Acta Pacis Westphalicae III A 3,1 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 1. Teil: 1645 / Maria-Elisabeth Brunert
Relation des brandenburg-kulmbachischen Gesandten über seineVerhandlungen in Münster über den modus et locus consultandi Osnabrück 1645 August 5/15
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Relation des brandenburg-kulmbachischen Gesandten über seineVerhandlungen in Münster über den modus et locus consultandi
Osnabrück 1645 August 5/15
Brandenburg-Kulmbach A II unfol. (= Druckvorlage); damit identisch Braunschweig -
Lüneburg-Kalenberg A III fol. 50–53, Hessen-Kassel A II fol. 545–548, Sachsen -
Gotha A I fol. 308–309, Sachsen-Weimar A I fol. 131–133’, Sachsen-Weimar B I fol.
322–325’, Stockholm , Riksarkivet Diplomatica Germanica vol. 4, Beilage D zu einem Brief
Johan Oxenstiernas an die Königin von 1645 VIII 15/25, Wetterauische Grafen ( Nassau -
Saarbrücken ) A II fol. 110–114, Meiern I, 547–551 (Druck).
Der brandenburg-kulmbachische Gesandte Müller erstattete in der Sitzung fürst-
licher und städtischer Gesandter folgenden, auf Begehren der Stände zur Dikta-
tur
Siehe Nr. [ 6 Anm. 15 ] .
Curialia. Uf die bey denen in neülichkeit gepflogenen deliberationen votis
communibus placitirte, an die zu Münster subsistirende fürstlichen herren
räth und gesandte mir ufgetragene commission
Siehe Nr. [ 5 (oben S. 67 Z. 13–27) ] .
sto Jacobi, den 25. passato [ /4. August ], nachmittag von Oßnabruckh uf Mün-
ster zue raisen begeben. Aldar ich volgenden nachmittags zeitlich unndt wohl
mit der hülff Gottes, deme ich darfür lob unndt dangk sage, angelangt, auch
sontags, den 27. [ Juli / 6. August ], gegen abent das mit aufgegebene creditiv
Siehe Nr. [ 5 Anm. 29 ] .
dem Österreichischen directorio bey herrn graffen von Wolckhensteins gna-
den einantwortten unndt umb benambsung einer stundt zur anhörung [ bit-
ten ], worauf zwar dieselbe sich, das sie im ausziehen in ein ander losament
begrieffen, entschuldigen unndt derentwegen begehren, ob ich mich etwa
nach 2 tagen, bis sie sich in etwas einrichten köndten, wieder anmelden
wolte, hernacher aber, undt zwar, wie ich berichtet, uf erinnern des Käyser-
lichen herrn plenipotentiarii herrn Vollmars etc., den 28. Julii [ /7. August ]
9 uhr vormittag mir benennen lasßen.
Da ich dann die aufgetragene commission beylauftig dahin abgelegt, das,
praemissis curialibus et oblatione officiorum, ich zu verstehen geben, wel-
chergestalt das churfürstliche zu Langerich gefaste conclusum
Siehe Nr. [ 1 Anm. 1 ] .
nabruckh anwesenden herren fürstlichen, gräfflichen undt der erbaren frey-
unndt reichsstädt räth, pottschafften undt gesandten were eröffnet undt da-
bey begehrt wordten, das man die sachen in consultation nehmen undt för-
derliche dero schrifftliche resolution dem Churmaintzischen directorio zu-
stellen lasßen wolten. Nun hetten sie wünschen, das die collegia beyeinander
sein undt von so hochwichtigen puncten, darvon subsequentes tractatus de-
pendiren , coniunctim deliberiren unndt schliesen mögen. Sintemahln sie aber
in den gedanckhen, das gleichwie ihnen diese apertur in particulari gethan,
also werdte dergleichen auch gegen die alhier subsistirende beschehen sein.
Damit nun aber gleichwohln ihnen culpa remorae nicht zu imputiren, so
hette[ n ] sie die sachen in deliberation genommen, sich einer resolution
Gemeint ist Des Heil. Roem. Reichs Fuersten und Staende zu Oßnabrueck, ueber dem Modo
Deliberandi & Agendi, bey gegenwaertiger Friedens=Handlung, beliebter Schluß (s. Nr. [ 5 ]
[ Anm. 11 ] ).
glichen unndt dem Churmeintzischen directorio einantwortten lasßen, bene-
benst aber mir in commissis ufgetragen, solche auch denen alhier subsistiren-
den fürstlichen herren räthen undt gesandten zu uberreichen undt dabey ex-
presse zu contestiren, das sie denselben im wenigsten was praescribiren noch
dero hochvernünfftigen consiliis praeiudiciren oder vorgreiffen, sondern viel-
mehr hoffen unndt bitten wolten, sie werdten das werckh ebenmesßig in
reiffe deliberation dergestalt nehmen unndt befördern helffen, damit man zu
einer beliebender conformitet gelangen undt das haubtwerckh der so hoch
desiderirenden pacification undt tranquillirung patriae cum effectu antretten
unndt fortstellen möge, annexo voto, das der liebe Gott gnad, glückh unndt
seegen hierzu zu seines nahmens ehr unndt des lieben vatterlandts wohlfahrt
mildiglich verleihen wolle etc., adiuncta recommendatione des hauptwerckhs
et officiorum.
Worauf ihr gräfflichen gnaden antwortt ungefehrlichen dahin fiele, das sie
das anbringen brevibus repetirten, dann officiosae salutationis sich bedanckh-
ten annexa petitione, dergleichen gegen die herren abgesandte zu Oßnabruckh
etc. reciproce zu verrichten. Unndt weiln sie erst in neülichkeit hier angelangt
unndt seines herren collegae
Gemeint ist Dr. Leonhard Richtersberger (gest. 1650). Aus Bayern stammend, war er zunächst
Hof- und Gerichtsadvokat in Wien, wurde 1631 niederösterreichischer Landschreiber, später
ksl. GR . Er wurde 1636 geadelt mit dem Prädikat „von Richtersberg“, wurde 1638 nieder-
österreichischer Regimentsrat, war 1640 österreichischer Ges. auf dem RT zu Regensburg, seit
1642 auf dem Reichsdeputationstag zu Frankfurt und wurde 1647 Kanzler des Regiments
( Starzer , 439). Richtersberger kam vor dem 19. Oktober 1645 in Münster an, führte an
diesem Tag erstmals das Direktorium im dortigen FR und reiste am 9. November nach Osna-
brück , um dort das Direktorium im FR zu übernehmen ( APW [ II A 2 Nr. 288, 569 Z. 11f. ] ;
APW [ II C 1 Nr. 411, 801 Z. 24f. ] ; APW [ III A 1,1 Nr. 53, 367 Z. 20f. ] und [ Anm. 1 ] ).
Franckfurther deputationtag geführt, erwartteten, inmittels auch ihr wenig
communication weder von den chur- noch fürstlichen collegio beschehen, als
were leichtlich zu ermesßen, bekendten auch gern, das sie noch zur zeith
schlechte nachrichtung weder von ietzt angebrachten noch anderen puncten,
was etwa mitlerzeith gehandelt wordten, hetten. Wolten aber nicht unterlas-
ßen , die überreichten schrifften zu durchsehen unndt anstalt zu machen, damit
es ad notitiam et deliberationem anderer anwesender fürstlicher herren räthen
undt gesandten gebracht unndt das liebe friedenswerckh haubtsächlichen der-
mahleinist vorgenommen undt befördtert werdte, worbey er an seinem ort
nichts erwindten lasßen wolte, repetito priori voto etc.
Welches dann, meinen grosgünstigen, hochgeehrten herrn comittenten ich zu
hinderbringen unndt dero gute intention zu rühmen, mich erbotten. Denen
es erfreülich zu vernehmen sein, in hoffnung, ihr gnaden von so heilsamber,
friedfertiger intention nicht aussetzen würdten, bis der vorgesetzte zweckh
des lieben friedens erlangt werdte.
Discurrendo gedachten ihr gnaden, das sie vermeindt, es were in puncto mo-
dum et locum consultandi betreffend durch die translation des Franckfurthi-
schen deputationtags abhelffliche mas gegeben wordten.
Wargegen ich aber remonstrirte, das, weiln viel anderer fürsten unndt ständte
gesandte bey der stell, so wolten sie sich von den deliberationibus nicht ex-
cludiren lasßen, sondern competentia vota et suffragia pari iure als die ordi-
narii deputati exerciren, worauf sie es uf einhoelung besßerer information ge-
stellt sein liesßen.
Den 29. [ Juli / 8. August 1645 ] gegen abent hat das Österreichische directo-
rium zu einer conferenz uf morgenden tag umb 9 uhr ansagen lasßen. Da
dann mitwochs, den 30. Julii [ /9. August ], in hochwohlgemelden herrn graf-
fens von Wolckhenstein logement erschienen unndt die örtendtliche sessio-
nes eingenommen, nemblichen uf der geistlichen banckh:
Oesterreich
Österreichs Session auf der geistlichen Bank: s. Nr. [ 3 Anm. 22 ] . Österreich war am 9. August
1645 in Münster nur durch Gf. Wolkenstein vertreten ( Wien Österreichisches StA
HHStA RK FrA Ka 1, Mappe WFr XXIX fol. 28).
Ges. der Hoch- und Freigft. Burgund war der aus Löwen gebürtige Peter Weyms
(1610–1650). Er war Jurist, Mitglied des Hohen Rat zu Mecheln und seit 1639 Präsident des
Privinzialrats zu Luxemburg. Weyms votierte als einziger lat. ( Wien HHStA StK , FrA
Ka 1, Mappe WFr XXIX fol. 30–30’ = burgundisches Votum im Protokoll von 1645 VII 30 /
VIII 9; Neyen III, 468; Arendt , 215; Lonchay / Cuvelier , 223; Dickmann , 114).
Würtzburg
Bf. Johann Philipp von Schönborn (1605–1673, seit 1642 Fürstbf. von Würzburg, seit 1649
Kf. von Mainz, seit 1663 Fürstbf. von Worms und Reichsfhr.: Jürgensmeier , Schönborn,
J. Ph., 438–442) entsandte erst im September 1645 einen eigenen Ges. , der im November am
Kongreß eintraf ( Dietz , Vorburg, 77, 83f.).
Bf. von Münster war Kf. Ferdinand von Köln (1577–1650), 1612 Kf. von Köln, Fürstbf. von
Lüttich, Hildesheim und Münster, Fürstabt von Stablo-Malmedy ( Foerster ; Gatz , Ferdi-
nand , 107–111).
Ges. des Hst.s Münster waren der Kanzler des Hst.s, Merfeldt (s. Nr. 3 Anm. 16), Adolf Hein-
rich Droste von Vischering und Christoph Bernhard von Galen ( APW [ III D 1, 349 ] ; Wolff ,
210). Droste von Vischering (gest. 1650) wurde 1612 Dompräbendar, 1621 Scholaster und
1625 Dompropst zu Münster. 1643 war er bfl. Kommissar bei der Neutralitätserklärung der
Stadt Münster ( APW [ III D 1 Nr. 18 ] , [ 23 ] ; Germania Sacra NF 17.2, 64f.).
Christoph Bernhard von Galen (1606–1678) hatte das Gymnasium Paulinum in Münster be-
sucht und seit 1622 Studium in Mainz, Köln, Löwen und Bourges studiert. Er war seit 1619
bzw. 1627 Domherr in Münster, wurde 1642 Domthesaurar, war in diesem Jahr als Ges. von
Kurköln bzw. vom Hst. Münster auf dem Frankfurter Deputationstag, wurde 1644 fürstbfl.
Rat und 1651 Bf. von Münster ( APW [ III A 4,1, 561 ] ; Kietzell , 104 Anm. 28; Gatz , Galen,
144f.).
unndt Ferdten , uf der weltlichen banckh aber Bayern
tenberg .
Nach beschehener proposition, auch abgelesenen credentialen undt des
ubergebenen gutachtens oder schlusßes , seindt die maiora dahin gefallen,
weiln dieser punct von sehr wichtiger, nachdenckhlicher consideration, als
von welchem subsequentes tractatus dependiren undt besorglich mit vielen
schrifftwechseln mehr die zeith zu verliehren, als was fruchtbarliches auszu-
richten , so erfordere die hohe notturfft, das die gesandte an einen ort zusam-
menkommen undt sich eines gewisen modi et loci vergleichen. Undt nach-
dem man sich diesseits in hoc negotio nun zum zweiten mahl nach Osna-
bruckh verfliegt, so würdten die alda subsistirende für das dritte mahl hinwie-
derumb anhero zu kommen verhoffentlich nicht difficultiren, weiln zumahln
auf gutbefinden der herren Kayserlichen undt churfürstlichen die aus ihren
mitteln zu Osnabruckh anwesende die gesanden auch hierzu [ zu ] disponiren
helffen würden. Undt solte zu dem endt ich, der Brandenburg Culmbachi-
sche , wiederumb eine reise dahin nehmen, diese ihre meinung den herren ge-
sandten alda zu erkennen geben unndt beweglich ersuchen, das sie sich, weiln
ja bey dem haubtwerckh kein tag noch stundt zu verabsaumen, vor dismahl
allein, quoad hunc actum absque ullo praeiudicio der haubttractaten alhero
begeben unndt ein richtiges conclusum machen helffen wolten, zu welcher
commission mir bedörffende recredentiales undt schreiben mitgegeben werd-
ten solten, inmasßen beygelegtes protocoll
Siehe Nr. [ 5 Anm. 30 ] .
len , ausweiset.
Ob nun wohin ich mich praetensa inhabilitatis excusatione zu endtschuldi-
gen vermeint, so hab ich jedoch uf weither zuredten, bevorab in erwegung
meines gnädigen fürsten undt herrns befelch unndt habender instruction, das
man ja omnem lapidem moviren unndt quovis modo licito das heilsame paci-
ficationswesen befördern helffen solle, desßen mit füegen mich nicht zu ent-
schuldigen gewust, sondern nachdeme sontags, den 3. [ /13. ] dies, von dem
Österreichischen directorio ein creditivschreiben
Siehe Nr. [ 6 Anm. 1 ] .
rectorio ich einantwortten lasßen, mir zugeordtnet wordten, hab ich mich
gleich volgenden tags uf den weg gemacht undt mit der hülff Gottes gestern
abents alhier angelangt.
Inmittelst dieser ausferttigung bin von Kayserlicher maiestätt hochansehen-
lichen herrn legato herrn graffens zu Nasßau excellenz ich zur mittagsmahl-
mar , dann die Churmeintzischen, als herrn graff Gratzens gnaden, herr Dr.
Krebs, wie auch die Fränckische undt Schwebische craisgesandten
wohnt . Da nach verrichter mahlzeith vorhochwohlgedachter herrn graffens
excellenz lang mit mir von diesen sachen conferirt undt praevia officiosa sa-
lutatione gegen die herrn abgesandten mir das werckh cum contestatione eyf-
feriger friedensbegierdte zu guter expedition de meliori recommendirt, wel-
ches hernacher auch von den andern herrn convivis beschehen, undt aus den
discursen wohl zu verspühren gewest, das sie gute hoffnung, die herren abge-
sandte sich also erzeigen, damit die haubttractaten diesfalls nicht lenger retar-
dirt werdten möchten, gestaltsamb dann aus denen hinc inde gefallenen dis-
cursen nachfolgende rationes undt motiven zu recolligiren gewest:
1. Weiln gleichwohln der Römischen Kayserlichen maiestätt unnsers aller-
gnädigsten herrn, uf welche zweiffelsfrey der ständte alleruntertänigste refle-
xion principaliter gerichtet, herren comissarii et plenipotentiarii die gute con-
fidenz zu den hieigen herren abgesandten diesfalls stellten.
2. Die herren churfürstlichen dieselbe darzu disponiren zu helffen sich erbot-
ten , auch vielleicht gereith gethan oder noch thun werdten.
3. Die fürstlichen sie deswegen freündtlich undt dienstlich ersuchen undt bit-
ten lasßen.
4. Die herren gesandte auch im ersten bedenckhen
Bezug auf das Bedenken vom 29. Juni 1645 (s. Nr. [ 2 Anm. 13 ] ). Der gemeinte Passus: Meiern
I, 467 .
wichtigkeit der tractaten sonderlichen anfangs erfordern wolle, das alle zu
Oßnabruckh undt Münster anwesende abgesandte zusammenkommen unndt
sich eines gemeinen conclusi vergleichen,
5. nicht wenigers auch sich in beeden bedenckhen
Bezug auf das Bedenken vom 29. Juni 1645 (s. oben Anm. 25; der hier gemeinte Passus: Mei -
ern I, 468) und das Conclusum vom 24. Juli / 3. August (s. Nr. [ 5 Anm. 11 ] ; der hier gemeinte
Passus: Meiern I, 523 ).
cher modus [ agendi ] zu ersinnen, das man sich nach befindenden dingen gern
dar{zu} accommodiren wolle, undt aber die Münsterischen eben diesen der
völligen zusammenkunfft pro expeditiori halten,
6. ingleichen expressa clausula
Bezug auf das Conclusum vom 24. Juli / 3. August 1645, in dem es heißt: Erbiethen sich auch
hiernebenst nochmahls dahin, […] daß sie auch also, da ein besser und bequemer Mittel
ohne Offension bey den auswärtigen Cronen zu ersinnen, dasselbe mit zu belieben sich
jederzeit willig wollen erfinden lassen ( Meiern I, 523 ) .
geben undt alda subsistiren solten.
7. Und da man gleich in loco tertio, als etwa zu Lengerich, zusammenkom-
men wolte, solches jedoch propter loci incapacitatem et discommoditatem,
gestalltsam die herrn Kayserlichen undt churfürstlichen, welche doch in ge-
ring {erer anzahl}, erfahren, sehr beschwerlich fallen würdte,
8. dieses auch des zu Münster subsistirenden collegii erstes petitum an die
herrn abgesandte,
9. dabey gleichwohln das Oesterreichische wie auch Churmeintzische als das
allgemeine reichsdirectorium sowohln das zu Münster subsistirende electo-
rale collegium, als mit denen man sich nach gemachten conclusis im fürsten-
rath ohnedas dem reichsherkommen gem{äß} per re- et correlationem eines
entlichen notwendig vergleichen mus , zu beobachten.
10. Benebenst dieselbe sich zu dergleichen ab- unndt zuraisen reciproce sich
erbiethen.
11. Undt in vorigen deliberationibus jedesmahls dahin gesehen wordten, ut
vel minima suspicio separationis foret evitanda.
12. Zumahln aber die sachen an ihr selbsten also beschaffen, das es viel ehr
unndt besßer durch mündtliche conferenz als vielen schrifftwechseln, daraus
offtermahls nur grosße differentien entstehen können, tractirt unnd geschlos-
ßen werdten.
13. Worbey das principalius zu errinnern, das man sich auch darumb desto
weniger damit aufzuhalten habe, weiln ie länger die haubttractaten gehindert
undt verzögert, ie mehr jammer, noth und devastation, bevorab im Fränckhi-
schen undt Schwäbischen craisen, da ietzo die armeen subsistiren unndt nach
belieben insolentissime hausen
denlich zu betrachten tritum illud: „Et tua res agitur, paries cum proximus
ardet “, undt dahero desto stärckher zu beschleüniger abhelfung dieses er-
barmblichen zustandts zu collaboriren, sintemahln zu besorgen, wann immer
einer nach dem andern aufgefresßen, das alsdann gegen die noch übrigen illud
leonis ex Aesopo: „Te ultimum reservavi devorandum “ practicirt werdte.
Als würdte es nachdenckhlich fallen, wann die hiesigen herrn abgesandten
diesen ihren petito soferr nicht deferiren undt die ehr [ nicht ] anthun, das sie
sich zu diesen mahl dahin verfüegen undt zu beförderung des hauptwerckhs
ein guten anfang, darzu der liebe Gott gnadt undt seegen von oben herab
verleyhen, unverzüglich machen helffen wolten, weiln es zumahln nur auf
diesen actum, auch etlich wenig tag angesehen undt allen andern subsequen-
tibus unpraeiudicirlich, noch zur continuirlichen consequenz zu allegiren
seind, inmasßen solches expresse reservirt undt bedingt wordten, auch keinen
andern noch weithern verstandt haben solle. Dannenhero auch zu hoffen, das
die auslendischen cronen, bevorab Schweden, desto weniger ursach zur offen-
sion oder aemulation zu arripiren, in erwegung, weiln dero intention zu wie-
derbringung der reichsständte ad pristinum statum zielen, so würdten sie
auch liberos statuum conventus et consultationes nicht zu verhindern, son-
dern vielmehr, gleichwie sie mit den ständten universim zu tractiren begeh-
ren , also ihnen auch den modum consultandi in Imperio solitum desto weni-
ger misfallen lasßen. Im übrigen aber würdte es auch hierzu dienen, das per
hunc actum die starckhe praetension ordinariae deputationis aufgehoben, hin-
gegen die handlung per tria collegia introducirt undt confirmirt [ werde ].
Wormit ich also die anvertraute commission undt recommission ablegen,
wegen meiner tenuitet undt schlechter expedition mich entschuldigen, be-
nebens den herren abgesandten mich zu günstigem favor bestes fleises befeh-
len wollen.
Actum Münster, den 3./13. Augusti anno 1645.
(Unterfertigt vom brandenburg-kulmbachischen Gesandten Müller.)
Sachanmerkungen zu Nr. 6a