Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
495. Pfalzgraf Carl Gustav an die Gesandten der Reichsständezu den Friedensverhandlungen in Münster Leipzig 1649 Januar 2/12

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Pfalzgraf Carl Gustav an die Gesandten der Reichsständezu den Friedensverhandlungen in Münster


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Leipzig 1649 Januar 2/12

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Kopie: DG 14 fol. 45–46’ (Beilage C zu Nr. 518); Druck: Londorp VI S. 456.

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Zurückweisung der Beschwerden über die Einquartierungen der schwedischen Armee und des
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daraus hergeleiteten Vorwands, die erste Rate der Satisfaktionen für die Soldateska nicht zahlen
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zu können. Ablehnung einer Ermäßigung bzw. Stundung der Zahlungen. Bedauern über die
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mangelhafte Regelung der Quartierfrage bei den Verhandlungen in Münster und Osnabrück.
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Aufforderung, allen Verpflichtungen nachzukommen, um endlich den Frieden herbeizuführen.

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Der herrn schreiben von 22. Decembris negstverfloßenen jahres haben wir zu
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recht erhalten undt darab, welchergestalt dieselbe wegen der vertheill- undt
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hin undt wieder einquartierten armee beschwehren undt danegst anführen,
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daß sie auß diesen undt andern mehr ursachen mit denen behuef der konig-
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lich Schwedischen militiae satisfaction bahr gewilligten 18 tonnen Reichstha-
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ler in primo solutionis termino nicht aufzukommen getrawen, auch dahero
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begehren, daß man zu anfangs sich mit bahrer beybringung 12 tonnen
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Reichsthaler befriedigen laßen undt wegen der ubrigen 6 gleich denen 12 ton-
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nen , so mit assignationen zu bezahlen, den ständen einige dilation gönnen,
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inzwischen aber es dahin richten wolte, daß nichtsdestoweniger zu der ratifi-
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cationen commutation, der militiae exauctoration undt der plätze evacuation
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undt restitution fürterligst geschritten werden möchte, mit mehrem ver-
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nommen .

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Nun zweifelt unß nicht, es werden die herrn sich annoch gutermaßen erin-
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nern , wasgestalt wie in dero vorigen sub dato Münster, den 3. Decembris, an
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unß abgelaßenen wegen der armeen vertheill- und verlegung in die zur bey-
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tragung der königlich Schwedischen satisfactiongelder destinirten sieben
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creyßen anregung getan, worauf wir auch alsfort dazu geschritten undt die
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armeen in itzberührte 7 creyße eingetheilet. Da aber dies- oder jenen creyße
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wegen der bereits darinn stehenden Frantzösischen und Heßischen völckern
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undt welche das ihrige auch praetendiren, die last etwas schwer fallen will,
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solches vermogen wir so wenig zu endern, alß Ihr Königliche Mayestätt sol-
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datesque füglich anzumuthen, daß sie desfals undt anstadt ihrer wegen zu
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erwerb- undt wiederbringung des edlen frieden außgestandene vielfaltigen
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travaille verhofften ergötzlichkeit in die enge sich treiben laßen undt zu aller-
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hand schwürigkeit veruhrsachet werden solte, so wehre zu wünschen, daß
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zugleich bey erfolgtem friedensschluße auch ein vollkommener gewißer ver-
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gleich getroffen seyn möchte, wo undt an welchen orthen die armee solange
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zu subsistiren undt welchergestalt dieselbe mit unterhalt zu versehen, bis alles
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dem friedenschluße gemees exequiret seyn würde, alls denn allerhand concu-

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siones undt inconvenientien, so sich bereits angeben undt ferner noch zu be-
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fahren , zu verhüten gestanden.

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Belangende sonst vorerwehntes der herren begehren an sich selbst, so möch-
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ten wir unsers orthes denselben gerne darunter deferiret wißen, gleichwie
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aber Ihr Königliche Mayestätt, unsere gnädige königin, bey abhandlung des
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puncti satisfactionis militiae sich bereits dergestalt rühmligst erwiesen, daß
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mehr ihre friedensbegierde darab zu verspühren, als daß die dabey beliebte
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summa, wann solche nach proportion derienigen alle, so davon zu contenti-
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ren seyn wolten, einzutheilen allerdings wirdt zureichen, noch die soldates-
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que ihren meriten nach zu contentiren, vielweniger an der zum ersten termin
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bahr bewilligten summa etwas nachzusehen seyn können, also wollen wir
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auch verhoffen, gestald wir dann die herren desfals freundtfleißig ersuchen,
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sie sich gefallen laßen werden, gehöriger orthen es dahin zu vermitteln, daß
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nicht alleine die völlige summa der zum ersten termin versprochenen 18 ton-
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nen Reichsthaler fürterligst in die lägerstädte zusammengebracht undt wegen
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der übrigen in assignationen bestehenden summa richtigkeit getroffen, son-
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dern auch alles dasienige, so der friedensschluß dictiret undt sowohl ex capite
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amnestiae et gravaminum zu restituiren alß sonsten vor außwechßelung der
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ratificationen zu praestiren gebühret, ehist werckstellig gemachet werden
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möge, damit alsdann zu exauctoration der völcker [und] evacuation der plätze
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fürterligst zu schreiten seyn könne, gestalt wir denn unsers orths nicht man-
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quiren wollen, sobaldt hierunter vorerwehntermaßen die gebühr geleistet
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seyn wird, unß dergestalt finden zu laßen, daß anseiten höchstermelter Ihr
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Königlicher Mayestätt an des so hochheilsahmen friedenswercks gäntzlicher
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vollziehung verhoffentlich kein mangel erscheinen, sondern in der that er-
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wiesen werden, wie gerne man den löblichen ständen des Reichs die so lange
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desiderirte beruhig- undt erquickung von hertzen gönnet, so wir den herrn in
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freundtlicher antwort nicht verhalten wollen.

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