Acta Pacis Westphalicae II C 3 : Die schwedischen Korrespondenzen, Band 3: 1646 - 1647 / Gottfried Lorenz
335. Erskein an Gyldenklou Osnabrück 1647 September 27/Oktober 7
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Osnabrück 1647 September 27/Oktober 7
Eigenhändige Ausfertigung: DG, A I 1 , Legat . [ 7 ] fol. 1301–1301’, 1304–1304’, 1302–
1303’, 1305–1306 = Druckvorlage. Kopie: StA Stade Rep. 32 II 42, fol. 317–319.
Problematik der Versorgung des Heeres. Königsmarck. Satisfactio militum. Königliche Kritik an
Erskein. Finanzierung der Gesandtschaft Erskeins. Lübecker Beschwerde wegen Lauenburger
Elbzolls. Subsidien.
PS: Haltung Brandenburgs.
Inner 4 posten haben wir keine brieffwechslung gehalten, alldieweil ich an
meiner seiten meinen hochgeehrten herrn mit gedoppelter relation nicht
graviren mögen.
Von hießigem tractat werden die herrn plenipotentiarii nach und nach, was
passirt, referirt haben, und scheinet, das nunmehr uberalle die intentiones
außbrechen wollen.
Der Kayser wolte seine abhandlung gern geschloßen haben, es stehn ihm
aber die catholischen und Spanische im wege, derohalben dieße zwey (unter
welchen Bayern das capo, und deßhalben es auch die ruptur tuhn müßen)
die mittel an geldt und volck herschießen müßen. Frankreich siehet gern
das wir also gehalten, das wir nicht zu hoch fliehen sollen; derohalben
hindert er unß uberalle und erhelt unß mit guetter mine, großen vor-
tröstungen und dem feinde mit grewlichen antrohungen; es ist aber kein
nachtrugk.
Die evangelischen stande haben das ihre uberall oder doch der mehrenteihl
durch die handlung erhalten, derohalben suchen sie sich auß dem werck zu
wicklen, und sonderlig, das sie der last der soldatesche sich entfreyen, fangen
sie [an] , sich uberalle in postur zu sezen, suchen erstlig von unß die qvartier
einzureumen und dadurch landtschafften unß zu entziehen wie Cuhrbran-
denburg mit graffschafft Ravenspurg (davon ich an Ihr Konigliche
Mayestät geschrieben
Vgl. [ Nr. 333 ] ; ein Schreiben Erskeins konnte nicht ermittelt werden.
fur 3 jharen Cal〈m 〉 ingereumet, so sagen Ihr Cuhrfustliche Durchlaucht
anizo die fraw landtgraffin die lande March und andren qvartirn die contri-
butionsmittel uff. So wirdt es endtlig auch an die March kommen. Lunen-
burg will Nienburg wiederhaben und vorweigert unß einige contribution,
wie wir den inner ezlichen jharen nichts erlanget. Cuhrsachsen befindet sich
offendirt, das er Leipzig nicht wiederbeko〈mmet〉 , ja das Ihr Cuhrfurstliche
Durchlaucht nicht einß uff dero 2 schreiben, so sie durch dero gesandten
Ihr Koniglichen Mayestät gesandten eingeliefert und dieße Koniglichen
Mayestät es uberschickt, andtwort erhalten, welchs gleichwoll nötig sein
wolte. Die andern fursten undt stende müßen dießen folgen und tuhn, was
sie haben wollen. Ihr Koniglichen Mayestät estat laßen sie uberalle stecken
und wollen derselben die last der soldatesche uff den halß binden, entweder
durch guette oder force, derohalben wir unsern kriegsestat dießen winter
woll faßen müßen und ezliche die flugel beschneiden, gestalt den ein solchs
zuforderst mit Seiner Excellenz dem herrn feldtmarschall Wrangel uberlegt
und seine gedanken Ihr Koniglichen Mayestät eröffnen mueß, darunter dan
keiner wirdt verschonet werden müßen, das die armée ihre sicherheitt siehet
undt nicht in gefhar gerahten muchte.
Was die Franzosen im schilde fuhren wollen, wirdt bey unser herrn ge-
sandten ruckkunfft von Münster offenbahr werden.
Uber general Konigsmark klaget Seine Excellenz der herr feldtmarschall,
allein, wan ich bey ihm wehre, solte er nicht klagen, den Seine Excellenz
durch ihre actiones die seekandte woll versichern kan. Solte Konigsmark
dazu kommen, würden sie an progreß nicht viel tuhn konnen und stünde
dießer estat sambt die Ostseeh in großer gefhar, den der feindt in dießen
qvartiren bey 4000 pferde zu jeglicher zeitt uffbringen kan, wozu er 4000 zu
fueß, und wan Heßen genzlig wegk〈ginge〉 oder sich in die g〈u 〉arnisonen
logirte, so konnen sie 6000 zu fueß wolgeubte und mundirte soldaten auff-
bringen ; darmit konnen sie nicht allein dießer landen qvartiren die lebenß-
mittel nehmen und dan bey bevorstehenden frost uber die Weßer ins stifft
Brehmen, ferner uber die Elbe in Mecklenburg gehen und also durch des
general Konigsmark abmarch ehe der Ostsehe die last uff den halß werffen
alß wir unß es vormuhten. Fur 2., so dienen die genandte Waimarischen
trouppen nicht bey den unsrigen, dan sie zu keiner disciplin gewehnt, be-
sondren vielmehr, das sie uff das weinigste 3 monat soldt das jhar erlangen,
das konnen wir ihnen in die lange nicht halten, derohalben sie l〈e〉ichtlig
ein unruhe erwecken konten, den bey unser armee wir von keinen monatsol-
den wißen. 3. dienen auch die subjecta nicht beyeinander, wiewoll dießes
entlig sich woll schicken müste.
Meine commißion betreffende werde ich an Seine Excellenz von hinnen
einen expreßen schicken und selbigen hiesigen zustandt zu eröffnen und
bey ihm mich zu erkundigen, ob nicht rahtsahmb und mit den officiere〈n〉
zu uberlegen sey, weil hiesige tractaten sich so lang hinziehen, das man mit
den Kayserlichen dießen punct bey der armee tractirte, und da sie es ein-
willigten , das werck durch die hieße konigliche und Kayserliche gesandten
resolvirt und an den Kayser und deßen gesandten veranlaßet und man alß-
dan alda das werck vorsehen tehte. Ich vermuhtete, man wurde alda mit
den sachen beßer alß bey hießigen wiederwertigen und heimblichen feinde
zurecht kommen. Man müste aber an unser seiten unter den tractat das
werck so lang halten, biß wir zur volligen abrichtung oder das hiesige werck
schließen, dieße condition der soldatesche aber expreße sich reserviren.
Mein hochgeehrter herr kan an gehorigen orttern von dießen obigen allen
discuriren oder woll ghar Ihr Koniglichen Mayestät unser gnädigsten koni-
gin unterthanigst eröffnen und für allen dingen praecaviren, das ich ferner
nicht magk hierunter gebraucht werden, damit ich dergleichen harte un-
gnedigste schreiben
Nicht nachgewiesen; vgl. aber [ Nr. 308 S. 572 ] .
dießen hohen und wichtigen wercke muchten voranlaßet werden) uff mihr
welzen muchte, den das schreiben liegt mir teglich im herzen und reizet zu
[un]ruhigen gedancken. Ich bin in meinem herzen woll vorsichert, das ich
es nicht verdienet, kan also nicht mehr alß kegen meinen hochgeehrten
herrn es auß antreibenden wehemuhtt zu gedenken. Ich habe nun alhie dieße
6 monath gereyset und die zu Stockholm erlangte verdiente bezhalung
mehrenteihl ufgezhert, derohalben ich an Seine Excellenz den herrn feldt-
marschall greff Torstenson umb der 4000 reichstaler oder 2000 reichstaler
an den Dömitzschen zoll an[zu]wei〈s〉en gepetten. Der hatt das erste ab-
geschlagen , das letzte uff meinen herrn ruckkunfft vorschoben. Mein herr
wolle mir deßen effect zu wißen tuhn und Ihr Königliche Mayestät resolu-
tion daruber eröffnen, damit ich mich darnach richten kan, den bey herrn
feldtmarschall Wrangel ist keine hulffe. Ich glaube, das Seine Excellenz
nicht 1000 reichstaler vormuge ihr vorige schreiben bey sich haben, beson-
dren uber m/150 reichstaler schuldig sein.
Die Lübecker beschweren sich uber die jüngst erhaltne konigliche resolu-
tion wegen der Lawenburgischen Elbzoll. Sie haben bey mihr alhie starck
ansuchen gethan und sindt resolvirt, abermahln an Ihr Königliche Mayestät
zu schreiben. Mein herr wolle hierein keine enderung voranlaßen, dan wir
nunmehr in poßeß und man die L〈u〉bschen nirgendtwoh beßer nit faßen
können, wollen aber Ihr Königliche Mayestät uff der L〈u〉beschen schreiben
es an mich vorweißen und darbeneben mihr die freye handt zu tractiren
und schliesen laßen, so wolle [wolte] ich solche tractaten nach unseren estat
gelegenheitt richten, das unß nichts darvon entgehen soll, doch will ich
mihr hiezu nicht genötiget, besondren zu ferneren gedancken offerirt
haben.
Fur allen dingen mueß in Schweden bey dem herrn residenten die zeittige
außzhalung der subsidien getrieben, die recruiten zu roß und fueß zu zeitten
beschrieben und nicht so lang alß dieß jhar mit der außschiffung vorzogen
werden, 3. ein guette qvantitet ammunition, pulver, musqueten, pistolen,
lunten heraußgeschafft und was mehr notig und zu erlangen sey.
Mein hochgeehrter herr wolle keinen verdruß haben, dieß obige zu leßen
und sich laßen recommendirt sein, den ob es woll keine groß gefhar hatt,
indehm sich der feindt in den öden landern gleichmeßig abmattet, da die
mittel ihm so schwär alß uns werden, so ist gleichwoll notig in zeitten daruff
zu gedenken.
PS:
Anizo referirt der Heßische gesandter Schäffer im vortrawen, das der Cuhr-
brandenburgische gesandter Fromholt, so sonsten zu Munster residirt,
ihm gestern ins gesicht gesagt, da man von Bayerischer ruptur gemeldet,
er (Beyern) tehte recht; die andren wurden auch folgen, dan die chronen
sonsten nicht zum frieden zu bringen wehren. Nun ist dießer bey unsern
gesandten und bey mihr geweßen und uber die maßen seines hern affection
contestirt, endtlig mit der Ravenspurger exemption loßgebrochen.
Donation Erskeins im Hochstift Halberstadt. Philipp Horn.