Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
383. Volmar an Kurz Münster 1644 September 2

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Volmar an Kurz


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Münster 1644 September 2

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Eigh. Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. A fol. 3–3’, 6, PS fol. 4.

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Bitte um Entscheidung wegen Abberufung und um Information über den Stand der kurtrierischen
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Sache. PS: Militärische Nachrichten.

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Ewer Gnaden ist bewust, waßgestalt die Römische Kayserliche mayestät,
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mein allergnedigster herr, uff der fürstlichen durchlaucht Claudia, verwit-
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tibter ertzherzogin zu Österreich, meiner gnedigsten fraw, beschehen inn-
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stendig ansuechen mir gnedigste licentz ertheilt, daß ich mich uff ankunfft
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meines successoris widerumb nach Ynsprukh begeben möchte . Nun hab
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ich biß daher zugewarttet in hoffnung, desselben fürderlichste abraiß von
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Wien zu vernemmen, damit ich gleichergestalt meine sachen allhie darnach
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anstellen und mich desto bequemblicher auff den abgang gefaßt machen
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möchte. Seitemaln mir aber biß daher von ime nichts bestendigs einlangen,

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sondern verlautten will, daß er sich diser commission etwan beschweren
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solte, hingegen aber mein gnedigste fraw mir bereits underschiedlich mahln
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erinnerung gethan, meine abraiß zu befürdern, also hab ich nit umbgehen
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mögen, Ewer Gnaden hierunder mit disem kleinen brieflein anzelangen und
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gehorsamblich ze bitten, sie wolten an ihrem ortt daran sein, daß die erset-
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zung meiner hiesigen function nit auffgehalten, sondern derjenig, so an
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mein statt verordnet, unverzoglich hieher abgeferttigt werde. Dann solte ich
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mich biß in winter hinein auffhalten müessen, so wurde mir alsdann die
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raiß in vil weeg desto beschwerlicher fallen.

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Mir were sonst an meinem ortt wenig daran gelegen geweßt, wann schon
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ir fürstliche durchlaucht die Oberösterreichische hofcantzlerstell, wo ie
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einiger verenderung vonnöthen sein soll, mit einem andern tauglichen
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subiecto zu ersetzen und ir Kayserliche mayestet mich bei hiesiger function
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noch ferner zu gebrauchen allergnedigst gefallen hette, wofern sich anderst
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meine qualiteten so weit erstreckhen und dardurch solchem schweern werkh
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genugsamb obgewarttet werden mögen. Dann ich die zeit meines lebens
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sovil wol gelernet, daß ich mich in diser meiner zeitlichen wanderschafft
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keines bestendigen heimbwesens zu versehen haben mag, und gilte mir also
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gleich, ich wer allhie oder zu Ynsprukh. Nachdem es aber auff dise resolution
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gefallen, so ist mir auch angelegen, mit ehistem zu wissen, wessen ich mich
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endtlich zu versehen haben könde.

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Solte aber wider all mein hoffnung dise gefaßte resolution widerumb ge-
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endert werden, so hab ich hiebei Ewer Gnaden sovil gehorsamblich pitten
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wollen, sie geruhend, bei Kayserlicher mayestät erinnerung ze thuen, ob nit
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dem herrn grafen von Nassau und mir der status controversiae mit dem
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herrn churfürsten von Trier möchte communicirt werden, damit wir denn-
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selben recht begreiffen und kunfftig zu begebenden fällen unß dessen bedie-
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nen köndten. Dann ich sehe, das die Franzosen fast in allen ihren scartaccien,
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so hin und wider außgesprengt werden, selbige sich pro caussa belli iusta
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et praecipua allegiren, und möchten wol etiam ex nostris vil ihrer meinung
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sein, sonderlich wann man bei ietziger der Frantzosen am Reinstromb für-
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brechender graßierung zu denn tractaten solte schreitten müessen.

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PS Rosenhane gibt aus, Torstensson habe kaiserliche Befehle an Gallas aufgefangen,
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daß dieser nach Schlesien marschieren und sich mit dem Feldmarschall Gf. Götzen

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Gf. Johann von Götzen (1599–1645), bayrischer und kaiserlicher Feldmarschall. Über ihn vgl.
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ADB 24 S. 784 .

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vereinigen solle. Um diesem zuvorzukommen, sei Torstensson eilends aus Holstein
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aufgebrochen. Wie nun aber dises außgeben keine verisimilitudinem mit sich
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füert, also scheint, daß es einzig dahien angesechen, bei der koniglichen
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würden in Dennemarkh einige gelosia zu erlenckhen, als begehrten ir
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Kayserliche mayestät dero den kriegslast uffm halß ze lassen.

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