Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
561. Pfalzgraf Carl Gustav an Königin Christina Minden 1649 Februar 20/März 2
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Minden 1649 Februar 20/März 2
Ausf.: DG 16 fol. 150–152’; Eingangsvermerk Stockholm 1649 März 8/18.
Bisheriges Nichtzustandekommen einer Konferenz mit den münsterschen Gesandten an einem
dritten Ort. Inzwischen erfolgter Austausch der Ratifikationen. Erneute Einladung zu einer Kon-
ferenz und Weiterreise mit Wrangel über Kassel nach Minden, wo die Gesandten heute eintreffen
sollen. Abordnung von Truppen zur Unterstützung des französischen Generalleutnants von Er-
lach gegen den Marschall Turenne, der auf die Seite des Parlaments getreten ist. Bitte um Wei-
sung in dieser schwierigen Entscheidung. Unbefugtes Verfahren des Marschalls Lamboy in den
westfälischen Quartieren.
Euer Königlicher Majestät hab in meinem vorhergehenden ich gehorsamst
berichtet, welchergestalt von mir für gut undt nötig angesehen worden, daß
mit den herrn legaten in loco aliquo tertio ich fürterligst zusammenkommen
undt wegen ein undt anderer nothwendigkeit unterredung pflegen möchte.
Solchem nach nun habe ich nicht alleine meinen cammerjuncker Carl Philip
Sacken an dieselbe von Erffurt abgefertiget undt sie zu solcher conference
invitiret, sondern bin auch selbst nebst dem herrn feldmarschall Wrangell am
8. dieses, als da eben mein schwager, der herr general graff Magnus de la
Gardie sich auff die reise zu Euer Königlichen Majestät begeben, von Erffurt
auffgebrochen, in hoffnung mit ihnen zu Warburg, als welchen ohrt dazu
vorgeschlagen, sothane conference werckstellig zu machen. Es haben aber
vorgedachte herrn legaten, undt nemlich herr graff Oxenstirn, daß er eben
mit außwechßelung der ratification beschäfftiget, herr Salvius aber wegen sei-
ner unpäßligkeit durch obgemelten meinen cammerjuncker, als welcher mich
zu Eschwege wieder gerencontriret, entschuldigen laßen, wie dergleichen auß
denen sub litteris A, B et C hierbey gehenden abschrifften mit mehrem zu
ersehen.
Ob nun wohl bey solcher bewandtnüs ich anstehen mögen, meine reise her-
unterwerts ferner fortzusetzen, zumahln da ich soviel vermercket, daß die
commutatio ratificationum bereits geschehen seyn würde, so habe dennoch,
undt weilln ich schon der frau landtgräffin zu Heßen Liebden residentz so
nahe gewesen, mich auch bereits gegen deroselben zu einer visite anerbietig
gemacht gehabt, meinen weg zu verfolgen undt auff andere mittel undt gele-
genheit , wie mit vielberührten herrn legaten zusammenkommen möchte, zu
gedencken für gut befunden. Bin auch solchem nach am 10. dieses nebst dem
herrn feldtmarschalln Wrangelln daselbst zu Caßell angelanget, von darauß
aber an die herrn legaten den baron Bengt Oxenstirn mit dergleichen memo-
rial , wie dem herrn secretario Güldenklauen durch Wolffsbergen vor 8 tagen
zugefertiget worden undt zum überfluß nochmahln sub littera D hierbeyge-
het , abgefertiget undt sie beyderseits zu der conference anhero bestimmet.
Inzwischen nun haben mir sie, die herrn legaten, sowohl durch den Heßi-
schen Caßelischen abgesandten, monsieur Krosig, als auch insonderheit
durch dero außführliches schreiben undt deßen inlage (wovon sub littera E
hierbey copia befindtlich) mit mehrem communiciret, auß was uhrsachen
undt bevorab auff Euer Königlichen Majestät ihnen zugekommene gnädigste
ordre sie zu gedachter commutation zu schreiten bewogen undt mit was für
bedingungen solche vollnzogen. Dahero denn undt weiln ich soviel verspüh-
ret , daß die herrn legaten bey sothaner bewantnüs undt umb dero sentiment,
wie die convention de ordine et modo exauctorationis et evacuationis zwi-
schen beyderseits generalitet fügligst anzustellen undt sicherst abzurichten
seyn wolte, mir desto umbständtlicher zu eröffnen können, vorerwehnte con-
ference nicht weniger als ich verlangen, am 15. dieses von Caßell mich nebst
dem herrn feldmarschalln anhero auff den weg begeben, undt habe am 18.
dieses hiesigen orth glücklich erreichet, auch die gewiße nachricht erhalten,
daß noch heute offtberührte herrn legaten beyderseits sich ebenergestalt an-
finden werden. Was nun zwischen uns bey der conference vorkommen undt
an Euer Königlichen Majestät in unterthänigkeit gelangen zu laßen nötig
seyn wirt, davon werde mit negstem außführliche relation deroselben gehor-
sambst abzustatten meine schuldigkeit seyn laßen.
Hiernegst hab Euer Königlichen Majestät demütig berichten sollen, wasge-
stalt auff vorgedachter meiner reise von Breisach ein expresser mit derglei-
chen creditiven von dem könige in Franckreich, cardinal Mazarini undt dem
generallieutenant Erlach begleitet, wie die beylage sub littera F besaget, bey
mir angelanget undt nebst dem Frantzösischen residenten, monsieur d’ Avan-
gour , sein anbringen dahin eingerichtet, daß, weiln bey itziger conjuncturen
undt da die zwischen dem könige undt dem parlament in Franckreich eine
zeithero geschwebte mißhälligkeit zu öffentlicher feyde außgeschlagen, auch
jeder theill beflißen wehre, seine parthie zu verstärcken, undt denn der mare-
schal Turenne auff des parlaments seiten getreten undt bereits in procinctu
begriffen wehren , denselben mit der unterhabenden armee zu assistiren, ich
bey so gestalten sachen die oben im Reich von Euer Königlichen Majestät
armee stehende regimenter zusammenziehen undt solche mit vorgedachtes
generallieutenant Erlachs trouppen undt zwar, weiln periculum in mora
wehre, fürterligst conjungiren laßen möchte, umb dadurch ersterwehnten
mareschal Turenne in seinen dessein zu arrestiren undt dem könige so lange
zeit zu gewinnen, daß er die hien undt wieder zu sich beruffene trouppen an
sich ziehen undt in ferme posture gelangen könte. Alls nun dieses eine sache,
worinn außer Euer Königlichen Majestät expressen gnädigen ordre ichtwas
vorzunehmen oder zu realer assistence zu schreiten, ich billig bedencken
trage, zudeme auch in nicht unzeitige consideration zu ziehen, ob auch bey
itzigem zustandt der sachen undt bevorab, da soviel verspühre, daß Franck-
reich außer spendirung der behörigen mittel einige von Euer Königlichen
Majestät trouppen an sich zu ziehen desideriret, in der generalitet möchten
beruhen, oder füglich zu practiciren seyn, will dergestalt sich der soldatesque
zu entohnigen undt zugleich Euer Königlichen Majestät mir bekante höchst-
rühmliche intention zu erhalten können, zu geschweigen, ob auch dem frie-
densschluße hierunter praejudiciret werden möchte, inzwischen aber undt
weiln den könig in angustiis zu seyn vermercke, dieserwegen vielfältig ange-
loffen zu werden mich befahre. So hette Euer Königlichen Majestät gehor-
sahmlich zu ersuchen, sie gnädig geruhen wolten, mir hierüber dero gnädig-
sten willen undt ordre mit dem fürterligsten zukommen zu laßen, damit
weder in ein- oder anderm von mir hierunter nicht geirret werden möchte.
Gestalt ich denn auch, bey itz vorseynden conference mit den herrn legaten
daraus zu communiciren undt dero gutachten desfals zu vernehmen gemeint,
inzwischen aber den abgeordneten mit dilatorischer antwort abzufertigen
veranlaßet werden dürffte.
Im übrigen wollen Euer Königlichen Majestät auß der sub littera G hierbey-
gehenden abschrifft sich in unterthänigkeit vortragen laßen, was ich, auff ein-
rathen des herrn feldmarschalln Wrangelln, an den feldmarschalln Lamboy
wegen der unbefugten proceduren in unsern Westphälischen quartieren abzu-
geben für nötig erachtet.
B und C:fehlen