Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
540. Pfalzgraf Carl Gustav an Königin Christina Erfurt 1649 Februar 3/13
Erfurt 1649 Februar 3/13
Ausf.: DG 16 fol. 96–99; Eingangsvermerk Stockholm 1649 Februar 24 / März 6.
Ankunft des von den Gesandten in Münster abgeordneten Barons Bengt Oxenstierna mit Bericht
über den Stand der Ratifizierung des Friedensvertrages. Wunsch des Pfalzgrafen, eine Konferenz
mit den Gesandten in Kassel über die Exekutionsprobleme abzuhalten. Sein Vorschlag, die Rati-
fikationen auf bestimmte Bedingungen auszutauschen und in dritten Händen zu hinterlegen, bis
die Bedingungen der Exekution erfüllt sind. Angebliche Bereitschaft der Stände, die Satisfaktions-
gelder sofort auszuzahlen. Notwendigkeit eines Übereinkommens zwischen den Generalitäten
über die Abdankung der Truppen und Räumung der Plätze. Konflikt mit den Franzosen über die
Quartiere in den oberen Reichskreisen. Durch Magnus de la Gardie zu überbringende Vorschläge
zur Abzahlung der schwedischen Schulden in Deutschland.
Seither meinem an Euer Königliche Majestät vor 8 tagen in unterthänigkeit
abgegebenen ist nichts sonderliches schreibwürdiges vorgefallen, außer deme
das der herr baron Bengt Oxenstirn, so die herrn legaten an mich abzuferti-
gen für nötig befunden, hiesigen orths angelanget undt dasjenige, so ihme
committiret gewesen, bey mir mündtlich abgeleget, welches denn darin be-
standen , daß, weiln die stände wegen fürterligster commutation der ratifica-
tionen bey den herrn legaten inständigst anhielten undt hierunter sowohl we-
gen des troubels in Franckreich als sonst hin undt wieder obhandenen gefähr-
lichen consilien undt im lauff gehenden menees periculum in mora zu seyn
mit allerhand rationibus zu remonstriren sich angelegen seyn, auch theils der-
selben einige comminationes gleichsam mit unter lauffen ließen, hingegen sie,
die herrn legaten, von Euer Königlichen Majestät expresse ordre hetten, nicht
ehe ad commutationem instrumentorum zu schreitten, es were denn alles, so
vorher zu praestiren gebührete, allerdings abgerichtet, ich nicht alleine de-
nenselben mein sentiment eröfnen wolte, wie rebus sic stantibus sicherst undt
best hierinn zu verfahren, zumahln da von ihnen, ständen, selbst allerhand
undienlich discours geführet würden, sondern gleichsahm auch dahin inten-
diren , daß ich erstberührten umbständen nach mehrgedachte commutation
placitiren undt dazu rathen helffen solte. Nun hette ich zwar vorbemelten
baron Oxenstirn alsfort wiederumb depechiren undt der herrn legaten begeh-
ren nach durch denselben meine gedancken hierüber ihnen eröffnen wollen.
Weilln nun aber nicht alleine durch mein unterm 20. passati an wohlberührte
herrn legaten abgegebene schreiben (worvon vor 8 tagen Euer Königlichen
Majestät abschrifft gehorsambst eingeschicket) denenselben mein sentiment
dieserwegen eröffnet, sondern auch seit deßen an sie einen envoyé abgefertigt
undt sowohl die notturfft als auch das verlangen, so ich trage, mit denensel-
ben ehist in aliquo loco tertio zu conferiren können, ihnen remonstriren undt
hierzu einige bequehmligkeit vorschlagen laßen, alß habe für best gehalten,
dasjenige, so von mir wegen der soldatesque bey dem executionswerck versi-
renden interesse undt Euer Königlicher Majestät davon dependirenden si-
cherheit noch zu erinnern seyn könte, bis zu erstgedachter conference zu ver-
sparen . Allermaßen denn, nachdeme morgen, geliebts Gott, mein schwager,
der herr general undt graff Magnus Gabriel de la Gardie, von hier sich auff
den weg zu Euer Königlichen Majestät erheben wird, den negsten tag mich
hinunter gegen Caßell zu begeben undt occasion zu suchen gemeinet bin, wie
entweder mit mehrwohlberührten herrn legaten beyderseits oder auch einen
derselben fürterligst zusammenkommen möge.
Unterdeßen so ist zwar nicht ohne, daß die Frantzösische motus hin undt
wieder die consilia verendern undt denjenigen, welchem der friedensschluß
nicht allerdings genehm, hoffnung zu allerhand mutationen, so hierdurch
entstehen möchten, machen dürffte. Gleichwie aber so wenig desfals, als auch
wegen der stände (nachdemahln solche wie auß dero bisherigen actionen zur
gnüge zu verspühren gewesen, mehr auff ihr particulier interesse als auff das
publicum ihr absehen richten) importunitet das geringste, so Euer Königli-
cher Majestät sicherheit praejudiciren könte, an die hand zu nehmen vonnö-
then , also dürffte auch wohl hierunter das sicherste expediens seyn, daß, da-
ferne man ja auf die extraditio ratificationis so inständig dringen solte, selbige
Euer Königlicher Majestät an die herrn legaten abgegebenen gnädigsten ordre
zufolge auff gewiße conditiones in manus tertii, bis die executio allerdings
verrichtet, deponiret werden möchte. Welches alles denn bey vorerzehlter
conference mit den herrn legaten der notturfft nach überlegen, auch Euer
Königlichen Majestät, was zwischen unß abgeredet undt resolviret werden
wirdt, meiner schuldigkeit nach gehorsambst hinterbringen werde.
Was sonst der stände zu Münster anwesende gesandten vorgedachter commu-
tation halber undt welchergestalt sie numehr mit den zum ersten termin be-
willigten satisfactiongelder gefaßt wehren, an mich gelangen laßen, geruhen
Euer Königlichen Majestät auß der sub littera A hierbeygehenden abschrifft
mit mehrem gnädig zu ersehen, was auff denenselben mit dienlicher antwortt
ehist zu begegnen nicht unterlaßen werde, zumahln da ich von gewißer handt
benachrichtiget bin, das sie mit den geldern nicht so fertig seyn oder sobaldt
damit aufkommen können, wie sie in solchem schreiben vorgeben.
Hienegst wollen Euer Königlichen Majestät ab der sub littera B hierbey kom-
menden copia zu ersehen gnädiges gefallen tragen, was ich der handlung hal-
ber , so wegen der exauctoration undt evacuation zwischen allerseits generali-
tet mit negstem anzustellen vonnöthen seyn will, an den herr feldmarschalln
Touraine abgehen zu laßen, für nothwendig befunden, undt werde ich nach
der handt ferner in unterthänigkeit berichten, wie sich ein oder ander theill
hierzu bequehmen undt anfinden wirdt.
Sonsten habe Euer Königlichen Majestät beyde gnädigste schreiben vom 13.
negst verfloßenen monats Januarii ich mit geziemender reverentz behändiget
undt darab, was Euer Königlichen Majestät sowohl wegen der in den ober-
creyßen durch Euer Königliche Majestät regimenter bezogenen quartiere
undt daß die herrn Frantzosen solche nichtsdestoweniger mit genießen
möchten, alß auch der hieraußen in Teutzschlandt hin und wieder befindt-
lichen schulden halber, undt das Euer Königlichen Majestät selbige von den
satisfactiongeldern gerne bezahlet wißen möchten, gnädig berühren, mit
mehrem ersehen.
So viele nun erstgedachte quartiere betrifft, so zweifelt mir nicht, Euer Kö-
niglichen Majestät ab meinen vorhergehenden unterthänigsten relationen, aus
was für erheblichen uhrsachen ich zu vertheilung der armeen in die sieben
zahlungscreyße veranlaßet worden undt daß ich darunter der stände selbstei-
genen begehren deferiren müßen, gnädig werden vernommen haben. Dahero
denn, solches hier zu wiederhohlen, für uberflüßig halte. Dieses aber nur mit
wenigen zu berühren nicht umbgehen kan, daß sowohl Euer Königlicher Ma-
jestät regimenter als die Französischen in erwehnten obercreyßen hetten bey-
sammenstehen undt ohne der stände sonderlichen beschwehr die notturfft zu
leben haben können, da man nur Frantzösischerseiten sich ein wenig bequeh-
men undt die eingeseßene nicht so gar enerviren, auch Euer Königlicher Ma-
jestät trouppen als ihre confoederirte undt welche mit gutem fug solche quar-
tier zu praetendiren, darinn gutwillig auf- undt annehmen, undt desfals umb
mehrer richtigkeit willen undt das alles mit guter ordre angestellet werden
können, vergleich treffen wollen. Daß aber durch ihr, der Frantzosen, un-
freundtliches tractament undt wiedrige bezeigung gegen Euer Königlicher
Majestät soldatesque allerhand difficulteten undt schwürigkeit veruhrsachet
worden, desfals hat man sich dießeits viel ehe zu beclagen uhrsache, als hier-
unter noch zur zeit einige remediirung, vielmehr aber die continuation ihrer
ungleichen proceduren undt, das weder freundtliches ersuchen etwas fruch-
ten noch auff Euer Königlichen Majestät undt die bißherige treue confoedera-
tion einiger respect oder regarde getragen wirdt, je länger je unerträglicher zu
verspühren. Allermaßen deßen die sub littera C hierbeygehende abschrifft de-
ßen ein sattsahmes zeugnus geben, auch vor 8 tagen mit mehrem in unterthä-
nigkeit an Euer Königlichen Majestät überschrieben worden, was desfals zwi-
schen mir undt dem Frantzösischen residenten monsieur d’Avangour da-
mahln vorgekommen gewesen.
Belangende vorberührte schulden undt deren abtrag, so werde ich zwar so-
wohl hierunter als sonst inn allem Euer Königlichen Majestät gnädigsten or-
dre schüldigste folge leisten, hingegen aber durch vorgedachten meinen
schwager, den herrn graff Magnum de la Gardie, wie undt welchergestalt ich
solche satisfactionsgelder, als die solchergestalt zu contentirung der soldates-
que gar enge fallen wollen, ungefehr einzutheilen vermeine, in unterthänig-
keit repraesentiren laßen, undt alsdann darüber Euer Königlicher Majestät
gnädigsten disposition gewertig seyn.
A: 121–123 Die Gesandten der Reichsstände an Pfalzgraf Carl Gustav. Münster 1649 Fe-
bruar 2
123’–126 Dieselben an den Kaiser. Münster 1649 Januar 25
B: 127–127’ Pfalzgraf Carl Gustav an Turenne. Weimar 1649 Februar 1/11
C: 128–128’ Herzog Eberhard von Württemberg an Generalleutnant Douglas. o. O. u.Tag
129–130 Oberstleutnant Dietrich Duderstett an Generalleutnant Douglas. Baden 1649 Ja-
nuar 18/28
130–130’ Giulio Antonio Frangipani
1649 Januar 25
131–131’ Derselbe an Markgraf Wilhelm von Baden. Frankenthal 1649 Januar 25
132–132’ L. von Erlach an Oberstleutnant D. Duderstett. Breisach 1649 Januar 16/26
133–133’ Hans Johann Menger von Valdorff an Markgraf Wilhelm von Baden. Ettlingen
1649 Januar 27 / Februar 6
134–134’ Andreas Samuel Bock an Oberstleutnant Dietrich Duderstett. Kenneken Januar
17/27
135–136 Generalleutnant Douglas an Feldmarschall Wrangel. Geißlingen 1649 Januar
18/28
137 Derselbe an denselben. Geißlingen 1649 Januar 21/31