Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
274. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 Juli 27

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–/ 274 /–

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Trauttmansdorff an Ferdinand III.


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Münster 1646 Juli 27

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50b fol. 19–20’ = Druckvorlage – Konzept: TA Ka. 112 Z 6
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nr. 72 unfol.

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Gesandte der Generalstaaten: Bitte an Trauttmansdorff, die Verhandlungen weiter zu führen;
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Frieden mit Spanien Teilziel für Gesamtfriedensschluß; Stand der Verhandlungen; Pfalzfrage:
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Eintreten für pfälzische Forderungen bei Kurbayern?

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Bey mir haben sich die alhie noch anwesende drey Holländische gesandten
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ahm 25. diß monats Julii eingefunden und mit gantz hofflichen terminis vor-
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gebracht , nachdem von Ewer Kayserlicher Mayestät ich zu diesen universal-
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tractaten bevollmechtigt, daß sy mir zu tranquillirung der gantzen Europae
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unnd wenigst der christenheit von dem Allmechtigen gluck und hail anwün-
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schen und mich benebenß ersuchen wolten, die handt von dem werck nit
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abzuthuen, sonderen, wie biß anhero also fortahn, mit unaußgesetztem fleiß
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und eyffer diese handlung zu continuiren und zu guetem schluß und endt zu
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bringen. Sy ihrestheilß seyen auch befelcht und hetten sich biß dato nicht
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weniger beflissen, mit dem mechtigsten könig, wie bekandt, sich zu verglei-
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chen und hierdurch die universalfridenshandlung ebenergestalt zu befurde-
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ren , wie dan ihnen wohl wissendt, daß ein schluß ohne den andern nit wohl
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bestehen könte.

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Ich hab mich der hofflichen congratulation und erinnerung gebührendt be-
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danckt und vermeldt, daß, allermassen Ewer Kayserliche Mayestät mir ohne-
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daß allergnedigst anbefohlen, von den tractatibus nit außzusetzen und dabey
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noch ferners alles dasienige nach eusseristen krefften zu thuen, waß zu ehist
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müglichster beruhigung der gantzen christenheit vorträglich sein kan, also
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ich iederzeit darvor gehalten, wie noch, daß die allgemeine fridenshandlung
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nichts mehrers und bessers befurderen würde, alß wan sy uber die ihnen von
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den Spanischen plenipotentiariis gethane ansehentliche offenen dermahleinß
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zum schluß greiffen und ihre confoederirten nicht weniger erinneren theten,
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daß sy sich auch ihresorths mit der Spanischen plenipotentiarien gegen ihnen
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gethanen so ansehentlichen erklerungen begnügen und den friden allerseits
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schliessen wolten.

[p. 472] [scan. 552]


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Sy haben replicirt, daß, soviel ihre handlung mit den Spanischen betreffe,
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ihre mitabgesandten zu ablegung ihrer relation verraist und sy deren hof-
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fentlich mit gueter resolution und verrichtung in kurtzem alhier wider er-
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warthen theten. Sy erinnerten sich auch, waß fur billiche conditiones von
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Spanien der cron Franckreich angebotten worden und wolten das ihrige
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gern bey der sachen thuen, könten sy waß richten, wohl unnd guet, wo-
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fern nicht, so wolten sy still schweigen, hetten aber gegen Franckreich sich
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soweit erklert, es wiese sy auch ihre confoederation

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Vertragsgrundlage der frz.-ndl. Beziehungen waren die Verträge vom 15. April 1634 und
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8. Februar 1635 sowie vom 1. März 1644 (Drucke: DuMont VI.1, 68–72, 80–85, 293f.,
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294f.).
nicht dahin, daß sy in
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einem ewigen krieg verpleiben wolten. Sonsten haben sy die Spanische ple-
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nipotentiarios von ihrer redligkeit und aufrichtigen mannier im tractiren
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sehr gelobt und sich mit ihnen uber die massen wohl vergnügt zu sein er-
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zaigt .

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Recommendirten mir dabey nochmahls die Pfaltzische sach, daß ich mir die
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restitution der pfaltzgraven bestermassen angelegen sein lassen wolte, melde-
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ten iedoch dabey soviel, daß sy, die pfaltzgraven, endtlichen mit dem achten
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electorat und noch einem stuckh von der Oberen neben der Unteren Pfaltz
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sich begnügen lassen würden, darwider ihre churfurstliche durchlauchtt in
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Bayren sich auch so hoch zu beschweren nit ursach würden haben, weilen sy
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die 13 millionen nicht völlig, sondern den thaler, wie er damahls in der lan-
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gen muntz gegolten, zu acht oder zehen gulden und also fölglich auch die
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andere geldtsorten in weit höherem werth, alß sy ietzo seindt, außgegeben
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und angeschlagen hetten unnd sich wohl mit ein million oder vier contenti-
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ren könten

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Anspielung auf die Geldentwertung der Kipper- und Wipperzeit in den frühen zwanziger Jah-
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ren .
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Ich hab ihnen replicirt, daß bey ihrer churfurstlichen durchlauchtt des nach-
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lasß halber ahn der summa nichts zu erhalten sein würde, sonderen sy ver-
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mög ihrer in handen habenden verschreibung vollig contentirt werden mue-
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sten , sy würden auch zu behaubtung ihrer praetension noch ferner mit geldt
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und volckh ihr eusseristes thuen und ihro von der summa nichts abziehen
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lassen.

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