Acta Pacis Westphalicae III A 3,1 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 1. Teil: 1645 / Maria-Elisabeth Brunert
Sitzung fürstlicher Gesandter (sessio 1) Osnabrück 1645 Juli 18/28
Osnabrück 1645 Juli 18/28
Magdeburg C fol. 2–16’ (= Druckvorlage); damit identisch Magdeburg Ca fol. 1–24’,
Sachsen-Altenburg A I 1 fol. 1–13, Sachsen-Gotha B I fol. 7–16’; vgl. ferner Branden-
burg -Kulmbach A II unfol. und, damit (bis auf das in Brandenburg-Kulmbach fehlende
Conclusum) identisch, Fränkische Grafen A I fol. 70–78, ferner Magdeburg B fol. 2–7,
Magdeburg F II fol. 257 (Anwesenheitsliste), den Druck in Meiern I, 511–519 (identisch mit
Brandenburg-Kulmbach, ebenfalls ohne Conclusum).
Lengericher Schluß der kurfürstlichen Gesandten vom 10. Juli 1645
Siehe Nr. [1 Anm. 1] .
streit zwischen Württemberg, Hessen, Mecklenburg, Baden und Pommern.
(Im Quartier der Magdeburgischen zu Osnabrück
Beschreibung durch den magdeburgischen Sekretär in: Magdeburg G II fol. 33’. Das Quar-
tier hatte nach Ansicht des Sekretärs den Vorteil, daß es dem herren vicecantzlar Dr. Lam-
padio, mit welchen doch fast täglich vertrawliche communication gepflogen werden
möchte, so nahe gelegen, das mann auch durch den garten durchbrechen undt allezeit
zusammenkommen könte. Versammlungsort war wohl der vom Sekretär als ziemblich gro-
ßer saal bezeichnete Raum im ersten Stock.
Brandenburg-Kulmbach, Braunschweig-Lüneburg-Celle / Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen
/ Braunschweig-Lüneburg-Kalenberg (/ Württemberg; außerdem Votum reservierend für die
Grafschaften Blankenburg-Regenstein (Reinstein), Hoya und Diepholz), Mecklenburg-Schwerin
/ Mecklenburg-Güstrow / Hochstift Schwerin / Hochstift Ratzeburg, Hessen-Kassel, Hessen-
Darmstadt, Baden-Durlach, Fränkische Grafen.
7, 18–8, 12 Magdeburgisches Direktorium – gestellet] Brandenburg-Kulmbach A II: Nach-
deme die sämbtliche anwesende evangelische [evangelische fehlt in Fränkische Grafen
A I] fürstliche gesandten neben Dr. Oelhaffen als gevollmechtigten der Fränckhischen
graffen undt herrn vormittags umb acht uhrn bey den herrn ertzbischofflich Magdebur-
gischen gesandten zusammenkommen, umb uber den von den herren churfürstlichen
deputirten communicirten schrifften [ Fränkische Grafen A I: schrifftlichen] begrief
des zu Lengerich unlangst gemachten churfürstlichen collegialschlusßes der sachen ho-
hen wichtigkeit undt weitreichender consequenz nach [ in] reiffe berathschlagung zu zie-
hen, als seindt uf vorhero von herrn Einsiedel als fürstlich Magdeburgischem principal-
gesandten kurtz und generaliter abgelegte proposition nachfolgende vota substantialiter
ausgefallen:
sich anfänglich auff herren Lampadii gestrige relation
den churfürstlichen herren abgesandten durch etzliche ihres mittels der für-
sten undt stände gesandten der zu Lengerich unlangst gemachte collegial-
schluß nicht allein mündtlich fürgetragen , sondern auch zu dem ende
schrifftlich außgestellet worden
rathschlagung ziehen undt sich darüber entschließen möchten.
Wiewol nun solches allein den modum agendi et deliberandi angehet undt in
die materiam der haubttractaten sich nicht erstrecket, so sey es doch ein
punct von hoher wichtigkeit undt weitaußgreiffender consequentz, sintemal
alles darvon dependire, was bey
künfftig fürlauffen köndte. Wann dann hierüber reifflich zu consultiren die
notturfft erachtet worden, so hetten sie, die fürstlich erzbischöflich Magde-
burgischen herren abgesandten , nicht unterlaßen wollen, zumaln sie verstan-
den, das es denen fürstlichen herren abgesandten selbst beliebig gewesen
Sie hatten am Vortag den Lengericher Schluß nur ad communicandum et deliberandum
angenommen, s. Nr. [1 (oben S. 1 Z. 20)] .
dieselbe uff diesen morgen anhero zu erbitten. Das sie sich nun uff beschehe-
nes ersuchen gutwillig eingestellet, hetten sie sich gegen dieselbe zu bedank-
ken, worauß dann die löbliche begierde zu diesen friedenstractaten erschei-
nen thete. Undt damit nun mit solchen berathschlagungen ein anfang ge-
macht und zum werck selbst geschritten würde, wurde obgemeldter collegi-
alschluß oder summarischer begriff,
bey der publication gewesen oder denselben gelesen haben möchten,
mich, den creißsecretarium
Der niedersächsische Kreissekretär Christian Werner, Sekretär der erzstiftisch magdeburgi-
schen Gesandtschaft, der seit dem 16. Juli 1644 in Osnabrück weilte (Lebensdaten konnten
nicht ermittelt werden). Schon Werners Vater, Caspar Werner, hatte als Kammersekretär in
erzstiftisch magdeburgischen Diensten gestanden. Werner selbst besaß Anteile an Hallenser
Salzpfannen und lebte noch 1658 als Kreissekretär in Halle. Er war als bestallter Kanzlei- und
Kreissekretär von September 1640 bis Oktober 1641 auf dem Regensburger RT gewesen und
hatte dem Magdeburger Adm. in 90 Relationen Bericht erstattet. Auf dem WFK protokollierte
er die Sitzungen der fürstlichen Ges. und erstellte von einem Teil der Sitzungen ausgearbeitete,
extendierte Protokolle (s. Einleitung, zu Magdeburg C). Werner hatte auftragsgemäß vor
Ankunft der magdeburgischen Ges. in regelmäßig überschickten diarien berichtet, was er von
tage zu tage daselbsten verrichtet und in erfahrung bracht (Memorial für Werner in: Mag-
deburg F I fol. 85–87’, hier fol. 85; ebenda fol. 115–119’ Continuatio diarii, dort
fol. 115–115’: Bericht über die Ankunft in Osnabrück gemeinsam mit Lampadius). Für
freundliche Mitteilungen danke ich Frau Dr. Streich und Herrn Dr. Hartmann, LA Magde-
burg – LHA, sowie Herrn Roland Kuhne, SA Halle.
torio zur umbfrage und deliberation gestellet:
Brandenburg-Kulmbach. Praemissis praemittendis. Wie wehmütig es
taten hergangen undt inmittels so viel land undt leute zugrund gerichtet wor-
den, so erfrewlich würde es deroselben zu vernehmen sein, das es sich nun-
mehr etwas beßer ansehen ließe,
17–19 als – etc.] Brandenburg-Kulmbach A II: das die im Heiligen Reich constituirte
collegia zusammentretten undt von den so heilsamen pacificationswesen deliberiren
undt haubtsachlichen tractiren sollen. Der liebe Gott wolle glückh, gnad undt segen von
oben herab darzu verleyhen, gute consilia geben undt das gantze werckh dahin dirigiren,
das es zueförderst seines heiligen nahmens ehr, dem lieben vatterlandt Teütscher nation,
ia der gantzen christenheit zum besten, wie auch conservation der ständt des Reichs
libertet undt wohlhergebrachten rechten universaliter et singulariter ausschlage.
tretten undt mit der zeit das haubtwerck tractiren wollten, cum pio voto
etc.
Soviel nun das
20 abgelesene churfürstliche] In der Druckvorlage am Rand ergänzt; in Magdeburg Ca,
Sachsen-Altenburg A I 1 und Sachsen-Gotha B I in den Text übernommen. Bran-
denburg -Kulmbach A II hat: gestriges tags von des churfürstlichen collegii herren de-
putatis als Churmeintzischem undt Churbrandenburgischem eröffnete.
subiectum et contenta ratione materiae et forma〈e〉 zu erwegen:
1. Beym subiecto fiele erstlich für die quaestio an, ob es nehmlich in der her-
ren churfürstlichen mächten gestanden,
tis caeteris, quorum interest, undt also in praeiudicium der fürsten undt
stände obligatorie zu machen, wie dann auch die ordinaria deputatio praecep-
tive praescribiret werden wollte etc
Siehe Punkt 2 des Lengericher Schlusses ( APW [III A 1,1, 185 Z. 18–25] ).
propter defectum consensus reliquorum
sondern nur particulari electorali concluso zu halten.
2. Materiam betreffendt, sey dieselbe mere publica et universalis,
8–9 malum – etc.] Brandenburg-Kulmbach A II: sintemahln ja fast kein standt im
Reich, welchem nicht das leidige kriegsunwesen getroffen undt der nicht nach dem lie-
ben frieden undt tranquillirung des vatterlandts Teütscher nation seüffzet undt schreyet,
auch umb conservation rechtmesßig wohlhergebrachter libertet, hocheit undt freyheit
sorgfeltig seye, das also diese tractaten alle concernirt.
licet et desiderium universale etc. Dahero sehr nachdencklich, das die admis-
sio statuum Kayßerlicher mayestät erst einzurathen
Siehe Punkt 1 des Lengericher Schlusses ( APW [III A 1,1, 185 Z. 4–7] ).
admissio, sessio et votum iure proprio et
beständig darfürhielten, zustünde.
3. Forma bestehe in modo tractandi et loco.
α. Modum anlangendt, were auß dem churfürstlichen collegialschluß zu ac-
ceptiren, das die tractaten undt deliberationes per tria collegia angestellet
undt, der absentium unerwartet, fortgestellet, auch was berathschlaget undt
geschloßen, pro sanctione pragmatica
17–18 gehalten – sollten] Brandenburg-Kulmbach A II: bestendigen undt unverenderli-
chen reichsschlus non attenta absentium exceptione vel contradictione gehalten werdten
soll, weiln es zu beschleünigung so hochnothwendig bedörffender undt desiderirter pa-
cification sowohln auch gewinnung der zeith undt erspahrung mehrern uncostens dien-
lich.
tes noch einsten zur comparition erinnert werden sollten. Wie dann die ab-
14–15 were – angestellet] Brandenburg-Kulmbach A II: ist zwar dieses, das die tractatus
nicht per ordinarios deputatos, sondern collegialiter per tria Imperii collegia als churfür-
sten-, fürsten- undt städtrath, wie bey universalibus comitiis hergebracht, sollen abge-
handelt, auch solches den ständten, besonders denienigen, welche sich in locis tracta-
tuum noch nicht weder in der person noch per legatos eingefundten, zu notificiren,
weiln es [ dem] von den anwesenden fürsten undt ständten herren abgesandten jüngst
ubergebenen schrifftlichen bedenckhen gemes
Bedenken, das am 29. Juni 1645 den ksl. Ges. Lamberg und Krane insinuiert wurde: Braun-
schweig -Lüneburg-Kalenberg A II fol. 340–343. Druck: Gärtner V Nr. 75, 333–340;
Meiern I, 465–468 ; ksl. Überlieferung: APW [II A 2 Nr. 184] Beilage 2. Lemma bei Meiern:
Letzteres den Kayserlichen Commissarien uebergebenes, von Lampadio, mit Zuthun
D. Tob. Oehlhafens, ingleichen des Costnitzischen Gesandtens aufgesetztes und ins=ge-
mein approbirtes Bedencken. Dieses Bedenken hatte nicht die Zustimmung aller fürstlichen
Ges. gefunden, weshalb der Text des fürstbfl. konstanzischen Ges. Köberlin beigelegt wurde
(Relation des Lampadius von 1645 VI 20/30 an den Hg. von Braunschweig-Lüneburg in:
Braunschweig-Lüneburg-Kalenberg A II fol. 335–335’, hier fol. 335; Magdeburg
G II fol. 147 sub dato 1645 VI 19 [ st.v.] ; APW [II A 2 Nr. 185] ; Winfried Becker Kur-
fürstenrat , 198–201). – Köberlins Text: Braunschweig-Lüneburg-Kalenberg A II
fol. 336–339; Gärtner V Nr. 67, 298–306; Meiern I, 457–460 . Lemma: Des Costnitzi-
schen Gesandten Project super Statuum Jure Suffragii & Modo Deliberandi.
Johann Maximilian Gf. von Lamberg (1608–1682) war der ranghöchste ksl. Ges. in Osna-
brück, wo er am 21. September 1644 eingetroffen war. Seit 1631 Burggf. von Steyr, seit 1641
Reichsgf., wurde er 1637 zum RHR ernannt. Er war 1640 in diplomatischer Mission in Inns-
bruck ( APW [III C 4, 16] ; Gschliesser, 239f.; Hageneder, 428f.). Lamberg führte während
des WFK ein Diarium (Edition: APW III C 4).
Lic. Johann Baptist Krane (ca. 1600-ca. 1672) weilte seit dem 22. Mai 1643 als ksl. Ges. am
WFK. Er war Anfang der zwanziger Jahre kurkölnischer Rat, 1626–1633 Rat der Lehnkam-
mer der Fürstabtei Essen, 1633 RHR , wurde 1652 nobilitiert und von 1633 bis 1672 häufig
als ksl. Ges. in Reichsangelegenheiten verwendet, 1638 wurde er zum ksl. Ges. des geplanten
Kölner Kongresses bestimmt ( APW [II A 1, 1] ; Rave; Gschliesser, 230f., 234; Gschliesser,
Crane, 400; Lahrkamp, Rezension, 195).
Dr. iur. utr. Johann Georg Köberlin (gest. nach 1654) vertrat auf dem WFK neben dem Hst.
Konstanz die Abteien Buchau und Kempten und, neben dem württembergischen Ges. Burck-
hardt (s. unten Anm. 42), den Schwäbischen Reichskreis. Er war spätestens seit dem 16. Mai
1645 in Münster und ist zuerst am 28. Mai 1645 in Osnabrück nachweisbar ( APW [II A 2, 303 Z. 4ff.] ; APW [III C 4, 68] ).
Köberlin wurde vor 1640 fürstbfl. konstanzischer Rat, war als solcher 1640–1641 auf dem
Regensburger RT , nahm 1642 als Ges. des Abts von Weingarten an dem Frankfurter Deputa-
tionstag teil, wurde vor 1645 fürstbfl. konstanzischer Vizekanzler und spätestens Dezember
1649 Kanzler, vertrat 1650–1651 das Hst. Konstanz und den schwäbischen Reichskreis auf
dem Nürnberger Exekutionstag und 1653–1654 das Hst. Konstanz auf dem Regensburger RT
( Sammlung III, 568; Repertorium, 280f.; APW [III D 1, 352] , [357] ; Kietzell, 104,
Anm. 28; Oschmann, 454, Anm. 206; Auskünfte erteilte Archivdirektor Dr. G. Kaller, GLA
Karlsruhe, am 21. Januar 1994).
sentes ihnen selbst die schuldt beyzumeßen, weil urgens necessitas, die allge-
meine noth undt gefahr neben dem newlichsten reichsabschied alle citire.
Das aber inmittels, biß die abwesenden an- undt zusammenkämen, nur per
deputatos ordinarios agiret undt denselben von den ubrigen fürsten undt
ständen
erste restringiret, ja es ließe sich ansehen, als wann mann dasjenige, was den
ständen mit einer handt gegeben, mit der andern wieder nehmen, undt weil
die zusammenkunfft aller stände nimmer oder doch gar schwer undt lang-
samb erfolgen würde, auff die einführung undt continuation der ordinari de-
putation ein absehen haben wolle. So nun die stände, wann sie alle beysam-
men, miteinander tractiren sollen, were ja auch billich, das itzo stracks die
anwesenden admittiret undt von allen der anfang gemachet würde,
12–14 bevorab – laßen] Brandenburg-Kulmbach A II: Würdt sich auch kein standt zue
dergleichen adiunction oder nebendeputation, gestaltsamb ich darauf gar nicht instru-
irt [gestaltsamb – instruirt fehlt in Fränkische Grafen A I], in praeiudicium aliorum
gebrauchen, noch weniger aber gar excludiren lasßen.
weil sich niemandt leichtlich vor andern würde adjungiren, viel weiniger ex-
cludiren laßen oder mit schimpfflicher geldt- undt zeitverspielung stillsitzen
undt andern zusehen. Undt ie mehr stände bey den consultationibus sich be-
fünden, eo augustior et illustrior consessus et conventus iste sein würde.
17–18 Mehrere – außgeführet] Brandenburg-Kulmbach A II: Inmasßen dann alle andere
rationes et argumenta, welche contra modum ordinariae deputationis zu andern zeithen
weithleüfftig an- undt ausgeführt wordten, pro non deputatis praesentibus militiren, mit
welcher erzehlung man sich nicht aufzuhalten, weiln sie ohnedas bekandt etc.
newlichstem bedencken , darauff er sich referirte, gnugsam außgeführet. Der
absentium wegen hette mann sich nicht irre machen zu laßen. Der Regens-
purgische reichsabschied de anno 1641 were vorhanden
dahero die praesentes pari iure, pari forma zu achten, licet aliqui absint. Undt
wie das churfürstliche collegium nicht sich irren ließe, das Chursachßen noch
nicht geschicket
fuget.
10, 25–11, 3 Ebendieses – ablese] Brandenburg-Kulmbach A II: Mit dieser meines gnädi-
gen fürsten und herrn meinung stimbt auch des hochlöblichen Fränckischen craises in-
struction quoad punctum admissionis omnium statuum uberein, als § „Sondern auch
fünfftens“
Der Text lautet (fol. 4’): Sondern auch fünfftens dieses schwehre werckh alle{r} und ieder
ständt interesse und wohlfarth mercklichen concerniren thete. Dann gleichwie gesamter
churfürsten und ständte zeitliches heyl an erhebung eines sichern, erbarn friedens, so pil-
lich vor das hochste gleinodt zu achten, gelegen, auch gleich ihrer mayestät und den her-
ren churfürsten sie, die ständt, nun von vielen jahren hero ihrer armen unterthan{en}
bluth und schweiß mit deroselben winseln und weheclagen, auch unzahlbahrer menschen
untergang zu führung und vortregung der waffen beygetragen und künfftig noch, so lang
man solche continuirte, beytragen müste, also erforderte hingegen die höchste nathürliche
pillichkeith, sich nicht wenig der friedenshandlungen theilhafftig zu machen, zumahln
gemeiner sachen nathur, eigenschafft und substantz ehnlich were, dan sie auch durch ge-
meine berathschlagung zu thun und consens vorgenommen, abgehandelt und beschloßen
werden sollten.
Der Text lautet (fol. 5): So wollte auch sechstens den deputatis statibus weder ordinaria
potestate, vihl weniger crafft des jüngsten Regenspurgischen reichsabschieds oder einigen
von den ubrigen ständten ertheilten extra ordinari consens und mandati gebühren undt
zustehen, in dergleichen das ganze Römische Reich betreffenden sachen einigen schluß zu
machen, und beneben siebtens leichtlich zu erachten stündte, waßgestallt von des hoch-
loblichen churfürstlichen collegii subsistentz zu Münster und Oßnabruckh sich ex parte
deputatorum statuum in alio loco remotiori fast schlechter communication, sonderlich
respectu der in ipsis locis darzu habenden weith beßern communication und darauf erfol-
genden Kayßerlichen resolutionen, welche bißhero schier in allen zu Franckfur{t} debat-
tirten puncten anstehen geblieben, zu verstehen und zu getrösten hetten, auch allerhandt
confusion und inconvenientien dabey nicht außbleiben würd{en}.
gleichem § „damit nicht wiederigenfalls“
– In Fränkische Grafen A I werden die Paragraphen nicht angeführt.
Bambergischen
Mitabgesandter des Fränkischen Kreises und fürstbfl. bambergischer Ges. war Lic. Cornelius
Göbel (1611–1654), der auch die Fürstabtei Fulda vertrat und seit dem 15. März 1645 am
Kongreß weilte. Göbel hatte seit 1631 in Löwen Jura studiert, wurde 1638 Syndikus und
Propsteiverwalter des Bamberger Domkapitels, daneben fürstlich bambergischer Rat, vertrat
1640 das Trierer Domkapitel als Ges. auf dem Nürnberger KFT, 1640–1641 das Hst. Bam-
berg auf dem Regensburger RT , erhielt 1641 das große Palatinat und nannte sich Herr von
Weilersbach, wurde 1649 GR , war 1649–1650 hochstiftisch bambergischer Ges. auf dem
Nürnberger Exekutionstag, 1653–1654 auf dem Regensburger RT ( Wolff, Corpus Evange-
licorum, 211; Dietz, 25–31, 128). Er führte während des WFK ein Diarium ( StA Bamberg
Repertorium B 33, Serie II Band 21).
rer gesambtinstruction
paragraphi ihrer instruction, so alle auff die admissionem
omnium statuum undt das solches iuri gentium
sentes gleich denen nachkommenden admittiret werden sollten.
β. Locum betreffendt: Were zwar zu wüntschen, das die 3 collegia an einem
orte beysammen sein undt deliberiren könten, si prius ita conventum esset.
Zweiffle aber sehr, ob die cron Schweden sich
werde.
Gemeint sind: Johan Axelsson Oxenstierna, Gf. zu Södermöre, Fhr. zu Kimito und Nynäs
(1612–1657), und Dr. Johan Adler Salvius (1590–1652).
Zu Oxenstierna: Er war ein Sohn des Reichskanzlers Axel Gustafsson Oxenstierna und beim
WFK ranghöchster schwed. Ges. Am 6. April 1644 zog er feierlich in Osnabrück ein.
Seine diplomatische Laufbahn begann 1634 mit Aufträgen in England und den Ndl.n, führte
ihn 1641–1643 nach Pommern mit dem Auftrag, die Verwaltung zu ordnen. Er wurde von
dort nach Westfalen zu den bevorstehenden Friedensverhandlungen entsandt ( Odhner, 41f.,
88f.; SMK V, 685f.; APW [II A 1 Nr. 217] , [330] ; Stammtafeln VIII T. 157a);
zu Salvius, der seit dem 27. November in Osnabrück als schwed. Ges. amtierte: Seine Studien-
jahre verbrachte er an den Universitäten von Uppsala, Rostock, Helmstedt, Marburg, Straß-
burg, Montpellier, Valence und kannte seit dieser Zeit den braunschweigischen Ges. Lampa-
dius. Salvius wurde 1614 Magister der Philosophie in Helmstedt, 1619 Dr. iur. utr. in Va-
lence, kehrte 1620 nach Schweden zurück. Seine Tätigkeit als Diplomat begann 1622 und
führte ihn 1625–1628 nach Polen. Er wurde 1629 nobilitiert und war 1629–1634 in Deutsch-
land, ebendort seit 1636 (und seit 1638 als alleiniger) Ges. , schloß als solcher die schwed.-frz.
Bündnisse von 1638 und 1641 sowie den Hamburger Präliminarvertrag; er wurde 1651 zum
Fhr.n ernannt. Salvius ist 1643 XI 17/27 in Osnabrück eingetroffen ( Odhner, 57, 112;
SMK I, 17f.; Lundgren ; APW [II A 1 Nr. 107] , [143] ; Dickmann, 200).
ten mit vermelden, sie könten es anders nicht verstehen oder außdeuten, als
daß die catholischen die evangelischen gerne von der cron Schweden abstra-
hiren wollten. Darzu es aber die stände propter communem religionem nicht
kommen laßen, sondern sie darmit verschonen undt nicht im wiedrigen zu
einer anderen resolution undt antretung particulartractaten ursach geben
möchten, sintemal den evangelischen solches
schlecht zustatten kommen würde, welches sie niemandt als sich selbst wür-
den imputiren dürffen. Dieweil auch ohnedes nicht unbekant, weßen mann
sich zu Münster in puncto religionis zu versehen, so were a parte evangelico-
rum wol zu bedencken, wie aller offension undt jalousie bey der cron Schwe-
den vorzubawen undt ein practicirliches expediens zu finden. Wiewol nun
hiebevorn in vorschlag kommen, das die tractaten insgesambt undt beyder-
seits coniunctim nach Cölln
Über eine Translation der Verhandlungen an einen einzigen Ort, wobei an Münster oder Köln
gedacht war, wurde 1645 V 14/24 von den kath. kfl. Ges. zu Lengerich beraten ( APW [III]
[A 1,1 Nr. 13] , [83 Z. 14–22] ; ebenda Nr. 14, 89 Z. 20–31). Die magdeburgischen Ges. erfuh-
ren 1645 VI 14/24, daß sich Salvius am Vortag folgendermaßen zu diesem Thema geäußert
habe: Sie, die Schwedischen, vermerckten zwart so viel, daß man uff Keyserlichem theil
gerne einen reichstagk und denselben uff Cöln zu verlegen, intendire; sie wurden aber
daßelbe nicht einwilligen, sintemahl nach so lang gepflogener handlung diese örther [ i. e.:
Münster und Osnabrück] einmahl beliebet und verhandelt worden. […] (Relation Nr. 5 der
magdeburgischen Ges. in: Magdeburg F II fol. 174–177, hier fol. 175’).
ches der allbereit geschloßenen praeliminarium
lich undt nicht ohne sonderbare difficultäten gewesen. Das auch alle stände
an beyde orte schicken undt also alle drey collegia utrobique plenius tractiren
sollten, würde den meisten ständen undt insonderheit ihrer fürstlichen gna-
6 undt – esset] Brandenburg-Kulmbach A II: auch solches gleich anfangs, ehe man sich
dieser beeder orth (als Münster undt Oßnabruckh) mit den auslandischen cronen vergli-
chen hatte, were beobachtet, welches auch in dem churfürstlichen concluso consideriret
undt dahero die statt Münster allein zu den tractaten vorgeschlagen wordten .
den propter defectum tam subiectorum, quam sumtuum [ !] sehr schwer undt
fast unmöglich fallen. Hielte demnach für das beste undt votirete dahin, das
die collegia unzertheilet, etwan die zweene schwächesten allhier undt das
eine stärckeste zu Münster oder vice versa sein, nach gelegenheit auch undt
zu mehrer verhütung aller offension etwan von 2 monathen zu 2 monathen
darmit alterniret werden
werden, sey Culmbach indifferent undt wolle sich den maioribus gerne ac-
commodiren.
Braunschweig-Lüneburg-Celle, Grubenhagen und Kalenberg.
Praemissis praemittendis. Repetirte mit weinigem, was vorigen tages bey den
herren Churmaintzischen vorgelauffen , undt weren von dem vorsitzenden
herrn Culmbachischen tam formalia, quam materialia wol erwogen worden.
13–18 Welchergestalt – werden] Brandenburg-Kulmbach A II: Obzwar nicht vermuth-
lich noch aus dem ubergebenem concept abzunehmen, das der zu Lengericht gemachte
schlus gleichsamb in vim praecepti den fürsten unndt ständten zugestelt wordten, son-
dern vielmehr aus der darüber schrifftlich begehrten resolution unndt bedenckhen der
ständt ein anders zu schliesen, so möchte doch aus denen in vorhergangenem voto ange-
zogenen ursachen einige andung zu dem endt eingewendet werdten, weiln es sonsten
den gebrauchten formalibus nach das ansehen haben möchte, als ob dasjenige, so ratione
iuris suffragii in hoc pacificationis negocio exercendi den ständten iure proprio gebührt
unndt von Kayserlichen mayestät selbst unterschiedtlich concedirt, erst ufs neüe wieder
eingerathen undt gleichsamb gebetten werdten müste.
sey bekant undt könte nicht praeceptive den fürstlichen vorgeschrieben wer-
den. Das nun aber die herren churfürstlichen dieses dergestalt undt ohne con-
sens undt einwilligung der stände pro concluso obtrudiren wollen, müße cum
contradictione, das es wieder das herkommen, bey welchem es billich verblei-
ben sollte, resentiret werden.
Rem ipsam betreffendt, fielen
für, so wol zu distinguiren:
1. Könte Kayßerliche mayestätt ersuchet werden, die absentes cum commina-
tione, ut rata nihilominus maneant, quae concludentur, zu citiren, welches
auch zuvorhin fürsten undt stände geschloßen undt in ihrem ubergebenen
bedencken
In dem Bedenken (s. oben Anm. 13) heißt es: Und setzen demnach die anwesende Gesand-
ten ausser Zweiffel, daß […] der Reichs=Stände anwesende Räthe, Botschafftern und Ge-
sandten absque omni vitio die Tractaten forstellen können und mögen, doch, daß den
abwesenden Reichs-Ständen allemahl bevorstehe, die ihrige abzuordnen und den Tracta-
ten suo loco beywohnen zu lassen: ratis omnino manentibus, quae interea temporis trac-
tata fuerint; und wird der Röm. Kayserlichen Majestät allerunterthänigst anheim gestellte,
ob Sie die abwesende Reichs-Stände zu fürderlicher Abordnung nochmahls zum Uber-
fluß erinnern wollen ( Meiern I, 466 ).
11, 25–12, 2 würde – fallen] Brandenburg-Kulmbach A II: so aber meinem gnädigen für-
sten undt herrn auch schwerfallen undt dabey grosßer mangel beedes an subiect{is} undt
uncosten wegen bekandter landtsruin sich eraignen würdte. We{il} aber diese quaestio in
dem vorgemelden bedenckhen der notdurfft nach ventilirt undt debatirt wordten, so
will mir nicht gebühren, meine großgünstige hochgeehrte herrn damit länger aufzuhal-
ten. – In Fränkische Grafen A I in die 3. Person gesetzt.
tractaten nicht remoriret werden, weil ohnedes ein ieder per communem ne-
cessitatem, amorem patriae et propria iura gnügsamb citiret sey.
3. Ob aber dieselbe nach Münster citiret werden sollten, lieffe wieder die
praeliminaria, die dahin giengen, das an beyden orten consultiret werden
sollte, wiewol es doch einerley tractaten blieben. Considerandum esse, mit
weme mann zu tractiren habe, nemlich mit den beyden cronen. Weil nun die
herren Schwedischen nimmermehr nach Münster sich begeben würden, so
were vergeblich, sich hierunter zu bemühen, sondern müste an beyden orten
negotiiret oder die praeliminaria gantz uber einen hauffen geworffen werden,
welches gar nicht zu rathen, sondern negative zu antworten, sowol zu verhü-
tung der Schweden disgousts als anderer inconvenientien, so auß der abstrac-
tion der evangelischen von denselben zu gewarten. Die Schwedischen hetten
so eine stattliche proposition
Schwed. Proposition II von 1645 VI 1/11 an die Ksl.en. Notariell beglaubigte Kopie:
Magdeburg H fol. 5–10. Druck: Londorp V, 926–927 (= dt. Übersetzung); Meiern I,
435–438 (= lat.), 439–442 (= dt. Übersetzung). Die Diktatur war am 2./12. Juni 1645 durch
den magdeburgischen Sekretär Werner erfolgt, s. das Verzeichnüs derjenigen, welche wegen
der fürstlichen herrn abgesandten am 2. [ /12.] Junii 1645 die proposition nachgeschrieben
( Magdeburg F II fol. 134).
dieselben sich selbst im licht stehen, so würde es eine große undanckbarkeit
undt nicht zu verantworten sein,
würde despectiren laßen. Were demnach gantz nicht zu rathen, die stände
nach Münster zu verschreiben, sondern ad loca tractatuum. Absentium inte-
rim non haberi rationem, cum absint propria culpa. Were also die clausula
obligatoria ad conclusa, quae interim fiant, gantz billich, undt könten, wie
gedacht, die absentes von ihrer Kayßerlichen mayestätt zu allem uberfluß
nochmals erinnert werden etc.
Das andere membrum betreffendt, das nehmlich unterdeß per deputatos ordi-
narios tractiret undt denselben etzliche adjungiret werden sollten, were ein
werck, das sich gantz nicht conciliiren ließe. Ihre Kayßerliche mayestätt het-
ten selbst sich erkläret, einen iederm sein ius voti et suffragii zu laßen, wel-
ches in der stände newlichsten bedencken
In dem Bedenken (s. oben Anm. 13) heißt es: 1645 VI 9/19 wurde den Ges. von Konstanz,
Braunschweig-Lüneburg und der Reichsstadt Nürnberg eröffnet, was gestalt Allerhöchst=ge-
meldte Kayserliche Majestät gar nicht gemeynet, einigem gehorsamen Reichs-Stande sein
Jus Suffragii & Sessionis bey den angestellten Friedens=Tractaten zu entziehen ( Meiern
I, 465 ).
churfürstlichen selbst gestanden würde. Sollen sie nun das ius voti haben, so
müßen sie es führen in opere vel in mente. Si in opere, muß es cum effectu
geschehen, entweder von ihnen selbst oder durch andere. Sollen sie nun selbst
votiren, wie dann ein ieder darzu wirdt instruiret sein, was nützet dann die
ordinari deputation? Sollen sie es anderen aufftragen, was sindt sie dann
nütze? Zu geschweigen, das es auch in cuiusque arbitrio stehe, sowol einem
andern sein votum auffzutragen oder uber sich zu nehmen. Undt hielte er
darfür, das keiner von ihnen darzu instruiret sein undt eines andern votum
ubernehmen würde, wie er dann seinestheils gewiß nicht thun wollte. Die
causae weren meistlich odiosae, ein ieder wiße seine noth undt damna sowol
auch remedia am besten, daher nicht raisonabl, das ein oder ander fürst lieber
andere als die seinigen instruiren würde. So gienge die zeit gleichsfalls drüber
hin, undt müste iedes votum solchergestalt 2- oder 3mal abgeleget werden.
Gebe lauter contradictiones undt were gantz nicht practicabl. Weil mann nun
13, 38–14, 15 Gebe – etc.] Brandenburg-Kulmbach A II: Bey der deputation hette das
churfürstliche undt dann das ander reichscollegium curiatim gleiche vota, da hingegen
bey reichstägen die fürsten undt die städt absonderlich ihre collegialvota unndt also die
maiora hetten, welches umb soviel mehr zu beobachten, weiln die catholici im churfür-
stenrath die obhandt hetten.
Der abwesenden halber hette man sich nicht ufzuhalten, cum absent[ i]um, quanto [ ! –
Fränkische Grafen A I: quando] sunt citati, nulla habenda sit ratio. Nun aber die
citation per coronas wie auch per praesentem necessitatem genugsamb beschehen were,
köndten auch die absentes den praesentibus diesfalls nichts praeiudiciren.
wol sehe, das im churfürstlichen collegio itzt alles per catholicos dirigiret
würde, so müste mann denselben mehr nicht dann ein eintzig votum curia-
tum einräumen, sondern contra nitiren undt sie erinnern, das sie von newe-
rungen etc. möchten abstehen.
Wieder die allhier abermals angeregte translation nach Münster militirten
eben die rationes, so oben angeführet. Die Schwedischen würden mutatione
loci offendiret. Jeder gesandter würde instruction haben, wo er sein undt ne-
gotiiren solle, allermaßen er gantz keinen befehl uff Münster hette, undt wür-
den also allerhandt inconvenientia hierbey zu remonstriren sein. Die praeli-
minaria geben dem werck klare maß. Mann hette keine ursach, die cronen zu
offendiren, wolle mann sie anders gewinnen undt auß Teutschlandt bringen,
weil sie sich gewiß nicht also tractiren undt despectiren oder zu denen tracta-
ten zwingen laßen würden. Sie weren nicht gemeinet, die evangelische zu
offendiren, wie auß der proposition gnugsam zu verspüren, so müste es auch
reciproce nicht geschehen etc.
Quoad modum consultandi referirte er sich auffs vorige bedencken undt
bliebe darbey, das stracks per tria collegia zu deliberiren angefangen werde,
wie solches uff reichstagen bräuchlich undt die herren churfürstlichen schon
den anfang gemacht. Wie es aber anzustellen
oder zu Münster beysammenbleiben oder dieselben in sich zertheilet, auch
wie etwan ratione loci et temporis umbgewechßelt werden könte, item wie es
zu halten, wann es die notturfft erforderte, das alle gesandten von beyden
orten zusammenkemen oder in loco medio per deputatos communication
pflegen ließen, das were alles im vorigen bedencken der stände alternative
außgeführet undt vorgeschlagen. Darinnen nichts zu endern, sondern billich
darbey verbliebe, solche beyde vorschläge auch dem churfürstlichen collegio
eröffnet undt einen darunter zu erwehlen freygestellet werden
auch copia des bedenckens cum ulteriori deductione beygeleget, sie darneben
bey dem alten herkommen es verbleiben zu laßen erinnert, allem wiedrigen
undt aller newerung aber ein vor alle mal contradiciret werden undt, obwol
die warheit nicht allen gefallen möchte, so erfordere es doch die notturfft,
undt muste status rei publicae in materialibus et formalibus conserviret wer-
den etc.
Mecklenburg-Schwerin und Güstrow. Praemissis praemittendis.
Hette vernommen, was das fürstlich ertzbischofflich Magdeburgische direc-
torium proponiret, auch die herren vorsitzenden votiret, welches alles wol
erwogen undt discutiret were, also das er seinestheils weinig zu erinneren
hette. Seinem gnädigen fürsten undt herren
men,
rum statuum gemachet, deßen sie doch nicht bemächtiget weren, undt er
vollmacht hette, demselben expresse zu contradiciren undt ihnen zu gemüth
zu führen, das sie sich dergleichen newerungen enthalten möchten, so nur
mißverstandt undt mißtrawen geben dürffte. Noch mehr were sich zu ver-
wundern, das electores der stände ius suffragii et voti, etiam contra intentio-
nem Caesaris, in zweiffel gestellet, da doch nicht allein Imperator sich erklä-
ret hette, die stände cum iure suffragii zu admittiren, sondern ihnen auch
daßelbe iure proprio zustünde, was sie aber iure proprio hetten, nicht erst
erbitten dürfften. Scheinete, als ob die herren churfürsten sich einer unnöti-
gen vorsorge für die stände
illustrissimi krafft seiner instruction contradiciren müste.
Was sonst ratione loci ut et deputationis et adiunctionis etc. zu bedencken,
hette deputatio keine stat, sondern were deren qualität erloschen, weil sie
1. eigentlich uff Franckfurth,
2. nur uff das justitienwesen undt nicht de summa rerum zu handeln etc.
gewiedmet. Weren also auch hiebevorn die herren deputati zu weit gangen,
indem sie sich auch de iure pacis et belli etc. zu deliberiren unternommen, so
fast nicht wol zu verantworten, undt zu wüntschen stünde, das es nicht ge-
schehen were. Dahero auch die adjunction etzlicher stände neben den herren
deputirten ja so weinig sein könte, wie es dann nur bloß eine verkleisterung
sey, die ordinariam deputationem dardurch einzuführen, darbey es nachmals
in effectu wol verbleiben, undt mann sich immerzu per absentiam quo-
rundam, etiam paucissimorum, entschuldigen würde.
Quoad locum konten die tractaten nicht plenarie nach Münster verleget wer-
den, sondern ließe es bey dem hiebevorn von fürsten undt ständen ubergebe-
nen bedencken bewenden. Schluge darneben unvorgreifflich vor, das die
fürstlichen gesandten allhier verbleiben, die herren churfürstlichen undt stät-
tischen aber nach Münster ziehen möchten, welches unter andern auch darzu
dienen möchte, das, weil anwesende fürstliche gesandten mehrerntheils von
evangelischen herrschafften seyen, die königlich Schwedischen herren legati
durch dieselbe desto beßer zur billigkeit disponiret werden könten. Conclu-
dirte derowegen nomine principis sowol vor sich als in vormundtschafft der
Güstrowischen lini, das die ordinaria deputatio keine stat habe, das dem zu
Lengercke gemachten concluso zu contradiciren, das electoribus nicht zu-
stehe, statibus ihre iura zu disputiren oder dasjenige erst zu erhandeln, was
ihnen iure proprio zukeme, das auch die tractaten nicht allein nach Münster
undt von hinnen wegzuziehen, damit die Schwedischen nicht disgoustiret
würden.
Braunschweig-Lüneburg-Celle, Grubenhagen und Kalenberg.
Herr Lampadius berichtete interloquendo, wie das er auch sowol wegen ihrer
fürstlichen gnaden hertzog Friedrichs
Hg. Friedrich von Braunschweig-Lüneburg (1574–1648) regierte seit 1636 im Ft. Lüneburg
(Celle) und im Ft. Grubenhagen, das 1617 an Lüneburg gefallen war; er erhielt 1643 Harburg
(heute: Hamburg-Harburg), wo bis 1642 eine Nebenlinie des Hauses Lüneburg-Celle residiert
hatte ( Schnath / Lübbing / Engel, 363; Thomsen, 97f.; Stammtafeln I T. 65).
schickt were, deren jener wegen Zelle undt des fürstenthumbs Grubenhagen
zweene, dieser aber ein votum hette, welches in consideration zu ziehen, undt
er dieselben vota alle drey hiermit wolle abgeleget haben, gestalt er solches zu
notiren bathe propter pluralitatem votorum, ut eorum quoque habeatur ratio.
So hetten auch hertzog Friedrichs fürstliche gnaden wegen der dreyen graff-
schafften Reinstein
Das Geschlecht der Gf.en von Blankenburg-Regenstein (Reinstein) war 1599 ausgestorben.
Hg. Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg (1564–1613, seit 1566 postulierter Bf. von
Halberstadt) zog die Gft. als erledigtes Lehen ein. Ein Teil der Gft. rührte von Braunschweig
her, ein anderer von Halberstadt. 1643 wurde Gf. Wilhelm Leopold von Tattenbach
(1609–1661) durch Ehg. Leopold Wilhelm ( Adm. von Halberstadt seit 1627) mit dem Hal-
berstädter Anteil, jetzt Gft. Regenstein genannt, belehnt. Die restliche Gft. mit dem Schloß
Blankenburg fiel an Braunschweig-Wolfenbüttel. In Art. X § 3 IPO ist bestimmt worden, daß
der Kf. von Brandenburg als nunmehriger Inhaber des unmittelbaren Reichslehens Halberstadt
dem Gf.en Tattenbach die Belehnung mit der Gft. Reinstein erneuern soll. Später kam es zu
langwierigen Auseinandersetzungen zwischen Brandenburg-Preußen und Braunschweig um die
reichsständischen Vertretungsrechte. Die Gft. Reinstein wurde daher zwar unangefochtenes
Mitglied des (1653 zugelassenen) westfälischen Grafenkollegiums, doch ist niemals ein Votum
für sie abgegeben worden ( Zedler XXXXI, 1385; Spittler, 320; Pütter, 171f.; Henry F.
Schwarz, 365f.; Klapper, 1329; Gringmuth-Dallmer, 512f.; Römer [u. a.], 125f.; Johan-
nes Arndt, 44f.).
Das Geschlecht der Gf.en von Hoya war 1582 ausgestorben. Die Gft. fiel, begründet durch
Lehnsanwartschaften, mit Ausnahme von drei Ämtern an Braunschweig-Lüneburg; sie gehörte
später zu den Vollmitgliedern des westfälischen Reichsgrafenkollegiums ( Schnath / Lüb -
bing / Engel, 374f.; Johannes Arndt, 40).
sionem undt votum, dahero undt wann die herren graffen künfftig viritim ad
singula vota admittiret würden, wollte er ihrer fürstlichen gnaden diese vota
auch reserviret haben.
Württemberg. Deßgleichen hette ihne der fürstlich Würtembergische ab-
gesandte
Gemeint sind Dr. Andreas Burckhardt und Johann Konrad Varnbüler.
Zu Burckhardt (1594–1651): Er vertrat auf dem WFK das Hgt. Württemberg und, gemein-
sam mit dem fürstbfl. konstanzischen Ges. Köberlin, den schwäbischen Reichskreis ( APW [III D 1, 352] ; Philippe, 37, 56) und war seit dem 15. Mai 1645 in Münster ( Philippe, 62),
spätestens seit dem 7. Juni 1645 in Osnabrück und spätestens seit dem 20. Juli 1645 wieder in
Münster ( Magdeburg G II fol. 136–136’ und 162). Nach Unterricht bzw. Studien in Tübin-
gen (1605), Altdorf (1610), Jena (1612), außerdem in Helmstedt, Rostock, Greifswald, Frank-
furt a.O., Wittenberg, Leipzig, 1618 zum Dr. iur. utr. in Tübingen promoviert, war Burck-
hardt 1618–1624 württembergischer Rat von Haus aus, 1623 Rat des Gf.en Kraft von Ho-
henlohe (1582–1641), 1624 württembergischer Oberrat, um 1630 Bearbeiter der RKG -Sa-
chen, 1633 Geheimer Regimentsrat, 1636 als württembergischer Ges. auf dem Regensburger
Kf.entag, 1638/39 Vizekanzler des Hgt.s Württemberg, 1640–1641 württembergischer Ges.
auf dem Regensburger RT , 1642–1645 als Beobachter auf dem Frankfurter Deputationstag,
1644 als Ges. auf dem schwäbischen Kreistag zu Eßlingen und 1645 zu Ulm und wurde 1647/
48 Kanzler des Hgt.s Württemberg ( Kietzell, 103, Anm. 24; Bernhardt, 202f.). Burck-
hardt votierte am 2. Februar 1646 im FR, s. Nr. 94 (unten S. 588 Z. 31).
Zu Varnbüler (auch Varnbühler; 1595–1657), der am 15. März 1645 in Münster angekom-
men war ( Dietz, 128), spätestens seit dem 9. April 1645 in Osnabrück weilte ( APW [III C 4, 57] ) und sich am 25. Juli 1645 von den magdeburgischen Ges. verabschiedete, um über Münster
zur Berichterstattung nach hauße zu reisen; er bat Lampadius, währenddessen für ihn zu vo-
tieren ( Magdeburg G II fol. 164’; Philippe, 64): Nach juristischem Studium in Tübingen
Advokat beim RHR , Sekretär bei den Ständen in Österreich unter der Enns, 1624 Rückkehr
nach Württemberg, 1632 ebendort Oberrats- und Ehegerichtssekretär, als Sekretär der würt-
tembergischen Räte an den Verhandlungen zum Heilbronner Bund beteiligt, 1633 Sekretär des
württembergischen Kanzlers, der zugleich von den Schweden ernannter Bundesrat und Vize-
kanzler in dt. Landen war, 1639 württembergischer Rat, 1641 Geheimer Regiments- und
Oberrat; 1642–1645 als Beobachter auf dem Frankfurter Deputationstag, 1649–1650 auf dem
Nürnberger Exekutionstag, 1650 Adelsbestätigung von und zu Hemmingen und Palatinat,
1652 auf dem Regensburger RT ( Wintterlin, 496ff.; Kietzell, 103, Anm. 24; Frank V,
148; Philippe, 37).
welches er wegen deßelben fürstlichen haußes
leget haben, sodann suo loco et ordine (weil er andern fürstlichen häußern zu
praejudiciren nicht gemeinet were
Mit den andern fürstlichen häußern sind Hessen, Mecklenburg, Baden und Pommern ge-
meint; zwischen ihnen und Württemberg war die Reihenfolge der Session strittig. Die Bemü-
hungen des Lampadius, den Streit zu schlichten, waren erfolglos (in einer Relation Osnabrück,
1645 VII 11 [/21], schilderte dieser seine fruchtlosen Anstrengungen: Braunschweig-Lüne -
burg-Kalenberg A III fol. 9, ebenda fol. 10 drei mögliche Alternationsschemata; Druck
dieser Schemata: Meiern I, 713 ). Ein Ausweg wurde insofern gefunden, als sich der nicht
kompromißbereite württembergische Ges. von Osnabrück nach Münster begab; noch am
14. Dezember 1645 heißt es in sessio 32, daß er dort wegen des Sessionsstreits auch bleiben
solle, s. Nr. [48] (unten [S. 252 Z. 21f.] ). Erst in sessio 50 wurde 1646 I 23 / II 2 ein Vergleich
geschlossen (s. Nr. [94 bei Anm. 4] ).
Mecklenburg-Schwerin und Güstrow. Kehrete sich gegen die herren
Heßische
fürstliche gnaden amore boni publici gewichen undt mit Heßen undt Baden
sich in alternation eingelaßen, jedoch nur pro nunc, undt das diese alterna-
tion keinen theil neque in possessorio, neque in petitorio praejudiciren solle
etc. Thete ihrer fürstlichen gnaden competentia iura per expressum reservi-
ren, die sonst gemeldten beyden fürstlichen häußern alle lieb undt freundt-
schafft gerne erweisen würden. Sonst weren ihre fürstliche gnaden auch
administrator des stiffts Schwerin
tus episcopus zu Ratzeburg
in vormundtschafft auch diese beyde vota
wollte. Gedachte zwar auch der graffschafft Schwerin
herrn vicecantzler Lampadio interloquendo geantwortet wurde, das dieselbe
graffschafft auff reichs- undt creißtagen nie kein votum gehabt hette.
Hessen-Kassel. Praemissis praemittendis. Hette, was vom directorio an-
bracht undt von den fürsitzenden fürkommen, wol verstanden, undt were
alles wol undt zur gnüge außgeführet. Wollte derowegen ein undt anders nur
gar kürtzlich erinnern. Fragte sich anfangs, qua intentione die eröffnung von
den herren churfürstlichen geschehen. Scheinete, als wann es nur bloß eine
notification seyn sollte etc.
Braunschweig-Lüneburg-Celle, Grubenhagen und Kalenberg.
(Hic iterum interloquebatur dominus Lampadius:) Hetten gleichwol eine
schrifftliche resolution begehret.
Hessen-Kassel. (Ille:) Sey nun, wie ihm wolle, so were es doch zu dissimu-
liren undt anstat außdrücklicher contradiction rationibus zu remonstriren,
was das Römische Reich vor vortheil habe undt was dem herkommen gemeß
sey. Wie man dann auch nicht hoffen wollte, das die vermeldete einrathung
de admissione statuum derselben iura in zweiffel zu ziehen gemeinet sey,
dann mann ja nicht erst zu bitten hette, was den ständen iure proprio zu-
stünde.
Das haubtwerck betreffendt referirte er sich auff der fürsten undt stände zu-
vorhin ubergebenes bedencken, darbey mann es billich verbleiben zu laßen,
weil noch zur zeit kein ander practicirlicher modus zu ergreiffen. Undt hier-
mit komme zwar das churfürstliche conclusum in modo, das nehmlich die
consultationes per tria collegia anzustellen, uberein, werde aber stracks ad
ratificationem
etc., wie nicht weiniger auch die clausul „was also mit denselben undt den
Kayßerlichen herren commissariis“
Gemeint ist die Stelle: undt was also zwischen dennselben [ i. e.: den anwesenden und den
noch ankommenden Ges. von Kf.en, Fürsten und Ständen ] und denn Kayserlichen herrn
commissariis deliberirt und beratschlaget würde, aller contradiction ohnerachtet, vor ei-
nen allgemeinen reichsschlues geachtet undt observirt werden solte (APW [III A 1,1, 185]
[Z. 14–17] ).
nachtheilig sein möchte etc.
tractatuum zu kommen, erinnerung thun wollten, were aber sonderbarer
votum ohnedes.
Das aber die collegia uff Münster sollten transferiret werden, darauff weren
die gesandten nicht instruiret undt würde bey den Schwedischen offension
geben. Wie er dann referirte, was noch gestriges tages ihre excellenz herr
Oxenstiern vermeldet
Siehe APW [II C 1 Nr. 369, 699f.]
es von den Kayßerlichen undt catholischen nurt die stände undt sonderlich
die evangelischen von den cronen zu abstrahiren sey angesehen. Doch müste
mann sich darmit gegen die herren catholischen nicht mercken laßen, weil
ebendieses von ihnen intentioniret undt gesuchet würde. Sollte mann auch
inmittels der abwesenden halber mit den tractaten in ruhe stehen, das würde
nicht sein können, weil die sache celerem expeditionem erfordere.
Durch die vorgeschlagene interimsdeputation aber scheine es, als wann mann
dasjenige, so erst per directum verworffen, per indirectum wieder einführen
wolle. Dann ob es zwar biß zu mehrer stände ankunfft eingerichtet undt also
vorgegeben würde, so möchte doch solches wol weiter undt wol gar uff ewig
extendiret werden. Zweiffle auch sehr, ob sich die
stände
Zur Zeit des WFK gehörten von fürstlicher Seite zur ordentlichen Reichsdeputation die Hst.e
Würzburg, Münster, Konstanz, außerdem das Erzhgt. Österreich, das Hgt. Bayern, die Freigft.
Burgund, das Hgt. Braunschweig-Lüneburg, die Lgft. Hessen und das Hgt. Pommern ( Dick -
mann, 113; Neuhaus, Reichsdeputation, 549–553).
che gnaden
Gemeint ist Amalia (nach eigenhändiger Unterschrift aber: Amelia) Elisabeth, Lgf.in von
Hessen-Kassel (1602–1651), Witwe Lgf. Wilhelms V. von Hessen-Kassel (1602–1637),
1637–1650 Regentin für ihren Sohn Lgf. Wilhelm VI. (1629–1663) ( Stammtafeln I T. 99;
Cramer, 237; eigenhändige Unterschrift z. B. in: Hessen-Kassel A I fol. 11’, 16, 64).
were, sich darzu nicht verstehen würden, sondern ihme vielmehr zu contra-
diciren befehl gegeben hetten, sintemal mann dißfals mehr auff das bonum
publicum als einig privatinteresse sehen müste.
für, das der im vorigen bedencken fürgeschlagene letzte modus der beste sein
undt die weinigsten difficultäten haben möchte, zumaln die catholischen es
zu dem ersten modo nimmer kommen laßen, sondern allzeit undt nach allen
ihren kräfften hindern würden.
Repetirte schließlichen, was der herr Meckelnburgische wegen des interims-
vergleichs in puncto sessionis erinnert mit der anzeige, das diese drey häuser
sich so lang undt ad interim verglichen hetten, biß die anderen beyde mitin-
teressirte sich gleichsfals untereinander undt mit ihnen vergleichen möchten,
worbey er dann ihrer fürstlichen gnaden iura undt das es deroselben neque in
possessorio neque petitorio praejudicirlich sein sollte, reservirete.
Hessen-Darmstadt. Praemissis praemittendis. Wiederholete kürtzlich,
was gestern bey den herren churfürstlichen vorgangen undt wie dieselben
herren deputirte mündtlich darbey angeführet, das sie den suffragiis princi-
pum nicht praejudiciren wollten. Ebendas were auch zu Frankfurt gesaget
worden, aber das contrarium geschehen, dahero viel beschwerliche contradic-
tiones daselbst entstanden, undt sehe mann wol, das, wie daselbst allerhandt
contra libertatem et iura principum per directum vel per
worden,
Conformire sich derowegen in deme dem Culmbachischen undt Lüneburgi-
schen voto, das nehmlich solch beginnen, doch mit glimpfflichen worten, ge-
gen das churfürstliche collegium zu anden. Die admission hetten fürsten undt
stände iure proprio, undt were solches den reichsconstitutionibus gemeß, da-
hero mann nicht ursach hette, darumb zu bitten, wie solches schon beym
deputationtag contraremonstriret worden, undt die stände zu solcher clausul
sich nicht verstehen wollen, worbey es noch billich sein verbleibens hette.
Locum betreffendt, das die tractaten allein nach Münster sollten transferiret
werden, solches were sowol wieder die praeliminaria als den Regenspurgi-
schen reichsabschied de anno 1641, die beyde clare maß geben undt dahin
zieleten, das sie an beyden orten sollten angestellet werden. So hette er auch
in seiner instruction
dacht sein solle, welches aber hierdurch nicht geschehen, sondern die sachen
vielmehr dardurch exacerbiret werden möchten.
werden möchte,
undt hielte seinestheils vors rathsambste, das die 2 schwächeren zu Münster
undt das stärckeste allhier verbliebe, undt wiewol der communication halber
die unkosten schon fallen, auch sonst ungelegenheit geben würde, so müste
doch solches alles boni publici causa nicht angesehen werden.
Das auch die stände nochmals ohne benennung gewißen termins citiret wer-
den sollten, sey er indifferent, undt könte maioris cautelae causa nicht scha-
den, wann ihre Kayserliche mayestätt die abgesanden stände noch einst erin-
nerten. Die im churfürstlichen schluß annectirte clausula comminatoria aber
scheinete was bedencklich zu sein, undt hielte er vor beßer, wann die auß-
schreiben nach dem gewöhnlichen stylo eingerichtet würden, da nehmlich,
wer nicht kerne undt erschiene, des voti priviret würde etc.
Modum consultandi anlangendt, ließe mann es billich bey dem ubergebenen
bedencken undt darinn gethanen vorschlägen bewenden, darinnen die ratio-
nes allbereit gnugsamb beygebracht undt demnach newe anzuführen nicht
nötig were, sondern nur das vorige dem itzigen beygeleget werden könte.
Darwieder nun könte die ordinaria deputatio nicht stathaben; sey seinestheils
nicht drauff instruiret, sondern hielte darfür, cum omnium hic interesse ver-
setur, das auch alle gleich admittiret werden solten, undt das umb so viel
mehr, weil neben denen herren Bambergischen undt Constantzischen von der
geistlichen die von der weltlichen banck auß den meisten fürstlichen häußern
schon zur stelle, auch die herren Weinmarischen
Sachsen-Weimar, Gotha und Eisenach wurden vertreten durch Dr. iur. Georg Achatz Heher
(1601–1667), der am 14. Juli 1645 in Münster eingetroffen war (s. seine Relation von 1645
VII 5 [/15] in: Sachsen-Weimar A I fol. 6–6’, hier fol. 6). Heher war geboren und aufge-
wachsen in Nürnberg, studierte 1615 bis 1620 in Altdorf, reiste 1621 nach Wien, studierte
anschließend in Jena und wieder in Altdorf, dort 1623 Lic. iur. und Dr. iur. utr., unternahm
Reisen nach Frk., Speyer ( RKG ), Wien und Italien, wurde 1628 Konsulent am Untergericht in
Nürnberg, 1630 ebendort Stadtgerichtskonsulent, Ende 1631 / Anfang 1632 schwed. Regi-
mentsrat in Würzburg, 1633 Vizekanzler, später Direktor der schwed. Kriegskanzlei in Re-
gensburg, kehrte 1636 nach Nürnberg zurück und wurde erneut als Konsulent bestallt, wurde
1640 Regierungsrat in Sachsen-Gotha und 1644 zum comes palatinus ernannt, 1648 sachsen-
coburgischer Oberamtmann über die Städte Königsberg, Heldburg, Eisfeld und Veilsdorf,
1649–1650 Ges. Sachsen-Weimars auf dem Nürnberger Exekutionstag, 1652–1654 Ges. Sach-
sen-Gothas auf dem Regensburger RT , 1659 gfl. schwarzburgischer GR und Kanzler in Rudol-
stadt ( Kelchner, 291f.; Repertorium, 463, 469; Körner, 114; Huschke, 188f.; Reusch -
ling, 378f.).
Ges. von Anhalt war Lic. Martin Milagius (1598–1657), der auf dem WFK auch Pfalz-Sim-
mern und Pfalz-Lautem vertrat, und zwar zuerst am 14. November 1645 (s. Nr. 32). Mila-
gius war gemeinsam mit Heher zum Kongreß gereist; sie kamen am 14. Juli 1645 in Münster
an (s. Hehers Relationen von 1645 VI 29 [/VII 9] und 1645 VII 5 [/15] in: Sachsen-Wei -
mar A I fol. 1–2 und 6–6’, hier fol. 1 bzw. 6, und die Relation des Milagius von 1645 VII 7
[/17] in: G. Krause V.2, 2ff., hier 2); am 28. Juli brachen sie gemeinsam von dort auf und
kamen am 29. in Osnabrück an (Relation des Milagius von 1645 VII 20 [/30], ebenda 9f.,
hier 9). – Milagius hatte seit 1619 in Frankfurt a. O. Jura studiert, war 1623 Lizentiat, 1626
Gerichtsamtmann in Anhalt-Zerbst, 1632 Kanzleirat des schwed. Statthalters zu Halberstadt,
Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen, 1634 Rat der Fürsten August und Ludwig von Anhalt,
1635 Gesamtrat des anthaltischen Fürstenhauses, 1638 Kanzler in Anhalt-Zerbst, 1654 Kanz-
ler in Anhalt-Dessau, 1640 bis Juni 1641 Ges. der Fürsten von Anhalt und der Hg.in von
Mecklenburg-Güstrow auf dem Regensburger RT , 1653–1654 Ges. der Fürsten von Anhalt
auf dem Regensburger RT (J. L. Walther, 59ff.; Siebigk, 726ff., Repertorium I, 2–5;
APW [III D 1, 350f.] ; Bierther, 55 Anm. 117, und 195). Milagius war reformierter Konfes-
sion (s. Relation des Milagius von 1645 XI 14 [/24] in: G. Krause V.2, 30–32, hier 31).
schon zu Münster, item die herren Altenburgischen
Ges. Sachsen-Altenburgs und Coburgs waren Wolf Konrad von Thumbshirn und Dr. August
Carpzov; sie trafen am 13. August 1645 in Osnabrück ein (Notiz in Sachsen-Altenburg
A I 1 fol. 31).
Zu Thumbshirn (1604–1667): 1623–1629 juristische Studien in Leipzig und Tübingen, wegen
Geldmangels Abbruch einer begonnenen Bildungsreise schon in Straßburg, Eintritt in kursäch-
sische Kriegsdienste, die bald aus Gesundheitsgründen aufgegeben wurden, 1632 Hofmeister
eines anhaltischen Prinzen und Aufenthalt in Oldenburg, 1639 Rückkehr nach Altenburg in-
folge des Todes seiner beiden Brüder, im Dezember 1639 sachsen-altenburgischer Hof- und
Justizrat, 1640 Eheschließung mit der Tochter des sachsen-altenburgischen Kanzlers Bertram,
durch sie 1641 Erbschaft des Rittergutes Nobitz und weiteren Besitzes, 1640–1641 altenbur-
gischer Ges. auf dem Regensburger RT , 1641 Mitglied des Konsistoriums, 1643 Steuerdirektor,
im selben Jahr Belehnung mit dem Rittergut aus väterlichem Besitz Ponitz, 1649–1650 Ges.
auf dem Exekutionstag zu Nürnberg, 1652 GR , 1653 Kanzler, seit 1657 Leitung der Alten-
burger Regierung; bevorzugte Namensform in eigenhändiger Unterschrift: Wolf Cunrath von
Thumbshirnn ( Braun, 397; Löbe u. Löbe, 159; Hess, 37f., 376; Bierther, 196; Osch -
mann, 130; eigenhändige Unterschrift z. B. in: Sachsen-Altenburg A IV fol. 4’).
Zu Carpzov (1612–1683): 1618 Immatrikulation in Wittenberg, 1628 in Leipzig,
1632–1634 Studium in Wittenberg, 1635 in Jena, 1636 als (privater) Begleiter der kursächsi-
schen Gesandtschaft auf dem Regensburger Kf.entag, 1637 Advokat in Wittenberg, 1638 Lic.
iur. in Wittenberg, 1644 gfl. stolbergischer Rat, 1645 kursächsischer Hofgerichtsassessor, Juni/
Juli 1645 sachsen-altenburgischer Hof- und Justizrat, 1649–1650 Ges. Sachsen-Altenburgs und
Coburgs auf dem Nürnberger Exekutionstag, 1650–1680 Kanzler in Sachsen-Coburg,
1653–1654 Ges. Sachsen-Altenburgs und Coburgs auf dem RT zu Regensburg, 1678–1680
GR in Sachsen-Gotha. August C. war Mitglied der sächsischen Juristen- und Theologenfamilie
Carpzov und Bruder des berühmten Strafrechtlers Benedikt Carpzov (1597–1666). Die eigen-
händige Unterschrift lautet meist: Augustus Carpzou (J. L. Walther, 57–59; Hess, 398;
Repertorium I, 466; Biographisches Repertorium, 32–33; eigenhändige Unterschrift
z. B. in: Sachsen-Altenburg B V fol. 282, 283’, 284’; ebendort fol. 280–285 verschiedene
Briefe Carpzovs an den GR und Hofrichter zu Altenburg von Brandt aus dem Sommer 1645,
die Carpzovs Wechsel aus kursächsischen in sachsen-altenburgische Dienste betreffen).
Thumbshirn und Carpzov übernahmen 1647 bei Abwesenheit der erzstiftisch magdeburgischen
Gesandten das Direktorium im Corpus Evangelicorum. Der höherrangige, das Wort führende
Thumbshirn erscheint so als Exponent der Lutheraner ( Braun, 394; Dickmann, 200, 344).
Sein zuerst 1648 veröffentlichtes Kupferstich-Porträt (nach einer Vorlage Anselm van Hulles)
zeigt ihn mit einer Halskette, an der ein Kreuz hängt (Abb. in: Dickmann nach S. 352).
Da hergegen von den herren deputirten kaum 2 oder 3 vorhanden weren,
würden auch sie, die herren Heßischen, sich nicht unternehmen, bey der de-
putation zu sein. Were ihnen beschwerlich undt würde auch noch viel weini-
ger von den andern ständen iemandt sich den deputatis adjungiren laßen.
Im ubrigem hette hiebevorn Heßen durch die zu Frankfurt beschloßene
translationem deputationis niemande zu praejudiciren begehret. Were an-
fangs allein darumb vorgeschlagen undt auff die bahn gebracht worden, weil
mann sonst keinen anderen modum dissolvendi etc. ersinnen können, undt
hette mann sich darbey leicht einzubilden gehabt, das sich in locis tractatuum
gnugsame contradiction finden würde.
Wegen der alternation circa sessionem hette er gerne gesehen, das sich Pom-
mern undt Würtemberg auch accommodiret hetten. Un〈ter〉deßen hetten
sich die 3 fürstlichen häußer ad interim verglichen undt wollten so lang, biß
sich jene auch erkläreten, solche alternation fortsetzen, darbey er aber no-
mine sui principis gleichsfalls, daß es unpraejudicirlich sey, reservirte.
Baden-Durlach.
ten votis gantz einig undt declarirte sich pro suo voto kürtzlich dahin:
1. Wegen des einrathens etc., das solches ihrer Kaiserlichen mayestätt resolu-
tion selbst zuwieder, undt müste ein ieder sein suffragium liberum haben.
2. Wegen translation der tractaten nach Münster: lauffe dieselbe contra prae-
liminaria, undt müsten dieselbe an beyden orten verbleiben.
3. Wegen der commination wie Darmbstatt, das mann es bey der alten clausul
möchte bewenden laßen.
4. Wegen des modi tractandi: das stracks der erste zu ergreiffen undt flugs
von anfang per tria collegia zu consultiren, ne tractatus abrumpantur, prae-
sertim cum absentium non habeatur ratio.
5. Wegen der interimsdeputation undt adjunction wie Lüneburg, weil solches
nicht allein der stände ius competens suffragii zweiffelhafftig machen, son-
dern auch
Undt were auch ungereimt, wenn die praesentes, [ die] in größerer anzahl
undt von den meisten fürstlichen häußern, der weinigen absentium entgelten
undt ihres voti priviret oder daßelbige suspendiret werden sollte, cum tamen
status, postquam semel sunt citati, non amplius sint exspectandi.
6. Wegen des modi utrobique agendi et dividendi collegia wie Meckelnburg,
das nehmlich das fürstliche collegium allhier, die andern beyde aber zu Mün-
ster sein undt verbleiben möchten. Concludirte darauff
lich dahin, das die deputatio ordinaria
habe, sondern stracks von anfang per tria collegia, undt zwar in utroque loco,
angetreten werden möchte.
Wegen der alternation etc. bezohe er sich ad priora mit protestation, das, was
itzo geschehe, absque praeiudicio sein sollte.
Fränkische Grafen. Praemissis praemittendis. Wie er nicht darvorhalte,
nachricht habe, also hielte er darfür, das die communicatio dahin angesehen
undt der Schluß zu dem ende ubergeben worden, das er resolviret undt
stände darüber vernommen werden sollten, dahin es dann benigna interpreta-
tione zu deuten undt das conclusum glimpfflich zu beantworten stünde.
Sonst were bekant, was hiebevorn ratione competentiae et admissionis sta-
tuum bey denen newlichsten collegial-, reichs- undt deputationstagen zu
21, 11–23, 7 Sonst – remonstriren] Brandenburg-Kulmbach A II: Sonsten die sach für
sich selbsten belangend, wann man disorts der sachen etwas tiefer nachdenckhet undt
sich zurückherinnert, was ratione competentiae et admissionis statuum ad hoc pacifica-
tionis negocium die vorhergangene zeith über nach undt nach, sonderlich bey denen zu
Regenspurg undt Nürnberg gehaltenen collegialconventen, bey dem jüngsten Regens-
purgischen [ in Fränkische Grafen A I folgt: reichstag] undt dann bey deren zu
Franckfurth langgewehrten reichsordinarideputation gehandelt undt geschlosßen undt
wasgestalt nemblich ex parte statuum anfenglich circa dictam pacis materiam der Kay-
serlichen mayestät undt dem hochlöblichen churfürstlichen collegio tacite undt gleich-
samb unbekümmert zimblich weit undt lang nachgesehen undt eingeraumet, auch sogar
anno 1636 zu besagtem Regenspurg aus höchstgedachtem churfürstlichen collegio
selbsten allein etliche als assistenzräthe darzu deputirt, volgents uf eine von weitenher
anlangende communication desjenigen, so dieserortten passiren würdte, ad effectum in
loco aliquo remoto desuper consultandi gezielet, hernachmahls zu Regenspurg ein ge-
wiese enge extraordinari deputation aus jedem collegio veranlast undt respective deter-
minirt undt geschlosßen, auch der reichsabschiedt uf eine blose communication mit den
herren Kayserlichen commissarien gestellet, sodann endtlich den deputatis zu Franckh-
furth ohnerachtet des [ Fränkische Grafen A I: der] Churmäintzischen in specie dieses
puncti pacificationis halber unterschiedlich ergangener ausschreiben fast viel nach- undt
dardurch denenselben (gleichsamb ex desperatione die sach höher undt uf einen andern
schlag zu bringen) uf translation selbiger deputation per maiora zu schliesen, anlas gege-
ben wordten, dern ex parte Caesaris et electorum dargegen omni studio et conatu obi-
icirten difficultäten undt impedimenten hiemit zu geschweigen etc., so müste man zu-
vorderst der Göttlichen praecidenz mit danckhbahrem gemüth zueschreiben undt pro
felici omine et bonae spei signo erkennen, das es quoad effectum admissionis omnium et
singulorum statuum dermahleinst dahin kommen, das alles dasienige, so von denensel-
ben dieserortten gehandelt undt verabschiedet werden mag (neben dem mit beeder cro-
nen plenipotentiariis bishero frey vorgestandenen undt ferners vorstehenden communi-
cation), die krafft undt gültigkeit eines allgemeinen reichsschlusßes uf sich haben solle.
Undt obwohln in dem zugestelten concept ratione formae des modi consultandi per tria
collegia keine austrückhliche erwehnung zu finden, so ist doch, das es damit keine an-
dere intention undt meinung habe, zum theil aus denen anderweitig vorhin herumbgan-
genen exträcten protocolli
Vermutlich identisch mit den beiden bei Meiern I, 509 und 510 abgedruckten Protokollex-
trakten der am 10. Juli 1645 vor- und nachmittags stattgefundenen 1. und 2. Sitzung der
Lengericher Konferenz.
zu Munster wie auch der herren churfürstlichen deputirten alhier unterschiedlich be-
schehenen communicationen undt propositionen, zum theil auch, weiln die extraordi-
nari deputation allein auf ein interim angesehen sein solle undt kein ander modus vor-
handten, dardurch alle undt jede ständt ihr ius suffragii cum dicto effectu möchte[ n]
exerciren können, undt in andere weeg dermasßen abzunehmen, das mehrbemeltes
churfürstliches conclusum billich in solchen verstandt undt das nemblich die consulta-
tiones per tria Imperii collegia uf die bey reichstägen herkommene weis beschehen sol-
len, expressissime undt citilissime [ ! – Fränkische Grafen A I: utilissime] zu reassumi-
ren undt anzunehmen, auch zu desßen becrefftigung sich auf die in jüngst übergebenen
bedenckhen pro dicto collegiali modo angeführte erhebliche motiven undt angehenck-
ten schlus zu referiren sein würdte. Undt weiln vornemblich die herren Churbranden-
burgischen gesandten
Text: Magdeburg F II fol. 230–233’; Druck: Meiern I, 474–477 ; Lemma: Chur=Bran-
denburgisches Votum, ob Fürsten und Staende insgesamt ad Tractatus Pacis cum Voto &
Suffragio zu admittiren. Nach dem magdeburgischen diarium hat Lampadius den Magdebur-
gischen 1645 VII 4/14 ausrichten lassen, er wisse von Fritze, daß sie, die Kurbrandenbur-
gischen , in Lengerich mit ihrem Votum, (das den Magdeburgischen von guter handt kommu-
niziert worden war), penetriret und durchgetrungen ( Magdeburg F II fol. 223).
meiste bey der sachen gethan, als stündte dahin, ob nicht denenselben der fürsten undt
ständt danckhbarliche erkandtnus suo modo zu vernehmen undt ihnen dardurch auch
künfftig ferner eyfferige gute officia pro communi bono zu leisten anlas zu geben sein
möchte.
Ratione termini statibus absentibus ad comparitionem praefigendi vergliche man [ in
Fränkische Grafen A I folgt: sich] mit den vorsitzenden wegen desßelben auslasßung
gerne, doch daß die clausula comminatoria zu dem endt mit angehenckht werdte, damit
inskünfftig desto weniger sich sonderbahre erhebliche contradiction undt exception zu
befahren sein möge.
Soviel nun aber fürs ander den interimsweis vorgeschlagenen modum extraordinariae
deputationis betreffen thut, würdte demselben desto mehr mit allem flei〈ß〉 entgegen
zu kommen sein, als vielen umbstendten nach solches interim etwas besonders hinder
ihm haben undt es dahin angesehen sein mögte, das solche einmahl eingerichtete interi-
mistische extraordinari deputation hernachmahls unter dem schein ihrer Käyserlichen
majestät zurückhbleibender oder etwan unter allerhand praetexten, vornemblich aber
eines anderweits auszuschreiben vorhabenden reichsconvents widrig fallenden resolu-
tion oder nach der ständt langsamen undt geringen einstellen nach undt nach stabilirt, in
ein bestendiges wesen gebracht undt also dasjenige, so bey den vorhergehenden puncten
ratione modi collegialis mit der einen handt dargereicht, mit der andern effective wieder
entzogen werdte, wie dann zweiffelsohne eben aus der ursach bisher von einigem ter-
min, wie lang diese interimsdeputation continuiren solte, gantz nichts vernommen
werdten können. Möchten demnach zu nothwendiger [ in Fränkische Grafen A I
folgt: gentzlicher] hint[ ert]reibung dieses unzeitigen interimsmodi vornemblich nachfol-
gende rationes mit gutem bestandt anzuführen sein:
Nürnberg, Regenspurg undt Franckfurth
tori et collegio electorum allzu lang nachgesehen undt viel zu viel eingeräu-
met worden, wie er sich deßwegen sonderlich auff die acta zu Regenspurg de
annis 1636, 1641
deliberationes per tria collegia sollten gehalten werden, undt darbey nachzu-
dencken stünde, ob nicht den herren Churbrandenburgischen
Auf den drei Sitzungen der Lengericher Konferenz wurde Kurbrandenburg vertreten durch Gf.
Johann VIII. von Sayn-Wittgenstein, Johann Friedrich Fhr.n von Löben, Dr. Peter Fritze und
Dr. Johann Portmann ( APW [III A 1,1, 159] , [173] , [186] ).
Zu Gf. Sayn-Wittgenstein (1601–1657): Er war der ranghöchste kurbg. Ges. und weilte seit
dem 24. April 1645 in Osnabrück. Die Nachfolge in der Gft. Wittgenstein hatte er 1634
angetreten und wurde 1653 mit der Gft. Hohenstein belehnt, seither Sayn-Wittgenstein-Ho-
henstein. Gf. Sayn-Wittgenstein war 1632 in schwed. Dienste getreten, zunächst als Obrist-
leutnant. 1633 war er Vertreter der Wetterauer Gf.en im consilium formatum des Heilbron-
ner Bundes, 1636 schloß er sich dem PF an, wurde 1642 Adjunkt des Ausschreibenden des
Wetterauer Gf.envereins und im selben Jahr kurbg. GR von Haus aus; im Mai 1643 wurde er
zum kurbg. Hauptges. beim WFK bestimmt, 1649 folgte seine Ernennung zum Statthalter von
Minden und Ravensberg ( Grossmann, 9, 14, 34ff., 39, 45f., 58, 82, 90, 116, 112–123, 127ff.,
133; Opgenoorth I, 148f.; Georg Schmidt, 77, 429f., 435f.).
Zu Löben (1595–1667): Auf dem WFK war er kurbg. Primarges. und für die Verhandlungen
in Osnabrück bestimmt, wo er seit dem 24. April 1645 weilte. Löben stammte aus alter, schle-
sischer Familie. Er hatte das Gymnasium zu Brieg besucht und nach juristischen und staatswis-
senschaftlichen Studien in Frankfurt a. O., Jena und Straßburg eine mehrjährige Auslandsreise
unternommen, war seit 1623 in kursächsischen Diensten, erst als Oberamtsverweser, seit 1630
als Landrichter der Niederlausitz, trat 1632 in kurbg. Dienste, wurde 1639 Legationsrat und
im selben Jahr Ges. auf dem Kollegialtag zu Nürnberg, war 1640 bis 1641 auf dem Regens-
burger RT Leiter der kurbg. Gesandtschaft, wurde 1642 zum Reichsfhr.n mit dem Zusatz auf
Schönfeld, Merzdorf und Schiedlau erhoben, wurde im selben Jahr Wirklicher GR , war
mehrfach in diplomatischen Missionen in Wien, so 1644, 1655 und 1657, war 1653–1654
Ges. auf dem Regensburger RT , 1656 als Ges. der Stände der Kurmark in Polen. Löben war
lutherisch. Während des WFK verfaßte er, wie schon bei früheren Gesandtschaften, umfangrei-
che Diarien ( Zedler XVIII, 152f.; UA I.1, 778–788, 887–890; UA IV.2, 348; Granier,
759; Repertorium I, 52; Jagenburg, 142f.; Opgenoorth I, 89, 98, 126, 144, 149, 265,
315, 372f.; Frank III, 153f.; Winfried Becker, Kurfürstenrat, 164, 180; APW III A 1,1,
LXX-LXXI, 50, Anm. 2; zum Diarium s. in der Einleitung s. v. DLöben).
Zu Portmann (1595–1665): Auf dem WFK war er kurbg. Sekundarges. in Münster und hatte
am 24. April 1645 am feierlichen Einzug der kurbg. Gesandtschaft in Osnabrück teilgenom-
men. Er wurde am 7. Mai 1647 nach Einigung mit Schweden über die pommersche Frage
abberufen. Portmann besuchte 1612 die Hohe Schule zu Herborn, erwarb 1617 einen gradu-
ierten Abschluß der juristischen Fakultät Heidelberg, war 1626/1627 und 1631 Eltester der
reformierten Gemeinde zu Düsseldorf, seit 1633 in kurbg. Diensten und 1645 nach eigenen
Angaben Geheimer Regierungsrat in Kleve, Hofgerichts- und Landkanzleirat. Spätestens seit
Mai 1651 war er kurbg. GR und wurde 1653 nobilitiert und zum comes palatinus ernannt,
1653–1654 war er Ges. auf dem Regensburger RT , 1654–1657 auf dem Reichsdeputationstag
zu Frankfurt, 1657–1658 auf dem Wahltag zu Regensburg ( Matrikel Herborn, 60,
Nr. 1584; Grossmann, 108; Repertorium, 31, 34, 35; Opgenoorth I, 149, 214; Win-
fried Becker, Kurfürstenrat, 165 Anm. 137; Blömer, 10ff., 17f., 187f.; Hinweise gab Dr. Paul
Hoffmann, Nordrhein-Westfälisches HStA Düsseldorf, am 21. April 1994).
gen, das sie so ein statlich votum
Text: Magdeburg F II fol. 230–233’; Druck: Meiern I, 474–477 ; Lemma: Chur=Bran-
denburgisches Votum, ob Fürsten und Staende insgesamt ad Tractatus Pacis cum Voto &
Suffragio zu admittiren. Nach dem magdeburgischen diarium hat Lampadius den Magdebur-
gischen 1645 VII 4/14 ausrichten lassen, er wisse von Fritze, daß sie, die Kurbrandenbur-
gischen , in Lengerich mit ihrem Votum, (das den Magdeburgischen von guter handt kommu-
niziert worden war), penetriret und durchgetrungen ( Magdeburg F II fol. 223).
modum collegialem allsofort zu reassumiren undt hergegen sich wol fürzuse-
hen, das unter dem modo mixto et interimistico nicht die ordinaria deputatio
mit eingeführet werde.
absentium wol in infinitum extendiret werden. Dargegen dem churfürstli-
chen collegio evidenter zu remonstriren:
1. Das alle rationes contra ordinariam deputationem auch wieder
dum mixtum militiren.
2. Das durch die adjunction dem werck gar nicht geholffen, sondern vielmehr
zu newer beschwerligkeit ursach gegeben würde.
3. Dieweil die stände sich deßwegen nicht werden vergleichen undt also
leichtlich aemulationes geben können.
4. Dann solchergestalt in specie die herren praelaten undt grafen, so vota cu-
riata führen, entweder sambtlich admittiret oder gäntzlich excludiret wür-
den.
5. Das keine evidens ratio vorhanden, warumb die consultationes nicht
stracks per tria collegia anzustellen.
6. Da hergegen dieses der beste undt nechste weg sey, dardurch auch die
nachkommenden stände quisque suo loco et ordine ohne difficultät, weit-
läufftigkeit undt verenderung zur session undt voto kommen könten.
7.
ren.
24 8. – möchte] Brandenburg-Kulmbach A II: Sodann 8. hette mann der Kayßerlichen
majestät vorher erwartteten allergnädigsten approbation halber den modum collegialem
alsobalden zu introduciren sich umb soviel weniger zu bedenckhen, weiln der modus
der interimsweis anstellenden extraordinari deputation halben gleichsfalls vermög com-
municirten churfürstlichen begriefs uf Kayserliche ratification uf allen fall gestellet
werdten müste.
9. Damit auch die Schwedischen herren legati so weinig als mit der vorge-
schlagenen translation zufrieden sein würden.
Locum nun in specie betreffendt, könten die evangelischen sich von der cron
4–5 propter – comminationes] Brandenburg-Kulmbach A II: wie dann wohl zu be-
denckhen, das die herrn Schwedische plenipotentiarii sich bereits dahin unterschiedlich
undt austrückhlich vernehmen lasßen, das gleichwie sie’s uf allem eüsßersten fall dahin
müsten gestellet sein lasßen, wann die evangelischen ständt sich sofern von ihnen sepa-
riren undt pro maiori parte an andere ort begeben solten, also sie aber ihrestheils alsdann
auch nicht zu verdenckhen sein würden, wann sie etwan anderer orten mit besßerer
reputation undt vortheil als dieser orten absonderlich sich in schrifftliche handlungen
einlasßen möchten.
nationes, weil mann sie trefflich offendiren würde. Wiewol mann deßen ge-
gen die catholischen nicht zu gedencken, sondern nur so viel, das solches den
24, 5–26, 14 Wiewol – haben] Brandenburg-Kulmbach A II: Ob nun wohin dieses den
herren churfürstlichen sowohln als andern catholischen gesandten nicht sofern vorzu-
stellen, das sie daraus schliesen könnten, als ob man sich so gar formaliter undt directo
an die chron Schweden zu hengen undt sub ipsius clypeo in puncto gravaminum mit
gewalt durchzutringen bedacht were (als daraus leichtlich anstatt höchstnothwendiger
einmüthiger zusammensetzung undt innerlicher berühigung des Reichs allerhand höchst
schädliche misverständtnusen, trennungen, empörungen undt dissolution deselben zu
besorgen bestündte), so köndten doch gleichwohln gar sicherlich repraesentirt undt an-
gedeütet werden, wasgestalt bemelter modus translationis ad unum locum daher gantz
unpracticirlich, weiln
für eins: selbiger (wie in dem hochlöblichen fürstlich Braunschweigischen voto hochver-
nünfftig angeregt) den mit so grosßer mühe abgehandelten praeliminarien, crafft desßen
die tractaten an zweyen unterschiedtlichen orten an- undt fortgestellet werdten sollen,
gantz zuwieder;
fürs andere die cron Schweden bekanter aemulation halber mit der cron Franckhreich
sich zu dergleichen gesambten abstraction nacher Münster so gar keineswegs jemahls
verstehen würdte, das auch dero herren plenipotentiarii alhier sich bereith praeoccu-
pando unterschiedtlich vernehmen lasßen, mit dergleichen ansinn[ en], zu verhüetung
vergeblicher undt einrisßiger weitleüfftigkeit ihrer allerding zu verschonen;
wie dann auch drittens unlangsten zu Franckhfurth der mehrer theil der deputirten
ständte sich an besagtes ort Münster nicht allein verbindten lasßen, sondern ratione loci
ihnen freye händt austrückhlich vorbehalten, der incapacitet undt incommoditet mehr-
besagten orts Münster auf allenn fall zu geschweigen etc.
Wie sich nun aber anderweitig mit gutem bestandt ratione loci in die sach zu schickhen
sein mögte, darauf bestündte nachmahls der gröste hafft, undt weren zwar viererley un-
terschiedliche modi deswegen uf die bahn kommen, als
1. die translatio trium collegiorum Imperii ad locum tertium als etwan ratione viciniae et
aliarum commoditatum nacher Cölln, darauf dann vermuthlich die herrn Kayßerlichen
undt theils catholici umb soviel stärckher zielen mochten, damit solchergestalt die status
von der correspondenz mit beeden cronen, zumahln aber die evangelici von den Schwe-
dischen herren plenipotentiariis desto mehr abgezogen würdten, dahero, diesem begin-
nen zeitlich vorzubauen, für dismahln zu repraesentirn, wasgestalt neben darzu gehöri-
ger costen [ so auch in Meiern; Fränkische Grafen A I aber: großen], weitleüfftigkeit
undt verzogerung beeder [ Fränkische Grafen A I: beede] cronen sich dahin nimmer-
mehr verstehen, sondern die status ihren bisher vorgangenen vielfeltigen contestationen
undt invitationen gemes in hisce ipsis locis praesentes würdte [ Fränkische Grafen A I:
wurden] haben wollen.
Fürs ander würdt von den Churbrandenburgischen vornemblich starckh vorgeschlagen,
daß alle drey collegia hier undt zu Münster sich zugleich in integra forma ufenthalten
undt zu solchem endt die gesandtschafften aller theilen versterckhet werdten sotten.
Weiln es aber bey der [ ! – Fränkische Grafen A I: leyder] nunmehr in dem Romischen
Reich dahin kommen, das der wenigere theil der ständt, an ein ort iemandten zu schick-
hen, viel weniger an beede die mittel an den nothwendigen spesen undt qualificirten
subiectis ubrig hetten, dem [ Fränkische Grafen A I: deren] dabey in vielerley weeg
vorlaufenden weitleüfftigkeiten undt wiederwertigkeiten, da zwen reichstäg zugleich in
diversis locis gehalten werdten solten, zu geschweigen, als liese man diesen modum, als
unpracticirlich scheine[ n]t, dahingestelt sein.
Gleichwie man nun zwar fürs dritte mit gebührendem respect verstanden, welchergestalt
in denen hochlöblichen fürstlich Braunschweig Lüneburg[ ischen] undt Hesßen Casseli-
schen votis dahin gezielet wordten, das deme in mehrbemelten übergebenen bedenckhen
alternative gesetzten letztern modo nach sich die 3 collegia abtheilen undt die eine halb-
scheidt sich alhier, die ander zu Münster ufenthalten solte, also könte aber sich nicht
entbrechen, dabey unvorgreiflich zue erinnern, welchergestalt
für eins solchem modo der vorhergehende erste (davon ietzt hiernegst mehrers gedacht
werdten solle) in angeregten bedenckhen austrückhlich vorgezogen wordten.
Fürs ander so würdte solcher erster modus dem angezogenen praeiudiz mit beeden cro-
nen viel näher dann dieser kommen, weiln sich derselben gesandten für sich selbsten
nicht an beeden orten aufenthalten undt,
wie drittens leichtlich zu erachten, wasgestalt auf ietztbedeütem fall, da selbige plenipo-
tentiarii undt gesandte sich iedentheils an zweyen unterschiedlichen orten ufenthalten
solten, solches ohne weith grosßere difficultet undt beschwerung als uf gegenwerttige
weis nicht ablaufen würdte, also hette man sich dergleichen bey abtheilung eines jeden
collegii noch viel mehr undt besorglich auf fast unmögliche weis zu versehen.
Würdte man sich auch viertens dergleichen abtheilung halber sowohln zu der cronen als
auch der ständt selbsten contento sich schwerlich vergleichen können, insonderheit aber
zu besorgen stehen, das wie die evangelici sich alhier, als die catholici sich fast insge-
sambt zu Münster würdten ufenthalten wollen undt dardurch zu höchst schädlicher dif-
fidenz, aemulation, trennung undt dissolution des Reichs clar herfürscheinende gelegen-
heit gegeben werdten. Dahero aus solchen undt andern mehr ursachen man disorts der
unma{ß}geblichen meinung were, das beschaffenen sachen nach undt da nimmermehr
einiger von allen difficulteten befreyten [ Fränkische Grafen A I: befreyheter] modus
zu finden, nochmahls das beste sein möchte, dem fürstlich Mechelburgischen vernünff-
tig gefallenen voto nach es bey deme bereit in offt angezogenen bedenckhen vorgeschla-
genen ersten undt principal modo solchergestalt verbleiben zu lasßen, das die zwey
schwechste collegia sich an dem einen, das stärckhste aber sich an dem andern ort befin-
den undt solchergestalt im namen Gottes ehist die consultationes uf die im Reich herge-
brachte weis antretten solten. Undt könndte im fall bedörffens der anfang der abtheilung
per sortem beschehen oder auch die sach nach befindung künfftig uf eine alternation
undt abwechslung mehrer gleichheit willen gestellet, wie auch dahin gerichtet werdten,
das ein iedes collegium ein oder 2 deputatos aus ihrem mittel an dem andern ort umb
mehrer communication undt besßer expedition willen bestendig haben möchte. Wie
man dann auch soviel nachrichtung, das dieser modus den herren Schwedischen pleni-
potentiariis keineswegs zuwieder sein möchte etc.
praeliminaribus zuwieder undt Suecorum alienatio zu besorgen were, darbey
auch qualitas et incapacitas loci zu Münster
werden. Undt sey sonst an deme, das auch zu Franckfurth die maiora evange-
lischentheils in contrarium gefallen undt es endtlich so weit gebracht, das es
alternative gesetzet werden müßen.
Modum sive divisionem collegiorum anlangendt, vernehme er, daß etzliche
auff den letzten vorschlag des bedenckens gezielet, deme er aber mit gebüh-
render bescheidenheit wiedersprechen müste: Weil zuvor in dem bedencken
der erste vorgezogen werde, so würde auch der letzte beydes, der communi-
cation undt auch der frembden cronen halber, noch mehr beschwerung ge-
ben. Undt weil solchergestalt die catholischen sonder zweifel lieber zu Mün-
ster, die evangelischen aber allhier sein undt diese sich nicht gern eintheilen
laßen würden, so könte es ohne seperation [ !] undt aemulation nicht wol ab-
gehen. Weil dann der erste modus wol der beste undt practicirlichste, wormit
auch die beyden cronen wol zufrieden sein würden, so wolle er sich unvor-
greifflich dem Meckelnburgischen voto conformiret haben.
Hessen-Kassel interloquendo erinnerte, das der erste modus noch größere
difficultäten geben würde.
Magdeburgisches Direktorium. Praemissis praemittendis. Befünden in
den abgelegten votis fast durchgehende einstimmung, undt weren die rationes
gnugsamb undt wol außgeführet, das sie weinig derbey zu erinneren hetten.
Undt wiewol nun die herren churfürstlichen den nahmen freylich nicht wer-
den haben wollen, als wann sie so vor sich einen schluß gemacht undt den
ständen denselben obtrudiren undt bloß notificiren wollten,
26, 22–27, 2 so – haben] Fränkische Grafen A I: gleichwoln aber möchte etlicher ge-
brauchten, nicht gar wol klingender formalien halber, sonderlich alß ob ratione compe-
tentis iuris suffragii statuum die sach in Keyserlicher majestät mächten stünde, etwas
andung, jedoch wie der herr grävliche gesandte erinnert, auffs glimpfflichste einzuwen-
den seyn.
das concept ein anders auß, undt weren darinnen sachen von weiterer inten-
tion, daher es billich heiße: „principiis obsta“ etc.
Soviel nun erstlich die frage anlange, ob undt welchergestalt ihre Kayßerliche
mayestätt die stände admittiren undt die absentes noch beruffen solle, bestehe
das fundament der sachen darauff, quod statibus iure proprio competat ius
suffragii etc. Ergo dürffe es nicht erst bey ihrer Kayßerlichen mayestätt ge-
sucht werden, undt hette auch das wort „admittiren“ viel hinter sich, welches
gleichsfalls vorsichtig mit zu berühren undt darbey wol zu vigiliren, weil
forma Imperii darauff beruhe etc.
würden, die noch nicht erschienen stände zu förderlicher abschickung zu er-
mahnen, undt zwardt mit der anzeige, das ihrer unerwartet mit den tractaten
solle fortgefahren und, was geschloßen, für einen bestendigen reichs- undt
friedenschluß geachtet werden, solches würde kein bedenken haben.
Circumstantiam temporis betreffendt, sey mann der meinung wie Lüneburg,
das nehmlich bedencklich, einen gewißen terminum zu setzen, sondern et-
wan die wort „ie ehe ie beßer“ oder „uffs allerehiste“ zu gebrauchen.
wiewol die im churfürstlichen concluso exprimirte clausula comminatoria
bey reichstagen nicht gebräuchlich sein möchte, so sey doch dieses nicht eben
ein reichstag, sondern friedenstractaten, da mann bißweilen a communi re-
gula werde discediren müßen, welches auch bey andern occurentien wol zu
behalten.
Locum seu translationem tractatuum nach Münster betreffendt, sey demsel-
ben allbereit auch zu Franckfurth contradiciret worden, undt wann die durch
vieljährige tractaten beschloßene praeliminaria bloß durch ein solch con-
clusum, sobald eignes gefallen, uebern hauffen geworffen würde, was hette
mann sich dann im ubrigen zu den gantzen tractaten zu versehen?
Was nun dißfals einmal geschloßen, da bliebe es billich darbey, undt fiele
daher auch die andre frage, ob nehmlich die allhier anwesenden sich nach
Münster begeben sollten. Insonderheit würde daßelbe bey denen Schwedi-
schen ubel auffgenommen undt für einen despect angezogen werden, da
mann doch nicht ursach hette, newe offensiones zu
mehr die gemueter zu sänfftigen und zum friede zu disponiren. Conformirten
sich demnach denen zuvorhin abgelegten votis, das nehmlich die tractaten an
beyden orten angetretten und continuiret werden sollten.
Modum tractandi
in ihren abgelegten votis intentionem electorum benignius interpretiren wol-
len, bezeige doch die litera undt das werck selbst das contrarium, undt wann
mann itzo einmal es auff die maße geschehen ließe, möchte solches in conse-
quentiam gezogen undt nicht allein hier bey den tractaten, sondern auch
künfftig bey reichsversamblungen die ordinari deputation perpetuiret werden
wollen. Nun were ja zuförderist dahin zu sehen, das das Römische Reich bey
seinen fundamentalgesetzen verbleibe undt in seiner vorigen verfaßung gela-
ßen werde. Der natürlichen vernunfft undt billigkeit sey gemeß undt bezeuge
es die experientz, wann ein beständiger friede solle gemacht werden, das alle,
die ehr angehet, darumb wißen undt das ihrige mit beytragen müßen.
deputatio sey zu Frankfurth erloschen, und sonsten im Reiche nicht erhöret,
das dieselbe in gegenwart und versamblung der stände statthabe, wie dan
auch aller ration zuwiderlauffe, das derjenige, welcher eine commissam pote-
statem halde, dieselbe in gegenwart seines principalen und committenten
exerciren und denselben außschließen solle. Der modus consultandi per tria
collegia sey der gebahneste weg, warumb mann dann vom richtigen wege
weichen undt nebenwege suchen wolle? So seyn ja die status selbst zur stelle,
deren ius suffragii ein incompatibile sey mit der deputation, mann sage undt
beschöne es auch, gleichwie mann wolle. Mann hette sich auch wol zu hüten,
damit mann durch dergleichen
che undt mißtrawen erwecke. Könne demnach weder die deputation noch
adjunction statthaben, sondern bliebe billich bey dem modo deliberandi per
tria collegia, darüber dann im vorigen bedencken zweene vorschläge gesche-
hen
15–25 undt – abweichen] Fränkische Grafen A I: daß nemlich entweder zwey collegia
an einem, das dritte aber sich an dem andern ortt uffenthalten oder aber die collegia in
sich selbsten vertheilet werden und beeder ortten zur helfft subsistiren solten. Ihrestheils
weren sie mit dem herrn grävlichen der meinung, daß es bey dem ersten in deme den
Keyserlichen herren gesandten ubergebenem bedencken begriffenen modo verbleiben
und die 3 collegia nicht zwar (welches gleichsfalls für unpractibel gehalten wurde) an
beede ortt zugleich in integra forma transferirt, sondern unter sich an beede ortt so weit
vertheilt und nemlich eines an einem ortt, die ubrigen 2 am andern ort sine divisione
singulorum collegiorum in se ipsis facta verlegt werden solten. Und möchte dem Me-
chelburgischen vorschlag nach gut seyn, wann das churfürstliche und stättische colle-
gium zu Münster, das fürstliche aber alhier seyn solte.
nun der letztere allerhandt difficultäten geben möchte, indeme es entweder
auff gedoppelte beschickung der tractaten (welches mehrertheils ständen tam
ratione sumtuum [ !], quam ratione subiectorum zu schwer fallen wollte) oder
theilung iedes collegii (dardurch aber dieselbe iedes orts zu schwach würden)
hinaußlieffe, so conformirten sie sich dem Meckelnburgischen undt andern
gleichstimmigen votis, das nehmlich die 2 schwächsten dort undt das fürst-
liche collegium als das stärckste hier oder 1 dort undt 2 allhier verbleiben
möchten. Dieweil auch im bedencken solches alles nebst diensamen rationi-
bus beßer außgeführet, müste mann billich darbey fest bestehen undt darvon
nicht abweichen.
hin geschloßen wurde, das die resolution schrifftlich auffgesetzet undt mit-
einander conferiret werden solle.
Herr Dr. Ölhafen excusirte noch der herren churfürstlichen intention etc.
Herr Lampadius, Herr Dr. Kayser. Interim wollen sie doch die depu-
tation haben etc. ; verbis, non re ipsa statibus iura sua permittunt.
Magdeburgisches Direktorium. (Ad herrn Dr. Ölhafen:) Möchte der
stätte vota et conclusum auch befordern.
Ille. Recipiebat se expediturum.
Sachanmerkungen zu Nr. 2