wirttenbergisch und dem mehrere in favorem votiren
und man alßdan catholicis accedentibus die maiora wol machen konnen.
Dagegen vermeldt, man habe zu besorgen, die maiora dorfften von jener
seitthen nicht acceptirt werden, sondern dahin gehen, daß man sich under-
einander gutlich werde vergleichen müßen.
Bericht Buschmanns: Trauttmansdorff läßt mitteilen, daß er I. H. G.
lenger nit pergen kondt, daß die Schweden uber alle maßen starck auf dem
stifft Oßnabruck bestehen thetten, und habe der Salvius noch gestern hoch
sich verschwohren, daß sie davon nimmer würden abstehen, die coron
mache punctum d’honore darauß, die Franzosen möchten thun, was sie
wolten, Schwedische würden doch nicht weichen und solten auch darüber
einander, wie die formalia gewesen, in die haar kommen. Was sie Kayser-
liche durch den herrn graffen von Naßaw bey den herrn mediatorn
begeren laßen, seye allerseitz verrichtet, hetten aber von Franzosischen
keinen andern bescheid bekommen, alß daß sie davon nacher Pariß refe-
riren und resolution erwartten wolten. Nun kehm ihm diß werckh sehr
wunderlich vor, da sie erst vor wenig den secretarium Prefontain, wie vor-
geben , mit instruction ratione der stiffter nacher Pariß geschickt und auß
deßen relation wissen wurden, was die coron resolvirt. Diß sey nur zuruck-
halten und das zu treniren, wiste nicht, was darzu sagen solt. Interim
erfordere die höchste noht, mit den sachen ahn ein end zu kommen. Er
canzler hab darauff nachmaln der sachen hochste unpillichkeit, und [ daß ] die
Schweden ia zu den stifftern den geringsten fueg nicht hetten, [ remon-
striert ]. Welches der herr graff von Trautmanstorff mehr dan wahr zu
sein contestirt, benebenst aber vermeldet, er ließe einen yeden selbst
iudiciren, wan die Schweden darauf, wie sie thetten, bestunden und die
Franzosen nicht andere resolution nehmen, was zu thun und warauf er die
negativam fundiren kont, da die sachen zu Ulm also vulnerirt und dadurch
man dieser seiths disarmirt. Alldort seyen diese stiffter in effectu vergeben,
der Kayser hab kein schuld darahn. Er canzler hab ferner urgirt, er mochte
doch das werck noch so lang suspendiren, biß der d’Avaux von Munster
wieder zuruckkommen, verhofft der schluß zwischen Spanien undt Franck-
reich , wan sichs dazu also, wie verlauttet, thette anschicken, wurde all
diesen difficulteten leichter abzuhelffen sein. Dabey ihm zu gemuth
gefuhrt, weyln es ahn dem haffte, daß die Franzosen dem instrumento
wegen nitleistung assistenz ratione Portugall einverleibt haben wolten, ob
dan nicht beßer, cum rem iam habeant, auch die wortt zu concediren, alß
das werck ganz zum auffstoß kommen zu laßen. Welches dem herrn
graffen nit ubel were eingangen, begehrend, daß I. H. G. auch dergleichen
rationem in ihrem schreiben nacher Munster gebrauchen möchten. Weit-
ters meldete der canzler Buschmann, daß die Kayserliche uber die maß
ungehalten wegen der Ulmischen tractaten, und scheine daher, daß sie
wurden einwilligen, was vor nimmer gedacht, wurden auch des religion-
wesens halber in den erblanden sich mehrers weißen laßen. Hernegst zeigte
der canzler Buschman ferner auff begehren des herrn graffen von Traut-
manstorff ahn, daß die Schwedische nunmehr auch durchauß und starck
auff der Hessen Casselischen satisfaction bestunden und zwarn, daß solche
nicht ahn geld sondern land und leuthen abzuführen.
Leerodt bei W: Ankündigung des Besuches La Courts. – W bei Volmar.
Gibt unter Bezugnahme auf das gestrige Gespräch Trauttmansdorffs mit
Salvius zu bedenken, waß Ihrer Kayserlichen Majestät und dero hoch-
loblichem ertzhauß darauß übelß endstehen köntte, wan bey den
catholischen stiffteren nicht steiff und fest haltten und deren conser-
vation behaubten woltten. Es hetten die theologi bey ihrem gegebenen
guettachten pro ratione ihres conclusi dieses mitt angezogen, daß Ihre
Kayserliche Maiestet tam periculoso rerum statu den protestirenden in
denen von ihnnen gesetzten punctis nachgeben möchten, damitt man
die stiffter salvirte. Wan nun selbige auch soltten hinwegk gehen, so
würde ipsa ratio concludendi cessiren und das werck wedder quoad
conscientiam et statum publicum zue salviren sein. Volmar: Kehme
ihme das werck umb so viell beschwerlicher vor, weyln Ihre
Kayserliche Maiestet nunmehr von Churbayern verlaßen und derselbe
einen so gefehrlichen schluß mitt den Franzosischen und Schwedischen
gemacht. Wan dan andere auch Ihrer Kayserlichen Maiestet nicht helffen
kontten noch woltten, so würde ihro das werck allein zu erheben gar zu
schwer fallen. I. H. G.: Von den Churbayerischen tractaten würde viell
spargirt, sie woltten aber nicht hoffen, daß es damitt also gefehrlich, und
würde Churbayern Ihre Kayserliche Maiestet noch die catholische religion
bey diesem interesse der stiffter nit verlaßen; noch mit der letzten Post
hat Kurbayern weitere Unterstützung für Minden/Osnabrück zugesagt.
Nebenst diesem köntte man auch a parte Caesaris nit sagen, daß man Ihre
Kayserliche Maiestet verließe und gar nit helffen woltte, da doch die
stiffter alles so getrewlich zue Ihrer Maiestet dienst auffgesetzet und dabey
noch heutigen thags festiglich continuirten. Zudeme hette der comte
d’Avaux, wie ihme bewust, alsolche guette resolution von Paryß bekom-
men , daß sie die Franzosische plenipotentiarii, waß der stiffter conser-
vation angehet, mitt den Kayserlichen in allem haltten wollen, sie auch
derentwegen zur standhafftigkeit animirten. Um das anzudeuten, ist La
Court gestern von Münster gekommen. Wan nun Ihre Kayserliche Maiestet
die stiffter, welche alle das ihrig bey deroselben auffgesetzet, nit mitt
gleichen fervor alß Franckreich soltte vertretten wollen, so würde es ein
seltzsamb ansehen gewinnen und zue nachtheill Ihrer Kayserlichen Maiestet
und dem reich gerahten können. Herr Vollmari: Die Französische
erbotten sich zwarn, ihre officia alhie bey den tractaten einzuwenden, alß-
lang sie aber ihre wapffen von den Schwedischen nicht separirten, so
würden die operationes armorum in contrarium krefftiger sein, alß waß sie
alhie mitt bloßen wortten pro religione außzurichten und zu erhaltten sich
undernehmen. Der Ulmische schluß, weyln es ein sach von solcher impor-
tanz , machte ihnen über die maßen perplex, und nachdemaln Ihrer Chur-
fürstlichen Durchlaucht zue Cöln ertz- und stiffter damitt sollen begriffen
sein, so würden selbige sich auch separiren und Ihre Kayserliche Maiestet
von ihnen nichts wieder zu gewartten haben. Daß die Churbayerische
abgesandte zu erhalttung des stiffts Oßnabruck und Minden viell thuen
soltten, daran köntte man zweiffeln, weiln außgeben wirdt, alß wan sie bey
der Pfaltzischen negociation in puncto gravaminum von den stifftern
andere vertröstung gebtten . I. H. G.: Die separation der Frantzösischen
wapffen würde verhoffentlich noch erfolgen, weyln Franckreich einmahln
resolvirt, die stiffter zue manuteniren. Will mit La Court weiter darüber
reden und Chigi um Bemühungen bei Longueville/d’ Avaux bitten. Under-
deßen hetten doch die herrn Kayserliche sich nicht kleinmühtig zu
bezaigen, noch weiters, alß bißhero geschehen, zu weichen. Ihre Churfürst-
liche Durchlaucht zue Cölln würden sich nicht separiren, und geschehe den
Bayerischen gesandten ungütlich, alß wan sie sollen zue der stiffteren den
protestirenden einige hoffnung gemacht haben, dan sie sicherlich anderst
befehligt und instruirt, auch solchem befellich nachkommen. So haben sie
Salvius auf den Vorhalt, sie hätten hierin die Altenburger nicht zufrieden-
gestellt , geantwortet, sie hätten hinsichtlich der Stifter andeuten müeßen,
waß sie in befellich, auch selbsten ratio ipsa et aequitas erförderte.
Volmar: Empfiehlt, daß die Bayern den Originalbefehl Trauttmansdorff
zeigen; Blumenthal soll an Kurbrandenburg geschrieben haben, er habe aus
einem kurbayerischen Schreiben in Bonn gesehen, daß Bayern nicht für
Minden/Osnabrück eintreten werde. Ferner sollen die Bayern geäußert
haben, daß nachdeme das hauß Österreich und Spanien mitt so gefehrlichen
consiliis umbginge, man anderst zuzusehen und mitt Franckreich zu halten
hette. I. H. G.: Daß dergleichen die Churbayerische soltten gerehdet
haben, were nicht woll zu glauben. Man finde öffters leuth, welche der-
gleichen sachen vorbrächten, damitt sie zue ihrem vorhaben mehrere
diffidenz und uneinigkeit stifften. Will die Bayern zur Vorlage ihrer
Originalbefehle veranlassen und auch Kurbayerns letztes Schreiben an ihn
Trauttmansdorff zustellen. Blumenthals Äußerungen erklären sich daraus,
daß er brandenburgischer Statthalter in Halberstadt werden will, Kur-
bayerns schreiben und hand bezeugten aber, daß sie eine weith andere
intention hetten. Sie thetten wunschen, daß die Spanier mitt Franckreich
schließen köntten, und weiln darzue noch guette hoffnung, so hetten die
herrn Kayserliche noch mehr ursach, daß werck mitt den stifftern nit zue
praecipitiren, dan wan Spanien mitt Franckreich verglichen, so würde man
den hiesigen tractaten einen beßeren nachtruck geben und sich considerab-
ler machen können. Herr Vollmari: Die Schwedische hetten woll kein
befuegte ursach zue praetendiren, und nachdemaln den punctum satisfac-
tionis mitt ihnnen verglichen, so wehre ihnnen auch wegen der stiffter desto
beßer zu begegnen. Er woltte sein bestes gern dabey thuen und wunschte
auch wohl, daß der fried mitt Spanien und Franckreich förderligst mochte
getroffen werden. Die Spanische gebtten gar viell nach und bezaigten woll
einen rechten ernst und liebe zum frieden, es weren aber die Franzosische
nicht zu ersettigen. Roussillon und Nachbargebiete sind bereits angeboten;
die Entscheidung über Piombino und Porto Longone haben die Spa-
nier den Holländern anheimgestellt, größte Schwierigkeit Portugal.
W: Unbegreiflich, daß die Spanier wegen der Formulierung Schwierig-
keit machen, nachdem sie der Sache nach die Unterstützung Portugals
durch Frankreich zugestanden haben. D’Avaux hat schon von einer die
Ehre Spaniens schonenden Formulierung gesprochen. Volmar: Die
Kayserliche würden nichts underlaßen, waß sie zue beförderung der sachen
thuen köntten, und heutt dem Fricquet seine expedition geben
, damitt er
den anderen thag wiederumb zue Münster sein köntte. I. H. G.: Der
herr nuncius wie auch herr Venetus hielten es für rhadtsamb und dienlich,
daß der herr graff von Trautmansdorff sich selbst nacher Münster möchte
begeben, dan hier den Schwedischen lenger nachzugehen und sowohl von
ihnnen alß protestirenden lenger umbführen zu laßen, gebtte gar keine
reputation noch nützen, sondern giengen sie noch täglich in ihren postulatis
weiter. Herr Vollmari: Der herr graff von Trautmansdorff were der
mainung, daß er zue Münster mitt seiner praesentz bey den Spanischen
tractaten mehrers nicht richten köntte, alß er dem Fricquet sagen würde. In
dem puncto gravaminum were er der hoffnung, daß der stadtrhadt mitt
den Kayserlichen einig sein würde, und man alßdan bey dem fürstenrhadt
auch beßer würde fortkommen können. Wegen Ihrer Kayserlichen Maiestet
erblanden würden sie itzo noch die alda befindliche acatholicos woll wer-
den toleriren müeßen, weiln Ihre Kayserliche Maiestet von anderen ver-
laßen und sich woll zu versicheren, daß Franckreich deroselben hierin auch
nit beistehen werde. Bey allwelchem discursu dan gnugsamb zu verstehen
geben, daß, waß deßwegen und sonst noch geschehen müßte, den Chur-
bayerischen particulartractaten sonderlich zuzuschreiben. I. H. G.: Sie
hetten von den Churbayerischen tractaten noch beßere opinion, man soltte
doch der rechten beschaffenheitt abwartten und mitt den Franzosischen,
wie sie es begerten, uno corde et animo ac firma constantia der stiffter
erhalttung sich anglegen sein laßen, alßdan würden die Schwedische und
protestirende ad rationem noch zu bringen sein.
La Court bei W. Hat Trauttmansdorff schon mitgeteilt, daß gemäß den
Weisungen aus Paris die Franzosen zur Rettung von Ws Stiftern kooperie-
ren sollen, und ihn gebeten, daß er sich doch auch behertzet und standt-
hafftig bey der sachen bezaigen möchte. Die Schweden hat er aufgefordert,
nicht mehr auf den Stiftern zu bestehen, quod rex christianissimus hoc con-
cedere non posset. W: Gegen den Hochmut der Schweden, die gegen-
über Trauttmansdorff ein Zerwürfnis mit Frankreich in Kauf genommen
haben, müste a parte Gallorum etwas ernstliches und mitt rechtem nach-
truck gethan werden, und were es nicht gnug zu sagen, quod rex christianis-
simus non possit concedere, sed quod nullo modo hoc permittere velit. Die
Kayserliche hetten sich zue guetter bestendigkeitt erbotten, wie sie dan
derentwegen eben itzo mitt dem herrn Vollmari gerehdet. Sie beklagtten
aber allemahl, daß man zwarn bey den tractaten sich mitt wortten zue assi-
stiren erbotte, hingegen aber die Franzosische armada in gleicher operation
mitt den Schwedischen begriffen, Ihre Kayserliche Maiestet zue einem
anderen zu nöhtigen. La Court replicirt: Man würde mitt der zeitt
auch hierin ein mittell finden. Er woltte den Salvium noch gern, weyln er
den nachmittag occupirt, zusprechen und I. H. G., waß dabey vorgangen,
referiren. Die Ulmische tractaten mitt Churbayern, wie er davon ein ab-
schrifft bekommen, weren geschloßen und Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht
zue Cölln landen mitt darin begriffen. [...] Im Hinausgehen Reck:
Frankreich möge über die 400 000 Reichstaler hinaus keine Satisfaktionsfor-
derungen der Hessen, besonders nicht auf katholische Gebiete, unterstüt-
zen . La Court: Die catholische würden durch der cron Franckreich
zuthuen die churwürde bey dem hauß Bayern nebenst der obern Pfaltz
erhaltten, welches eine solche importirende sach, daß man das ander da-
gegen so hoch nicht zu achten; der landgräffin müste einmahln satisfaction
geschehen. [...]
Trauttmansdorff bei W. Schlägt wegen der starken Gefährdung der Stifter
vor: 1. Ausstellung dieser Sache bei Fortsetzung der übrigen Gravamina-
verhandlungen ; inzwischen sollen die Franzosen durch einen Kurier nach
Stockholm auf die Königin selbst einwirken und sich insgesamt hier der Stif-
ter eifrig annehmen, nachdem Salvius behauptet hat, es handle sich um eine
Privataktion d’Avaux’; 2. die außstellung dieser sachen, daß I. H. G. der
titull und reditus gelaßen würden. W: Will wegen des Kuriers mit La
Court reden, daß sonsten die sachen außzustellen, möchten den Schwedi-
schen mehr muhts machen, vermainten beßer zue sein, es ihnnen pure abzu-
schlagen und bey der gegebenen resolution bestendig zu bleiben. La Courts
Äußerungen zeigen, daß es sich um die durch königliche Befehle gestützte Hal-
tung der Gesamtdelegation handelt. Deshalb sollen die Ksl. mit den Franzo-
sen uno ore, animo et constantia handlen, dan wan einer von ihnnen manc-
quirte und sich kleinmühtig bezaigte, so würden die Schwedische damitt
durchgehen, wan sie aber zugleich a parte Imperatoris et regis christianis-
simi sagen würden, daß sie nit weichen köntten noch woltten, so würde es
sich woll schicken. Sie verhofften auch, wan nur der Spanische fried vor
sich gienge, es würden die Franzosische ihre völcker von den Schwedischen
abförderen und noch eyfferiger in den sachen bezaigen, dahero sie dan
nochmalß wollmaintlich zu erinneren nit laßen köntten, daß des herrn
graffen raiße nacher Münster viell guetes würde schaffen können. Herr
graff von Trautmansdorff: Er woltte den Fricquet heutt expediren und alle
dasjenig mitt ihme abrehden, waß er zue Münster personlich würde ver-
richten können. Die Ulmische tractaten machten ihme sehr schwere gedan-
cken , weyln es sehr weith außsehende sach, der Kayser würde von allen
verlaßen und auff solche weiße endlich pro religione catholica nichts prae-
stiren und thuen können. Und ob nun woll diese Ulmische tractaten sie die
Kayserliche nit wenig zue apprehendiren, so woltte er gleichwohl getrew-
lich in der Pfaltzischen sach für Ihre Churfürstliche Durchlaucht negocii-
ren und allen möglichen fleiß anwenden, daß es deren desideriis nach auß-
schlagen möchte, umb damitt der gantzen weldt zu bezaigen, daß Ihre
Kayserliche Maiestet dero Chrufürstlichen Durchlaucht in Bayern zue
alsolchen bey den Ulmischen tractaten genohmmenen resolutionibus kein
ursach geben. I. H. G.: Wegen der Ulmischen tractaten und schlußes
wurde verscheidentlich gerehdet, es möchte aber noch beßer sein, alß man
meinete, man soltte doch deßwegen sich nit praecipitiren und vor allen die
gedancken dahin schlagen, daß zwischen Spanien und Franckreich der fried
zu machen. Der herr nuncius, Venetus und Avaux hielten des herrn graffen
gegenwahrt zue Münster für nöhtig. Es were viell daran glegen, per quem
una eademque res proferatur, und der Fricquet der sachen den nachtruck
nicht geben, alß wan der graff selbst dahr in loco sich der sachen mitt
annehme. Der comte d’Avaux würde darnach auch desto lieber wiederumb
nacher Oßnabruck kommen und sowohl die Pfältzische alß andere sachen
befordern helffen.
W bei den Bayern. Inhalt des bayerischen Waffenstillstandsvertrages, wie
ihn La Court den Bayern mitgeteilt hat
Französisch-bayerischer Vertrag von Ulm 1647 III 14 (Druck: J. G. Meiern V S. 6 ff);
der gleichzeitig geschlossene schwedisch-bayerische Vertrag (Druck: M. C. Londorp VI
S. 186ff) lag nach Mitteilung der Bayern noch nicht vor.
. Es haben sich die Churbayerische
selbst nit wenig perplex uber diese, wie es die Frantzosische außgeben, ge-
schloßene handlung bezaigt, und hatt man allerseits mitt verwunder- und
bestürtzung einander angesehen, weiln man bereits woll gehört, was die
Kayserliche und andere stend vor iudicia hierüber machen. W: Dies
were ein weith außsehende sach, und köntten sie noch nicht glauben, daß
Churbayern alsolche tractaten würde eingehen und ratificiren. Mitteilung
Volmars über die angebliche Äußerung der Bayern von den Österreich-
und Spanischen gefehrlichen consiliis. [...] Illi: Die Ulmischen tracta-
ten kehmen ihnnen auch etwas beschwerlich vor, [...] und hetten sie von
den Österreich- und Spanischen gefehrlichen consiliis in alsolchen terminis
nit gerehdet. Es were aber woll zu bedencken, daß Ihre Kayserliche Maie-
stet , damitt die infantin in Hispanien keinem anderen alß dem könig in
Boheimb geben würde, nach dem Spanischen willen würde thuen müeßen,
wie sich dan zue Münster vor diesem der herr Brün woll vernehmben laßen,
daß wan Ihre Maiestet Spanien offendirten, daß er alßdan die infantin
dem könig in Franckreich geben würde. Sie ihrestheilß redeten und thetten
nichts anders alß der befelch, welchen sie doch öffters thuenlichen dingen
nach zum besten richteten und Ihrer Kayserlichen Maiestet intention, so
viell es dero befelch und instruction nit zuwieder lieffe, in allem gern
secundirten. Wünschen in der Pfalzfrage Beförderung der Deputation an
die Schweden. W: Daß es wegen der deputation nit so viell difficultet
würde geben alß wegen der materi, waß die deputati eigentlich bey Schwe-
den soltten vorbringen und begeren, und daß man schwerlich in der
materia et punctis, welche bey der Pfaltzischen sach vorkehmen, würde
vergleichen. Illi: Sie hofften, es würde woll abgehen. I. H. G.: Sie
thetten es ihrestheilß auch von hertzen wunschen, man hette aber nun
offters bey diesen tractaten verspührt, wie etliche die sachen auffzügen.
Der herr graff von Trautmansdorff were in dem puncto gravaminum nun
offters betrogen und noch täglich mitt högstem nachtheill und schimpff
auffgehaltten, dahero der nuncius und Venetus der meinung, wie auch der
d’Avaux selbst, daß er sich nach Münster auff ein geringe zeitt soltte
begeben und den frieden mitt Spanien und Franckreich soltte befördern
helffen. Illi: Sie hetten befelch, den herrn graffen von Trautmansdorff
zu ersuchen, daß er durchauß von Oßnabruck nicht abraisen möchte, biß
daran die Pfältzische sach verglichen. I. H. G.: Den vergleich der Pfält-
zischen sach woltten sie aller mögligkeit nach gern befördern helffen. Der
d’Avaux vermainte aber selbst, es werde sowoll in dießem alß auch grava-
minibus beßer fortzukommen sein, wan der fried mitt Spanien und Franck-
reich erst geschloßen, dahero man den sachen billich nachzudencken und
sich selbst nicht behinderlich zue sein.
bayerns zu ersehen, daß die Ulmer Verhandlungen noch nicht geschloßen,
sonsten daß die intention dahin gangen, possideatis uti possidetis, warzu
aber die Schwedische nicht verstehen wollen, soviel aber sich vermercken
laßen, daß es anfangs nicht wurden haben außgeschlagen, gehe principa-
liter auff abtrett- und evacuirung etlicher plätz, und daß darinnen Ihrer
Churfürstlichen Durchlaucht, auch I. H. G. erz- und stiffter mit einge-
schloßen werden solten. Trauttmansdorff behauptet ohne nähere Einzel-
heiten , der Schluß sei schon getroffen; Unzufriedenheit der Ksl. Auf Nach-
fragen Ws: Es bleibt in der Pfalzsache bei dem geplanten Schritt. W:
Fürchtet, daß es von den Altenburg- und Weimarischen auf ein anders
angesehen und wol mehrer zu schad alß nutzen fur Churbayern kommen
dörffte. Ernst: Es wurden die acatholici alß der Altenburg-, Weyma-
risch , Culenbachisch, Wirttenbergisch und dem mehrere in favorem votiren
und man alßdan catholicis accedentibus die maiora wol machen konnen.
Dagegen vermeldt, man habe zu besorgen, die maiora dorfften von jener
seitthen nicht acceptirt werden, sondern dahin gehen, daß man sich under-
einander gutlich werde vergleichen müßen.
Bericht Buschmanns: Trauttmansdorff läßt mitteilen, daß er I. H. G.
lenger nit pergen kondt, daß die Schweden uber alle maßen starck auf dem
stifft Oßnabruck bestehen thetten, und habe der Salvius noch gestern hoch
sich verschwohren, daß sie davon nimmer würden abstehen, die coron
mache punctum d’honore darauß, die Franzosen möchten thun, was sie
wolten, Schwedische würden doch nicht weichen und solten auch darüber
einander, wie die formalia gewesen, in die haar kommen. Was sie Kayser-
liche durch den herrn graffen von Naßaw bey den herrn mediatorn
begeren laßen, seye allerseitz verrichtet, hetten aber von Franzosischen
keinen andern bescheid bekommen, alß daß sie davon nacher Pariß refe-
riren und resolution erwartten wolten. Nun kehm ihm diß werckh sehr
wunderlich vor, da sie erst vor wenig den secretarium Prefontain, wie vor-
geben , mit instruction ratione der stiffter nacher Pariß geschickt und auß
deßen relation wissen wurden, was die coron resolvirt. Diß sey nur zuruck-
halten und das zu treniren, wiste nicht, was darzu sagen solt. Interim
erfordere die höchste noht, mit den sachen ahn ein end zu kommen. Er
canzler hab darauff nachmaln der sachen hochste unpillichkeit, und [ daß ] die
Schweden ia zu den stifftern den geringsten fueg nicht hetten, [ remon-
striert ]. Welches der herr graff von Trautmanstorff mehr dan wahr zu
sein contestirt, benebenst aber vermeldet, er ließe einen yeden selbst
iudiciren, wan die Schweden darauf, wie sie thetten, bestunden und die
Franzosen nicht andere resolution nehmen, was zu thun und warauf er die
negativam fundiren kont, da die sachen zu Ulm also vulnerirt und dadurch
man dieser seiths disarmirt. Alldort seyen diese stiffter in effectu vergeben,
der Kayser hab kein schuld darahn. Er canzler hab ferner urgirt, er mochte
doch das werck noch so lang suspendiren, biß der d’Avaux von Munster
wieder zuruckkommen, verhofft der schluß zwischen Spanien undt Franck-
reich , wan sichs dazu also, wie verlauttet, thette anschicken, wurde all
diesen difficulteten leichter abzuhelffen sein. Dabey ihm zu gemuth
gefuhrt, weyln es ahn dem haffte, daß die Franzosen dem instrumento
wegen nitleistung assistenz ratione Portugall einverleibt haben wolten, ob
dan nicht beßer, cum rem iam habeant, auch die wortt zu concediren, alß
das werck ganz zum auffstoß kommen zu laßen. Welches dem herrn
graffen nit ubel were eingangen, begehrend, daß I. H. G. auch dergleichen
rationem in ihrem schreiben nacher Munster gebrauchen möchten. Weit-
ters meldete der canzler Buschmann, daß die Kayserliche uber die maß
ungehalten wegen der Ulmischen tractaten, und scheine daher, daß sie
wurden einwilligen, was vor nimmer gedacht, wurden auch des religion-
wesens halber in den erblanden sich mehrers weißen laßen. Hernegst zeigte
der canzler Buschman ferner auff begehren des herrn graffen von Traut-
manstorff ahn, daß die Schwedische nunmehr auch durchauß und starck
auff der Hessen Casselischen satisfaction bestunden und zwarn, daß solche
nicht ahn geld sondern land und leuthen abzuführen.
Leerodt bei W: Ankündigung des Besuches La Courts. – W bei Volmar.
Gibt unter Bezugnahme auf das gestrige Gespräch Trauttmansdorffs mit
Salvius zu bedenken, waß Ihrer Kayserlichen Majestät und dero hoch-
loblichem ertzhauß darauß übelß endstehen köntte, wan bey den
catholischen stiffteren nicht steiff und fest haltten und deren conser-
vation behaubten woltten. Es hetten die theologi bey ihrem gegebenen
guettachten pro ratione ihres conclusi dieses mitt angezogen, daß Ihre
Kayserliche Maiestet tam periculoso rerum statu den protestirenden in
denen von ihnnen gesetzten punctis nachgeben möchten, damitt man
die stiffter salvirte. Wan nun selbige auch soltten hinwegk gehen, so
würde ipsa ratio concludendi cessiren und das werck wedder quoad
conscientiam et statum publicum zue salviren sein. Volmar: Kehme
ihme das werck umb so viell beschwerlicher vor, weyln Ihre
Kayserliche Maiestet nunmehr von Churbayern verlaßen und derselbe
einen so gefehrlichen schluß mitt den Franzosischen und Schwedischen
gemacht. Wan dan andere auch Ihrer Kayserlichen Maiestet nicht helffen
kontten noch woltten, so würde ihro das werck allein zu erheben gar zu
schwer fallen. I. H. G.: Von den Churbayerischen tractaten würde viell
spargirt, sie woltten aber nicht hoffen, daß es damitt also gefehrlich, und
würde Churbayern Ihre Kayserliche Maiestet noch die catholische religion
bey diesem interesse der stiffter nit verlaßen; noch mit der letzten Post
hat Kurbayern weitere Unterstützung für Minden/Osnabrück zugesagt.
Nebenst diesem köntte man auch a parte Caesaris nit sagen, daß man Ihre
Kayserliche Maiestet verließe und gar nit helffen woltte, da doch die
stiffter alles so getrewlich zue Ihrer Maiestet dienst auffgesetzet und dabey
noch heutigen thags festiglich continuirten. Zudeme hette der comte
d’Avaux, wie ihme bewust, alsolche guette resolution von Paryß bekom-
men , daß sie die Franzosische plenipotentiarii, waß der stiffter conser-
vation angehet, mitt den Kayserlichen in allem haltten wollen, sie auch
derentwegen zur standhafftigkeit animirten. Um das anzudeuten, ist La
Court gestern von Münster gekommen. Wan nun Ihre Kayserliche Maiestet
die stiffter, welche alle das ihrig bey deroselben auffgesetzet, nit mitt
gleichen fervor alß Franckreich soltte vertretten wollen, so würde es ein
seltzsamb ansehen gewinnen und zue nachtheill Ihrer Kayserlichen Maiestet
und dem reich gerahten können. Herr Vollmari: Die Französische
erbotten sich zwarn, ihre officia alhie bey den tractaten einzuwenden, alß-
lang sie aber ihre wapffen von den Schwedischen nicht separirten, so
würden die operationes armorum in contrarium krefftiger sein, alß waß sie
alhie mitt bloßen wortten pro religione außzurichten und zu erhaltten sich
undernehmen. Der Ulmische schluß, weyln es ein sach von solcher impor-
tanz , machte ihnen über die maßen perplex, und nachdemaln Ihrer Chur-
fürstlichen Durchlaucht zue Cöln ertz- und stiffter damitt sollen begriffen
sein, so würden selbige sich auch separiren und Ihre Kayserliche Maiestet
von ihnen nichts wieder zu gewartten haben. Daß die Churbayerische
abgesandte zu erhalttung des stiffts Oßnabruck und Minden viell thuen
soltten, daran köntte man zweiffeln, weiln außgeben wirdt, alß wan sie bey
der Pfaltzischen negociation in puncto gravaminum von den stifftern
andere vertröstung gebtten . I. H. G.: Die separation der Frantzösischen
wapffen würde verhoffentlich noch erfolgen, weyln Franckreich einmahln
resolvirt, die stiffter zue manuteniren. Will mit La Court weiter darüber
reden und Chigi um Bemühungen bei Longueville/d’ Avaux bitten. Under-
deßen hetten doch die herrn Kayserliche sich nicht kleinmühtig zu
bezaigen, noch weiters, alß bißhero geschehen, zu weichen. Ihre Churfürst-
liche Durchlaucht zue Cölln würden sich nicht separiren, und geschehe den
Bayerischen gesandten ungütlich, alß wan sie sollen zue der stiffteren den
protestirenden einige hoffnung gemacht haben, dan sie sicherlich anderst
befehligt und instruirt, auch solchem befellich nachkommen. So haben sie
Salvius auf den Vorhalt, sie hätten hierin die Altenburger nicht zufrieden-
gestellt , geantwortet, sie hätten hinsichtlich der Stifter andeuten müeßen,
waß sie in befellich, auch selbsten ratio ipsa et aequitas erförderte.
Volmar: Empfiehlt, daß die Bayern den Originalbefehl Trauttmansdorff
zeigen; Blumenthal soll an Kurbrandenburg geschrieben haben, er habe aus
einem kurbayerischen Schreiben in Bonn gesehen, daß Bayern nicht für
Minden/Osnabrück eintreten werde. Ferner sollen die Bayern geäußert
haben, daß nachdeme das hauß Österreich und Spanien mitt so gefehrlichen
consiliis umbginge, man anderst zuzusehen und mitt Franckreich zu halten
hette. I. H. G.: Daß dergleichen die Churbayerische soltten gerehdet
haben, were nicht woll zu glauben. Man finde öffters leuth, welche der-
gleichen sachen vorbrächten, damitt sie zue ihrem vorhaben mehrere
diffidenz und uneinigkeit stifften. Will die Bayern zur Vorlage ihrer
Originalbefehle veranlassen und auch Kurbayerns letztes Schreiben an ihn
Trauttmansdorff zustellen. Blumenthals Äußerungen erklären sich daraus,
daß er brandenburgischer Statthalter in Halberstadt werden will, Kur-
bayerns schreiben und hand bezeugten aber, daß sie eine weith andere
intention hetten. Sie thetten wunschen, daß die Spanier mitt Franckreich
schließen köntten, und weiln darzue noch guette hoffnung, so hetten die
herrn Kayserliche noch mehr ursach, daß werck mitt den stifftern nit zue
praecipitiren, dan wan Spanien mitt Franckreich verglichen, so würde man
den hiesigen tractaten einen beßeren nachtruck geben und sich considerab-
ler machen können. Herr Vollmari: Die Schwedische hetten woll kein
befuegte ursach zue praetendiren, und nachdemaln den punctum satisfac-
tionis mitt ihnnen verglichen, so wehre ihnnen auch wegen der stiffter desto
beßer zu begegnen. Er woltte sein bestes gern dabey thuen und wunschte
auch wohl, daß der fried mitt Spanien und Franckreich förderligst mochte
getroffen werden. Die Spanische gebtten gar viell nach und bezaigten woll
einen rechten ernst und liebe zum frieden, es weren aber die Franzosische
nicht zu ersettigen. Roussillon und Nachbargebiete sind bereits angeboten;
die Entscheidung über Piombino und Porto Longone haben die Spa-
nier den Holländern anheimgestellt, größte Schwierigkeit Portugal.
W: Unbegreiflich, daß die Spanier wegen der Formulierung Schwierig-
keit machen, nachdem sie der Sache nach die Unterstützung Portugals
durch Frankreich zugestanden haben. D’Avaux hat schon von einer die
Ehre Spaniens schonenden Formulierung gesprochen. Volmar: Die
Kayserliche würden nichts underlaßen, waß sie zue beförderung der sachen
thuen köntten, und heutt dem Fricquet seine expedition geben
den anderen thag wiederumb zue Münster sein köntte. I. H. G.: Der
herr nuncius wie auch herr Venetus hielten es für rhadtsamb und dienlich,
daß der herr graff von Trautmansdorff sich selbst nacher Münster möchte
begeben, dan hier den Schwedischen lenger nachzugehen und sowohl von
ihnnen alß protestirenden lenger umbführen zu laßen, gebtte gar keine
reputation noch nützen, sondern giengen sie noch täglich in ihren postulatis
weiter. Herr Vollmari: Der herr graff von Trautmansdorff were der
mainung, daß er zue Münster mitt seiner praesentz bey den Spanischen
tractaten mehrers nicht richten köntte, alß er dem Fricquet sagen würde. In
dem puncto gravaminum were er der hoffnung, daß der stadtrhadt mitt
den Kayserlichen einig sein würde, und man alßdan bey dem fürstenrhadt
auch beßer würde fortkommen können. Wegen Ihrer Kayserlichen Maiestet
erblanden würden sie itzo noch die alda befindliche acatholicos woll wer-
den toleriren müeßen, weiln Ihre Kayserliche Maiestet von anderen ver-
laßen und sich woll zu versicheren, daß Franckreich deroselben hierin auch
nit beistehen werde. Bey allwelchem discursu dan gnugsamb zu verstehen
geben, daß, waß deßwegen und sonst noch geschehen müßte, den Chur-
bayerischen particulartractaten sonderlich zuzuschreiben. I. H. G.: Sie
hetten von den Churbayerischen tractaten noch beßere opinion, man soltte
doch der rechten beschaffenheitt abwartten und mitt den Franzosischen,
wie sie es begerten, uno corde et animo ac firma constantia der stiffter
erhalttung sich anglegen sein laßen, alßdan würden die Schwedische und
protestirende ad rationem noch zu bringen sein.
La Court bei W. Hat Trauttmansdorff schon mitgeteilt, daß gemäß den
Weisungen aus Paris die Franzosen zur Rettung von Ws Stiftern kooperie-
ren sollen, und ihn gebeten, daß er sich doch auch behertzet und standt-
hafftig bey der sachen bezaigen möchte. Die Schweden hat er aufgefordert,
nicht mehr auf den Stiftern zu bestehen, quod rex christianissimus hoc con-
cedere non posset. W: Gegen den Hochmut der Schweden, die gegen-
über Trauttmansdorff ein Zerwürfnis mit Frankreich in Kauf genommen
haben, müste a parte Gallorum etwas ernstliches und mitt rechtem nach-
truck gethan werden, und were es nicht gnug zu sagen, quod rex christianis-
simus non possit concedere, sed quod nullo modo hoc permittere velit. Die
Kayserliche hetten sich zue guetter bestendigkeitt erbotten, wie sie dan
derentwegen eben itzo mitt dem herrn Vollmari gerehdet. Sie beklagtten
aber allemahl, daß man zwarn bey den tractaten sich mitt wortten zue assi-
stiren erbotte, hingegen aber die Franzosische armada in gleicher operation
mitt den Schwedischen begriffen, Ihre Kayserliche Maiestet zue einem
anderen zu nöhtigen. La Court replicirt: Man würde mitt der zeitt
auch hierin ein mittell finden. Er woltte den Salvium noch gern, weyln er
den nachmittag occupirt, zusprechen und I. H. G., waß dabey vorgangen,
referiren. Die Ulmische tractaten mitt Churbayern, wie er davon ein ab-
schrifft bekommen, weren geschloßen und Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht
zue Cölln landen mitt darin begriffen. [...] Im Hinausgehen Reck:
Frankreich möge über die 400 000 Reichstaler hinaus keine Satisfaktionsfor-
derungen der Hessen, besonders nicht auf katholische Gebiete, unterstüt-
zen . La Court: Die catholische würden durch der cron Franckreich
zuthuen die churwürde bey dem hauß Bayern nebenst der obern Pfaltz
erhaltten, welches eine solche importirende sach, daß man das ander da-
gegen so hoch nicht zu achten; der landgräffin müste einmahln satisfaction
geschehen. [...]
Trauttmansdorff bei W. Schlägt wegen der starken Gefährdung der Stifter
vor: 1. Ausstellung dieser Sache bei Fortsetzung der übrigen Gravamina-
verhandlungen ; inzwischen sollen die Franzosen durch einen Kurier nach
Stockholm auf die Königin selbst einwirken und sich insgesamt hier der Stif-
ter eifrig annehmen, nachdem Salvius behauptet hat, es handle sich um eine
Privataktion d’Avaux’; 2. die außstellung dieser sachen, daß I. H. G. der
titull und reditus gelaßen würden. W: Will wegen des Kuriers mit La
Court reden, daß sonsten die sachen außzustellen, möchten den Schwedi-
schen mehr muhts machen, vermainten beßer zue sein, es ihnnen pure abzu-
schlagen und bey der gegebenen resolution bestendig zu bleiben. La Courts
Äußerungen zeigen, daß es sich um die durch königliche Befehle gestützte Hal-
tung der Gesamtdelegation handelt. Deshalb sollen die Ksl. mit den Franzo-
sen uno ore, animo et constantia handlen, dan wan einer von ihnnen manc-
quirte und sich kleinmühtig bezaigte, so würden die Schwedische damitt
durchgehen, wan sie aber zugleich a parte Imperatoris et regis christianis-
simi sagen würden, daß sie nit weichen köntten noch woltten, so würde es
sich woll schicken. Sie verhofften auch, wan nur der Spanische fried vor
sich gienge, es würden die Franzosische ihre völcker von den Schwedischen
abförderen und noch eyfferiger in den sachen bezaigen, dahero sie dan
nochmalß wollmaintlich zu erinneren nit laßen köntten, daß des herrn
graffen raiße nacher Münster viell guetes würde schaffen können. Herr
graff von Trautmansdorff: Er woltte den Fricquet heutt expediren und alle
dasjenig mitt ihme abrehden, waß er zue Münster personlich würde ver-
richten können. Die Ulmische tractaten machten ihme sehr schwere gedan-
cken , weyln es sehr weith außsehende sach, der Kayser würde von allen
verlaßen und auff solche weiße endlich pro religione catholica nichts prae-
stiren und thuen können. Und ob nun woll diese Ulmische tractaten sie die
Kayserliche nit wenig zue apprehendiren, so woltte er gleichwohl getrew-
lich in der Pfaltzischen sach für Ihre Churfürstliche Durchlaucht negocii-
ren und allen möglichen fleiß anwenden, daß es deren desideriis nach auß-
schlagen möchte, umb damitt der gantzen weldt zu bezaigen, daß Ihre
Kayserliche Maiestet dero Chrufürstlichen Durchlaucht in Bayern zue
alsolchen bey den Ulmischen tractaten genohmmenen resolutionibus kein
ursach geben. I. H. G.: Wegen der Ulmischen tractaten und schlußes
wurde verscheidentlich gerehdet, es möchte aber noch beßer sein, alß man
meinete, man soltte doch deßwegen sich nit praecipitiren und vor allen die
gedancken dahin schlagen, daß zwischen Spanien und Franckreich der fried
zu machen. Der herr nuncius, Venetus und Avaux hielten des herrn graffen
gegenwahrt zue Münster für nöhtig. Es were viell daran glegen, per quem
una eademque res proferatur, und der Fricquet der sachen den nachtruck
nicht geben, alß wan der graff selbst dahr in loco sich der sachen mitt
annehme. Der comte d’Avaux würde darnach auch desto lieber wiederumb
nacher Oßnabruck kommen und sowohl die Pfältzische alß andere sachen
befordern helffen.
W bei den Bayern. Inhalt des bayerischen Waffenstillstandsvertrages, wie
ihn La Court den Bayern mitgeteilt hat
Französisch-bayerischer Vertrag von Ulm 1647 III 14 (Druck: J. G. Meiern V S. 6 ff);
der gleichzeitig geschlossene schwedisch-bayerische Vertrag (Druck: M. C. Londorp VI
S. 186ff) lag nach Mitteilung der Bayern noch nicht vor.
selbst nit wenig perplex uber diese, wie es die Frantzosische außgeben, ge-
schloßene handlung bezaigt, und hatt man allerseits mitt verwunder- und
bestürtzung einander angesehen, weiln man bereits woll gehört, was die
Kayserliche und andere stend vor iudicia hierüber machen. W: Dies
were ein weith außsehende sach, und köntten sie noch nicht glauben, daß
Churbayern alsolche tractaten würde eingehen und ratificiren. Mitteilung
Volmars über die angebliche Äußerung der Bayern von den Österreich-
und Spanischen gefehrlichen consiliis. [...] Illi: Die Ulmischen tracta-
ten kehmen ihnnen auch etwas beschwerlich vor, [...] und hetten sie von
den Österreich- und Spanischen gefehrlichen consiliis in alsolchen terminis
nit gerehdet. Es were aber woll zu bedencken, daß Ihre Kayserliche Maie-
stet , damitt die infantin in Hispanien keinem anderen alß dem könig in
Boheimb geben würde, nach dem Spanischen willen würde thuen müeßen,
wie sich dan zue Münster vor diesem der herr Brün woll vernehmben laßen,
daß wan Ihre Maiestet Spanien offendirten, daß er alßdan die infantin
dem könig in Franckreich geben würde. Sie ihrestheilß redeten und thetten
nichts anders alß der befelch, welchen sie doch öffters thuenlichen dingen
nach zum besten richteten und Ihrer Kayserlichen Maiestet intention, so
viell es dero befelch und instruction nit zuwieder lieffe, in allem gern
secundirten. Wünschen in der Pfalzfrage Beförderung der Deputation an
die Schweden. W: Daß es wegen der deputation nit so viell difficultet
würde geben alß wegen der materi, waß die deputati eigentlich bey Schwe-
den soltten vorbringen und begeren, und daß man schwerlich in der
materia et punctis, welche bey der Pfaltzischen sach vorkehmen, würde
vergleichen. Illi: Sie hofften, es würde woll abgehen. I. H. G.: Sie
thetten es ihrestheilß auch von hertzen wunschen, man hette aber nun
offters bey diesen tractaten verspührt, wie etliche die sachen auffzügen.
Der herr graff von Trautmansdorff were in dem puncto gravaminum nun
offters betrogen und noch täglich mitt högstem nachtheill und schimpff
auffgehaltten, dahero der nuncius und Venetus der meinung, wie auch der
d’Avaux selbst, daß er sich nach Münster auff ein geringe zeitt soltte
begeben und den frieden mitt Spanien und Franckreich soltte befördern
helffen. Illi: Sie hetten befelch, den herrn graffen von Trautmansdorff
zu ersuchen, daß er durchauß von Oßnabruck nicht abraisen möchte, biß
daran die Pfältzische sach verglichen. I. H. G.: Den vergleich der Pfält-
zischen sach woltten sie aller mögligkeit nach gern befördern helffen. Der
d’Avaux vermainte aber selbst, es werde sowoll in dießem alß auch grava-
minibus beßer fortzukommen sein, wan der fried mitt Spanien und Franck-
reich erst geschloßen, dahero man den sachen billich nachzudencken und
sich selbst nicht behinderlich zue sein.