Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
428. Johan Oxenstierna und Salvius an Pfalzgraf Carl Gustav Münster 1648 November 7/17
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Münster 1648 November 7/17
Ausf.: Stegeborg Slg. II: A, E 161, unfol.
Bestätigung des Schreibens vom 4. und 17. Oktober aus dem Feldlager vor Prag, deren Beant-
wortung zur Zeit wegen Fehlens des Dechiffrierschlüssels nicht möglich ist. Einfall Lamboy’scher
Truppen in die Stifte Minden und Osnabrück unter Bruch der Abmachungen. Mißtrauen gegen
das Versprechen der kaiserlichen Gesandten, dagegen einzuschreiten, und gegen den Friedenswil-
len des Kaisers überhaupt. Bitte, vorläufig in den bisherigen Quartieren stehen zu bleiben, um die
zur Satisfaktion angewiesenen Reichskreise zu schonen. Mögliches Scheitern der französisch-spa-
nischen Verhandlungen.
Ewer Fürstliche Durchlaucht aus dem feldläger vor Prag vom 4. und 17. Oc-
tobris an unß abgelaßene gnedige schreiben haben sich den 5. dieses bey uns
wohl eingefunden, und, gleichwie gegen Ewer Fürstliche Durchlaucht wir
unß gehorsamst vor beschehene communication bedancken, also wolten wir
unsers ohrtes nichts mehr wünschen, als das wir unserer schüldigkeit nach
solche gebührend beandwordten köndten. Weiln aber selbige meistenteils in
ziffern bestehen und wir den clavem neben den meisten acten zu Oßnabrügge
gelaßen, alß wird deren umbständige beandwordtung mit Ewer Fürstlichen
Durchlaucht gnädiger permission bis auf nechste begebenheit verschoben
werden müßen.
Können aber deroselben gehorsambst zu berichten dabey nicht unterlaßen,
welchergestalt etliche Lamboische trouppen unter conduicte des grafen Wol-
demars dem getroffenen und durch soviel mühe und arbeit endlich erlangten
friedenschluß zuwieder, auch nach beschehener notification deßelben, nicht
allein in das stifft Minden, die restanten militarischerweise mit rauben, plün-
dern und wegführung der armen, bis auf den grund ausgesogenen untertha-
nen gangen, sondern noch darüber, wie wir gestern und heut gewiß berichtet
werden, das stifft Oßnabrügge zu beziehen im anzuge begriffen sein sollen.
Nun haben wir zwar den keiserlichen anwesenden plenipotentiariis, wie sol-
ches der convention schnurstracks zuwiederlieffe, zu unterschiedlichen mah-
len , und zwar noch anheute, umb alles zu remediren, beweglich remonstriren
laßen, so zwar dieses zu vermitteln und an den general und feldmarschalln
Lamboy mit höchster betrohung, dergleichen feindselige actiones einzustel-
len , schrifftlich gelangen zu laßen versprochen. So zweiffeln wir unsers ohr-
tes doch und stehen darinn an, weil sie uns mit diesen und dergleichen pro-
messen bis anhero vergeblich und ohne allen effect uffgehalten, wir auch von
vertrawter hand vernommen, als wan der Kayser zur ratification gantz unge-
neigt sein solte und solche, umb zeit und gelegenheit zu gewinnen, von ihme
in das lange feld hinaus gespielet werden möchte, ob man denen uns zu vielen
mahlen gethanen vergeblichen promessen trawen und uns darauff verlaßen
sollen. Wir haben zwar bey der an Ewer Fürstliche Durchlaucht und höchst-
gedachter Ihrer Königlichen Mayestät sämptliche generalität des nacher Ca-
ßell verordneten herrn residenten Kleyhen beschehenen depesche dieselbe
unterthänig ersuchet und gebeten, das vermöge des unterschriebenen und
albereit ad ratificandum eingeschickten instrumenti pacis bey mehrhöchst-
gedachter Ihr Königlicher Mayestät waffen die bishero verübte hostilitäten
gleichfalls cessiren und auffhören möchten. Wann aber von dem gegentheil
auch droben gleichwie bey uns, als vor der thür, geschehen solte, zweiffeln
wir nicht, Euer Fürstliche Durchlaucht solchen zu begegnen und in guter
postur sich zu halten, auch (iedoch ohne ziel und maßgebung) keinesweges
dero vortheil zu begeben, Ihro belieben werde und an denen ohrten, weil
solches itzgedachten instrumento gemäß und ausdrücklich darinn versehen,
umb die zu der soldatesque satisfaction assignirte creyse zu verschonen, bis
zu einkommenden ratificationen subsistiren und verbleiben werden. Sonsten
möchten sich die zwischen Spanien und Franckreich reassumirte tractaten,
weill kein theill dem andern cediren will und annoch gantz gegeneinander-
stehen , auch weder von uns und denen mediatoribus einiges expedient kan
gefunden werden, ehisten zerschlagen, und uns also anlaß geben, von hier
nacher Oßnabrügge zu gehen und bis zu den eingelangten ratificationen alda
zu subsistiren.
PS: Weiln mein collega, der herr ambassadeur Salvius, nicht zur stelle gewe-
ßen , die post aber nicht länger können uffgehalten werden, alß hat es vor
dießes mahl nicht können unterschrieben werden.