Acta Pacis Westphalicae : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 7: 1647 - 1648 / Andreas Hausmann
93. Volmar an Trauttmansdorff Osnabrück 1648 Januar 20

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–/ 93 /–

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Volmar an Trauttmansdorff


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Osnabrück 1648 Januar 20

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Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 Nr. 87 unfol.

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Beratungen der protestantischen Reichsstände über Amnestie und Reichsreligionsrecht.
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Gesandte von Kursachsen, Kurbrandenburg und Kurköln ohne Weisung betreffend die
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kaiserlichen Änderungswünsche am KEIPO4A . Abreise Biörenklous nach Schweden. Mili-
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taria .

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Separatverhandlungen der Gesandten von Kurmainz, Kurtrier und Bamberg; deren Streben
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nach französischer Protektion, Haltung Kurbayerns unklar. Frankreichfreundliche Haltung
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Schönborns; Klage Schönborns über kaiserliche Kontributionserhebungen und Forderung
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nach Trennung des Kaisers von Spanien (Mission Waldenburgs an den Kaiserhof).

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PS Erkundigungen Salvius’ über die kaiserliche Haltung betreffend (1.) den jüngsten schwe-
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dischen Textvorschlag zur schwedischen Territorialsatisfaktion, (2.) den Stand der Verhand-
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lungen über die Entschädigung für Braunschweig-Lüneburg, (3.) Kurbrandenburg und (4.)
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die Entschädigung für die Herzöge von Mecklenburg.

40
Beratungen der protestantischen Reichsstände über Amnestie und Reichs-
41
religionsrecht
. Die Gesandten Kursachsens, Kurbrandenburgs und Kur-
42
kölns
sind noch ohne Weisung bezüglich der kaiserlichen Änderungs-

[p. 301] [scan. 395]


1
wünsche
am KEIPO4A . Abreise Biörenklous nach Schweden

28
Zu diesen Punkten s. die entsprechenden Passagen der Relation vom gleichen Tage ( [ Nr. 92 ] ).
. Militaria:
2
gescheiterter Versuch der schwedischen Armee, die Weser zu überqueren.
3
Euer Exzellenz soll ich auch gehorsamblich nit verhalten, daß diser tagen
4
von Churmaintz der von Mele und Vorburg, Churtrier Dr. Scherer wie
5
auch wegen Bamberg Dr. Cobelius

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Göbel.
ein conventiculum gehalten und
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under anderm die question proponirt, wann kein frid zu erhalten, waß
7
ze thuen. Da dann der Churtrierische ex mandato sui domini eingerathen,
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daß man sich durchgehend in Französische protection unterge〈b〉en
9
solle, wölcher vorschlag von denn andern soweit placitirt worden, daß
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ermeldter Scherrer bei seiner ohnedaß an die Französischen plenipoten-
11
tiarios habender commission

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Betr. die Befreiung Kurtriers von der Beteiligung an der schwed. Armeesatisfaktion (vgl.
31
[ Nr. 92 bei Anm. 20 ] ).
von solchem vorhaben andeüttung thuen
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und penetrirn solle, quibus modis et conditionibus solches bei Frankreich
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zu erhalten.

14
Ich vernemme, der Churbayerische deputatus

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Ernst.
soll an disem consilio auch
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interessirt sein, doch kan ichs nit vor gwiß sagen. Ein handtschreiben hab
16
ich gesehen, so der herr churfürst von Maintz an den von Vorburg abge-
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hen laßt, warinn sein churfürstliche gnaden deß herrn grafen von Traun

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Ernst von Traun (1608–1668, 1653 Reichsgf.), 1647–1651 Generalkriegskommissär, seit
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1647/1649 in niederöst. Diensten ( Hoyos ).

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als Kayserlichen commissarii aigenwoltiges verfahren und abforderung
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unerschwinglicher schatzungen zum höchsten clagt〈e〉, für die höchste
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und unleidenliche dienstbarkheit anziehet, item daß sie den Schenkherrn

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Gerhard von Waldenburg, gen. Schenkherr Helgenhoffen (gest. vor 1661), 1641 kurmainzi-
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scher Obristhofmeister und ksl. Rat ( Bierther , 60 Anm. 136 sowie passim; Schleicher , 26).

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zu ihrer majestät abgeordnet, die separation von Spania einzerathen,
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wohien die consilia zihlen, ze ergründen, damit uff allen fahl, solche
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separatio nit zu erhalten, sie andere consilia ergreiffen mögen

37
Zur kurmainzischen Gesandtschaft an den Ks.hof vgl. Ruppert , 331f. – Instruktion Wal-
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denburgs für seine Mission am Ks.hof, Würzburg 1648 Januar 18. Kopie: RK FrA Fasz. 96
39
IIfol. 268–272 – Proposition Waldenburgs an Ferdinand III.,s.l. [nach 1648 Januar 18].
40
Kopie: MEA FrA Fasz. 10 unfol.; FA Harrach HS 102 (1648/49) Tom. III nr. 24 unfol. –
41
Resolution Ferdinands III. für Waldenburg, Prag 1648 Februar 22. Text: APW [ II A 8 Nr. 21 Beilage [1] ] – Protokoll der Konferenz Kurz’ mit Waldenburg und Mändl,s.l. 1648
43
Februar 6. Kopie: RK FrA Fasz. 56a (1648 I–III)fol. 32–36’.
. Bevilcht
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ime, hiervon auch mit andern confidenti ze communiciren.

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In summa, so guett Österreichisch, Spanisch und Kayserlich ist der ver-
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storbne churfürst 〈uns〉 gewesen

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Gemeint ist Kf. Anselm Casimir Wamboldt von Umstadt (1583–1647), 1629/30 Ebf. und
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Kf. von Mainz, der seit 1630 eine ks.freundliche Politik verfolgt hatte ( Gatz , Bischöfe II,
46
733ff.).
, so vil besser Französisch scheint, daß
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diser herr seye. Sonst tringet er quovis modo auff den friden, und wan nur

[p. 302] [scan. 396]


1
die protestierende vil begehren, so sehe ich, daß man seinerseits resolvirt
2
ist, alles einzewilligen. Habs also Euer Exzellenz gehorsamblich ent-
3
deckhen sollen.

4
PS Heüt vormittag schikte Salvius zu mir, daß er mich nachmittag besue-
5
chen wolt, wie ich ime dann die stundt umb 2 uhr geben. Er hatt sich aber
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entschuldigen lassen, als die stundt kommen, daß er sich nit erinnert, wir
7
beederseits mit abferttigung der post beschefftigt seyen.

8
Begehrte aber zu wissen, ob wir wir [!] mit dem letst ubergebnen auffsatz
9
ihrer satisfaction

19
Schwed. Textvorschlag zur schwed. Territorialsatisfaktion, praes. 1648 Januar 18 (vgl. Nr.
20
[ 92 bei Anm. 15 ] ).
zefriden, 2. waß es mit der Braunschweigischen, 3. mit
10
der Brandenburgischen aequipollentz vor ein bewandtnus

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Die schwed. Ges. hatten die Ksl. am 18. Januar aufgefordert, sich über die Entschädigun-
22
gen für Kurbg. und Braunschweig-Lüneburg unmittelbar mit deren Ges. zu verständigen
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( APW [ III C 2/2, 954 Z. 14–15 ] ; s. [ Nr. 92 Beilage [1] ] ).
, 4. ob wir
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dem Mechelburgischen wegen erhöhung seiner ricompensa uff 200 000
12
thaler, item mit überlassung zweyer commenthureyen, deren collation
13
Churbrandenburg pretendirt, willfahren wolten

24
In Art. XI KEIPO4A (Text: Meiern IV, 583 ) waren den Hg.en von Mecklenburg die
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Hst.e Ratzeburg und Schwerin sowie der Erlaß der künftig auf Mecklenburg entfallenden
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Reichssteuern bis zu einer Höhe von 100 000 Rt. zugestanden worden. Der im Mai 1648
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von Kayser vorgelegte Textvorschlag zur Entschädigung Mecklenburgs (Text: Meiern VI,
524 ; vgl. auch Schnell , 112) sah die hier geforderte Erhöhung der Entschädigung auf
29
200 000 Rt. sowie die Abtretung der Komtureien Mirow und Nemerow an Mecklenburg
30
vor. – Die beiden Johanniterkomtureien Mirow (bei Neustrelitz) und Nemerow (bei Star-
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gard ) lagen im Hgt. Mecklenburg, unterstanden jedoch der Ballei Sonnenberg, die unter
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kurbg. Oberhoheit fiel (vgl. APW III C 2/2, 955 Anm. 1). – Die Hg.e von Mecklenburg
33
waren: Hg. Adolf Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin (1588–1658); 1608 Hg, 1636–
34
1654 Adm. des Hst.s Schwerin ( DBA I 6, 375; Findeisen , 209f.). – Hg. Gustav Adolf von
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Mecklenburg-Güstrow (1633–1695); 1636 Adm. des Hst.s Ratzeburg, bis 1654 unter der
36
Vormundschaft von Hg. Adolf Friedrich I. ( DBA I 440, 237–253; Stammtafeln NF I/3
37
T. 307).
.

14
Ad 1. respondi, sie solten den § „Tertio Imperator etc.“ stehen lassen wie
15
im instrumento

38
Art. IX Absatz beginnend TERTIO Imperator KEIPO4A betr. die Überlassung des Est.s
39
Bremen, des Hst.s Verden sowie des Amts Wildeshausen als weltliches Reichslehen an
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Schweden (Text: Meiern IV, 579 )
, so hetts sein richtigkheit. Ad 2. stehe allein uff ver-
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gleichung , wie es mit der religion und geistlichen jurisdiction tempore
17
interregni ze halten

41
Gemeint sind die Forderungen des Osnabrücker Domkapitels nach Ausweitung seiner
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Rechte während der Sedisvakanz des bfl. Stuhls in den Verhandlungen über die Wahl-
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kapitulation für das Hst. Osnabrück. Nachdem die Verhandlungen im Juni/Juli 1647 zu-
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nächst an der Verweigerungshaltung Wartenbergs gescheitert waren, hatte Bischopinck
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am 13., 16. und 20. Januar 1648 auf die Wiederaufnahme der Kapitulationsverhandlungen
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gedrängt, scheiterte jedoch erneut am Widerstand Wartenbergs ( APW [ III C 3/2, 1049 [1648 I 18] ] ; zu den Verhandlungen über die capitulatio perpetua vgl. Freckmann , 140–
48
145; Knoch , 169–173; 208f.; Steinert , 31).
. Ad 3. beruhe uff der Churbrandenburgischen erclä-
18
rung . Der Mechelburgischen praetension köndten wir sine novo mandato

[p. 303] [scan. 397]


1
Caesaris nit willfahren, aber wegen der commenthureyen müeßte mit
2
Brandenburg geredt werden

29
Fromhold lehnte die Forderung am 24. Januar 1648 im Namen Kf. Friedrich Wilhelms ab
30
(vgl. [ Nr. 99 Beilage 2 ] ).
.

3
Im übrigen were zuzewartten, waß die stände

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Gemeint sind die prot. Rst. , die eine Erklärung zu Art. I–V *KEIPO5* angekündigt hat-
32
ten ( [ vgl. Nr. 92 ] ).
in puncto amnestiae et
4
gravaminum an handt geben wurden.

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