Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
544. Salvius an Königin Christina Münster 1649 Februar 4/14
Münster 1649 Februar 4/14
Seine, Salvius’, langsame Gesundung und Hoffnung auf baldige Abreise aus Münster. Austausch
der Ratifikationen auf Drängen Serviens, der Kaiserlichen und der Stände. Schwedischer
Wunsch nach Erhalt einer schriftlichen Versicherung, daß die Verpflichtungen aus dem Friedens-
vertrag , die noch nicht erfüllt sind, nach der Ratifikation eingehalten werden. Plan der Stände
zur Abdankung der Heere und Restitution der Plätze. Vom schwedischen Oberkommandieren-
den nach Warburg einberufene Konferenz. Unzufriedenheit Kurbrandenburgs mit der veneziani-
schen und holländischen Vermittlung bei den polnischen Traktaten.
Ewer Königliche Mayestätt gebe in aller unterthänigkeit ich hierdurch zu er-
kennen , wie daß ich numehr Gottlob von einem schwehren läger zu reconva-
lescirn beginne, deßen ungeachtet aber biß noch die feder recht zu führen die
sufficienten kräfften nicht habe. Nichts aber schmertzet mich dabey höher,
alß daß umb deß willen Ewer Königliche Mayestätt ordre meiner heimbraise
halber ich keine genügliche folge hab laisten können, doch hoffe ich, es solle
numehr bald an deme sein, daß ich von hinnen werde uffbrechen und etwas
näher uff Hamburg ziehen, auch so von dannen in untherthänigkeit vorstel-
len können, wie ich meine raise ferner anstellen werde.
Wie die sachen lezt alhier gestanden, hab vor acht tagen ich vermittelst ab-
schrifft meines an des herrn generalissimi Fürstliche Durchlaucht gethanen
schreibens dem secretario Guldenklau zugeschicket, warum Ewer Königliche
Majestätt vor einkunfft dießes allerunterthänigst vortrag geschehen wirdt.
Seitdeme läßt sich daß werck von tag zu tag schwehrer an. Graff Servient ist
entweder revocirt oder wirds uff nechster post werden, und treibet umb deß-
willen starck uff die commutation ratificationis. Die Heßische gesandten
nicht weniger. Die stände aber noch stärcker, und wie diese bißhero in den
tractaten unß zu versprechen gebraucht haben, also seind sie anitzo mit den
kayßerlichen ganz einig und bedienen sich derselben wieder unß. Diese (die
kayßerlichen), nachdem sie mit den ständen gänzlich verglichen, tringen
ebenfals in unß uff eine cathegoricam resolutionem, ob nemblich wir auß-
wechseln wollen oder nicht, und also sie friede oder krieg haben sollen. Un-
angesehen nun noch nicht praestirt ist, waß ante commutationem praestirt
werden sollen, so sein wir doch auß oberzehlten umbständen und uber das
von des herrn generalissimi Durchlaucht darüber erlangten consens endlich
bewogen worden, selbige vor sich gehen zu laßen. Zwar hetten wir vermaint,
eine schrifftliche gegenversicherung von den ständen zu bekommen; nach-
demmaln aber diese mit den kayßerlichen hart darwieder gestanden, vermai-
nende eine andere obligation außer denen im instrumento pacis enthaltenen
vonnöthen nicht zu sein, herr Servien auch darin nachgegeben, so ist es uff
solchen vorschlag, wie beylage sub littera A außweist, gekommen. Worgegen
die kayßerlichen und stände es, wie littera B von sich giebt, haben wollen.
Worüber dann, nach gestrigen tages zwischen uns, herr Servien und Heßi-
schen gehaltener consultation wir heute eine solche schrifft uffgesezet haben
und heut den kayßerlichen und Reichsdirectorio insinuiren laßen, wie bey-
lage sub littera C in sich hält. Sie ist zwar uff sämptliches guthbefinden in
generalibus terminis uff gelinde wort gestellet; es ist aber der inhalt eben sel-
biger und gleich obligatorisch, wie sub littera A begriffen, auch solchem nach
nun daran, daß wir darüber mit den kayßerlichen und ständen zu mündlicher
conferenz tretten und, ob wir in diesen tagen zur commutation kommen mö-
gen , sehen. Und daruff die stände, wie die execution in exauctoratione mili-
tiae et locorum restitutione und anderem (uff ihre mainung) zu volnziehen,
einen uffsaz machen werden, der sodann an allerseits hohe generalitäten ge-
schickt werden soll, welche sich darüber zusammenthun, solche mit dem in-
strumento pacis und hiebevorigen uffgesezten ordine executionis collationirn
und wie damit der zeit, weise und anderer umbstände halber zu progredirn,
sich miteinander vergleichen werden .
Gleich ietzo bekommen von hochgedachter Seiner Fürstlichen Durchlaucht
wir schreiben, vermöge deren die uff den 8. dieses mit uns eine conferenz zu
Warburg, 12 mil weit von hinnen, zu halten begehren. Ob herr graff Oxen-
stiern selbige wird annehmen können, stehet dahin, vor meine persohn aber
kan ich, weiln ich uff den krücken gehen muß, vor diesesmahl nicht gelan-
gen . Waß ferner zu berichten, schreibt der herr graff Oxenstirn à part, und
wie die sachen sonsten stehen, geruhen Ewer Königliche Mayestätt ab den
beylagen in unterthänigkeit sich vortragen zu laßen.
PS: Churbrandenburg är ill tilfridz, att Venedich och Generalstaterne blifva
mediatores vidh Polnische tractaten. Ty efter ingen churfurste cederar nogon-
thera af them, så kan eij heller Churbrandenburg medh them concurrera för
bemälte competence skuldh. Ville lijkväl myket gerna vara mediator ther
hoos.