Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
272. Lamberg und Krane an Nassau und Volmar Osnabrück 1645 Oktober 30
Osnabrück 1645 Oktober 30
Ausfertigung: Den Haag A IV 1628 nr. 18 = Druckvorlage – Kopie: RK , FrA Fasz. 92
VI nr. 876 fol. 356–358; Giessen 206 nr. 117 S. 754–760 – Druck: Gärtner VI nr. 129
S. 601–605.
Zeitpunkt der Amnestie. Geleitbriefe für die Mediatstände. Mitteilung der französischen Forde-
rungen auf das Elsaß an die protestantischen Reichsstände. Fernbleiben der katholischen Reichs-
stände von Osnabrück.
In einer Konferenz mit den schwedischen Gesandten haben wir keine Eröffnung auf
die kaiserliche Responsion erhalten können. Die Schweden haben Geleitbriefe für die
Bevollmächtigten der Stadt Erfurt verlangt. Bey dem puncto amnistiae sein sie
auf deme bestanden, daß man würde ad annum 1618 kommen müßen. Wie
wir aber replicirt, daß solches ex parte coronae Sueciae, alß welche allererst
anno 1630 mit Keyserlicher mayestät in krieg khommen, mit fuege nit prae-
tendirt werden khönte, haben sie hingegen erinnert, daß doch die Keyser-
lichen abgesandten zu Münster selbst schon der Pfältzischen sach bey denen
Franzosen gedacht und also von dem termino anni trigesimi in effectu auß-
gesetzt hetten. Wir haben darauf geantwortet, daß solches nit der meinung
geschehen, umb dhadurch von bemeltem termino außzusetzen, sondern
umb den Franzosen ire unbefuegnis zu praesentiren, warumb sich der Pfalt-
zischen sach nit anzunhemmen, noch die sach vom jahr 1630 weiters zurück-
zusetzen zu praetendiren heten. Welchs wir Ewer Liebden … ploß zur
wißenschafft und nachricht anzeigen wollen, dhamit sie wißen mögen, wie
sich die gegentheil dero discursen mißbrauchen wöllen.
Gelangt aber dabei ahn dieselbe unser dienstfreundtliche, auch underthenig-
und dienstliche bitt, mit denen Churmeintzischen oder dha sie es vor nötig
erachten mögten, denen sämbtlichen churfürstlichen daraus zu communi-
ciren und deren guetachten uns zu überschreiben, weßen wir unß wegen
Erfurth zu erclehren hetten. Wir vermuthen, es solten unß die Schweedi-
schen auff erlangten paß für selbe stad bei diesem punct wegen vergleittung
der mediatorum ferners nichts zuemuthen, wiewol sie sich gleichwol nit
darzu verbinden oder ulteriori instantiae renuntiiren wöllen. Mit Stralsondt
scheint, daß sie ire vorige praetension fallen lassen, haben sich auch zum
andern mahl in discurs gegen unß vernhemmen laßen, daß sie dem Römi-
schen reich nichts begehrten zu entziehen; wir besorgen aber, under diesen
worthen lige ein betrug.
Und demnach wir aus Ewer Liebden … iüngstem schreiben
Am 27. Oktober hatten Nassau und Volmar noch einmal daran erinnert, die Meinung der
Deputierten Straßburgs und Colmars zu den französischen Forderungen auf die Vorderöster-
reichischen Lande zu erfahren (Konzept: RK , FrA Fasz. 92 VI nr. 873 fol. 352 – Kopie:
Den Haag A IV 1628 nr. 18; Giessen 204 nr. 140 S. 1168–1169; ebenda 206 nr. 114
S. 727–728 – Druck: Gärtner VI nr. 121 S. 566). Vgl. [ auch nr. 258. ]
nhommen , daß die Franzosen ire praetension auf das Elsaß und umbligende
örter gerichtet, so haben wir die fürstlich Altenburgische sambt den stadt
Straßburgischen und Colmarischen zu unß erfordert und denselben dieß
unbilligs insinuiren vorgehalten. Die haben auf sich genhommen, mit andern
alhie anweesenden fürsten und stendten daraus zu communiciren; ist ihnen
aber solchs insinuiren sehr unvermuethlich vorkommen, und sonderlich hat
der Straßburgischer wie auch Colmarischer erinnert, daß die cron Franck-
reich die confoederirte stendte bei dem Hailbrunner schluß
Am 23. April 1633 schlossen Axel Oxenstierna und einige evangelische Reichsstände in Schwa-
ben , Franken, am Ober- und Niederrhein den Heilbronner Bund ( Druck: J. DuMont VI 1
S. 50ff. ); vgl. J. Kretzschmar und APW [ I S. 361 Anm. 2. ]
sichern laßen, daß sie vom reich daß geringste nit abzureißen oder zu prae-
tendiern begehre, massen auch alle deren particular mit Colmar und anderen
stetten getroffene accord (deren bemelter Colmarischer vermeint, under-
schiedtliche zu banden zu bringen) selbige praecaution und außzeigung
deutlich in sich begrieffen, und scheint es, daß gleichwol die protestirende
hierin eins sein werden, von des reichs landen nichts zurückzulaßen. Waß
nun deswegen ferners von den Colmarischen oder anderen möchte zu han-
den gebracht werden, wollen wir Ewer Liebden … zu communiciren nit
underlaßen.
Schließlich haben wir denselben anzeigen sollen, waßgestalt der Burgundi-
scher abgesandter gestrigstags bei unß gewesen und angezeigt, daß er nun
3 wochen alhie sich aufhalte, aber gar nit sehe, daß einige von den catholi-
schen stendten herzukommen; wölte noch dise eingehende woche zuwar-
ten , dafern aber dhazwischen kheine andere catholische stendte hiehero
erscheinen würden, wolte er auch wieder nach Münster zurückkheren.