Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
172. Auersperg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1644 Februar 4
Osnabrück 1644 Februar 4
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 68–75’, 81–82’, Auflösung der Chiffre fol.
76–80 = Druckvorlage – Kopie: Giessen 203 fol. 769’–776 – Druck: Gärtner II nr. 165
S. 431–439.
Abschiedsbesuch Krabbes und von der Lippes: Suspension der dänischen Vermittlung, Abraten
einer Abschiedsvisite bei den schwedischen Gesandten, Beteuerung kaiserlichen Beistandes. Ersuchen
der Dänen, Werbungen im Niedersächsischen Kreis zu gestatten.
Vorgestern, den andern dießes, sein die königlich Dännische abgesandten
Otto Crabbe
Vgl. [ S. 56 Anm. 2 ] .
dhahin gerichtet, daß eß weldtkündig, mit waß für trewer sorgfältiger
bemühung die königliche würden in Dennemarck nuhn etliche jahren hero
sich der widerbringung deß lieben friedens angelegen sein laßen, waß die-
selbe derentwegen für vielfältige kostbare schickung hin und wieder gethaen,
und endtlich auch, nachdeme eß mit dießem werck so weith kommen, daß
die mahlstatt zur handlung auch tagh und zeitt beliebt worden, ihre hoch-
ansehentliche gesandtschafft dhahero geschickt und sich keins anderen ver-
sehen gehabt, alß daß eß allerseidts redlich würde gemeindt sein unnd die
lengst gewünschte heilsambe friedenßhandlung dermahlleinst in Gottes
nahmen ihren anfang gewinnen sölte; nachdeme man aber Schwedischer
seithen sölche ihrer königlichen würden gutte intention unnd trewe freundt-
schafft mit so großer undanckbarkeit belohnet, daß die königliche würden
wieder aller völcker rechten mit herescrafft feindtlich angefallen worden,
so müsten sie sölchs zwar derzeitt dhahingestelt sein laßen, könten aber
nit geübrigt sein, ihre gesandten wieder von hier zurückzuforderen, nit
zwar in meinung, sich dardürch der einmahll von allerseidts interessirten
ihro auffgetragene interposition zu begeben (maßen sie sich dan gegen
Ewer Mayestät versehen wolten, daß eß dieselbe bey ihrer beliebung der
interposition halben allerdings werden bewenden laßen), sondern ihr dieß-
orts tragendes officium so lang zu suspendiren, biß ihro wegen also zuge-
fügten kösten unnd schaden auch schimpffs unnd schmach gebührende
wiederkehr unnd erstattung beschehe; und sein sie, abgesandten, befehlicht,
unns sölchs anzuzeigen unnd dhamit von unns urlaub zu nehmen. Würden
auch dergleichen anzeigung bey denen Schwedischen thuen, ihr collega, der
von Langerman, aber alhie verpleiben, ümb auff alles, waß fürgehett, auff-
sicht unnd acht zu haben.
Wir haben geanthworttet, daß ihrer königlichen würden große merita unnd
vielfältige bemühung, so sie mit unaußsetzlichem eyffer zu wiederbringung
deß lieben friedens seithero im werck hetten scheinen laßen, der gantzen
weldt gnugsamb bekandt seie unnd dhahero der Schweden feindtlichs vor-
nehmen , unnd daß dießer einfall eben zu selbiger zeitt, dha die gantze weldt
auff einen algemeinen frieden zugelegt gehabt, zu werck gerichtet worden,
soviell desto unchristlicher, die königliche würden auch keinsweegs zu
verdencken, daß sie selbiges empfinden unnd zu gemüht ziehen; hetten
unns billich zu bedancken, daß man unns von dero gnädigsten befehll unnd
abforderung ihrer gesandtschafft also habe wöllen zu wißen thuen, |:daß
aber auch den Schwedischen durch sie, gesandten, davon solte angezeigt
werden, bedeuchte unß nit ohne nachdenckhen zu sein, in erwegung, die
Schwedischen solche erclerung mit begebung der interposition für ein
gewünschte apertur zur außsöhnung und die heimbsuchung für die höchste
ehr und dahin dörfften außdeutten, gleichsamb man die zuegefüegte iniuri
und schmahe gedenckhe schwinden und nachzulassen. Ersuchten derhalben
die gesandten, sich was mehrers zu explicieren, wohin dergleichen notifi-
cation und andeuttung bey denen Schwedischen gemeint sein solte, und ob
nit dieselbe ihnen von grossem nachdenkhen vorkhomme.
Die gesandten: müeßten es bekhennen, daß die andeuttung und besuechung
bey denen Schwedischen was bedenckhlich und wol mehrers nachsinnen
bedörffe, sein aber also instruiert und wußten nit, wie der sach zu thuen.
Erinnerten sich auch, daß das königliche schreiben also in generalibus
abgefaßt, daß sie daraus abnemmen müeßten, der könig müeßte es damals,
wie daz schreiben abgangen, gleichsamb praesupponiert und glaubt haben,
daß entweder ein stillstandt der waffen zwischen Ewer Kayserlichen Maye-
stät und der cron Schweden oder andere geheimbe tractaten under handen
gewest sein, und es sonsten vast eine unmügligkeit beym könig sein gehalten
worden, daß der einfall ohne dergleichen vortheil hette beschehen können;
sie, abgesandten, könten aus dem dato selbigen schreibens abnemmen, das
etwo vier tage zuvor dem könig von dem einfall wurde nachrichtung ein-
gelangt und derselb deßwegen noch was bestürzt geweßt sein; glaubten es
selbst, wan der könig von Ewer Mayestät bestendiger affection und freundt-
schafft , und das dergleichen tractaten, wie angezogen, mit denen Schwedi-
schen nit vorgangen, was mehrer nachrichtung wurde gehabt haben, daß
sie, die gesandten, anderst wurden instruiert haben. Darauf wir: daß bey
solchen und dergleichen umbständen vilmehr auf die intention und reputa-
tion deß königs alß den buechstaben deß schreibens zu gehen; man finde
ihr königlichen würden mainung dahin gerichtet, daß sie den einfall der
Schweden resentiren und deßwegen reparationem damni et reputationis
haben wollen, bey welcher bewandtnus die heimbsuechung bey denen
Schwedischen nothwendig zuruckhpleiben müeßte, dann beedes könte nit
zusammenstehen, eine iniuri zu gemüeth zu ziehen und gleichwol den
iniurianten zu ehren und einer heimbsuechung bey einem so grossen convent
zu gewürdigen; nehme auch inter privatos dergleichen begrüeßung actionem
iniuriarum hinweckh, zu geschweigen zwischen potentaten und herren,
und könte dergleichen heimbsuchung ohne verkleinerung ihr königlichen
würden nit beschehen, weilen es scheine, alß wolte man den Schweden
nachgehen; seye es etwo darumb zu thuen, daß sich die königliche würden
der interposition nit begeben wollen, ist gnueg, das man unß davon ange-
zeigt , dann die Schwedischen wurden für ihr haubt allein wol keinen andern
interponenten wider diesseits belieben eintringen; gesezt aber, das sie die
königliche würden bey der interposition nit mehr gedulden wolten, so
könten die königliche würden solches zwar wol entpfinden, aber darmit
die interposition nit erwehren; unßers ermessens wurden die königlichen
gesandten beym könig mehr danckh davon haben, wann sie in erwegung
solcher und mehr anderer umbständten die heimbsuechung bey denen
Schwedischen underlassen alß vortstellen werden. Die gesandten wollen
den sachen was mehr nachdenckhen, mögten immittels wünschen, das die
königlichen würden nur ein wenig nachrichtung von Ewer Kayserlichen
Mayestät aufrichtiger intention, daß auch mit den Schweden nichts gehandelt
oder geschlossen, sonderlich aber von demiehnigen haben möchten, was
iungsthin zwischen unß communiciert worden, umb dieselbe desto mehr
zu animiren; die wußten aber noch von nichts, und lige der reichcanzler
Höge noch zu Hamburg und könne nit hiendurchkommen. Die königliche
würden sollen sich diser reden, wie ihr von der Schweden einfall für-
khommen , haben verlautten lassen: nun wolan, man ziehet mich bey haaren
mit hinein und will mir auch in meinen alten tagen keine ruehe gonnen,
so seye es.
Wir: seye unß laidt, das gemelter canzler nit durchkommen könne, sey
gleichwol viel daran gelegen, daß die königliche würden von dergleichen
sachen alsobaldt nachrichtung erlangen, man könte sich wol versichert
halten, daß Ewer Kayserliche Mayestät die königliche würden nit lassen,
sondern mit ganzer ihrer macht beystehen werden, hingegen müesse man
auch Dennemarckhischer seithen bey Ewer Kayserlichen Mayestät stehen
und dergleichen insinuationes ad partem underlassen; wegen deß stillstandts
solten ihnen kein schwürigkeit machen, seye nichts daran, man habe in-
mittels die statt Sittaw hinweckhgenommen und steets wider die Schwe-
dischen operiert. Schweiniz und Oppeln wurden iezo angriffen und andere
örtter bloquiert. Wir verhofften von dergleichen materi mehrere nachricht
und bevelch zu erlangen, so ihnen, Dennemarckhischen, bessers trawen
zu diser seithen zu sezen, alß es scheine, daß sie noch zur zeitt thetten,
anlaß geben wurde. Warauf die gesandten was mehr befriedigter von unß
abgeschieden.
Andern tags darnach aber, nemblich gestern, haben wir die gesandten hin-
widerumb in ihrem logiament heimbgesuecht, nit soviel uhrlaub zu nemmen,
alß die visitation bey den Schweden zu verhindern:|, und ist unns gleich
selbig mahll wenig stunde zuvor Ewer Kayserliche Mayestät obristen hoff-
meistern unnd geheimen raths, graffen von Trautmanstorff, an mich, den
graven Awersperg, under dato 20. Januarii gegebene nachricht , daß mitt
denen Schweden einiger stilstandt nitt geschloßen, zu gewünschter zeitt
zukommen, deren wir unns bey selbiger conferentz auch trefflich woll
bedienet unnd die Dännische gesandten sehr dardürch incouragiert, zu-
mahlen , weilen auch in selbigen schreiben von gestilter oder unterbrochener
unruhe in Sibenbürgen gedacht worden, welche bewandtnüs unnd ümb-
ständt denen abgesandten Ewer Kayserlichen Mayestät macht, unnd waß
für treffliche assistentz unnd hülff von deroselben die königliche würden
in Dennemarck zu gewartten hetten, gnugsamb für augen gestelt. Dhahero
wir soviel desto mehr |:in dieselbe getrungen, daß die vorhabende visita
bey den Schweden unterlassen wolten, weiln es sonsten eine gelosia bey
Euer Kayserlichen Mayestät hof erwecken auch grosse nachredt bey dem
convent zu Münster verursachen dörffte, wann die königlich Dennemärkhi-
sche dergestalt gegen die Schweden zu humiliren und die erste sein wolten,
die sich zur aussöhnung insinuiren theten. Solte die visita aber mehr auff
eine anzeigung des königs zorns und denunciation, daß die königliche
würden reparationem damnorum haben wolten, angesehen sein, liesse sich
solches füglicher durch einen heroldt alß gesandte thuen, und wolte ihnen,
den gesandten, selbst verkleinerlich sein, sich darzue gebrauchen zu lassen;
und weiln sie dem Ochsenstern bey seiner ankonfft nit entgegenzuschickhen
oder ceremonies bey demselben zu gebrauchen gemeint und uns ersucht,
daß wir dergleichen auch nit thuen wolten, wurde sich viel weniger mit der
visita thuen lassen, weiln sie darmit dasjenige selbst thuen wurden, was sie
von uns nit zu beschehen gern sehen wolten:|.
Nuhn haben sölche und dergleichen erinnerungen gleichwoll soviell bey
denen gesandten gewürckt, daß sie sich deutlich erclehrt, |:es liege ihnen
zwar die instruction vor augen, befinden aber die angezogene rationes der
erhebligkheit, daß sie ursach hetten:|, denen sachen noch ferners nachzu-
dencken , maßen sie dan sich hierüber ferners zu underreden unnd nach für
ihrer abreiß gegen unns also darauff erclehren wölten, daß wir darahn
satisfaction haben würden. |:Gaben darbey ferners zu verstehen, daß die
königliche würden gern dieser endts wolten 3000 mann werben lassen.
Sie, gesandte, hetten befehl, mit uns daraus zu reden, obs nit bey Ewer
Kayserlichen Mayestät zu erhalten sein mochte, daß der königlichen maye-
stät zu solchem behueff möchten drey örther (nehmblich die Vechta , die
statt Warndorff und Rheyne) gegen genugsamber versicherung, daß nie-
mandt anders alß Euer Kayserliche Mayestät wieder abgetretten werden
solten, eingeraumbt werden. Wir haben erinnert, daß beyde örther, Warn-
dorff und Rheyne, Stifftmünsterische stätt und mit Churcöllnischem volckh
besezt wehren, wurde also darmit difficultet geben, doch wolten Euer
Kayserlichen Mayestät darvon gehorsambst hinterbringen. So waren die
Dennemarkische gesandte auch der mainung, daß nit wohl daran beschehe,
daß man die Schwedische völckher, so von nation Schweeden sein, sonder-
lich auff den orthen, die sich auff discretion ergeben müssen, also liesse
abziehen, und wolten es besser und zu Euer Kayserlichen Mayestät und zu
der ganzen christenheit dienst zu sein erachten, wann selbige nation als
Schweeden wurden auff die gränizen, jedoch unter Teutschen officiern,
wieder den Türkhen gelegt, weil sie starkh von gliedern, arbeitsamb und
mit wasser und brodt zufrieden, sonsten auch trew sein müsten, aber ihnen
kein orth anvertrawet, noch deren so viel ahn einen orth gelegt werden,
daß sie darinnen meister werden könten:|. Haben unns auch beyverwahrtes
ahn sie auß dem Haagen einglangtes schreiben communicirt, so wir hin-
zulegen .