Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
249. Ferdinand III. an Lamberg und Krane Linz 1645 Oktober 5

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Ferdinand III. an Lamberg und Krane


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Linz 1645 Oktober 5

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Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 48b fol. 122–126 – Konzept: ebenda Fasz. 48b fol. 116–121
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– Kopie: ebenda Fasz. 92 VI ad nr. 867a fol. 330–333’; Den Haag A IV 1628 nr. 18;
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Giessen 206 nr. 105 S. 677–689 – Druck: Gärtner VI nr. 77 S. 379–385.

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Zurückstellen der Satisfaktion für Schweden. Interposition in Osnabrück. Admission Magdeburg
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und der übrigen exclusi.

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Wir haben nr. 231 und nr. 235 zugleich erhalten. Wegen der Responsion auf die
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Propositionen der Kronen Verweis auf nr. 232, nr. 244 und nr. 247. Belangendt
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der Churbrandenburgischen abgesandten discurs in puncto satisfactionis
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für die cron Schweden und was Pommern betrifft, würdt solches billich zu
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künfftiger handlung hinausgestelt.

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Sovil aber des Hessen Darmbstattischen abgesandten die von der cron
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Schweeden abgesandten, Oxenstern, vernommene reden betreffen thuet,
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habt ihr euch dißorts wie bey allen dergleichen discursen passive zu halten
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unnd nit ursach zu geben, das iemandts von euch abnemmen kan, ob ihr
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der sachen einen oder keinen glauben beymessen thuet.

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Betreffendt die im PS vorhabende reassumption der Dennischen interposi-
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tion ist unser gnedigster befelch, das wan etwas ex professo destwegen an
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euch kommen würdt, das ihr euch nit pro nec contra etwas heraußlasset,
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sondern wan sich iemandts zu dergleichen reassumption legitimieren wurde,
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ihr solches bloß ad referendum annemmet. Immitels lassen wir es, was wegen
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der Venetianischen interposition zu Oßnabrugg an eüch abgangen und dest-
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wegen dem von Plettenberg zugeschrieben worden, allerdings bewenden.

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Wir erinnern unnß zwar gar wohl, das besagtes königs zu Dennemarkh lieb-
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den mehrermelte interposition iederzeit an der handt halten wollen und
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derselbigen nie totaliter sich begeben, auch sovil bey wehrender differenzien
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mit Schweden zu verstehen gethan, das er wenigist die mediation zwischen
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unß und denen reichsstenden vorbehalten. Nachdem wir aber unsersorths
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in dergleichen interposition zwischen unß und den reichsständten niemah-
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len consentiert, wir auch nit glauben können, das die cron Schweden iezt
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zur zeit solcher interposition deferieren werde, so halten wir darfür, das
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solche interposition desto leichter zu declinieren sein werde. Dafern ihr
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aber vermerkhen sollet, das gedachtes königs liebden ungeachtet der albe-
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reit angenommenen Venedischen interposition sich zu solcher von newem
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eintringen wolte, so habt ihr diß werkh alsobaldt gar zeitlich mit den Chur-

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meinzischen und Bayrischen zu berathschlagen und auf alle thuenliche
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guette mittel zu gedenkhen, wie solches des königs vorhaben dextre und
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mit gueter manier abgewendet und verhüettet werden möchte, zumahlen
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auch zu besorgen, das bey iezigem des königs zustandt die respublica zu
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Venedig quaestionis praecedentiae sich anmassen dörffte.

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Was die Admission Magdeburgs und der übrigen exclusi betrifft, befinden wir zwar,
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das dises ganze werkh noch auf weittere berathschlagung der churfürsten
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und ständten zu Münster beruhen thuet, wie wir dan destwegen ewerer und
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unnserer Kayserlich Münsterischen gesandten weitterer relation mit neg-
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stem gewerttig sein wollen, haben eüch gleichwohl soviel die erste beede
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mariginalia der Oßnabruggischen gesandten bey dem concluso der Mün-
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sterischen gesandten unterm dato des anderten Septembris anlangen thuet,
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dises andeütten wollen, das nachdem in dem Münsterische gesezt worden,
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das bey diser instehenden friedenshandlung alle reichsstende, so bißhero
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im heyligen Römischen reich auf offenen reichstagen sessionem et votum
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gehabt, ad consultandum zugelassen werden sollen, die Oßnabruggische
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solches dahin geendert, das alle reichsständte, so diße tractaten beschikht
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oder noch beschikhen werden; daraus dan erscheinen will, das man erst-
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lichen disen conventum für kein reichstag, sondern für eine solche zusamen-
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kunfft halten wollen, wo ein ieder reichsstandt sine discrimine des friedens
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halben das seinige zu reden cum iure suffragii befuegt sein solle. 2. das man
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die session und votum suche auch vor dieiehnigen, so es bißhero bey den
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reichstägen nit hergebracht, und dan drittens, das die praetension des erz-
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stiffts Magdeburg nit allein das absehen auf sein eigenes votum und sessi-
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onem möchte haben, sondern vielmehr auf das praeiudicium, das alle dieieh-
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nige , so bißhero sessionem et votum im reich nit hergebracht, sich dessen
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bedienen mögen; also das nach dem exempel des inhaber des erzstiffts Mag-
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deburg alle andere uncatholische stifftsinhabere, ein ebenmessiges zu prae-
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tendieren anlaß möchten nemmen. So will man vors vierdte in die consul-
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tationes dieiehnige eintringen und sezen, so noch heütigentags die waffen
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wider unnß in banden füehren und darmit gleichsamb, soviel die iustizi
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der waffen betrifft, soviel ihren alß unsern und der gehorsamen getrewen
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chur-, fürsten und stenden waffen einraumben, welches alles gleich wie es
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einem im reich ganz nit herkommenes et contra omnem rationem lauffendes
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werkh ist, alß ist dasiehnige, was ihr und unsere Kayserliche abgesandte zu
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Münster biß dato auch die daselbst anwesende chur- und fürstliche pott-
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schafften dargegen eingewendt und consultiert haben, dem reichsherkom-
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men und iuri gentium selbst gemeß, alß welches keinen obligiert, das er
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seine feindt in seinen consultationibus brauchen, noch weniger von selbigen
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rath nemmen solle. Seit derowegen bis dato mit ewern gegebenen antwort-
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ten der fürstlichen Oßnabrugischen gesandten vorhaben gar wohl und

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recht begegnet, allein halten wir vor rathsamber, das solche antwort von
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den fürstlichen Münsterischen immediate an die Oßnabruggische gelange,
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und ihr eüch noch zur zeit haubtsachlich nit zur parthey machet, sonder den
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lezten außschlag der sach dergestalt umb sovil besser vor eüch reservieret.

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Fürs andere, so stellen die Oßnabruggische gesandten bey dem fünfften
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punct vorbemeltes Münsterischen conclusi vom anderten Septembris, da
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in demselben gesez ist, waß also berathschlagt, gehandelt und geschlossen,
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auch von ihrer Kayserlichen mayestätt, sezen die Oßnabruggische darzue,
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und den frembden cronen etc. ratificiert worden, haben wir eüch dessent-
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wegen diß erinneren sollen, das wan dergleichen ratification exterarum
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coronarum auf die berathschlagung und handlungen zu verstehen, das sol-
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ches mit fueg ia nit kan gesuecht werden, dan in punctis deliberationum
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nichts mehr alß entlichen unnsere Kayserliche resolution und nit der bee-
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den cronen ratification erfordert würdt. Wans aber den verstandt hat auf
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die ratification deß künfftigen gemachten fridenschlusses, das alßdan erst
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die ratification der cronen soweith vonnöthen seye, alß es die von unnß
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überschikhte antwortten auf die Schwedische und Franzoßische propo-
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sitiones , so kan es passiert werden.

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Welches alles wir eüch zu einer vorantwort andeüten wollen, sein im übri-
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gen ewerer und unserer Münsterischen gesandten vernerer relation, wie
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oben angedeüt, gewertig und wollen unnß alßdann weiter in ein und anderm
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entschliessen und resolvieren und unsere resolution euch zukommen lassen.

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Und damit man nit ursach habe, derentwegen unnß in dergleichen sachen
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einige moram zue imputiren, dieweil dise vota der stände uff unnsere rati-
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fication und resolution gestelt, so verstehen wir in solchen sachen unnsere
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Kayserliche resolution dahin, daß sie vermittelst ewer alsogleich in loco
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erfolgen möge, doch das solches von eüch mit gesambten rath unser Mün-
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sterischen und der Münsterischen mit eüch geschehe, da ihr sie anderst
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unserm dienst gemes finden wurdet und ein mehrers sich nit erheben liesse.

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