Acta Pacis Westphalicae III A 3,2 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 2. Teil: 1645 / Maria-Elisabeth Brunert
Deputation der fürstlichen Gesandten bei den kaiserlichenGesandten Osnabrück 1645 November 27 / Dezember 7
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Osnabrück 1645 November 27 / Dezember 7
Die Ges. gingen am Morgen zu den Ksl.en, nachdem sie durch die Magdeburgischen an die
bereits am 14. November beschlossene, dann aber verschobene Deputation (s. [Nr. 45 Anm. 28] )
erinnert worden waren. Mittags um 14.00 h begann sessio 31 der Ges. (unten Nr. 47),
s. Magdeburg G II fol. 217–217’s. d. 1645 XI 27 [/XII 7]; DGeissel fol. 78 s. d. 1645 XI
27 [/XII 7].
Wetterauische Grafen ( Nassau-Dillenburg) B I fol. 103–104 [Konzept Geißel] (=
Druckvorlage); vgl. ferner Sachsen-Altenburg A III fol. 7’, magdeburgische Relation Nr. 31
in: Magdeburg F II fol. 793–795’, hier fol. 794’.
Forderung nach Freiem Geleit für die Mediatstände. Forderung nach Admission Magdeburgs.
Revers, wie er zu Münster begriffen und von den fürstlich Culmbachischen und Württen-
bergischen abgesanten anhero communiciret den 26. Novembris [ /6. Dezember] anno
1645
Durch Dorsalvermerk so bezeichnete Kopie in: Magdeburg F II fol. 798–798’, 799’; schwed.
Überlieferung: APW II C 2, 13 Beilage D; Druck: Meiern II, 73f. Im magdeburgischen
Diarium ist notiert, daß ihnen, den magdeburgischen Ges. , von den sachsen-altenburgischen
am 27. November [ /7. Dezember] zweene [ !] von denen fürstlich Brandenburgisch Culm-
bachischen undt Würtembergischen herren abgesandten zu Münster an den herren Wein-
marischen gesandten undt herrn Dr. Ölhafen eingelangtes schreiben übergeben worden
seien, außerdem auch die notul eines von den herren catholischen ihnen fürgeschriebenen
reverses ( Magdeburg G II fol. 215). Siehe Müller und Burckhardt an Heher und Oelhafen
von Schöllenbach, Münster, 1645 XI 24 [ /XII 4] ), Ausf. in: Sachsen-Weimar B II
fol. 326–328; Druck: Meiern II, 72f. : Sie, Müller und Burckhardt, hätten einem Brief Oelha-
fens an Müller entnommen, daß der Revers, wie er in Münster aufgesetzt und von allen Ka-
tholischen gebilligt worden sei, ihnen entweder gar nicht oder in verfälschter Form nach Os-
nabrück überschickt worden sein müsse. Deshalb würden sie, Müller und Burckhardt, den be-
sagten Revers Heher und Oelhafen zusenden, damit diese sich darin ersehen und vermerken
könnten, wohin die Intentiones eigentlich gerichtet. Außerdem sollten sie helfen, alle vorfal-
lende Mißverstaendniß aus dem Wege zu raeumen ( Meiern II, 72 ).
(Im Quartier der Kaiserlichen zu Osnabrück.) Anwesend: Kaiserliche Gesandte (Lamberg,
Krane); als Deputierte: Sachsen-Altenburg / Sachsen-Coburg (Thumbshirn, Carpzov), Sachsen-
Weimar / Sachsen-Gotha / Sachsen-Eisenach (Heher), Wetterauische Grafen (Geißel, Heid-
feld).
Die Deputierten. Sachsen Altenburg, Coburg, Weymar und wir, die Wet-
terauische , zu den Kayßerlichen herrn gesandten deputirte, erinnerten
[ 1.] den punctum salvi conductus pro mediatis ,
2. [ den punctum] admissionis,
3. unser jüngstes anbringen bey Österreich und deßen vertröstung ,
4. beclagten den verzugk der haupttractaten,
5. daß Bavarus denen evangelischen gesandten allen uffenthalt imputire
Wie Heher nach Weimar berichtete, hatte Bayern inn 2 underschiedenen schreiben an Wür-
tenberg die schuld aller inn Schwaben, Francken und anrainenden orthen fürgehender
kriegspressuren auf diese unßere eingenomene differentien (nämlich die Admissionsfrage)
gelegt (s. Relation Nr. 26 an Hg. Wilhelm zu Sachsen-Weimar, in: Sachsen-Weimar A I
fol. 434–435, hier fol. 434). Extrakte der Briefe Kf. Maximilian an Hg. von Württemberg,
München 1645 Oktober 18 und November 15 in: Sachsen-Weimar B II fol. 350–350’.
6. so were eine declaration der praeliminarien vonnöten,
7. seye auch ein newer revers von Munster anhero privatim communicirt
worden , der aber auch nit practicirlich etc.
Kaiserliche Gesandte. (Illi:) Ad 1., etiam 2., et[ iam] 3.: Herr graf Traut-
mansdorff nehme sich der sachen mit ernst ahn
und Frankfurt
ernst, zu der hauptsachen zu schreyten, wurden dise 3 puncten sicherlich
kei〈n〉 obsta〈t〉 machen. Die herrn Kayßerlichen gesandten zu Münster
wusten nit einmal recht, waß der herrn catholischen chur- und fursten endli-
che meinung seye
Bei der am 2. Dezember in Münster abgehaltenen Beratung über die Ablehnung der Conclusa
der Plenarkonferenz der kath. Stände von 1645 XI 19 in puncto admittendorum (s. Nr. 42
Anm. 2) durch die Protestanten hatten weder die Kfl.en noch die Fürstlichen sich auf eine
einhellige Meinung einigen können. Als das Ergebnis dieser Beratungen am 4. Dezember den
Ksl.en referiert wurde, waren die Fürstlichen nicht mit der Berichterstattung des Kurmainzers
einverstanden und ergriffen selbst das Wort (s. APW III A 4,1, 56 Z. 5–8; 57 Z. 4–14,
26–36).
Ad 4.: Sie schämeten sich selbst, ihrer majestät von disen schlechten dingen
relation zu thun.
23–30 Referirten – etc.] Sachsen-Altenburg A III: Caesarei referunt: Die königlich
Frantzo[ s]ischen hetten vor die hertzogin von Savo〈y〉en passport begehrt, welche der
Keyser auch verwilliget. Darauff die Frantzo[ s]ischen begehrt, sie solte in solchen tutrix
und regentin zu Savo〈y〉 genennet werden. Das hette der Keyser abgeschlagen, weil sie
die tutel von ihrer majestät nicht recognoscirt. Alß aber die Frantzo[ s]ischen angedeut-
tet, ehe die friedenstractaten auffzustoßen, hette es der Keyser einwilligen müßen, do es
doch dem Römischen Reich sehr nachtheilig und sie sich dergestalt eximiren köndte.
Gallischen salvi conductus anno 1638
Reichsvizekanzler Ferdinand Sigmund Gf. Kurz (auch: Kurtz) von Senftenau (1592–1659,
1636 Reichsgf., 1637 Reichsvizekanzler) wurde 1638 nach Norddtld. entsandt, um doch noch
einen Separatfrieden mit Schweden herbeizuführen. Bei den Verhandlungen in Hamburg
mußte Kurz das Hinzuziehen Frk.s, vertreten durch d’Avaux, bewilligen. Schweden und Frk.
machten ksl. Geleitsbriefe für ihre Verbündeten zur Bedingung für die Aufnahme der Friedens-
verhandlungen. Frk. verlangte Geleitsbriefe für seine Bundesgenossen in Dtl. mit allen Titeln
und Würden der Genannten, außerdem einen solchen für die Hg.in Christine von Savoyen mit
dem Prädikat Vormünderin (des minderjährigen Hg.s Karl Emanuel, 1634–1675, volljährig
1648) und Regentin, was der Ks. nicht akzeptieren konnte, da er die Hg.in in keiner dieser
Eigenschaften anerkannte. Kurz ging im April 1639 nach Abbruch der Verhandlungen nach
Glückstadt zu dem als Vermittler fungierenden Kg. Christian IV. von Dänemark und kehrte
im Juni 1639 zum ksl. Hof zurück ( Koch I, 145–149; Gross, 336f.; Dickmann, 92ff.; Rie -
denauer, 328f.; zu Savoyen s. [Nr. 17 Anm. 35] ; zu Hg.in Christine, geb. Prinzessin von Frk.
aus dem Hause Bourbon, 1606–1663, seit 1619 verheiratet mit Viktor Amadeus I. Hg. von
Savoyen, 1587–1637: Stammtafeln II T. 195).
hergangen
Mit den von Fkr. und Schweden geforderten Pässen für deren dt. Verbündeten befaßte sich der
Regensburger RT von 1640–1641 gleich zu Beginn. Ks. Ferdinand III. hatte bereits einen
Generalpaß für die foederati status et adhaerentes nobis nondum reconciliati bewilligt,
doch die Kronen beanstandeten die Formel nobis nondum reconciliati. Der RHR (dem Kurz
angehörte) gutachtete, daß die Formel beibehalten werden solle, doch der Ks. strich sie am
3. Oktober 1640 aus den Generalpässen ( Bierther, 228ff.).
sunt alii“ etc. widersprochen. Das wort „adhaerenten“ habe er allezeit uff die
immediatos restringirt
Im ksl. Generalpaß für die dt. Verbündeten Schwedens vom 2. Oktober 1640 wurde gewährt,
ut omnes & singuli Suæ Serenitatis foederati Status, & adhærentes per Germaniam zum
Zwecke ksl.-schwed. Friedensverhandlungen sicher nach Lübeck oder Hamburg kommen oder
Ges. schicken durften. In ksl. Interpretation waren foederati Status, & adhærentes nicht jene
Stände, die den PF angenommen oder sich in anderer Weise mit dem Ks. ausgesöhnt hatten.
Zu dieser Frage liegt ein Ga. des Reichsvizekanzlers Kurz von 1641 IV 7 vor sowie das Votum
des Geheimen Rates von 1641 IV 8 ( Bierther, 229f.). Zum weiteren Auslegungsstreit um das
Wort adhaerentes s. [Nr. 30 Anm. 6] . Druck des ksl. Geleitsbriefes: Londorp V, 28f. (Lemma:
Copia Salvi Conductus, pro foederatis Sueciæ, Lubecam vel Hamburgum versus ).
und begert, auch erhalten, daß die Kayßerlichen gesandten in ihre vollmacht
einrucken laßen müsten, scilicet Caesarem dedisse potestatem legatis suis {et}
audiendi et tractandi cum mediatis etc.
Bezüglich der ksl. und frz. Vollmachten war zuletzt noch die Frage offen gewesen, in welcher
Form der beiderseitigen Verbündeten gedacht werden solle. Frk. bestand darauf, daß sie er-
wähnt wurden. Nach Verwerfung eines frz. Formulierungsvorschlags und eines ksl. Gegenvor-
schlags einigten sich die Parteien am 6. November 1644 auf einen Vorschlag der Mediatoren
und tauschten am 16. Februar 1645 ihre Vollmachten aus ( Ruppert, 62f.).
Ad 5. Non.
Ad 6.: Einige declaration stundte nit bey ihnen. Imperator, rex Hispaniae,
Galliae et Sueciae hetten den salvum conductum mediante Dan{o} gemacht
bey denen stundte auch die declaration.
Ad 7.: Non. Herr graf Lamberg sagte, [ er] hette den hiesigen Magdeburgi-
schen revers zu Munster gesehen
Lamberg war vom 2. bis 5. Dezember in Münster gewesen (s. APW III C 4, 102f.) und hatte
am 4. an der Konferenz der ksl. Ges. mit Deputierten der kath. Stände teilgenommen, in der
die Ergebnisse der Beratungen vom 2. Dezember zur Admissionsfrage referiert wurden (s. oben
Anm. 11). Ob ihm bei dieser oder einer anderen Gelegenheit die Notul des Reversus in
puncto Admissionis, welchen Magdeburg bewilliget (s. [Nr. 43 Anm. 2] ), gezeigt wurde,
konnte nicht ermittelt werden.
Alß die darin verfaste materiali{a} wiederholet wurden uff 3 puncten, scilicet
dem geistlichen vorbehalt, in dem titul oder qualitaet deß voti und der conse-
quentz andere[ r] evangelischer bischof{f} bestehendt, sagt herr Cran, daß ih-
nen dergleichen noch niemals vorkommen, vernämmen den bericht gern.
5–6 Nach – etc.] Magdeburg F II: Die Deputierten kamen zu den Magdeburgischen und
erstatteten relation, was sie in puncto salvorum conductuum pro statibus mediatis bey
den Keyserlichen herren plenipotententiariis ausgerichtet, so darauff bestunde, daß,
nachdem der herr graff von Trautmansdorff ankommen und sich ein und das andere
sorgfeltig angelegen seyn ließe, au{ch} in den sachen embsig were, als würde er auch
dißfals dahin trachten, wie in diesem passu richtigkeit erfolgen möge, damit mann her-
nacher uff herausgegebene replicam
Die schwed. Replik wurde am 7. Januar 1646 publiziert (s. [Nr. 29 Anm. 4] ). Die frz. wurde
am 7. Januar den Mediatoren auf frz. vorgetragen, von diesen it. aufgezeichnet, ins Lateinische
übersetzt und diese Übersetzung den Franzosen zur Korrektur übergeben. Erst am 18. Januar
1646 erhielten die Ksl.en zu Münster durch Contarini den Text (s. APW II B 3 Nr. 69, 82;
APW III C 3,1, 349 s. d. 1648 I 8; APW II A 3, 123 Z. 7–23; 176 Z. 22–30; APW III
C 2,1, 521 s. d. 1646 I 18, III C 2,3, 98 R Nr. 996). Magdeburg erhielt den Text am 24.
Januar (s. Nr. 82 bei Anm. 6). Druck der frz. Replik: Meiern II, 200–203 (Lemma: Summa
capita eorum, quæ loco Replicæ ad Responsiones Cæsareanorum Gallici Plenipotentiarii
die 7. Jan. 1646. apud Mediatores oretenus fusius exposuerunt, ab iisdem Mediatoribus
exce[r]pta, primum Italico idiomate deinde in Latinum versa), Gärtner VII Nr. 68,
374–380. Kopie: Magdeburg H fol. 271–272’; Kopie mit nebenstehender dt. Übersetzung
und Diktatvermerk Osnabrück, unter kurmainzischem Direktorium, 1646 I 13 [ /23] : Sach-
sen -Weimar A II fol. 39–46. Ksl. Überlieferung: s. APW II A 3 Nr. 86 Beilage [ 2] , und
Nr. 104 Beilage [ 2] . Frz. Überlieferung: APW II B 3 Nr. 69 Beilage 2. Dt. Übersetzung:
Londorp V, 1074f.
unuffgehalten forttreiben könte. Wann die herren Schweden sich erkleret, daß sie der-
gleichen geleitsbrieffe nicht iure praetendirten, hette diesem streit vorlängsten gebühren-
der wandel geschaffen werden können. Nachdem sie aber hierunter beharret, weren dar-
aus diese difficultatäten erfolget, worzu sie gleichwol keine ursach gegeben.
So were auch Euer Fürstlicher Durchlaucht admissionsache zum voto und session vor-
gelauffen, und hetten die herren Keyserlichen simuliret und vorgegeben, daß sie von den
bey dem revers sich ereugnenden difficultäten nichts gewust. Sie wolten aber darvorhal-
ten, nachdem von seiten Euer Fürstlichen Durchlaucht ein revers auff maß und weiß,
wie die fürstlichen abgesanten ihnen referiret, ausgestellet werden solte, daß es derohal-
ben nunmehr kein weiter bedencken und zweiffel haben würde. Doch were soviel dar-
bey zu verspüren gewesen, [ daß] mann catholischentheils darauff bestehen und tringen
möchte, daß in de{n} revers, so wir auszustellen, gesezet werde: „als inhaber des er-
tzstiffts Magdeburg“
Ein Teil der kath. fürstlichen Ges. hatte am 2. geschlossen, daß eine nach Osnabrück zu ent-
sendende Deputation vorschlagen solle, Hg. August den Titel inhaber des ertzstiffts Magde-
burg zu geben, oder, als weiteres Zugeständnis, postulirter administrator, oder allenfalls
postulirter zum ertzbischoff zu Magdeburg. Dem hatten drei Ges. , darunter Wartenberg,
widersprochen (APW III A 4,1, 55 Z. 14–37).
auch uns als verpflichteten dienern nicht anstehen würde, Euer Fürstlichen Durchlaucht
den ex rite et canonice facta postulatione competirenden erzbischofflichen titul selbsten
in zweiffel zu ziehen.
relation gethan etc.
Nota: Die Kayßerlichen herren gesandten hetten sichere nachricht, ja die
Frantzosen gestundten es selbst, daß sie der replic halben noch keine instruc-
tion hetten auß Paris
glaubten
ßiren. Durch die generalität der salvorum conductuum etiam pro mediatis
suchten sie nu〈n〉, jederman an sich zu bringen, wie sie es mit der statt
Straßburg paß auch gemacht hetten
Die Reichsstadt Straßburg hatte bereits im September 1638 von den Schweden eine Einladung
zu Friedensverhandlungen und ein Paßangebot erhalten. Nachdem weitere schwed. und frz.
Einladungen zum Kongreß ergangen waren, beschloß die Stadt Anfang Januar 1645, einen
Ges. abzuordnen. Der notwendige ksl. Geleitsbrief wurde durch schwed. Vermittlung erbeten,
was Lamberg beim Antrittsbesuch des straßburgischen Ges. Otto am 12. April 1645 tadelnd
vermerkte ( Katterfeld, 3, 9f.).
nach nennen wurdte, solte es an paßen nit manglen. Sie gäben jedem Oßna-
brücker burgern paß uff ein halb meil wegs etc.
Sachanmerkungen zu Nr. 46