Acta Pacis Westphalicae : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 7: 1647 - 1648 / Andreas Hausmann
5. Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar Prag 1647 November 20

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Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar


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Prag 1647 November 20

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1892fol. 172–173, praes. 1647 Dezember 3 =
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Druckvorlage – Kopie: ebenda fol. 184–185’

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Diese Kopie müßte nach dem üblichen Umgang der ksl. Ges. mit einkommenden ksl. Wei-
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sungen in der Korrespondenz Nassaus in Den Haag ( KHA ) liegen und wurde dem Schrift-
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bild nach auch von einem Sekretär Nassaus angefertigt. Vermutlich wurde sie versehent-
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lich , zusammen mit der Ausf., nach Osnabrück übersandt.
– Konzept: ebenda Fasz. 53c (1647 XI–XII)
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fol. 15–16.

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Vermittlung zwischen den Konfessionsparteien; Verhandlungsziele der Protestanten? An-
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kündigung der Hauptinstruktion.

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Kaiserlich-französischer Vorvertrag über die französische Satisfaktion: Ablehnung der clau-
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sula non addendi; Verweis auf bestehende Weisungen zum kaiserlichen Titel „Landgraf im
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Elsaß“ (Elsaßtitel), Lothringen und zum Assistenzverbot für Spanien; Pfirt.

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Auf die Relationen vom 7. und 8. November 1647

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Lamberg und Krane an Ferdinand III., Osnabrück 1647 November 7. Ausf.: RK FrA
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Fasz. 53b (1647 XI)fol. 35–35’ – Kopie: Ebenda Fasz. 92 XIII nr. 1873fol. 6. Beilage
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[1]: Kf. Johann Georg von Sachsen an Wrangel, Dresden 1647 September 22/Oktober 2.
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Kopie: RK FrA Fasz. 53bfol. 36–37’; ebenda Fasz. 92 XIII nr. 1873fol. 7–8 – Nassau und
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Volmar an Ferdinand III., Münster 1647 November 8 (Text: APW II A 6/2 Nr. 272).
. Wissen eüch darauf
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vor dißmahl nichts anders zu befehlen alß, nachdem du, Volmar, dich
14
nunmehr ungezweifelt zu Osnabrugg einfinden thuest

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Volmar war am 14. November 1647 in Osnabrück eingetroffen (vgl. [ Nr. 4 ] ).
und der conferenz
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daselbst mit den protestierenden einen anfang gemacht haben wirst, daß
16
du sambt unsern Oßnabrugischen gesandten bey selbiger nit weniger ge-
17
gen den protestierenden alß gegen den catholischen zu thuen, wie newlich
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erinnert, dich also comportierest

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Sich comportieren = sich verhalten ( Jones , 223). – Vgl. die Weisung an Volmar zur Teil-
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nahme
an den Verhandlungen in Osnabrück ( APW II A 6/2 Nr. 266) und die Weisung vom
40
16. November 1647 (vgl. [ Nr. 1 Anm. 5 ] ).
, damit sie sich zu der conferenz desto
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williger bezeügen und darinnen zu schiedtlichen mitteln umb sovil mehr
20
bewegen lassen. Und dieweilen wir auch vermerckhen, dz die catho-
21
lischen auch darumb so stuzig, dieweil sie gar kein wissenschafft haben,
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ob und was dan die protestierenden ihrerseits wollen fallen [lassen] und
23
wie weit sie

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23 zu weichen gesonnen] Im Konzept nur weichen.
zu weichen gesonnen, also wirdt der sachen sehr befürderlich
24

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24–25 entlichen] In der Kopie erstlichen.
sein, wan ihr auch der protestierenden intention über ein und anders ent-
25
lichen penetrieret.

[p. 11] [scan. 105]


1
Underdessen seindt wir noch immerzue in völliger deliberation über der
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catholischen ständen bedenckhen

26
Erstes kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.
begriffen, werden auch damit negster
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tagen fertig werden und eüch unsere resolution darüber unverzüglich zu-
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kommen lassen

27
Vgl. [ Nr. 29 ] .
.

5
Waß aber die Franzößische handlung betrifft, da wist ihr eüch vorhin
6
guetermassen zu bescheiden, welchergestalt die Franzosen, ungehindert
7
man mit ihnen noch in Septembri negstverwichenen jahrs beraits ge-
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schlossen gehabt

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Bezug auf die ksl.-frz. Satisfaktionsartikel vom 13. September 1646 (Text: Repgen , Satis-
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faktionsartikel , 204–213).
, dannoch sub praetextu deß noch ermanglenden schlus-
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ses mit Schweden und den protestirenden die waffen wider uns einen
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weeg als den andern gefüehrt, darüber dz hochschädtliche armistitium
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zu Ulm practiciert, auch vermitels deßen mehrere orth undt plätz im
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Reich erlangt, als sie zuvor gehabt und vielleicht mit gewalt nicht also-
13
baldt hetten erlangen können

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Am 4./14. März 1647 hatten Frk., Schweden und Hessen-Kassel mit Kurköln und Kur-
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bayern den Ulmer Waffenstillstand geschlossen (Text des schwed. Instruments: Londorp
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VI, 186–191; DuMont VI/1, 380–384; ST VI/1, 58–76. Text des frz. Instruments: ST
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VI/1, 82–90; Immler , Kurfürst, 507–517). Darin überließ Kurbayern den Franzosen die
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Festung Heilbronn (Art. IX), den Schweden die Festungen Überlingen und Memmingen
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(Art. III). Begünstigt durch den Wegfall der kurbay. Armee verwüsteten frz. Truppen im
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April 1647 Hessen-Darmstadt, hessen-kasselische Truppen eroberten am 4. Juli 1647 die
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bedeutende hessen-darmstädtische Festung Rheinfels ( Demandt , Hessen, 260), Königs-
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marck nahm in Westfalen Vechta, Fürstenau und Wiedenbrück, Kurmainz ging am
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9. Mai 1647 unter massivem frz. Druck einen Neutralitätsvertrag ein (Text: DuMont
40
VI/1, 394f.). Die schwed. Truppen unter Wrangel stießen über Franken nach Böhmen
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vor, wo sie am 17. Juli 1647 die Festung Eger/Cheb eroberten ( Heilmann , 728f.).
, werden auch kein einige occasion vorbey-
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gehen lassen, darinnen sie, wans anders in ihrer macht stehen wirdt, nicht
15
allerhandt machinationes wider unß

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15 anstifften] In der Kopie außstifften.
anstifften und zu werckh sezen wer-
16
den , daß wir dahero nit sehen, warumb wir eine solche bedenckhliche
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clausul, wie in pröemio gesezt, „absque ulla facultate addendi, demendi,
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mutandive“, anzuenehmen hetten

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Bezug auf die Präambel des ksl.-frz. Vorvertrags über die frz. Satisfaktion vom 11./14.
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November 1647 (zum Vorvertrag vgl. [ Nr. 13 Anm. 1 ] ; Text hier: Meiern V, 161 vorletzter
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Absatz). Zu dieser „ Ne-Varietur- Klausel“ vgl. Repgen , Hauptprobleme, 433.
, wollet dahero eüch in dise und der-
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gleichen clausuln nit einlassen, sonder es bey deriehnigen clausul verblei-
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ben lassen, die anderemahl dem proiect beygesezt gewesen („Quod si
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praeter spem tractatus universalis ad conclusionem perduci nequeat,
22
quaecunque hactenus ab utraque parte amore pacis oblata, dicta aut facta
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sunt, pro non oblatis, non dictis, non factis haberi debent“)

45
Bezug auf den jüngsten ksl. Textvorschlag für den frz. Satisfaktionsartikel,s.l. [vor 1647
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November 11] ( APW II A 6/2 Nr. 273 Beilage 5). Vgl. auch die Weisung vom 27. Novem-
47
ber 1647 ( [ Nr. 13 bei Anm. 3 ] ).
, und eüch
24
sowohl wegen der von denen Franzößischen gesandten gesuechter abdi-

[p. 12] [scan. 106]


1
cation tituli Alsatiae etc.

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Bezug auf die Klausel Titulis et insignibus utriusque Alsatiae, Suntgoviae, Ferretis qua-
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rumque ditionum mentio superius facta est, Christianissimus rex solus uti possit im frz.
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Textvorschlag für den frz. Satisfaktionsartikel vom 7. November 1647 ( APW II A 6/2 Nr.
13
273 Beilage 1 ; Text hier: RK FrA Fasz. 54a [1647 X–XII]fol. 118). Die Forderung an das
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Haus Habsburg, den Titel „Landgraf im Elsaß“ zukünftig nicht mehr zu verwenden,
15
wurde von den frz. Ges. kurze Zeit später wiederholt (s. Nr. 27 Beilage [3]). – Das Haus
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Habsburg hatte um 1130 im Oberelsaß den Titel des Lgf.en im Elsaß angenommen, unter
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dem es dort territorialherrliche Rechte ausübte ( Overmann , 91). Der Ks. erhob den An-
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spruch
, den Lgf.entitel trotz der elsässischen Abtretungen weiter zu führen.
alß auch deß herzogs zu Lottringen liebden
2
restitution,

8
2 auch – hilfe] Am Rand von Ferdinand III. eigh. ergänzt.
auch der praetendirten renunciation der Spanischen hilfe hal-
3
ber

19
Gemeint ist die frz. Forderung, daß der Ks. der span. Linie des Hauses Habsburg nach
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Friedensschluß weder als Röm. Ks. noch als Rst. Unterstützung leisten dürfe ( Assistenzver-
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bot ) (vgl. zuletzt APW II A 6 Nr. 273 Beilage 2).
[an] ewerer von unß habender, gemessenem instruction und be-
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felchs halten, und demselben nochmahls bestendig nachsezen, wie wirs
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dan auch wegen der graffschafft Pfierdt

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Gft. Pfirt/Ferrette im Oberelsaß, Lehen des Hst.s Basel, seit 1324 in habsburgischem Be-
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sitz (zu den Besitzverhältnissen vgl. Stein , 36, 290; zum Anfall an das Haus Habsburg
24
vgl. APW [ II A 4 Nr. 108 Anm. 18 ] ). Die Gft. Pfirt war seit Juli 1647 Bestandteil der frz.
25
Satisfaktionsforderungen (vgl. APW II A 6 Nr. 178 Beilage C). Im vorliegenden Fall be-
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zieht sich Ferdinand III. auf die jüngste frz. Forderung nach Abtretung der Gft. in dem
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frz. Textvorschlag für den Satisfaktionsartikel vom 7. November 1647 (wie Anm. 11; Text
28
hier: RK FrA Fasz. 54a [1647 X–XII]fol. 116’).
bey ewer erklerung

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Gemeint sind die Ausführungen der ksl. Ges. ggb. den Mediatoren am 7. November 1647
30
(vgl. APW II A 6/2 Nr. 272). Das Hst. Basel protestierte als Lehensherr gegen die Abtretung
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der Gft., auch das Reichsbedenken vom 25. September 1647 ( ebenda Nr. 241 Beilage B)
32
sprach sich dafür aus, dem Hst. die Lehnshoheit über Pfirt zu erhalten ( Overmann , 109,
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115; Scherlen / Ellerbach III, 471, 483f.). – Die Mediatoren auf dem WFK waren: Fabio
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Chigi (1599–1667), 1644–1649 Mediator für die Verhandlungen Frk.s mit dem Ks. und
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Spanien in Münster; 1639–1651 päpstlicher Nuntius in Köln ( DBI II, 205–215; Bücker ;
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Repgen , Friedensvermittlung; Rodén , 133–138; Koller ; Edition seiner Instruktion:
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Repgen , Instruktion, 476–486). Chigi verfaßte während des WFK ein Diarium (Text:
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APW III C 1/1) – Alvise Contarini (1597–1651), 1643–1649 venezianischer Mediator für
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die Verhandlungen Frk.s mit dem Ks. und Spanien in Münster; 1624–1641 ordentlicher
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und ao. Botschafter Venedigs in Den Haag, London, Paris, Rom und Konstantinopel
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( DBI XXVIII, 82–91; Haller ; Repgen , Friedensvermittlung, Roeck , Venedigs Rolle).
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Seine Schlußrelation ist ediert bei Firpo , 963–1036.
, bevorab,
6
weil solche der gesambten catholischen stende ubergebenen bedenckhen
7

9
7 gemeß – bewenden] Fehlt in der Kopie.
gemeß ist

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Das erste Ga. der kath. Rst. vom 7. Oktober 1647 (hierfol. 83) verweist in der Sache auf
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das Reichsbedenken vom 25. September 1647 (zu dessen Inhalt vgl. Anm. 14).
, allerdings bewenden lassen.

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