Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
329. Königin Christina an Pfalzgraf Carl Gustav Stockholm 1648 August 5/15
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Stockholm 1648 August 5/15
Ausf.: Stegeborg Slg. II: A, E 124, unfol.
Klage Herzog Augusts von Sachsen über den Ruin seines Landes und zu hohe Kriegslasten. Emp-
fehlung der Königin, dem schlechten Zustand des Fürstentums Rechnung zu tragen, soweit es der
Zustand der schwedischen Armee in Deutschland ohne ernsten Schaden zulasse.
Wir mögen Ewer Liebden freundlich nicht verhallten, wasgestallt unß herrn
hertzog Augusti zue Sachsen Liebden
ciscum Zobell, den schlechten und desolaten zustandt, auch große be-
schwerde , darin deroselben landt undt leuthe durch dieße continuirliche
kriegsunruhe gesetzet worden undt annoch stehen thue, beweglich remon-
striren laßen, mit dienstfreundlichem ersuchen, wir geruheten dieselbe eini-
ger verschonung undt moderation derer kriegscontributionen geniesen zu la-
ßen undt zue solchem ende die Seiner Liebden fur diesem über dero fursten-
thumb undt lande ertheilte salvaguardien in gnaden zue renoviren undt zu er-
newern , maßen Ewer Liebden auß beygefügtem des abgeordneten Zobells
diesfalß eingerichteten schrifftlichen memorial mit mehrem ersehen werden.
Nun können wir zwar sowohl in betrachtung erstgedachter Seiner Liebden
landen situation, alß dieser continuirlichen kriegsunruhe leichtlich ermeßen,
daß es mit denenselben geklagtermaßen einen gar schlechten undt erbärmli-
chen zustandt haben müße, möchten auch ein respect deßen denenselben
zwar einestheils einige respiration oder ergetzlichkeit gerne gönnen, weil wir
aber auch anderstheils auff unßern kriegsstat undt auffrechterhalltung deßel-
ben billig ein sorgfälltiges auge schlagen müßen, undt alhie in loco nicht
wohl wissen undt dijudiciren können, waß derselbe in dießem passu zulaßen
wolle oder nicht, so haben wir das beste expedient zu sein befunden, dießes
Seiner Liebden desiderium an Ewer Liebden alß dero wir das generaldirecto-
rium unßers gantzen kriegsstats in Teutschlandt anvertrawet, zu remittiren
undt zum besten zu recommendiren, Dieselbe freundlich ersuchendt undt der
guten zuversicht gelebendt, Sie werden undt wollen alle hiebey in considera-
tion kommende circumstantien bey sich vernunfftig erwegen undt, soviele
ohne unßers kriegsstats praejuditz immer geschehen kan, ein solches mittell
undt moderation hierinnen treffen, daß nebst unßers kriegstats selbiger or-
then auffrechterhaltung auch Seiner Liebden für euserster ruin conserviret
undt soviel immer thunlich durch eine leidliche undt practicable contribution
bey möglicher consistentz erhallten werden undt also dießer unßer recom-
mendation guten genoß emfinden mögen, welches wir also Ewer Liebden
freundlich nicht verhallten wollen.