Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
273. Erskein an Königin Christina Osnabrück 1648 Juni 5/15
–/ 273 /–
Osnabrück 1648 Juni 5/15
Ausf.: DG 12 fol. 1027–1028; Eingangsvermerk Stockholm 1648 Juni 22/Juli 2.
Rückreise von der Armee über Erfurt, wo der Kommandant gestorben ist. Festsetzung des Quan-
tums der militärischen Satisfaktionen. Modus deren Aufbringung und Auszahlung. Vorschlag zur
Abdankung der Kavallerie. Auf Salvius gezogener Wechsel Wrangels.
Ewer Konigliche Mayestätt werden auß meinem jüngsten an dieselbe auff der
anheroreyse abgelaßenen unterthänigen schreiben gnädigst ersehen haben,
waßgestalt ich den 12. May von der armee weggangen und in welchem zu-
standt ich dieselbe damahls verlaßen. Wiewol ich nun willens gewesen, den
geraden weg auff Caßel undt so weiters anhero zu nehmen, so ist mir doch
unterwegens die zeitung zukommen, daß der herr commendant in Erfurth,
obrister Ermes, todes verblichen, undt daß der obristleutenant undt der major
daselbst in etwas uneinig wehren. Dahero ich vor nöthig erachtet, den gerin-
gen umbschweiff dorthin zu machen undt die sache in rechten standt zu set-
zen , biß der herr generalfeldtmarschall einen andern commendanten verord-
nen würde, welches auch numehr erfolget. Worauff ich dan meine reyse so
schleunig alß möglich gewesen fortgesetzet.
Indeßen aber haben Ewer Königlichen Mayestät gevollmächtigte herren lega-
ten auff der sämptlichen stände vielfältiges begehren daß quantum in der mi-
litarischen satisfaction moderiret undt ihre letzte erklehrung auff fünff millio-
nen Reichsthaler heraußgegeben, welche auch von den ständen am 3. dieses
(eben an dem tage, da ich herkommen) beliebet undt darauff das quantum
geschloßen worden. Undt obwoll die herren generales mich auff sieben mil-
lionen zu bestehen instruiret, so habe ich es doch, weil res nicht mehr integra
gewesen, bey dem jetzgedachten schluß bewenden laßen müßen. Wegen des
modi solutionis haben zwar die stände unterschiedtliche vorschläge gethan,
deren keiner aber anzunehmen gewesen, weil sie alle ein weitleufftiges undt
ungewißes außsehen gehabt. Mitt Ewer Königlichen Mayestätt vorgedachten
gevollmächtigten herren legaten aber habe ich die sache solchergestalt überle-
get , daß von den bewilligten fünf millionen ein jeglicher unter den sieben
creysen (welche die bezahlung thun müßen) seine quotam auff sich nehmen
undt solche nach dem schluß in zeit der zweyen monathe, darin die ratifica-
tion erfolget, in gewißer lägerstatt colligiren undt nach verfloßenem termin
auff des herren feldtmarschllen assignation außzahlen undt mir indeßen die
designation, was ein jeder creyß giebet, zustellen solten.
Was nun hierauff für erklehrung folgen wirdt, stehet zu erwarten. Es scheinet
aber, die stände werden auff den gantzen friedensschluß dringen, deßen sich
die herren plenipotentiarii nicht woll entbrechen können; bey der armee aber
wirdt solcher schluß die annehmung der gebothenen fünff millionen nicht
wenig befodern, weil sie alle des friedens begierig, ich auch darauff alsobaldt
mich dorthin erheben undt daselbst, wo die armee nach dem schluß, biß die
ratification erfolget, stehen könne (wiewol mit zimblicher mühe) handeln
werde, weil der churfürst von Beyern darauff bestehen wirdt, daß wir den
Beyerischen creyß quitiren sollen, weil gedachter churfürst denselben zu be-
zahlung seiner armee ihm reserviret. Meine gedancken aber sindt gäntzlich
dahin gerichtet, daß wir über der Donaw subsistiren wollen, maßen auch ich
allen möglichen fleiß gebrauchen werde, es dahin zu bringen. Wen es nun zur
abdanckung kommet, werde Ewer Königliche Mayestätt mir gegebene in-
struction unterthänigstes fleißes undt insonderheit darin beobachten, daß die
cavallerie abgedancket, die beste infanteri aber behalten undt in gewiße regi-
menter reduciret werde. Welches aber, wie Ewer Königliche Mayestätt
höchstvernunfftig allergnädigst erachten können, sehr schwer hergehen
wirdt. Ich werde dabey alles, was möglich ist, versuchen undt gegen Ewer
Königliche Mayestätt sowoll hierinnen alß andern sachen alß ein unter-
thänigst getrewer diener mich bezeigen. Deroselben auch, so baldt meine
gedachte reyse nach der armee fortgehen wirdt, unterthänigste nachricht
geben.
Sonsten habe Ewer Königlichen Mayestätt auch unterthänigst berichten sol-
len , daß der herr feldtmarschall auff den herren legat Salvium einen wechsel
auff achzig tausendt Reichstaler gezogen. Weil aber derselbe in anmaßung
künfftiger subsidien etwas zweiffelig, so wollen Ewer Königliche Mayestätt
gnädigst geruhen, anordnung zu befehlen, daß dieser wechsel bezahlet undt
also des herren feldtmarschalls credit gerettet werde.