Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
460. Johan Oxenstierna und Salvius an Pfalzgraf Carl Gustav Münster 1648 November 28/Dezember 8
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Münster 1648 November 28/Dezember 8
Ausf.: Stegeborg Slg. II: A, E 161, unfol.
Bestätigung des Schreibens vom 13. November aus Prag und Bezug auf den eigenen Brief vom
24. November. Anhaltende Eintreibung der Restanten durch Lamboy’sche Truppen in den
schwedischen Quartieren. Hoffnung auf Abhilfe des Mißstandes nach Ernennung des Kurfürsten
von Köln zum Inspektor über den Westfälischen Reichskreis. Ausbleibende Erfolge der kaiserli-
chen Exekutions- und Restitutionsedikte infolge der zu kurz angesetzten Termine. Drängen der
Reichsstände auf Verlegung der schwedischen Armee in die ihr angewiesenen sieben Reichskreise.
Hoffnung der Gesandten auf Abhilfe und folgende Befriedigung der Soldateska zur Vermeidung
aller zu befürchtenden Schwierigkeiten.
Ewer Fürstliche Durchlaucht an uns aus der Pragischen Kleinen Seiten vom
13. Novembris abgegangenes gnädiges schreiben hat sich alhier, neben denen
beischlüßen sub litteris A, B, C, D, E, F wohl eingefunden.
Gleichwie wir nun unsers ohrts gegen Euer Fürstliche Durchlaucht sowohl
wegen beschehenen höchstangenehmen communication, als bey dero nun-
mehro , Gott sey lob, durch viel mühe und arbeit glücklich ausgeführten frie-
denwercks gethane gratulation uns gehorsamst bedancken, also leben wir au-
ßer allem zweiffel, dieselbe werden mein, Johan Oxenstiern, jüngstes vom 24.
dieses an Sie abgelaßenes schreiben vor einkunfft dieses erhalten und daraus
sowohl wegen der beschaffenheit hiesiger affaires, als der unter conduicte des
keiserlichen generalwachtmeistern, graffen Woldemars, unterschiedlichen
Lamboischen trouppen in diesen unsern quartieren verübten hostilitäten aus-
führlich allen umbständen nach gehorsamst berichtet sein.
Unterdessen fähret berührter graff Woldemar neben dem hertzog von Hol-
stein in execution der restanten annoch fort, welches nicht allein große Unsi-
cherheit verursachet, sondern auch diese öhrter zu auffbringung der ihnen
assignirten militzsatisfaction gäntzlich untüchtig gemachet werden, wiewohl
wir umb remedirung bei hiesigen keiserlichen abgesandten täglich und stünd-
lich anghalten, noch zur zeit aber, wiewohl selbige an ihrem ohrt nichtes
ermangeln laßen, kein effect gespühret. Doch verhoffen wir gleichwol, weil
Ihre Kayserliche Mayestät Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zu Cölln die
inspection über den Westphälischen creiß anvertrawet, erwehnte herren kei-
serliche abgesandten auch an dieselbe deswegen beweglich geschrieben, es
werden dergleichen contraventiones eingestellet und abgeschaffet werden.
Sonsten ist zwar bei iüngster von den herren keiserlichen uns gegebenen
visite unter andern erwehnet worden, das sowohl die kaiserliche ratification
als die numehro in das Reich ausgefertigte execution- und restitutionsedicta
alhier eingschicket worden. So hat man doch bis anhero, indeme solche pu-
bliciret und öffentlich ausgeruffen worden, noch nicht vernehmen können,
das diejenige stände, so werenden ratification ex capite amnestiae und puncto
gravaminum restituiret werden sollen, ihre satisfaction erhalten, welches
dann dem alzu kurtzen vorgesetzten termino zuzuschreiben, auch nicht zu
zweiffeln, man werde in annäherung deßelben von erfüllung deßen umb-
ständliche nachricht erhalten.
Sonsten thun die sämbtlichen stände darauf annoch unbeweglich stehen, das
Euer Fürstliche Durchlaucht die königliche armeen in die zur militzsatisfac-
tion assignirte 7 creise zu verlegen und die deslogirung also anzustehlen geru-
hen wolten, das ein creiß vor dem andern weder graviret oder an auffbrin-
gung der satisfactiongelder verhindert werden möchte. Im fall aber das ge-
genspiel erfolgen würde, müste die höchste und der gantzen weldt wohlbe-
kante unmügligkeit den ausschlag geben. Welches dann unsers ohrts, indeme
wir weder ziel und maaß geben können, wie albereit zum offtern geantword-
tet , Euer Fürstlichen Durchlaucht dero hocherlauchten dijudication und an-
stalt heimstellen, auch daneben uns versichert halten, daß, gleichwie bei der
mit dem gegentheil in der Altenstatt Prag wegen des puncti executionis und
was derselbe sonsten nach sich ziehet, gepflogenen und nunmehro vermuht-
lich geendigten handlung, die vermöge des instrumenti pacis und besagten
ordinis executionis der sämbtlichen generalitet einmahl zu erörteren beliebet
worden, wir wohl zufrieden sein werden, wie es sich etwan wegen allerhand
vorfallenden difficultäten wird thun laßen, auch wegen der von den ständen
begehrten deslogirung sich also gnädig bezeigen werden, das der sämbtlichen
soldatesque, vor welche Euer Fürstliche Durchlaucht ohnediß gnädige vor-
sorge iederzeit getragen, bei dero abdanckung das ihrige erhalten und zu ver-
hütung aller daraus besorglich erwachsenden confusionen contentiret werden
möchte.