Acta Pacis Westphalicae II C 3 : Die schwedischen Korrespondenzen, Band 3: 1646 - 1647 / Gottfried Lorenz
174. Snoilski an Johan Oxenstierna Ulm 1647 März 16/26
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Ulm 1647 März 16/26
Kopie: DG, A I 1 , Legat . [ 6 ] fol. 509–510’ = Beilage A zu Nr. 184. Druck: Meiern V,
S. 17f.
Erfolgreicher Abschluß der Ulmer Waffenstillstandsverhandlungen. Beunruhigung der Kaiserlichen
über den Waffenstillstand; daraus resultierende Vorschläge.
Verweis auf vorangehenden Briefwechsel.
Vorgangenem sonabend, den 10. dies
Der 10./20. März war nach st. v. ein Mittwoch, nach st. n. ein Sonntag; nach [ Nr. 175 ] handelt
es sich um den 13./23. März (fol. 514’).
in Beyern alhier wieder angelanget und [hat] die ratification über hiesigen
schlus mitgebracht
Vgl. Meiern V S. 14.
4/14 dies [ 4./14. März ] alhier miteinander, jedoch damahls annoch zum
theill conditionaliter, unterschrieben gehabt , anitzo de novo außgefertiget
und nicht allein alle erstbesagte conditiones und reservata außgelaßen,
sondern auch in einem und andern articul sowohl auff unserer alß Chur-
beyerischer seithen noch weniges eingerücket worden, welches auch durch
anderwertige gehörige subscription an heut diesen tag zu völligem standt
gebracht und zusambt denen interimsratificationen von des herrn feldt-
marschalln excellentz und Churbeyern gegen einander extradirt und aus-
geliefert werden sollen, wenn nicht die herren Frantzosen, welche mit ihrem
abschreiben nicht fertig werden können, es gehindert hetten, das also die
gentzliche volziehung des wercks erst morgen früe, geliebts Gott, gesche-
hen soll.
Die Keyserlichen können ihre perplexität und alteration über diese handlung
nicht bergen. Sie suchen alhier stillstands- und gar friedenstractaten, wie
dann Dr. Gebhart
Gebhardt, Justus, Dr.: * 1588, † 1656, Reichshofrat 1628, 1636 Reichsritter auf Petschkau,
1656 Reichsfreiherr. Vgl. Gschliesser S. 220f.; Meiern V S. 16 f.
desiderirte, mit der cron Schweden einen friedt zu machen. In summa, alle
seine discurs zielen dahin, das er zwar gestehen müße, das durch diese
particuliertractaten mit Beyern des Keysers sachen cento pro cento schweh-
rer wehren alß zuvorn, wann sonderlich Beyern (wie er selbst davon dis-
curirt ) von dem Keyser nicht allein sich dergestalt separirt, sondern auch
villeicht dem Keyser gar feindlich angreiffen und etwa unter praetext einer
hypothec ein oder ander landt wegzunehmen sich unterstehen dörffte. Auff
solchen fall aber, und wann der Keyser gantz unterdruckt würde, hette die
cron Schweden den wehnichsten fructum dervon zu gewarten, ja es wehre
viellmehr gantz sicher und gewis, das zwischen Franckreich, Italia, Beyern
und andern catholischen in Teutschlandt eine confoederation unter handen
sey zu keine〈m〉 andern intent, als wieder Schweden und die protestirenden
eine parthey zu machen. Dargegen aber wehre baldt wieder ein ander con-
trepois zu finden, wann nemblich der Keyser mit der cron Schweden zu-
sammentreten ; das aber solches geschehe, muste man eine manuduction
haben, das man unter handt darvon reden und sich gegeneinander expecto-
riren könne. Und wenn des herrn feldmarschalln excellentz commission
darzu hetten, dörffte man nicht lang federlesens machen, sondern es könte
bald geholfen sein. Es stünde alles fürnemblich nur auff zwei ding: 1. das
Schweden mit dem Keyser einen frieden schließe und selbigen exequiren
helffe, welches sie auch ohne verhinderung der cron Franckreich woll thuen
können, aldieweill selbige selbsten gestehen, das mit dem Keyser gantz
verglichen sey; 2. daß Schweden auf einmal sage, was sie endlich haben
wolle. Bey den bißherigen tractaten zu Oßnabrück wehren soviell difficul-
teten im weg. Wan der Keyser anheut etwas bewillige, so begehrete man
morgen wiederumb etwas neuwes. Und wann der Keyser auch daßelbige
consentire, auch noch mehr consentiren wolt, so wehr er doch nicht ver-
sichert , ob er dardurch den frieden erlangen könne. Zudeme, wann der
Keyser in favor der protestirenden wieder die catholische etwas statuiren
will, so wehre Franckreich selbsten am härtesten dargegen, wie dan d’Avaux
die catholische, wann sie inclinirt, um des friedens willen etwas nachzugeben,
sie dargegen animirt und jüngst dergestalt zugesprochen hette, das ihre zag-
heit ihnen schädtlicher als der krieg selbsten und man auf solche weise zu
keinem schluß kommen könte, Wan aber die cron Schweden auf einmahl
sagen würde, daß sie endtlich praetendire, und darauf den frieden schließen
und exequieren helffen wolle, und der Keyser also etzlichermaßen ein ful-
crum an der cron hette, so wehre der sachen baldt zu thuen. Von Beyern
discurirte Gebhart ferners, wenn selbiger churfürst so vielfältig bey den
Keyser fried zu machen urgirt, hette man ihm allezeit replicirt, das die meiste
hindernus bey ihm stünde. Man hette wohl 4 jahr consultirt und der theo-
logorum in Österreich und Beyern iudicia begehrt, ob man die stiffter mit
gutem gewißen ewig weggeben könte? Die Österreichischen hetten gesaget
ja, das es pro pace publica obtinenda wohl sein könte. Die Beyerischen
hetten aber allezeit das contrarium statuirt, da hette der eine teufel zu einem
loch also, der ander zum andern herauß geblasen; der churfürst selbst
hette deswegen niemals gerade heraus sehen wollen. Und wann dann der
Keyser für sich ex plenitudine potestatis hette durchdringen wollen, so het-
ten alle wege diejenigen, so auß scheineifer den heyligen die füße abbeissen
wollen, dagegen geschrien, man wolle Christum auffs neuw creutzigen.