Acta Pacis Westphalicae III A 3,1 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 1. Teil: 1645 / Maria-Elisabeth Brunert
Bekanntgabe des Lengericher Schlusses an Fürsten und Stände Osnabrück 1645 Juli 17/27

2

Bekanntgabe des Lengericher Schlusses an Fürsten und Stände


3
Osnabrück 1645 Juli 17/27

4
Magdeburg G II fol. 165–165’ (= Druckvorlage); damit identisch diarium sub dato VII 17
5
[27] in Magdeburg F II fol. 252–252’; Brief des kulmbachischen Gesandten an seinen Prinzi-
6
pal
von 1645 VII 16 [/26], Postscriptum von VII 17 [/27], in: Brandenburg-Kulmbach
7
A II unfol. (= Druckvorlage); vgl. ferner Meiern I, 508.

8
Lengericher Schluß der kurfürstlichen Gesandten vom 10. Juli 1645

13
Druck: APW [III A 1,1, 185] . Zeitgenössischer Titel der maßgeblich gewordenen Form des
14
Conclusums: Summarischer Begriff. Das Wort Begriff bedeutet Auszug ( Grimm I, 1311 s. v.
15
Begrif Punkt 2). Dieser Summarische Begriff wurde am 27. Juli 1645 den Ges. von Fürsten
16
und Ständen übergeben (s. Braunschweig-Lüneburg-Kalenberg A III fol. 26 und
17
27–27’). Zum Zustandekommen des in Lengerich (einem Ort zwischen Münster und Osna-
18
brück
) gefaßten Schlusses und zur Publikation desselben an Fürsten und Stände s. Winfried
19
Becker, Kurfürstenrat, 202–205 und 207f.
.

9
(Im Quartier der Kurmainzischen zu Osnabrück.) Anwesend

20
Anwesenheitsliste nach: kulmbachischer Ges. Müller an seinen Prinzipal (s. unten bei
21
Anm. 12–18). Müller hat allerdings nicht berücksichtigt, daß einzelne Ges. für mehrere Stände
22
votierten. So vertrat der nürnbergische Ges. auch die Fränkischen Gf.en (s. APW [III D 1, 351] ), und der braunschweig-lüneburgische Ges. wurde für die am 18./28. Juli abgehaltene
24
sessio 1 von seinem württembergischen Kollegen beauftragt, für ihn zu votieren (s. Nr. [2 bei Anm. 42] ); er wird daher auch hier zugleich Württemberg vertreten haben.
: Kurmainz, Kurbrandenburg,
10
Brandenburg-Kulmbach, Braunschweig-Lüneburg-Celle / Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen
11
/ Braunschweig-Lüneburg-Kalenberg (/ Württemberg), Mecklenburg-Schwerin / Mecklenburg-
12
Güstrow, Hessen-Darmstadt, (Fränkische Grafen), Reichsstädte Nürnberg und Ulm.

13
Am 17./27. Juli 1645 ist

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13–24 der – worden] Druckvorlage = Magdeburg G II.
der zu Lengerich gemachte schluß […] durch
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zweene aus dem mittel der churfürstlichen herren deputirten, benantlich herr
15
Dr. Krebßen

26
Dr. Johann Adam Krebs (gest. nach 1673), seit Frühjahr 1645 auf dem WFK als kurmain-
27
zischer Sekundarges. Krebs wurde 1638 kurmainzischer Hofrat, war 1639 Ges. auf dem
28
Nürnberger Kf.entag, 1640–1641 auf dem Regensburger RT und nach Beendigung des WFK
29
auf dem Nürnberger Exekutionstag. Von dort wurde er 1649 wegen Differenzen mit dem
30
kurmainzischen Kanzler abberufen zur Verrichtung seines Stadtschultheißenamtes in Mainz.
31
Er wurde 1667 als Stadtschultheiß entlassen und war seither wieder kurmainzischer Hofrat
32
(aufgrund eigener Angaben von Krebs 1673; freundliche Auskunft des StA Würzburg vom
33
21. Oktober 1985).
als Churmeinzischen und herr Dr. Frizen

34
Der kurbg. Sekundarges. Dr. Peter Fritze (ca. 1584–1648). Er war seit dem 24. April 1645 in
35
Osnabrück als kurbg. Sekundarges. und sollte das pommersche Votum im FR führen. Zur Zeit
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des WFK war er kurbg. Kammergerichtsrat und Konsistorialpräsident; er hatte 1626 in Pom-
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mern-Wolgast als Ges. des erbberechtigten Kf.en von Brandenburg die Eventualhuldigung ent-
38
gegengenommen und vertrat Kurbrandenburg 1639–1640 beim Kf.entag in Nürnberg und
39
1640–1641 beim Regensburger RT . Am 25. August 1645 erlitt er einen Schlaganfall und
40
wurde abgelöst ( Jöcher II, 776f.; J. L. Walther, 48; von Bohlen, 1; UA I.1, 694; UA
41
IV.2, 348, 377, 399f.; unten Nr. [7 Anm. 5] ). Fritze war Lutheraner (s. Nr. [75 bei Anm. 33] ).
als Churbranden-
16
burgischen, denen alhie〈r〉 anwesenden fürsten und stände gesandten (doch
17
unser [ i. e.: der magdeburgischen Gesandten

42
Ges. des Est.s Magdeburg beim WFK waren Kurt von Einsiedel und Dr. Johann Krull.

43
Einsiedel (1597–1668), Herr auf Prussendorf, Prießnitz, Ummendorf, Döllnitz und Burg, ge-
44
hörte der gnandsteinschen Linie des bekannten meißnischen Adelsgeschlechtes an und war seit
45
Dezember 1638 Hofmeister und Rat des Est.s, seit September 1640 Hauptmann von Amt und
46
Haus Giebichenstein (freundliche Mitteilung von Ltd. ADir. Dr. Josef Hartmann, LA Magde-
47
burg – LHA, vom 15. Dezember 1993; Ersch / Gruber I 32, 355).

48
Krull (1610–1668) gehörte einer hallischen Salzjunkerfamilie an, studierte 1628–1633 in Jena
49
und Leipzig, wurde 1643 zum Dr. iur. in Jena promoviert und 1640 zum Syndikus, 1641 zum
1
Offizial des Domkapitels zu Magdeburg ernannt. Er wurde 1649 Hof- und Justizrat, 1654
2
GR , 1655 Vizekanzler, 1659 Kanzler. Krull vertrat das Est. auf den niedersächsischen Kreis-
3
tagen von 1649, 1652, 1657, 1658, 1662 und dem RT zu Regensburg 1653/1654 und 1663
4
bis 1668 ( APW II C 2, 31 Anm. 3; Repertorium I, 297 und Repertorium II, 466; Frey-
5
dank II, 205).

6
Die Ges. waren seit Mai 1645 in Osnabrück (Bericht von 1645 V 7 [ /17] über ihre Ankunft V
7
15 [ /25] : Magdeburg F II fol. 90–90’). Einsiedel fungierte in den FR-Sitzungen als Direk-
8
tor
, s. z. B. Nr. [5 (unten S. 55 Z. 41f.)] und Nr. [17 (unten S. 237 Z. 41f.)] . Er wurde am 7. Ok-
9
tober
1645 zurückberufen, da er in Halle unumbgänglich gebraucht werde (Reskript des
10
Adm. s an Einsiedel, Reinkonzept in: Magdeburg F II fol. 390) und verließ den Kongreß vor
11
dem 14. Dezember (zuletzt proponierte er in sessio 31 am 27. November/7. Dezember: s. Ein-
12
leitung
(oben S. [CIII] ; Notiz über Einsiedels Ankunft in Halle XII 16 [ /26] : Magdeburg F II
13
fol. 812); nun amtierte Krull als Direktor, s. z. B. Nr. [86 (unten S. 515 Z. 45)] . Einsiedel kehrte
14
1646 VI 26/VII 6 nach Osnabrück zurück und verließ den Kongreß wieder in der zweiten
15
Septemberhälfte 1646 (s. Einsiedels relatio von seinen absonderlichen verrichtungen in LA
16
Magdeburg – LHA Rep. A 1 Nr. 540 IV fol. 299–301’, hier fol. 299; die Relation der mag-
17
deburgischen
Ges. von 1646 IX 12 [ /22] in ebenda fol. 583, und Krulls Relation von 1646
18
IX 22 [ /X 2] in: LA Magdeburg – LHA Rep. A 1 Nr. 540 V fol. 39). – Die eigenhändige
19
Unterschrift lautet in den Relationen in Magdeburg F II: Curdt von Einsiedel; sonst findet
20
sich auch: Konrad von Einsiedel.
], des herren marggräflich Dur-
18
lachischen

21
Ges. Baden-Durlachs beim WFK war Johann Georg von Merckelbach (gest. 1680). Er hatte
22
1628 in Helmstedt und Marburg studiert und war zur Zeit des WFK baden-durlachischer
23
Hofrat und Kammerjunker, war 1651–1680 Oberamtmann der Herrschaft Badenweiler und
24
wurde 1680 Hofrat ( Helm, 22, 25, 26). Weitere Angaben zu seiner Person waren nicht zu
25
ermitteln (freundliche Mitteilung von ADir. Dr. G. Kaller, GLA Karlsruhe, vom 3. Januar
26
1994).

27
Merckelbach traf im Mai 1645 am WFK ein ( Wolff, Corpus Evangelicorum, 214). Für den
28
9. Juni 1645 ist er zuerst in Osnabrück nachweisbar ( Magdeburg G II fol. 137 s. d. 1645 V
29
30 [/VI 9]).
, des herren Heßen Caßelischen

30
Hessen-Kassel wurde beim WFK in Osnabrück seit Juni 1644 durch den Sekundarges. Rein-
31
hard Scheffer (1590–1656) vertreten. Nach dem Studium in Herborn, Marburg und Heidel-
32
berg wurde Scheffer 1617 hessischer Rat, 1627 Kriegsrat und Generalkommissar, 1640–1641
33
Ges. auf dem Regensburger RT , 1645 ao. GR , 1653 GR und Regierungspräsident in Marburg
34
( Strieder XII, 286–289; Bettenhäuser, 133; Relation Scheffers von 1644 VI 6 [/16] aus
35
Osnabrück in: Hessen-Kassel A I fol. 229–230. Ebenda fol. 515–516 Scheffers Bericht von
36
1645 VII 23 [/VIII 2] über die in seiner Abwesenheit vollzogene communication des Lenge-
37
richer Schlusses an die Stände).
und des Straßburgischen gesan-
19
den

38
Ges. der Stadt Straßburg beim WFK war Dr. Marcus Otto (1600–1674), der Ende März
39
1645 am Kongreß eingetroffen war. Aufgewachsen in Ulm, betrieb er seit 1619 philologische
40
und juristische Studien in Straßburg, wurde 1629 dort promoviert, war anschließend am
41
RKG in Speyer und seit 1630 im Dienst der Stadt Straßburg, wurde seit 1635 auch mit
42
diplomatischen Missionen betraut und war 1640 Rat und Advokat der Stadt, 1641 Ges. auf
43
dem Regensburger RT , 1645–1649 Ges. auf dem WFK, wo er auch für die Städte Landau,
44
Speyer und Weißenburg (Elsaß) sowie für Johann Kasimir von Salm, Wild- und Rheingf. in
45
Kirburg (1577–1651), bevollmächtigt war. Otto trat seit Mai 1645 als Haupt der Städtischen
46
in Osnabrück auf; er übernahm für Straßburg das Direktorium im SR Osnabrück. Die eigen-
47
händige Unterschrift lautet meist: Marx Ott ( APW [III D 1, 353] ; Wiegand, 787ff.; Katter-
48
feld, 7f., 17; Buchstab, 63ff.; Buchstab, Einleitung, XXXVIIIf).
unerfordert

49
Daß die Ges. Magdeburgs, Baden-Durlachs, Hessen-Kassels und der Stadt Straßburg von Kur-
50
mainz nicht formell geladen worden waren, hatte unterschiedliche Gründe.

51
Zu Magdeburg: die kath. Stände bestritten den prot. Stiftsinhabern seit 1582 das Recht zur
52
Reichstagssession. Dies betraf auch den magdeburgischen Adm. August (1614–1680), den zwei-
53
ten Sohn des Kf.en Johann Georg I. von Sachsen. Hg. August wurde 1628 vom Magdeburger
54
Domkapitel postuliert, 1635 im PF auf Lebenszeit anerkannt, doch ausdrücklich von Reichs-
1
und Deputationstagen ausgeschlossen. Er vermählte sich 1647 und wurde zum Stifter der Ne-
2
benlinie Sachsen-Weißenfels (s. PF Abs. [15]f, in: BA II 10.4 Nr. 564 A, 1610f.; Flathe, 680f.;
3
Hellmut Kretzschmar, 450; Wolff, Corpus Evangelicorum, 87).

4
Baden-Durlach gehörte zu den vom PF und der Amnestie ausgeschlossenen Reichsständen und
5
hatte sich bislang noch nicht mit dem Ks. versöhnt (s. Mitteilung der kaiserlichen Gesandten
6
betr. die Ausnahmen von der Amnestie von 1635 V 30, Abs. [ 8] , in: BA II 10.4 Nr. 568,
7
1668f.; Dickmann, 382; Bierther, 54, 147, 184).

8
Hessen-Kassel wurde nicht geladen, weil es sich in Waffen gegen Ks. und Reich befinde und
9
mit auswärtigen Mächten gegen sie verbündet sei (s. APW [III A 1,1, 198f.] ; Bettenhäuser,
10
42–45).

11
Die Reichsstadt Straßburg war dem PF nicht beigetreten. Ihr Ges. Otto hat während seiner
12
Audienz bei den ksl. Ges. zu Osnabrück 1645 IV 12 vergeblich versucht, eine Zusicherung
13
über die Admission Straßburgs zu erhalten ( Katterfeld, 9f.; Winfried Becker, Kurfürsten-
14
rat, 166f.; Buchstab, 59).
) in dem Churmainzischen losament […] publiciret und er-
20
öffnet, von ihnen aber blo{ß} ad communicandum et deliberandum angenoh-
21
men und darauff unanimi statuum consensu folgenden freytag, den 18. [ /28.]
22
eiusdem, bey uns und unter unsern directorio

15
Die Direktorialrechte Magdeburgs waren umstritten und wurden von den kath. Ständen ne-
16
giert. Die Prätention des Erzstifts basierte auf dem Titel Primas Germaniae, aufgrund dessen
17
Magdeburg 1431–1498 den Vorsitz im FR geführt hatte. 1530 aber hatte Magdeburg in eine
18
mit dem Est. Salzburg alternierende Führung des Direktoriums eingewilligt. In der Folge
19
ruhte die magdeburgische Stimme zeitweilig, doch wurde der Anspruch auf die erste Session
20
aufrechterhalten, auch von dem 1561 zum Protestantismus übergetretenen Ebf. Sigismund von
21
Brandenburg (1538–1566 IX 13, Postulation 1552, Regierungsantritt 1554). In einem Ver-
22
trag mit Österreich und Salzburg verzichtete Magdeburg 1566 auf die Teilnahme am Direk-
23
torium sowie auf die erste Session, die von den prot. Ständen jedoch weiterhin für Magdeburg
24
gefordert worden ist. Seit 1582 wurde die kirchen- und reichsrechtliche Position Magdeburgs
25
auf dem RT in Frage gestellt und das Est. nicht mehr zugelassen ( Palm, 269; Gustav Wolf,
26
25; Karl Rauch, 24, 65f.; Wolff, Corpus Evangelicorum, 106f.; Aulinger, 105, 236ff.; zu
27
Ebf. Sigismund: Janicke, 294–297; Schrader, 69, 80).
von anwesenden fürstlichen
23
und gräfflichen herren abgesandten […] in berathschlagung gezogen […]
24
worden

28
Protokoll dieser Sitzung: s. Nr. [2] .
.

25
Beim

37
1, 25–2, 11 Churmäintzischen – erfolgen] Druckvorlage = Postscriptum von 1645 VII 17 [ /27]
38
zum Brief des kulmbachischen Gesandten an Markgraf Christian

45
Mgf. Christian von Brandenburg-Kulmbach (1581–1655), Mgf. seit 1603. Er verlegte die
46
Hofhaltung von Kulmbach nach Bayreuth, wo sich die Kanzlei bereits seit 1542 befand
47
( Stammtafeln I T. 160; Withold, 380).
, in: Brandenburg-
39
Kulmbach A II.
Churmäintzischen directorio, alda apertur des zu Lengerich gemachten
26
churfürstlichen conclusi beschehen solte, erschienen neben dem brandenburg-
27
kulmbachischen
Gesandten

29
Johann Müller (1583–1648 I 16 in Osnabrück) stand seit 1615 in fürstlich bg. Diensten,
30
wurde 1623 Rat- und Kammermeister, 1629 Landschaftsrat, 1637 Wirklicher GR und war
31
als Mitabges. des Fränkischen Kreises auf dem Reichsdeputationstag in Frankfurt (1643/1644).
32
Als solcher auch zum WFK entsandt (J. L. Walther, 65f.), traf er neben den Kondeputierten
33
des Fränkischen Kreises Göbel und Oelhafen am 15. März 1645 in Münster ein ( Dietz, 128)
34
und reiste von dort am 21. Juli 1645 nach Osnabrück (Relationen von 1645 VII 10 [ /20] und
35
16 [ /26] in: Brandenburg-Kulmbach B III Fasz. [ 2] Q 37 und 38). Von 1645 VII 30
36
[ /VIII 9] datiert eine bg.-kulmbachische Instruktion für Müller für den Fall, daß fursten und
37
stendte, gleichwie bey den reichstagen herkhommen, durch collegia ein ieder standt sein
38
votum […] sonderlich ablegen wurde (Kopie in: Brandenburg-Kulmbach A II unfol.).
39
Das trat ein, woraufhin der fränkische Kreistag 1645 IX 9/19 die Aufhebung der Gesandt-
40
schaft
verfügte ( Dietz, 142). Müller vertrat neben Kulmbach auch Brandenburg-Ansbach,
41
nachdem sich die Hoffnung auf einen eigenen ansbachischen Ges. zerschlagen hatte (Relationen
42
Müllers von 1645 VIII 22 [ /IX 1] und X 24 [ /XI 3] in: Brandenburg-Kulmbach B III
43
Fasz. [ 2] , Q 49 und 61: der ansbachische Ges. möge sich bald einstellen), Ebenda Fasz. [ 4]
44
Q 87 (Relationen Müllers an Kulmbach und Ansbach, 1646 IV 8 [ /18] ).
der Braunschweigischer

48
Der einzige braunschweigische Ges. war zu dieser Zeit Dr. Jakob Lampadius (1593–1649 III
49
10 in Osnabrück), der am 16. Juli 1644 als einer der ersten fürstlichen Ges. am Kongreß
50
angekommen war (Relation von 1644 VII 8 [ /18] in: Braunschweig-Lüneburg-Kalen-
51
berg
A I fol. 102–104’, hier fol. 102). Lampadius reiste im August wieder nach Hannover
52
(Ankunft dort am 13. August 1644, s. Hg. Christian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg an
53
Hg. August von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, Entwurf der Räte, darunter Lampa-
54
dius
, von 1644 VIII 9 [ /19] in: Braunschweig-Lüneburg-Kalenberg A I fol. 180–180’,
1
hier fol. 180) und kehrte am 27. November 1644 zurück nach Osnabrück (Relation des Lam-
2
padius
von 1644 XI 25 [ /XII 5] an Hg. Christian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg, in:
3
Braunschweig-Lüneburg-Kalenberg A I fol. 289–291’, hier fol. 289). Nach Studien in
4
Helmstedt, Marburg und Gießen war Lampadius 1619 in Heidelberg promoviert worden,
5
war anschließend Assessor am RKG , 1620 ordentlicher Prof. und fürstlicher Rat in Helmstedt,
6
trat 1621 in die Regierung von Braunschweig-Wolfenbüttel als Hofrat ein, war seit 1635 in
7
kalenbergischen Diensten, seit 1638 als Vizekanzler. Er wurde vielfach mit diplomatischen
8
Missionen betraut, war u. a. 1627 Ges. auf dem KFT zu Mühlhausen, 1631 auf dem Konvent
9
der Evangelischen in Leipzig, 1640 auf dem KFT zu Nürnberg, 1640–1641 auf dem RT zu
10
Regensburg. Seit seiner Studienzeit kannte er den schwed. Ges. Salvius. Lampadius war als
11
Staatsrechtslehrer von großem Einfluß. Seine Hauptwerke: De iurisdictione imperii Ro-
12
mano-Germanici (zuerst 1619), Gründliche Deduction, wie es mit dem Kaiserlichen Reli-
13
gions-Edict und dem geystlichen vermeinten Vorbehalt eygentlich bewant, und was die-
14
selbe beyderseits vor Krafft und Würckung haben, 1633 ( Dickmann, 200; Arnold, 108
15
Nr. 154; Kleinheyer/ Schröder, 159ff.; Dietrich, 454ff.).
, Mechelburgischer

16
Ges. Mecklenburg-Schwerins und Mecklenburg-Güstrows beim WFK war Dr. Abraham Kay-
17
ser (1603–1652), der auch mit der Vertretung der Hst.e Schwerin und Ratzeburg beauftragt
18
war. Kayser hatte in Helmstedt studiert und wurde 1642 in Orléans zum Dr. iur. utr. promo-
19
viert. Zunächst Legationssekretär des Magistrats von Hildesheim, unternahm er als Hofmei-
20
ster Reisen u. a. nach England und Frk., ließ sich nach der Rückkehr in Hamburg nieder, trat
21
1638 in den Dienst Mecklenburg-Schwerins und war 1639–1640 Ges. auf dem Kf.entag zu
22
Nürnberg, 1640–1641 auf dem Regensburger RT ; 1643 wurde er geheimer Legationsrat. Kay-
23
ser weilte seit Januar 1645 in Osnabrück (J. L. Walther, 71f.; Schnell, 110, 177f.
24
Anm. 15).
,
28
Hesßen Darmbstädtischer

25
Ges. von Hessen-Darmstadt waren Johann Jakob Wolff von Todtenwart und Dr. Justus Sinold
26
gen. Schütz. Sie trafen am 7. April 1645 in Osnabrück ein (s. die erste Relation von dort in:
27
Hessisches StA Darmstadt Abteilung E 1 C Nr. 21/3 fol. 365–366, hier fol. 365).

28
Zu Wolff von Todtenwart (1585–1657): nach juristischen Studien in Gießen, Jena und Altdorf
29
wurde er 1612 Syndikus der Stadt Regensburg, 1616 ebendort Stadtschreiber, 1623 hessen-
30
darmstädtischer Rat und erhielt 1628 den Titel ksl. Rat. Zahlreiche diplomatische Missionen
31
führten ihn zum ksl. Hof; 1640–1641 war er Ges. Hessen-Darmstadts auf dem Regensburger
32
RT und 1642–1645 auf dem Frankfurter Deputationstag. Auf dem WFK votierte er auch für
33
die Reichsstadt Regensburg, und zwar als erster der Schwäbischen Bank im SR Osnabrück. Die
34
eigenhändige Unterschrift lautet meist: Wolff von Todenwartt ( Sammlung III, 569; Wyss,
35
58f.; Kietzell, 104 Anm. 28; Buchstab, 66; Unterschrift z. B. in: Hessisches StA Darm-
36
stadt Abteilung E 1 C Nr. 21/3 fol. 365).

37
Zu Sinold gen. Schütz (1592–1657): nach Studien in Gießen, Marburg, Köln, Pont-à-Mousson
38
wurde er 1619 in Gießen promoviert und 1625 zum ao., 1626 zum ordentlichen Prof. an der
39
Universität Marburg-Gießen ernannt. Er wurde 1629 hessen-darmstädtischer Rat, 1640 Vize-
40
kanzler
der Universität Gießen, 1650 ebendort Kanzler. Sinold gen. Schütz war als hessen-
41
darmstädtischer
Ges. auf dem Regensburger RT 1640–1641. Er veröffentlichte u. a.: Colle-
42
gium publicum de statu rei romanae (1640). Die eigenhändige Unterschrift lautet meist: Jost
43
Sinolt genannt Schuz ( Sammlung III, 569; Landsberg, 399f.; BSB-AK 1501–1840,
44
XLVII, 310; Unterschrift z. B. in: Hessisches StA Darmstadt Abteilung E 1 C Nr. 21/3
45
fol. 365).

46
Es ist nicht ersichtlich, welcher Ges. bei der Sitzung 1645 VII 17/27 teilnahm, wahrscheinlich
47
Wolff von Todtenwart, da Sinold gen. Schütz am selben Tag auff empfangenen fürstlichen
48
befehlich nach hauß verreiset ( Magdeburg G II fol. 165). Sinold gen. Schütz war auch am
49
11./21. August 1645 noch abwesend (s. Nr. [7 bei Anm. 67] ), später aber führte er das Votum
50
(s. z. B. Nr. [46] , 1. Umfrage, Votum Hessen-Darmstadts).
, Nürnbergischer

51
Ges. der Reichsstadt Nürnberg war Dr. Tobias Oelhafen von Schöllenbach (1601–1666), der
52
auch den Fränkischen Reichskreis, die Fränkischen Gf.en, die Städte Rothenburg, Schweinfurt,
53
Windsheim und zeitweilig Weißenburg/Bayern vertrat ( Buchstab, Einleitung, XXXVIII).
54
Zusammen mit den beiden Kondeputierten des Fränkischen Kreises traf er am 15. März 1645
1
in Münster ein ( Dietz, 128). In Osnabrück ist er zuerst für den 20. April 1645 nachweisbar
2
( APW [III C 4, 60] ).

3
Nach Studien in Altdorf, Tübingen, Straßburg und Basel war Oelhafen in Altdorf zum Dr.
4
iur. utr. promoviert worden. Es folgte ein kurzer Aufenthalt beim RKG in Speyer, und 1626
5
wurde er Konsulent und Assessor beim Stadtgericht Nürnberg, 1627 Genannter des größeren
6
Rates, ebenfalls in Nürnberg, 1652 Assessor am reichsstädtischen Appellhof, ksl. Pfalzgf. und
7
Prokanzler der Universität Altdorf. Oelhafen wurde häufig zu diplomatischen Missionen ver-
8
wendet
und z. B. 1635 zum Heilbronner Konvent und von dort nach Dresden zu Verhandlun-
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gen
mit dem Kf.en von Sachsen entsandt; ebenso nahm er als nürnbergischer Ges. 1640–1641
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am Regensburger RT und 1643–1645 am Frankfurter Deputationstag teil. Oelhafen veröf-
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fentlichte
u. a.: Dissertationen De magistratibus (Tübingen 1621), De principiis iuris (Basel
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1623), Templum pacis in romano-germanico imperio exstructum (Frankfurt 1655), Re-
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praesentatio Reipublicae germanicae [ inprimis controversiae de electoratu palatino] (Nürn-
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berg
1657) ( Eisenhart, Oelhafen von Schöllenbach, 298f.; Johannes Kretzschmar III, 64f.,
15
94f.; Weigel, 200; Kietzell, 104 Anm. 28; BSB-AK 1501–1840, XXXII, 198; XLI,
16
523).
undt Ulmischer

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Ges. der Reichsstadt Ulm war Dr. Sebastian Otto (1607–1678), der auch die Protestanten von
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Dinkelsbühl, Biberach und Ravensburg vertrat ( Buchstab, 81).

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Sebastian Otto war spätestens seit 1645 IV 2/12 in Münster (Audienz bei den dortigen ksl.
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Ges. 1645 IV 12: APW [III C 2,1, 319f.] ) und spätestens seit 1645 IV 17/27 in Osnabrück
21
(Audienz bei den dortigen ksl. Ges. 1645 IV 27 (s. APW [III C 4, 62)] .

22
Nach juristischem Studium in Straßburg, Tübingen, Altdorf, Ingolstadt und Basel war Otto
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1631 in Basel promoviert worden, wurde 1644 Ratsadvokat in Ulm und war im selben Jahr
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als Komitialges. am ksl. Hof. Er war ein Vetter des straßburgischen Ges. Marcus Otto (Eisen-
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hart, Jakob Otto, 755; Gänsslen, 248ff.).
abgesandte.
29
Da der vortrag von dem Churmäintzischen herrn Dr. Krebsen, astante Chur-
30
brandenburgischen herrn Dr. Fritzen, praemissis curialibus dahin gangen, das
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die ordinari deputation

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Gemeint ist der vom Regensburger RT 1640–1641 vorgesehene Frankfurter Reichsdeputa-
27
tionstag, der im Februar 1643 zusammentrat. Er sollte über das Reichsjustizwesen beraten,
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doch wurde die Zulassung aller Reichsstände zum Friedenskongreß das politische Hauptpro-
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blem. In einem Reichsbedenken von 1645 IV 3 (Druck: Gärtner IV Nr. 157, 678–690)
30
stimmten die Kfl.en für die Auflösung des Deputationstages und die Einberufung eines RT , der
31
FR aber für die Translation des Deputationstages nach Münster. Am 11. April 1645 gab der
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Ks. der Bitte um Translation statt ( Kietzell; Winfried Becker, Kurfürstenrat, 162; Rup-
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pert, 89f.).
zwar cassirt undt den non deputatis liberum suffra-
32
gii ius vergönnt undt zugelasßen, die absentes auch von Käyserlicher maje-
33
stät

34
Ks. Ferdinand III. (1608–1657), 1625 Kg. von Ungarn, 1627 Kg. von Böhmen, 1636 Röm.
35
Kg., 1637 Ks. ( Eder, Ferdinand III.; Repgen, Ferdinand III.).
, doch non praefixo certo termino, cum comminatione, daß die Beratun-
34
gen
, auch wenn sie nicht erschienen, fortgesetzt und das Beratene als allgemeiner
35
Reichsschluß gelten werde, citirt und beschriben, interim, damit man in dem

[p. 2] [scan. 146]


1
haubtwerckh verfahren möge, den deputatis vom fürstenrath 2, als jeder
2
banckh einer, undt von städtrath auch 2 adiungirt, die tractaten auch 3 colle-
3
giorum zu Münster angestelt werden wolten, allerdings uf den schlag, wie das
4
in meinem [ i.e.: des kulmbachischen Gesandten] jüngsten bericht de dato 10.
5
[ /20.] dies

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Der kulmbachische Ges. Müller schrieb bezüglich der Lengericher Konferenz, von der er frei-
37
lich
bislang nur einen extract […] protocolli erhalten hatte: [ … es] möchten bey eröffnung
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des gemachten schlusßes vielleicht noch mehrere circumstantiae in consideration kom-
39
men, inmasßen dann ohnedas zu besorgen, wann dieser vorschlag beharret werdten solte,
40
das es grosße difficulteten abgeben, sintemahln sich keiner aus den non deputatis zu der-
41
gleichen nebendeputation oder adiunction gebrauchen, noch in praeiudicium reliquorum
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handlen, die übrigen auch sich nullo modo excludiren lasßen undt mit vergeblicher undt
43
schimpflicher zeit- undt costverspielung otiosi nicht sitzen undt den andern gleichsamb in
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die handt zusehen würdten. Nicht geringere difficulteten werdten sich auch ratione loci
45
eraignen, weiln die collegia sich nicht wohl zertheilen lasßen, hingegen die herren Schwe-
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dische den andern nicht nachziehen noch gestatten, das die völlige tractaten allein zu
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Münster negotiirt werden sollen. […] (Müller an Mgf. Christian, Münster 1645 VII 10
48
[ /20] , in: Brandenburg-Kulmbach A II unfol.). – Druck des Extractus Protocolli über
49
die letztere Conferenz zu Laengerich: Meiern I, 509 .
beygelegter extract protocolli undt was ich dabey unterthenig
6
erinnert, ausweise.

7
Die antwort gieng praemissis praemittendis kürtzlich dahin, das, weilen es
8
ein sach von sehr hoher wichtigkeit undt reyffer consideration bedörffe, so
9
bette man tempus deliberandi undt das der vortrag in schrifften communicirt
10
[ werde]. [ Es] solte darvon sodann ohne verzug consultirt werdten undt ein
11
schrifftliche antwort erfolgen.

12
Sachanmerkungen zu Nr. 1

[p. 3] [scan. 147]

[p. 4] [scan. 148]

[p. 5] [scan. 149]

[p. 6] [scan. 150]

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