Acta Pacis Westphalicae III A 3,4 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 4. Teil: 1646 - 1647 / Maria-Elisabeth Brunert
124. Sitzung des Fürstenrats (sessio publica XXIX) Osnabrück 1646 Juni 17/27

2

Sitzung des Fürstenrats (sessio publica XXIX)


3
Osnabrück 1646 Juni 17/27

31
Diktiert 1646 VI 25/VII 5.

4
Braunschweig-Calenberg B I fol. 338–344’ (= Druckvorlage); damit identisch Baden-
5
Durlach A I fol. 351–355’, Brandenburg-Kulmbach B IV fol. 337–342 (mit falscher
6
Datierung), Braunschweig-Celle A I unfol., Braunschweig-Wolfenbüttel A I fol. 374’–
7
381’, Braunschweig-Wolfenbüttel B I fol. 242–246’, Braunschweig-Wolfenbüttel C
8
I fol. 331–336’, Hessen-Kassel A XIII fol. 372–377, Magdeburg E fol. 412–417’, Magde-
9
burg
Ea fol. 434–441, Pommern A I fol. 432–440’, Sachsen-Altenburg A II 1 fol. 360–365’,
10
Sachsen-Gotha A III fol. 523–526, Sachsen-Lauenburg B S. 704–714, Sachsen-Weimar
11
A III fol. 248–251’, Sachsen-Weimar B V fol. 156–160’, Grafen von Schwarzburg A I
12
fol. 250–254’, Wetterauer Grafen ( Nassau-Dillenburg) C 2 fol. 29’–35, Wetterauer
13
Grafen ( Nassau-Saarbrücken) A III 3 fol. 75–80’, Wetterauer Grafen ( Ysenburg) A I
14
unfol. (stark gekürzt), Württemberg A I S. 695–708, Druck: Meiern III, 539–543; vgl. fer-
15
ner
Herzogtum Bayern A I 1 unfol., Magdeburg D fol. 268’–273’ (Mitschrift), Würzburg
16
A I 1 fol. 176’–177’.

17
Beratungsvorlage: Entwurf des Kurmainzer Reichsdirektoriums in Münster für ein Schreiben
18
der Reichskurien an den Kaiser

32
Der Entwurf wurde nicht ermittelt. Text der Ausf, s. l., datiert auf 1646 VI 17, diktiert
33
1646 VI 30[/VII 10] durch Kurmainz: Meiern III, 543 ff. Inhalt: Bitte um Vorkehrungen
34
für einen schadlosen Truppenabzug aus Speyer wie aus allen anderen besetzten Orten
35
bei Friedensschluß; um Sorge für die Sicherheit Speyers und des RKG auch bei Scheitern
36
der Friedensverhandlungen; um Genehmigung einer einmaligen Judenkopfsteuer für den
37
Unterhalt des RKG ; um Mahnung der solventen Rst. zur Zahlung des Kammerzielers nach
38
Beschluß des Regensburger RT 1641 (zwei Kammerzieler pro Jahr und die Zahlung eines
39
dritten zum Abbau der Rückstände). Der Entwurf wurde nach der Beratung des KFR am
40
13. Juni 1646 über die Beschlüsse des FRO vom 11. Juni 1646 (s. Nr. 123) verfaßt; der SRO
41
beriet gleichzeitig mit dem FRO über den Entwurf ( APW III A 1/1 Nr. 92; III A 6 Nr. 66).
.

19
Zustimmung zum Entwurf für das Schreiben der rst. Gesandten an den Kaiser über Maß-
20
nahmen
für die Sicherheit des RKG und die Sicherung seines Unterhalts durch eine Juden-
21
kopfsteuer
?

22
Eine Umfrage sowie Genehmigung der bisherigen Voten Braunschweig-Lüneburgs durch
23
Braunschweig-Wolfenbüttel; Protest Hessen-Kassels und Hessen-Darmstadts sowie Rechts-
24
vorbehalt
der Wetterauer Grafen wegen der Judenkopfsteuer; Protest Württembergs wegen
25
seines RKG -Anschlags; Protest und Rechtsvorbehalt der herzoglich sächsischen Gesandten
26
namens des Gesamthauses Sachsen wegen der Session der Grafen von Schwarzburg auf der
27
Wetterauer Grafenbank und ihrer Forderung nach Sitz und Stimme im FR; Gegenprotest und
28
Rechtsvorbehalt der Grafen von Schwarzburg; Protest und Rechtsvorbehalt der Wetterauer
29
Grafen wegen der Forderung der Grafen von Schwarzburg nach Sitz und Stimme im FR.

30
Beschluß, einstimmig: Billigung des Entwurfs mit wenigen Änderungswünschen.

[p. 41] [scan. 157]


1
(Im Rathaus zu Osnabrück). Vertreten: Österreich (Direktorium), Bayern, Würzburg,
2
Magdeburg, Basel, Pfalz-Lautern, Pfalz-Simmern, Pfalz-Zweibrücken, Sachsen-Alten-
3
burg, Sachsen-Coburg, Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Eisenach, Braunschweig-
4
Celle, Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Wolfenbüttel, Braunschweig-Calenberg,
5
Baden-Durlach (durch Braunschweig-Celle), Pommern-Stettin, Pommern-Wolgast, Hessen-
6
Kassel, Hessen-Darmstadt, Württemberg (votiert auch für Pfalz-Veldenz), Mecklenburg-
7
Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Sachsen-Lauenburg, Anhalt, Wetterauer Grafen, Grafen
8
von Schwarzburg. (Zu den Gesandten siehe die Verweise im Vorläufigen Personenregister.)

9
Österreichisches Direktorium. Praemissis praemittendis, dieselben
10
würden sich wol zu erinnern wißen, welchergestalt man newlich im für-
11
stenraht alhie wie auch zu Münster deliberiret unnd berahtschlaget, wie
12
doch dem Kayserlichen cammergericht, beydes, in puncto securitatis und
13
salarii, müchte geholffen werden, und wie man sich mit der Münsterischen
14
hierüber gefaßeten opinion meistentheils conformiret

32
Am 11. Juni 1646 (s. Nr. 123).
.

29
14–16 Nun –verglichen] Nach Herzogtum Bayern A I 1 hatte das Churmainzische reichs-
30
directorium über den Münsterischen schluß ein schreiben an die Römische Kaiserliche
31
majestät abgefast.
Nun hette man
15
sich zu Münster eines concepts an die Römische Kayserliche mayestät
16
verglichen, so von dar herübergeschicket und ihme gestriges tages vom
17
hiesigen Churmaynzischen directorio zugestellet worden, welches er izo
18
verlesen wolte, zu fürsten undt stände beliebung stellend, ob sie sich mit
19
ihrer erklerung darauf wolten vernehmen laßen.

20
Finita lectione Österreich. Wiewol es an etlichen orten zimblich uncor-
21
rect geschrieben, so laße er es doch, weil zu Münster Österreichischen
22
theils auch also votiret worden, darbey bewenden. Die correctur aber
23
würde ein ieder selbst zu thun wißen, oder würde es die ausfertigung mit
24
sich bringen.

25
Bayern. Habe das concept angehöret, unnd weil er daßelbe dem Regens-
26
purgischen reichsabschiedt wie auch demiennigen, waß bey dem deputati-
27
ontag zu Franckfurth dißfals fürgangen

33
Der Regensburger RA von 1641 X 10 enthält keine konkreten Beschlüsse über Sicher-
34
heit und Unterhalt des RKG , da zur Behandlung aller Fragen über die Reichsjustiz ein
35
RDT einberufen wurde. Dort sollten die Deputierten über die von den RKG -Angehörigen
36
erstrebte Erhöhung ihrer Gehälter nur vorläufige Beschlüsse fassen, die erst nach Ratifi-
37
kation durch alle Rst. auf dem nächsten RT verbindlich sein sollten, s. §§ 90 und 92 des
38
RA ( Sammlung III, 565f.). Zu den Beratungen über den Unterhalt des RKG auf dem
39
Frankfurter RDT 1643–1645 s. [Nr. 122 Anm. 67] , zu den Beratungen über die Sicherheit
40
auf dem RDT s. [Nr. 123 Anm. 29] und 30.
, gemeeß befinde, laße er’s dabey
28
allerdings bewenden.

[p. 42] [scan. 158]


1
Würzburg. Deßgleichen.

2
Magdeburg. Hette verlesen hören, was an die Römische Kayserliche
3
mayestät für daß hochlöbliche cammergericht zu Speyer in puncto secu-
4
ritatis et salarii für ein allerunterthenigstes schreiben abgefaßet worden.
5
Weil er nun befinde, daß seinestheils nichts dabey zu erinnern, so könne
6
er’s gleichergestalt dabey bewenden laßen, und thete sich im übrigen der
7
communication unnd verlesung dienstlich bedancken etc.

8
Basel. Wie zuvorn.

9
Pfalz-Lautern, -Simmern und -Zweibrücken. Laße es zwar bey
10
dem aufgesezten concept auch bewenden, stelle aber dahin, ob ihnen durch
11
sölches mittel in puncto securitatis geholffen sey; dan es were sonst new-
12
ligst dahin geschloßen

29
In der „Meinung“ des FRO vom 11. Juni 1646 war die Umschreibung gewählt worden,
30
daß die Ksl. sich bei allen Kriegsparteien um Sicherheit für das RKG bemühen möchten (s.
31
S. 39 Z. 1ff.).
, daß man sich entweder umb eine newe salvaguardi
13
oder gar umb die neutralitet für die herrn camerales bewerben müchte.

14
Österreichisches Direktorium. Die salvaguardia werde vielleicht bey
15
Franckreich schon ihre richtigkeit haben, wie es den an deme, daß man sich
16
zu Münster vermittels der herrn mediatorn sowol bey Franckreich als auch
17
Spanien embsig umb die neutralitet oder salvaguardi bemühet

32
Über eine Vermittlung Chigis oder Contarinis für die Sicherheit des RKG und der Stadt
33
Speyer bei Franzosen und Spaniern konnte nichts ermittelt werden. Chigi empfing zwar
34
am 12. Juni 1646 Bergaigne und am 25. Juni Peñaranda, während er selbst am 21. Juni
35
Servien und seine Frau besuchte, doch sind in all diesen Fällen die Gesprächsthemen nicht
36
überliefert (s. APW III C 1/1, 309f.). Es spricht allerdings nichts dafür, daß bei diesen
37
Begegnungen über das RKG gesprochen wurde; falls es geschah, waren die Bemühungen
38
jedenfalls ergebnislos (s. auch [Nr. 125 Anm. 5] ).
, dahero es
18
derselben in dem schreiben an ihr Kayserliche mayestät zu gedencken
19
nicht bedürfft hette.

20
Sachsen-Altenburg. Bedanckte sich anfangs gegen das Österreichische
21
directorium für die communication unndt verlesung und hette seines-
22
theils nichts zu erinnern. Wiße sich zwart wol zu bescheiden, was newligst
23
wegen bemühung umb eine newe salvaguardi, neutralitet oder exemp-
24
tion beschloßen worden, wan es aber schon zu Münster geschehen were,
25
bedürffte es deßen in dem schreiben nicht etc., wie sich dan auch die
26
correctur im abschreiben wol geben würde etc.

27
Sonst hette er wahrgenommen, welchergestalt sich bey diesem consessu
28
unter denen herrn Wetterawischen ein gesanter mit eingefunden, der sich

[p. 43] [scan. 159]


1
für einen Schwarzburgischen ausgebe

9
Lic. iur. Elias Augustin Hüfler (1601–1660) stand seit 1634 als Rat im Dienst Gf. Ludwig
10
Günthers I. von Schwarzburg-Rudolstadt. Auf dem WFK vertrat er außer den Gf.en von
11
Schwarzburg (s. Anm. 30) die Gf.en von Stolberg, von Schönburg und die Reuß Herren
12
von Plauen, s. Hess, 179, sowie die Vollmacht der Gf.en von Schwarzburg, 1646 IV 20,
13
praes. Osnabrück 1646 VI 16: HHStA MEA FrA Fasz. 6 [32] unfol.; die Vollmacht
14
der Gf.en Heinrich Ernst (1593–1672) und Johann Martin (1594–1669) von Stolberg, s. l.
15
1646 VII 9, praes. Münster 1646 VIII 31: HHStA MEA CorrA Fasz. 9 [2] unfol.; die
16
Vollmacht der Gf.en Christian (1589–1664), Georg Ernst (1601–nach 1650), Hans Heinrich
17
(1589–1651), Otto Albrecht (1601–1681), Veit (1602–1651), Wolff Heinrich (1605–1657)
18
und Wolff Friedrich (1623–1656) von Schönburg, Glauchau 1646 VII 5, praes. Münster
19
1646 VIII 31: HHStA MEA CorrA Fasz. 9 [2] unfol. und MEA FrA Fasz. 6 [32] unfol.;
20
Isenburg IV T. 56, 60; Schwennicke I.3 T. 358, 359, 361, 362; Zedler XXXV, 770, 773–
21
776; die Vollmacht Heinrichs II. (1602–1670), Heinrichs IX. (1616–1666) und Heinrichs X.
22
(1621–1671) Reuß jüngere Linie Herren von Plauen zu Gera sowie jene Heinrichs I. Reuß
23
jüngere Linie Herr von Plauen zu Schleiz (1639–1692; ausgefertigt durch seine Mutter
24
Juliane Elisabeth, 1602–1653) und Heinrichs V. Reuß ältere Linie Herr von Plauen zu
25
Untergreiz (1602–1667), Gera 1646 IV 20, praes. Osnabrück 1646 VI 16: HHStA MEA
26
FrA Fasz. 6 [32] unfol. Ein Sessionsschema für die Re- und Correlation am 28. März 1647
27
( [Nr. 131 Anm. 4] ) nennt Hüfler als deren Bevollmächtigten auf der Bank der fürstlichen
28
Sekundarges.
. Dieweil aber das chur- unndt
2
fürstliche haus Sachsen den herrn grafen von Schwarzburgk kein ius mit-
3
tendi legatos gestehe, weil die grafschafft Schwarzburg recht in Düringen
4
liege, woselbst dem chur- unnd fürstlichen hause Sachsen das ius territorii
5
unstreitig zustehe

29
Das Gesamthaus Sachsen bestritt als Inhaber der Lgft. Thüringen das Recht der Gf.en von
30
Schwarzburg zur Beschickung von Reichsversammlungen vorrangig mit dem Hinweis auf
31
die Lage sämtlicher gfl. schwarzburgischer Ämter innerhalb der Lgft. Allerdings waren
32
die Ämter Blankenburg, Ehrenstein, Könitz, Leutenberg und Schwarzburg Reichslehen,
33
weshalb die Gf.en nach einer Theorie des 17. Jh.s zugleich Rst. und Landstände waren. Sie
34
beriefen sich für ihr Recht auf eigene Session und Stimme auf ein Privileg Ks. Maximi-
35
lians II. (Regensburg 1576 X 31, bestätigt Wien 1638 VI 18; Text: Lünig XI/1, 298–301);
36
nur die offizielle Einführung in den RT stehe noch aus. Ein 1561 eingeleiteter Steuerprozeß
37
am RKG , der eine Klärung gebracht hätte, war noch anhängig. Beim letzten RT hatte der
38
schwarzburgische Ges. unter Vorbehalt des Rechts auf eigene Session und Stimme am 12.
39
September 1641 auf der Wetterauer Gf.enbank gesessen, das Gesamthaus Sachsen gegen
40
seine Zulassung zum FR protestiert und der Ges. Gegenprotest eingelegt. Die Schwarz-
41
bhurger wurden 1754 (nach Fürstung der Linien Schwarzburg-Sondershausen 1697 und
42
Schwarzburg-Rudolstadt 1710) mit einer Virilstimme zum FR zugelassen ( Londorp V,
43
628f.; Sammlung, III, 572; Moser, TS XXXVIII, 2–11; Franz, Reuß, 554; Klein, 186;
44
Hess, 1, 135–144).
, so wolle er wieder sölche angemaste Schwarzburgi-
6
sche session protestiret, hochgedachtem chur- und fürstlichen hause deßen
7
zustehende iura in optima forma reserviret und nicht allein den gesand-
8
ten abzuweisen unnd daß er sich forthin der session enthalte, [ihm] zu

[p. 44] [scan. 160]


1
untersagen

28
untersagen bedeutet hier förmlich verkünden, einschärfen ( Grimm XXIV, 1740 s. v. unter-
29
sagen Punkt 1).
, sondern auch seinen scribenten

30
Der Name des Skribenten wurde nicht ermittelt.
zur reichsdictatur nicht
2
zuzulaßen gebeten haben etc.

3
Sachsen-Coburg. Adhaerirte dem Sachsen Altenburgischen voto unnd
4
protestation.

5
Sachsen-Weimar, -Gotha und -Eisenach. Hette nebst gebühren-
6
der dancksagung nichts zu erinnern, sondern wolte allein das Sachsen
7
Altenburgische votum sowol in puncto securitatis als salarii nebst der
8
protestation wieder Schwarzburg repetiren.

9
Braunschweig-Celle. Er erinnere sich gutermaßen, wie das newligst
10
dafürgehalten worden, das durch die salvaguardi allein dem Kayserli-
11
chen cammergericht nicht zu helffen, sondern beßer und fürträglicher sein
12
würde, das man sich umb eine neutralität oder exemtion sowol für die stadt
13
als das cammergericht bemühete. Nun sey zwart daßelbe in dem verlesenen
14
aufsaz nicht gar vorbeygangen, doch aber gar modificate gesezet

31
Bezug auf den Entwurf für ein Schreiben der Reichskurien an den Ks. (s. Anm. 2). In
32
der Ausf. heißt es, die rst. Ges. seien der Ansicht, daß man bei einem Scheitern der Frie-
33
densverhandlungen
beizeiten bedacht sein solle, dem RKG alle Sicherheit zu verschaffen
34
und vermittels Dero allergnaedigsten Disposition die Neutralitaet so wol fuer gedachte Stadt
35
als das Cammer=Gericht zu erhalten ( Meiern III, 543f. , hier 544, letzter/erster Absatz,
36
beginnend Nun erinnern wir ).
. Stelle
15
derowegen nochmals zu bedencken, ob nicht ihr mayestät die bewilligung
16
der neutralität oder exemption pure einzurahten; doch wan die maiora ein
17
anders geben, wolle er sich denselben auch gerne accomodiren.

18
Undt eben dieses wolle er auch wegen des fürstenthumbs -Grubenhagen
19
wie imgleichen wegen Baden-Durlach (doch suo loco et ordine) wie-
20
derholet haben.

21
Braunschweig-Wolfenbüttel. Praemissis titulis, demnach der durch-
22
leuchtiger hochgeborner fürst unndt herr, herr Augustus, herzog zu Braun-
23
schweig unndt Lüneburgk etc., ihr gnediger fürst unnd herr, bey sich
24
ermeßen, das ihr fürstlicher gnaden nicht geziemen wolle, diesem convent
25
sich zu entziehen, hetten sie nötig befunden, sie beede anhero abzufer-
26
tigen, maßen sie sich albereit bey dem Churmaynzischen hochlöblichen
27
directorio legitimiret hetten

37
Das Kreditiv Hg. Augusts von Braunschweig-Wolfenbüttel für das Kurmainzer Reichsdi-
38
rektorium in Osnabrück von 1646 IV 9/19 ist nur auf Cöler ausgestellt (Ausf.: HHStA
39
MEA FrA Fasz. 6 [32] unfol.). Ein Kreditiv für Schrader konnte nicht ermittelt werden.
, nicht zweiffelende, es werde dabey aller-

[p. 45] [scan. 161]


1
dings sein bewenden haben. Es hetten ihr fürstliche gnaden ihnen gne-
2
dig anbefohlen, denen herrn abgesanten allerseits dero günstigen gruß
3
unndt wolgeneigten willen zu vermelden unnd dieselben darbeneben zu
4
ersuchen, das sie als Teutsche patrioten, wie bishero rümblich geschehen
5
unndt der anfang gemachet worden, also dem friedenswerck noch weiter
6
nachzusezen ihnen angelegen sein laßen, worzu dan auch ihr fürstliche
7
gnaden daß ihre getrewlich mit beyzutragen erböttig weren etc., cum pio
8
voto etc.

23
8–14 Seine – genembhielten] Herzogtum Bayern A I 1: Der Herzog von Braunschweig-
24
Wolfenbüttel billige, was der braunschweig-lüneburgische Gesandte Lampadius in dero
25
nahmen uf die mitgegebene instruction bishero verhandlet […].
Seine fürstliche gnaden hetten mit dem gesambten fürstlichen
9
hauß Braunschweig Lüneburgk iederzeit eine einmüetige friedensinten-
10
tion gehabt, gestalt sie dan auch hiebevorn eine gesambte, auf herrn Lampa-
11
dium gerichtete instruction mitbeliebet unndt vollenzogen hetten

26
Die Anfangsinstruktion von Lampadius wurde nicht ermittelt. In den bisherigen Beratun-
27
gen wurde Braunschweig-Wolfenbüttel nie ausdrücklich als Votant erwähnt, doch gibt es
28
einen vereinzelten Hinweis vom 18. Dezember 1645, nach dem Lampadius damals vier
29
Voten führte und damit auch für Braunschweig-Wolfenbüttel gestimmt hat (s. APW III A
30
3/2 [Nr. 54 Anm. 4] ).
, wor-
12
nach er, herr Lampadius, bishero seine consilia unndt actiones rümblich
13
unndt wol geführet, die auch seine fürstliche gnaden allerdings approbire-
14
ten unndt genembhielten, auch ihnen sölche noch ferner zu prosequiren
15
anbefohlen. Es wolten aber dieselbe, gleichwie auch andere fürsten unndt
16
stände vom anfang dieser consultationum gethan

31
Das Ost. Direktorium hatte zu Beginn der sessiones publicae in Osnabrück, am 3. Februar
32
1646, Gott gebeten, daß die Beratungen […] zu der Römischen Kayserlichen mayestät
33
hoheit und gesambter chur-, fürsten und stände aufnehmen und nuzen gedeihen möge
34
etc. Die meisten übrigen Ges. wiederholten diese pia vota (s. APW III A 3/3, 2 Z. 15ff.,
35
10 Z. 18f.). Ähnliche Wünsche formulierte fast jeder Ges. , wenn er zum ersten Mal im
36
FRO votierte. Die Protokolle geben die formelhaften Wendungen meist nur unvollständig
37
wieder, indem die positiven Wünsche und nicht die Beteuerungen, niemanden beleidigen
38
zu wollen, erwähnt werden (s. z. B. das bay. Votum vom 3. Februar 1646, APW III A 3/3,
39
7 Z. 12f.).
, feyerlichst bedingen,
17
daß dero vota weder zu ihr Kayserlicher mayestät noch der hochlöblichen
18
cronen sowol churfürsten, fürsten unndt stände oder einiges menschen
19
beleidigung oder offension, sondern allein zu Gottes ehre unnd der sachen
20
notturfft gemeinet unnd angeführet sein solten, wie sie, die gesanten, dan
21
sölche protestation nochmahls wiederholeten cum recommendatione et
22
oblatione solita etc.

[p. 46] [scan. 162]


1
Das haubtwerck betreffendt, vernehmen sie soviel, daß dieß werck bis dato
2
reiflich deliberiret, auch schon conclusa gemachet worden, dahero ihnen
3
dan nit gebührete, etwas darwieder zu moviren, zumahln ihnen auch nit
4
allerdings wißendt, was dißfals bey vörigen consultationibus fürgangen.
5
Bedanckten sich vielmehr gegen die directoria sowol wegen des aufsazes
6
alß auch der communication unndt wünscheten nur, das viel gutes dar-
7
mit ausgerichtet werden müchte. Conformirten sich im übrigen mit den
8
vorsizenden allerdings unndt hetten dabey weiter nichts zu erinnern etc.

9
Braunschweig-Calenberg. Wie vorhin.

10
Pommern-Stettin und -Wolgast. [1.] Man habe a parte Pommern
11
vernommen, das in puncto securitatis die versicherung des Kayserlichen
12
cammergerichts ihr Kayserlicher mayestät anheimbgegeben werden wolle.
13
Nun erinnere man sich, das die maiora alhier, wo nit auf eine neutralitet
14
nominetenus, doch uf eine exemtion gegangen

29
Soweit das Protokoll erkennen läßt, hatten sich am 11. Juni 1646 Magdeburg, Pommern und
30
Mecklenburg für Neutralität oder Exemtion Speyers ausgesprochen. Sachsen-Altenburg
31
plädierte für eine „vollkommene Exemtion“, während Württemberg eine Exemtion für
32
die beste Lösung hielt (s. die entsprechenden Voten in Nr. 123; nicht berücksichtigt sind die
33
Rst. , die sich einem der genannten Rst. ganz oder teilweise anschlossen, ohne zu der Frage
34
explizit Stellung zu nehmen).
. Weil aber sölches nit
15
expresse im aufsaz gedacht sey, sondern nur in genere der versicherung
16
meldung geschehe

35
Wie Anm. 11.
, stehe er an, ob dadurch den sachen geholffen. Halte
17
derowegen nochmals für rahtsamb unnd nötig, das man ein sölch expediens
18
erfinde unnd einrücke, dadurch in effectu die neutralität erhalten werde
19
etc.

20
2. Befinde er in dem aufsaz die wort „dieiennigen stände, so noch etwas
21
vermögen“

36
Bezug auf den Entwurf für ein Schreiben der Reichskurien an den Ks. (s. Anm. 2). In der
37
Ausf. heißt es: die saeumige staende, absonderlich die, so noch bey Vermoegen (s. Meiern
III, 545 , zweiter Absatz, beginnend Und demnach diese ).
, welche clausul aber den andern fast zu schimpf gereichen
22
wolte, als wan dieselben ganz depauperiret unndt verarmet weren.

23
Österreichisches Direktorium. Die wort weren nur zum unter-
24
schiedt gesezet, dan es weren theils, die gar verderbet unndt nichts geben
25
könten, theils aber, die gleichwol noch etwas mittel hetten etc.

26
Pommern. Laße es dahingestellet sein, bethe aber nochmahls, die wort
27
zu endern unnd indifferenter zu sezen, im übrigen sich mit dem aufsaz
28
unndt vorstimmenden votis conformirendt etc.

[p. 47] [scan. 163]


1
Hessen-Kassel. Bedanckte sich anfangs für den aufsaz und deßen com-
2
munication. [1.] Das werck aber selbst betreffendt, conformire er sich
3
in puncto assecurationis mit Braunschweig unndt Pommern, daß nemb-
4
lich ihr Kayserlicher mayestät die neutralitet oder exemtion vorgeschlagen
5
werde.

6
[2.] Beim puncto salarii stehe unter andern, das einmüetig uf die iuden-
7
capitation geschloßen worden

23
Bezug auf den Entwurf für ein Schreiben der Reichskurien an den Ks. (s. Anm. 2). In der
24
Ausf. heißt es (wahrscheinlich unverändert): dieses dabevorn von den Reichs=Deputir-
25
ten [zu Frankfurt] vorgeschlagenes, itzo aber von gesammten Chur=Fuersten und Staenden
26
einmuetiglich wiederholtes Mittel der einmahligen Juden=Capitation zu Beybringung eilen-
27
der interimsHuelffe (s. Meiern III, 544f. , hier 545, letzter/erster Absatz, beginnend Wenn
28
aber allergnaedigster Kayser ).
. Nachdem aber in puncto contributionis
8
die maiora nit stattfinden

29
Dies war kein Grundsatz der Reichsverfassung, sondern nur eine alte Forderung der mei-
30
sten prot. Rst. , der sich gelegentlich einzelne kath. anschlossen ( Schulze, 165f.; APW III
31
A 3/2 [Nr. 94 Anm. 16] ; s. auch [Nr. 123 Anm. 26] ).
, wolle er seine newligste protestation

32
Scheffer hatte am 11. Juni 1646 der Lgf.in alle Rechte vorbehalten, da er zur Frage der
33
Erhebung einer Judenkopfsteuer keine Instruktion hatte (s. das Votum Hessen-Kassels in
34
Nr. 123).
wie-
9
derholet haben.

10
Hessen-Darmstadt. Was den punctum securitatis anlange, wie Braun-
11
schweig unndt Pommern etc., waß aber das salarium betreffe, wie Heßen
12
Caßel propter rationes nuper adductas

35
Hessen-Darmstadt hatte am 11. Juni 1646 vier Argumente gegen die Erhebung einer
36
Judenkopfsteuer genannt (s. Nr. 123 bei Anm. 25).
, unnd würden sich die stände diß-
13
fals an dasiennige, waß per maiora geschloßen worden, nit binden laßen.

14
Württemberg. [1.] Negst gebührender dancksagung befinde er gleichs-
15
fals, das dem Kayserlichen cammergericht nicht beßer als durch eine exem-
16
tion zu helffen, dahero er sich mit Braunschweig undt Pommern dieses
17
puncts halben conformire.

18
[2.] Soviel aber das salarium betrifft, wiederhole er seine vörige prote-
19
station

37
S. Württembergs Beschwerde bzw. Protest vom 7. Mai und 11. Juni 1646 wegen der vollen
38
Veranschlagung Hg. Eberhards III. zum RKG trotz seiner unvollständigen Restitution
39
( [Nr. 122 Anm. 72] , Nr. 123 bei Anm. 35).
, weil das Kayserliche cammergericht den unterhalt von ihrer
20
fürstlichen gnaden noch immer vor vol exigiren, da sie doch kaum ein
21
drittel ihres landes iziger zeit innenhetten, auch daßelbe ganz zugrund
22
verderbet sey etc. Bethe derowegen, an dem ohrt, da der ohnvermögenden

[p. 48] [scan. 164]


1
stände gedacht wirdt

31
Bezug auf den Entwurf für ein Schreiben der Reichskurien an den Ks. (s. Anm. 2). In der
32
Ausf. heißt es (wahrscheinlich unverändert): diejenige Reichs=Staende, welche bey diesen so
33
viel Jahr ueber continuirenden Krieges=Zeiten und Laeufften etwa oder in Grund ruiniret,
34
oder auch vielleicht mehr als das Cammer=Gericht selbsten erlitten (s. Meiern III, 545 ,
35
zweiter Absatz, beginnend Und demnach diese ). Der vorgeschlagene Zusatz wurde nicht
36
ergänzt.
, etwan diese wort hinzuzusetzen: „unnd niemandt
2
über proportion inhabender lande beschweret werde“.

3
Idem suo loco et ordine wegen Pfalz-Veldenz .

4
Mecklenburg-Schwerin und -Güstrow. A parte Mecklenburg
5
Schwerin unndt Gustraw sagte er gleichsfals danck unndt approbirte
6
daß verlesene concept mit der modification wie Braunschweig, Pommern
7
unndt Heßen Caßel, daß nemblich uf erhaltung einer neutralitet oder
8
exemtion gedacht werde. Im übrigen conformire er sich den maioribus.

9
Sachsen-Lauenburg. [1.] Wegen Sachsen Lawenburgk sagte er gleichs-
10
fals danck, unndt wie man dem Kayserlichen cammergericht unndt stadt
11
Speyer ihre securität gerne gönne unndt mit denselben votis, die dahin
12
gestimmet, sich allerdings conformire, so sey er damit einig, daß das schrei-
13
ben etwan auf sölche maße eingerichtet unnd fortgesendet werden möge
14
etc.

15
[2.] Den passum salarii betreffendt, müße er bekennen, daß disfals ein
16
concursus calamitatum et miseriarum sowol a parte cameralium als auch
17
a parte statuum zusammenkomme, dahero pillich uf ein sölches mittel
18
unnd expediens zu gedencken, dadurch iennen geholffen, diese aber nicht
19
gar zu boden getrieben werden.

20
Ratione capitationis Iudaeorum aber vernehme er, daß etliche darvon
21
dissentirten

37
Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt hatten grundsätzliche Bedenken gegen die Erhe-
38
bung einer Judenkopfsteuer (s. deren Voten).
. Stünde derowegen an, ob ohne ihren consens hierinnen
22
etwas geschloßen werden könte, unndt stelle dahin, ob es nicht die not-
23
turfft erfordern möchte, deswegen eine re- unndt correlation anzustellen.

24
Anhalt. Wie zuvor, mit der in nachfolgenden votis in puncto securitatis
25
et exemtionis beschehenen declaration.

26
Wetterauer Grafen. [1.] Wiederholten anfangs die von den vorsizen-
27
den abgelegte dancksagung für geschehene communication unnd, soviel
28
die versicherung des Kayserlichen cammergerichts betrifft, erinnerten sie
29
sich ihres newligst gegebenen voti

39
Soviel das Protokoll erkennen läßt, hatten sich die Wetterauer Gf.en am 11. Juni 1646 für
40
die Neutralisierung Speyers ausgesprochen (s. deren Votum in Nr. 123).
, das man sich nemblich umb eine
30
exemption bemühen müchte.

[p. 49] [scan. 165]


1
[2.] Waß das salarium unnd vorgeschlagene iüdencapitation anlange, wie-
2
derholten sie ihr voriges

25
Geißel und Heidfeld hatten am 11. Juni 1646 ihr Votum über die Judenkopfsteuer suspen-
26
diert (Nr. 123 bei Anm. 39). Nunmehr schlossen sie sich den beiden hessischen Gesandt-
27
schaften an, welche die Judenkopfsteuer ablehnten.
wie auch die izigen Heßen Caßelischen unnd
3
Darmstatische vota, weil etliche gräfliche heuser sich starck dabey inter-
4
essiret befinden. Were zu befahren, die Iuden würden daruber queruliren
5
unnd die anlagen wieder an dem schuzgelde

28
Schutzgeld meint den Betrag, den Juden als Untertanen an ihren Landesherrn bzw. in
29
Reichsstädten an den Stadtrat für die ihnen dafür gewährten, in Judenordnungen spezifi-
30
zierten Rechte zahlen mußten (F. Battenberg, Schutzjuden, 1536–1539).
abzuziehen begeren etc.
6
Wolten derowegen die notturfft reserviren etc.

7
Österreichisches Direktorium. [Meinung:] Sie approbirten zwar daß
8
concept meistentheils, schlößen aber doch dahin, 1. das ihr Kayserlicher
9
mayestät die neutralitet oder exemption etwas deutlicher einzurahten

31
Dies geschah; zur Formulierung in dem Schreiben an den Ks. s. Anm. 11.
;

10
2. das die wort „so noch etwas vermögen“ entweder gar auszulaßen oder
11
doch etwaß anders einzurichten

32
Im Schreiben an den Ks. ist dieser Passus nur leicht verändert (s. Anm. 17).
.

12
3. Die protestationes weren ad protocollum annotiret worden.

13
Sonst thue man a parte directorii gegen herrn herzogs Augusti fürstli-
14
che gnaden sich deß zuentbotenen gnedigen grußes bedancken. Hoffe, sie
15
würden, wie bishero, also noch weiter sölche vota beytragen laßen, so in
16
salutem Imperii gereichen etc., cum oblatione consueta officiorum erga
17
legatos. Halte auch dafür, es werden allerseits herrn abgesante eben dieser
18
resolution sein.

19
Alle. Annuebant.

20
Grafen von Schwarzburg. Wasmaßen wegen des chur- unndt fürst-
21
lichen hauses Sachsen den herrn grafen von Schwarzburgk

33
Gf. Ludwig Günther I. von Schwarzburg-Rudolstadt (1581–1646 XI 4) und die drei
34
Brüder der Linie Schwarzburg-Sondershausen: Gf. Anton Günther I. (1620–1666), Gf.
35
Christian Günther II. (1616–1666) und Gf. Ludwig Günther II. (1621–1681). Die Brüder
36
regierten bis zur Teilung der Herrschaft 1651 gemeinsam ( Schwennicke I.3 T. 317 und
37
319; Eberhardt, 15; Ignasiak, 172, Regenten-Tafeln).
dero session
22
vor izo disputiret werden wollen, das habe er auß der herrn Sachsen Alten-
23
burgischen, Coburgischen unnd Weymarischen etc. protestationen ver-
24
nommen. Nachdem aber ohngezweifelt, das sie ohnmittelbare stände des

[p. 50] [scan. 166]


1
Reichs sein

28
Zur Diskussion um die Reichsunmittelbarkeit der Gf.en s. Anm. 8. Reichsrechtlich waren sie
29
zu den RT wie auch zum WFK zugelassen, wie die Annahme ihrer Vollmachten durch das
30
Kurmainzer Reichsdirektorium sowohl 1641 ( Londorp V, 628) als auch 1646 in Osnabrück
31
(s. Anm. 7) zeigt.
, auch iederzeit als immediatstände uf

23
1 reichstage] In Grafen von Schwarzburg A I 1 folgt: 〈a〉uch zue 〈de〉nen allge〈meinen〉
24
friedens〈trac〉taten.
reichstage beschrieben
2
worden, so thue er demnach der herrn grafen iura sarta et tecta

32
Die Formel sartus (et) tectus, im Lateinischen ursprünglich Terminus technicus zur Bezeich-
33
nung
eines guten baulichen Zustands (so auch biblisch, s. 4 Rg 12,5 und öfter), meint hier
34
im übertragenen Sinn die unerschütterlich festen, nicht widerlegbaren Rechte der Gf.en
35
von Schwarzburg ( Klingmüller, 52f.; Georges II, 2490 s. v. sarcio; Sleumer, 698 s. v.
36
sartus (et) tectus ).
repro-
3
testando vorbehalten. Undt weil sie auch ein absonderliches votum per
4
privilegium erhalten unnd nur an der installation mangele

37
Privileg Ks. Maximilians II. von 1576 (s. Anm. 8).
, als thue er
5
seiner gnedigen herschafft auch daßelbe protestando reserviren.

6
Sachsen-Altenburg. (Nomine reliquorum:) Laße die reprotestation
7
uf ihren ohnwerth beruhen, seine protestation kürzlich wiederholende.
8
Unndt weiln noch überdieß gar eine absonderliche session praetendi-
9
ret werden wolle, könten fürsten undt stände a minori ad maius leicht
10
ermeßen, das, deme man unter den Wetterawischen grafen keine session
11
gestendig, demselben noch viel weiniger eine sonderliche

25
11 session] Ergänzt nach Sachsen-Altenburg A II 1 und Meiern III.
session undt
12
votum singulare einreumen würde.

13
Wetterauer Grafen. Demnach sie in der gräflichen Schwarzburgi-
14
schen reprotestation wahrgenommen, das von selbigem gräflichen hause
15
ein singulare votum praetendiret unnd dabey fürgegeben worden, daß
16
es uf der confirmation bestanden, so komme ihnen, der Wetterawischen
17
graffen correspondentz

38
Die Wetterauer Korrespondenz meint die 1578 geschaffene Organisation der Wetterauer
39
Gf.en, die u.a. die gemeinsame Vertretung des Gf.encorpus auf RT und dem WFK organi-
40
sierte (s. APW III A 3/1 [Nr. 15 Anm. 57] ).
gesanten, sölches zimblich nachdencklich vor.
18
Wolten derowegen die notturfft vorbehalten unndt reprotestiren,

26
18–20 weil – solte] Herzogtum Bayern A I 1: weil nit herkommen, daß ein gräffliches
27
hauß ein singular votum haben solte.
weil es
19
gar befrembdtlich, das ein einzeles gräflich votum einem ganzen corpori
20
aequivaliren solte, wie es dan auch der praecedentz halber unndt sonst
21
inconvenientien geben dürffte. Reservirten also nochmahlß die notturfft,
22
mit pitte, sölches ad protocollum zu nehmen etc.

[p. 51] [scan. 167]


1
Grafen von Schwarzburg. Repetirte kürzlich priora, unndt weil die
2
herrn grafen in possessione vel quasi

6
possessio vel quasi [possessio] bedeutet Besitz einer unkörperlichen Sache, z. B. geistiger
7
Güter, hier: Besitz des verbrieften (s. Anm. 8) Rechts einer eigenen Session im FR (Konrad
8
Müller, 218; Peyer, 78; Dick, 97, 287).
sich befünden, als beruheten sie
3
darauf

9
beruheten sie darauf bedeutet hier blieben sie dabei ( Grimm I, 1534 s. v. beruhen Punkt 2).
nicht unpillich sowol wieder das chur- unndt fürstliche hauß
4
Sachsen als wegen des voti singularis, wie er dan seine protestation zur
5
nachricht ad acta übergeben wolle

10
Gfl. schwarzburgischer Protest und Reprotest gegen das Gesamthaus Sachsen in puncto
11
iuris suffragii et sessionis, Ausf., Osnabrück, datiert auf 1646 VI 17[/27], praes. 1647[!] X
12
2: HHStA MEA FrA Fasz. 20 [1] unfol.
.

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