Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
518. Pfalzgraf Carl Gustav an Königin Christina Leipzig 1649 Januar 14/24
Leipzig 1649 Januar 14/24
Ausf.: DG 16 fol. 35–39; Eingangsvermerk Stockholm 1649 Februar 1/11.
Bezug auf die eigenen Berichte vom 20. und 27. November und Bestätigung des Reskripts vom
23. Dezember 1648. Einhelliges Bemühen der Stände, Schweden die Schuld für die Verzögerung
der Exekution zuzuschieben, jedoch Uneinigkeit untereinander aus Eigennutz, der nur auf die
baldige Entledigung jedes Einzelnen von der Heereslast und Rückgabe der Festungen gerichtet
sei, obgleich alle der Krone Schweden zu Dank verpflichtet sind. Nachricht Johan Oxenstiernas
über die Verzögerung des Austauschs der Ratifikationen. Morgige Abreise Carl Gustavs zur Kon-
ferenz mit den Friedensgesandten in Erfurt und Abschickung Magnus de la Gardies nach Stock-
holm . Korrespondenz mit Turenne. Festung Benfeld. Ansprüche Herzog Julius Heinrichs von
Sachsen auf Befriedigung seiner alten Forderungen aus den Satisfaktionsgeldern.
Daß Euer Königliche Mayestät die von mir wegen der in Böhmen gestande-
nen armee abführung ergriffene resolution undt wozu auß denen in meinen
vorigen undt insonderheit sub datis den 20. undt 27. Novembris negst ver-
gangenen jahres an Euer Königlichen Mayestät abgegebenen gehorsambsten
relationen angeführten wichtigen uhrsachen veranlaßet worden, sich nicht al-
leine gnädig gefallen laßen, sondern auch der von mir hievor in unterthänig-
keit uberschriebenen meinung gnädig beyfall geben, daß der terminus, so
zwischen der instrumentorum pacis subscription undt derselben commuta-
tion gesetzet worden, gar zu enge fallen undt daß dahero unmüglich seyn
will, dasjenige, so vermöge des schlußes mitlerzeit exequiret werden sollen,
werckstellig zu machen, solches habe auß Euer Königlichen Mayestät zu
Stockholm den 23. Decembris datirten undt bey jüngster von mir mit gebüh-
render reverentz behändigten gnadigen schreiben ich nicht weniger gerne
vernommen, als danegst Euer Königlichen Mayestät gnädigsten willen, was
dieselbe bey dem executionswerck beobachtet undt welchergestalt sie es mit
außwechßelung der ratification undt der plätze restitution gehalten wißen
wollen, darab mit mehrem ersehen. Gleichwie nun ungezweifelt Euer König-
lichen Mayestät auß meinen siedermehr bey Deroselben eingelangten gehor-
sahmen berichtet, was nach der hand ferner vorgefallen, gnädig ersehen ha-
ben werden, also soll auch dasjenige, so Euer Königlichen Mayestät sowoll in
deme jüngst vorhergehenden als auch in ietzberührtem nun gnädig anfügen
wollen, in gebührender observantz halten undt mich deßen bey den affairen
gleichsamb als einer richtschnur gebrauchen, insonderheit aber hierunter
mein vornembstes absehen dahin richten, wie ein undt anders dergestalt zu
mesnagiren seyn könne, damit aller mißfall, widerwill undt schwürigkeit von
Euer Königlichen Mayestät mügligstermaßen abgewendet undt nichtsdesto-
weniger dero estats sicherheit beobachtet werden möge.
Es will zwar auß der stände comportement so viel abzunehmen, alß sonst hin
undt wieder zu verspühren seyn, welchergestalt man allerhandt praetexten
herfür zu suchen sich befleißet, wie Euer Königlicher Mayestät undt dero
milice das odium angeweltzet werden möge, als wann ihrerseits die verzöge-
rung des executionswercks undt daher entstehende beschwerungen veruhrsa-
chet würde. Nachdem aber die stände in solch ihrem dessein nicht conform,
sondern der eine bald auf diese undt jener wieder auf eine andere arth, nur
blos zu seinem vortheill, wie solches unter andern auß der sub littera A hier-
beykommenden abschrifft des von denen churfürstlich-Brandenburgischen
bey den friedenstractaten anwesenden gesanten an unß abgelaßenen schrei-
ben , so die hier vor wenig tagen angelangte churfürstliche abgesanten nebst
der sub littera B hierbeykommenden schrifftlichen proposition übergeben, zu
ersehen, den frieden zu expliciren sich unterstehet undt alleine dahin trachtet,
wie die exauctoratio der völcker undt evacuatio der plätze fürterligst gesche-
hen undt man also der soldatesque ehist ohnig werden, im übrigen aber erfol-
gen möge, was da könne undt wolle. So verhoffe ich, daß ihnen dergleichen,
so sie Euer Königlicher Mayestät undt dero generalitet undt sämbtlichen
milice aufzubürden vermeinen, mit der zeit selbst heimfallen, inzwischen
aber die soldatesque, wenn sie allerdings betrachten werden, welchergestalt
Euer Königliche Mayestät hindangesetzet dero eigenen interesse sich dersel-
ben gnädigst undt beständig angenommen, dadurch soviel mehr uhrsache er-
langen soll, Euer Königlicher Mayestät undt dero cron etc. ein mit schuldi-
gem danck verbundene gute affection nachzutragen. Undt wollen Euer Kö-
niglichen Mayestät auß der sub littera C hierbeygelegten copia zu vernehmen
gnädig geruhen, was auf der zu Münster anwesenden chur-, fürsten und
stände abgesanten an mich jüngst abgelaßenes schreiben, worvon ich vor die-
sem schon abschrifft eingeschicket, ich zu andworten für gut befunden habe.
Sonsten werden Euer Königlichen Mayestät auß meinem bey jüngster post
eingelangten sonder zweifel gnädigst ersehen haben, was damahln von den
herrn legaten wegen der ratification fürterligsten außwechßelung bey mir
eingelanget gewesen undt was ich denenselben darauf zu andworten für dien-
lich erachtet. Alß nun seithero undt bey gestriger post von herrn graff Johan
Oxenstirn durch ein handbriefle die nachricht erhalten, daß wegen allerhand
eingefallenen dificulteten vorerwehnte commutation nicht ihren fortgang ge-
wonnen , so verhoffe, daß nicht alleine inzwischen erstberührte meine and-
wort , sondern auch dasjenige, worauff Euer Königlichen Mayestät sich in
eingangs gedachten dero schreiben beziehen, wohlberührten herrn legaten
zugekommen undt sie dadurch der notturfft nach in hoc passu informiret
seyn, auch dahero mit solcher commutation sich nicht übereylen werden.
Undt weiln ich allen ümbständen nach für nöthig befinde, daß, wie vor die-
sem erwenung gethan, zwischen mir undt den herrn legaten in aliquo loco
tertio eine conference mit dem fürterligsten angestellet werden möge, damit
wegen Euer Königlichen Mayestät kriegsestats eigentlicher beschaffenheit
undt wie es mit dem executionswercke am besten anzustellen, ich mit densel-
ben außführlich möge communiciren, deßen angelegenheit überlegen undt
wegen ein undt anders dergleichen abrede pflegen können, damit sowohl
meines als ihres orthes alles zu Euer Königlichen Mayestät diensten undt dero
estats sicherheit, gleichsam alß in einer harmonie, fortgesetzet undt außgeü-
bet werden möge, alls bin gesonnen, sobalden nach Erfurt, wohin von hir
morgendes tages mich zu erheben gemeinet, gelanget seyn undt von darauß
meinen schwager, den herrn generaln graff Magnum de la Gardie, zu Euer
Königlichen Mayestät abgefertigt haben werde, solche conference werckstel-
lig zu machen. Gestalt denn wohlberührten herrn legaten bey dem herrn re-
sidenten Kleyhen, welchen nebst einem laut der sub littera D hierbeygehen-
den abschrifft an sie abgelaßenen schreiben mit mündtlicher commission vor
2 tagen an dieselbe abgefertiget, desfals meine meinung bereits eröfnet habe.
Soll auch meine obligenheit seyn laßen, sobalden solche conference verrichtet
seyn wirdt, Euer Königlichen Mayestät von allem, so dabey vorkommen
wirdt, nicht weniger meines orths schuldige part abzustatten, als sonder
zweiffel die herrn legaten ein ebenmäßiges zu thun nicht unterlaßen wer-
den .
Was ich sonsten an den herrn feldmarschall Turaine wegen der quartiere ab-
gehen zu laßen gelegenheit genommen, wollen Euer Königliche Mayestät ab
der sub littera E hierbeygehenden copia sich in unterthänigkeit vortragen
laßen.
Im übrigen soll von mir dasjenige, so Euer Königlichen Mayestät wegen der
vestung Benfelden in mehrberührten dero lezten gnädig erwehnen, behöri-
germaßen beobachtet undt darüber Euer Königlicher Mayestät ferner gnädig-
ster wille erwartet werden. Ich habe auch desfals an die herrn legaten ge-
schrieben undt auf ein undt andern fall derselben sentiment begehret.
Schließlich habe mich auff daßelbe, so durch ein àpartschreiben an Euer Kö-
nigliche Mayestät wegen des hertzog Julii Heinrichs von Sachßen undt de-
ßen praetension in unterthänigkeit gelangen laßen, gehorsamblich beziehen
undt danegst Euer Königlichen Mayestät demütig ersuchen wollen. Will sich
dergleichen mit unterschiedlichen alten forderungen nicht wenig angeben
undt von den satisfactiongeldern contentirt zu werden ansuchung thun, die-
selbe bey sich in gnädigste consideration kommen zu laßen geruhen wollen,
was für abgang, bevorab da solche alle auff die bey den ersten termin fallen-
den bahre gelder assignation erhalten sollten, an solchen satisfactiongeldern
erfolgen undt was für beschwer darauß entstehen würde.
D: 47–50 Pfalzgraf Carl Gustav an Johan Oxenstierna und Salvius. Leipzig 1649 Januar 9/19
E: 51–52 Pfalzgraf Carl Gustav an Turenne. Leipzig 1649 Januar 6/16