Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
154. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1645 Mai 15

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Lamberg und Krane an Ferdinand III.


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Osnabrück 1645 Mai 15

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Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 48a, Konv. c ( Mai – August 1645 ) fol. 29–32’ = Druckvor-
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lage
– Kopie: ebenda Fasz. 92 IV ad nr. 667 fol. 770–772; Den Haag A IV 1628 nr. 37;
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Giessen 205 nr. 210 S. 1068–1077 – Druck: Gärtner V nr. 20 S. 103–109.

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Verhandlungen mit den kurfürstlichen Bevollmächtigten wegen der Geleitbriefe für die Mediat-
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stände . Termin für Übergabe der schwedischen Proposition: Geleitbrieffrage Vorwand zur Hinaus-
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zögerung der Verhandlungen. Anerbieten des Lampadius zur Vermittlung. Neutralität für
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Speyer.

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Wir haben die Weisungen vom 19. und 26. April

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Zur Weisung vom 19. April vgl. [ S. 292 Anm. 1 ] ; die Weisung vom 26. April = [ nr. 140. ]
erhalten. Wegen der Geleit-
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briefe
für die Mediatstädte haben wir mit den kurfürstlichen und den fürstlichen
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Gesandten der notturfft nach communicirt, unß auch gegen die churfürst-
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liche deutlich vernemmen laßen, daß wir dabei dern rath und guttachten
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folgen wölten auch zu folgen bevelicht sein. Die haben aber selben punct
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der wichtgkeit gehalten, daß sich noch zur zeitt zu nichts haubtsachlichs
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darüber herauslaßen wöllen. Die Churmentzische wöllen selben punct nit
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nachgeben, die Churbrandeburgische entschüldigen sich, daß nit darauf
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instruirt, daß werck an ihm selbst aber nit allein die herren churfürsten,
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sondern auch fürsten und ständte mit betreffe, derwegen das expedient er-
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grieffen werden müßen, daß mit der ordinari reichsdeputation bei dero
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herzukhombst darauß communiciert werden solle.

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Nun ist zwar lauth unser iüngsten gehorsambsten relation der Schweedi-
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schen antwort und erclehrung zu eröffnung der proposition bei diesem
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werck dahin gefallen, daß sie ohne erlangte satisfaction wegen zulaßung der
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mediatstätte nit khönten noch wölten proponiren. Wir haben aber immitls

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über der Schweedischen zurückhaltung beßere und zwar diese nachrichtung
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erlangt, daß dieselbe nit auf bemeltem fundament des verweigerten glaidts
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der mediatstätte, sondern auf deme beruehe, daß der Frantzösischer gesand-
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ter , monsieur de Servient, dieselbe von ihrem vorhaben, indeme sie uner-
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achtet bemeltes incidentz ihre proposition zu eröffnen gesinnet gewest,
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ruckwendig gemacht und dahin disponirt haben solte, daß sie nuhmehr nit
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ehender ihre proposition alhie alß die Frantzosen zu Münster die ihrige
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eröffnen wöllen. Und haben unß solchs die Churbrandeburgische selbst ent-
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deckt , mit denen auch der Braunschweig Lüneburgischer gesandter Dr.
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Lampadius ubereinstimbt, der vorgestern bei unß gewesen und under an-
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dern berichtet, daß er fur weenig tagen bei dem Salvio fur sich selbst einen
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discurs uber dieß verzügliches aufhalten angefangen und den vorschlag
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gethaen, daß bemelter incidentzpunct citra cuiusque praeiudicium möegte
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beiseithen gesetzt und inmitls die proposition eröffnet werden. Der Salvio
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hete nit undunckel zu verstehen geben, daß die Schweedische solchs zu
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thuen wehren gemeint gewest, aber von dem Frantzösischen gesandten,
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monsieur de Servient, zu einer anderen meinung gebracht worden, der ihnen
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solche bedencken zu gemüth geführt, daß sich zu einiger proposition nit
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heraußlaßen khönten, solange ihnen nit wegen vergleitung der mediat-
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stette satisfaction wiederfahren, heten auch denen Frantzosischen gesand-
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ten versprochen und zugesagt, alhie nit zu proponiren, solange zu Münster
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von denen Frantzosen nit würde proponirt werden; er, Dr. Lampadius,
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wolte noch ferner versuchen, ob etwoh bei dem Oxenstern (welcher waß
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mehr offenhertzig heraußgehe alß der Salvius) ein mehrers wegen befor-
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derung der proposition zu erheben sein möegte. So wir mit deme beant-
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wortet , daß dergleichen vorschlag schon hiebevor von unß selbst denen
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Schweedischen gesandten bei abgelegter visita an handt gegeben worden.
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Die hetten uns aber, nachdeme sie selbigs werck etliche tage in bedacht
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genhommen, wißen laßen, daß sie ein solchs temperamentum nit annehmen
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khönten, also schon dohmals dergleichen mitl von denen Schweedischen
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außgeschlagen worden. Den ubrigen inhalt des Lampadii rede, daß er
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nhemblich noch ferners bey dem Oxenstern instantias machen wölle, haben
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wir, umb allen anlaaß zu einraumung der mediation fur daß fürstliche hauß
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Braunschweig Lüneburg zu entfliehen, mit stillschweigen vorbeigangen.

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Weiln dan bei so bewandten umbstendten gnugsamb zu vermercken, daß
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es dem gegentheil nit soviel umb vergleitung der mediatstätte, alß aufhalt
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der sachen zu thuen, so sein wir itzo mit den churfürstlichen in communi-
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cation begrieffen, waß nuhmehr ferners an handt zu nehmmen, und obs nit
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zu beforderung des wercks dienlich, daß die Schweedische abgesandten
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nochmals durch unß wegen eröffnung der proposition unangesehen ge-
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dachtes zur ordinarideputation außgestelten incidentstreits möegten ange-
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trieben und denselben einige bedencken, warumb wegen eins solchen inci-
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dents mit der proposition lenger nit zuruckzuhalten seie, zu gemüth geführt

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werden. Weßen man sich mehr darüber wirdt vergleichen, davon sollen
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wir zum negsten gehorsambst berichten.

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Lampadius regt wegen des Kammergerichts die Neutralität der Stadt Speyer an.
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Bitten um Bescheid, wie dem Lampadius zu antworten ist.

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