Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
80. Ferdinand III. an Trauttmansdorff, Lamberg und Krane Linz 1646 Mai 8

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Ferdinand III. an Trauttmansdorff, Lamberg und Krane


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Linz 1646 Mai 8

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 51b fol. 1–1’, 10 = Druckvorlage – Kopie: Giessen 207 nr. 112
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S. 433–435 – Konzept: RK FrA Fasz. 51b fol. 6–9 – Druck: Gärtner IX nr. 105, 662ff. Gutachten der deputierten Räte (Kurz, Gebhardt, Söldner, Walderode) und Conclusum des
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Geheimen Rates (Slawata, Martinitz, Kurz, Kollowrat, Kuefstein, Prücklmair, Gebhardt),
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[ Linz ] 1646 Mai 8. Konzept: RK FrA Fasz. 51b fol. 2–5

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Das Gutachten ist bezüglich der Duplik deutlich ausführlicher und daher als Textanmerkung
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abgedruckt. Die Passagen zum hessen-kasselischen Memorial und der Unterredung Lambergs
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mit Oxenstierna entsprechen inhaltlich, nicht aber wörtlich der Weisung. Im Schlußteil
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(fol. 4’–5) bezieht sich das Gutachten auf nicht näher bestimmbare Protokolle zur Frage der
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Abtretung geistlicher Güter sowie auf nr. 27 und den dort geäußerten Wunsch nach Übersen-
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dung des Briefwechsels Gustav Adolfs mit Béthlen Gabor (vgl. [ nr. 27 Anm. 5 ] ).
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Duplik für Schweden. Zweifel an ehrlicher Friedensneigung der Kronen. Verfahren gegenüber
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hessen-kasselischen Forderungen. Schwedische Satisfaktion.

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Rezepisse auf

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11 nr. 39 ] Im Gutachten (fol. 2): Die gehorsambiste räth haben befunden, daß alles, so iezt
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abgelesen, auf dreyen passibus beruehen thuet: 1. auf der approbation des proiects zur
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duplica, 2. auf dem zwischen dem grafen von Lamberg und Oxenstern vorgangenen
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discurs und drittens auf dem von dem Oxenstern bey diser conferenz übergebenen Hes-
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sen Casselischen memorials.
nr. 39.

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145,11–146,4 Sovil – gebrauchen] Im Gutachten (fol. 2–3) ist hierzu ausgeführt: Sovil daß
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erste betrifft, demnach bevorab erscheinen will, daß der friedt vor ieziger campagna
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weder von der cron Schweden oder Franckhreich nit zu erheben, auch ihre intentiones
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noch auf ein zeit ad continuationem belli gestelt möchten sein und sich nun die gehor-
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sambiste räth erinnern, daß in der von der cron Schweeden mündtlich abgelegten und
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mehr aber von ihren in offenen truckh gebrachten replic

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Die schwed. Replik vom 7. Januar 1646 (vgl. APW II A 3 nr. 84 und 85) wurde als Flug-
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schrift veröffentlicht; verschiedene Drucke verzeichnet beispielsweise Sv. förh. nr.n 598–603.
die iustitia belli ex parte coro-
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nae Suecicae merckhlich propugniert, an seiten aber Euer Kayserlicher Majestät abge-
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sandten zweifelsohne in contrarium darüber nit vil geanthwortt worden, damit man su-
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per iustitia belli beederseits nit in weitläuffigkeit gerathen möchte, nun aber ungewiß, ob
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die cron Schweeden dise ihre replic sich nit vielmehr zu iustification der cron actionen
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umb sovil mehr gebrauchen möcht wöllen, wan in der duplic die iustitia belli ex parte
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Vestrae Maiestatis auch undefendierter verbliebe, also wollen zwar die gehorsambste re-
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the der underthenigsten meinung sein, daß die derentwegen Euer Kayserlicher Majestät
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von disem vorgebrachte defension der gerechtigkeit ihro und ihres herren vattern actio-
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nen in etwas dieser duplic möchte eingerucket werden. Dieweilen aber dise a voto der
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stendt depe〈n〉diert, welches aber den geh〈orsamsten〉 rethen zue ersehen nit zu-
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komm 〈t〉, alß wissen sie kein anders geh〈or〉sambst einzurathen, alß daß, wan 〈es〉
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die zeit erleiden thete, nicht unr〈at〉samb sein möchte, daß Euer Kayserliche Majestät
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daß votum der stendte zuvor noch ersehen und alßdan uber die duplic eines entlichen
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sich resolvieren könnten.
Sovil nun daß verfaste concept der duplic anlangen thuet,
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lassen wir unß solches gnädigst belieben. Da aber gleichwol eüch die occa-

[p. 146] [scan. 226]


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sion an die handt kombt, so wöllet die iustitiam belli unserseits zu defendie-
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ren nicht underlassen, zumahlen ie lenger, ie mehr zweiflig, ob die cronen
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dißer tractaten nit viel mehr sich zum krieg alß zu andern intentionen gesint
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sein zu gebrauchen.

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5 Was – ander] Bevor im Gutachten auf Hessen-Kassel eingegangen wird, werden (fol. 3–3’)
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zwei andere Punkte angesprochen: Betreffendt ferrner dise duplic, fünden die gehorsambi-
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ste reth dieselbe gar wohl und mit guettem bedacht aufgesezt, stellen allein zu Euer
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Kayserlicher Majestät weiterm nachdenckhen, 1. wo gemelt würdt in puncto amnistiae,
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daß bey mehrerer concedierung Euer Kayserlicher Majestät herren vatter allerhöchstsee-
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ligister gedechtnus actiones schimpf und disreputation leiden möchte, ob es nit besser
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were, ein solchen passum zu übergehen, zumahlen, was noch umb friedens willen nach-
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gesehen werden möchte, keinem potentaten zu schimpf, viel weniger zu abbruch seiner
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ehren gereichen thete, und da auch die tractatus in ein und anderm passu mitlerweil
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etwas anders zu thuen an die handt geben, so wurde es fast daß ansehen haben ex pro-
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pria confessione, daß Euer Kayserliche Majestät dero herrn vatters ehr nit in genueg-
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sambe obacht genommen hetten .
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2. daß wortt „legitimi administrationis“; ist vor erinnert worden, daß solche wortt auß-
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zulassen , darbey lest man es noch bewenden .
Was dan vors ander die landtgreffin von Hessen Cassel betreffen thuet, da
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seindt wir der meinung, ihr werdet ewer absehen auf daß erstes übergebene
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memorial und nicht auf dises letstes gerichtet haben, daher dan bey dem
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punct in duplicis auf das vorige memorial und nicht auf dises letste die sach
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specifice zu stellen ist

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Zu den hessen-kasselischen Forderungen vgl. APW II A 3 nr. 85 Beilage [ 2 ] und nr. 161 Bei-
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lage
[ 1 ] ( absönderliche Gravamina und Postulata von 1646 Januar 28/Februar 7) sowie in
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diesem Band nr. 39 Beilage [ 3 ] ( neue Postulata von 1646 April 15/25).
, dan wir über dises letste nit sehen, wie einige hand-
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lung anzustellen, sonder vilmehr daßselbe auf dergleichen zumahlen nit an-
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zutretten ist. Finden auch nit für rathsamb, daß etwan daß werckh auf die
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interessierte remittiert und selbe in dergleichen perplexitet gesezt werden, alß
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wan wir ihnen ein solches, als die landtgreffin begehrt, zumuethen wolten.

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Betreffendt die mit dir, dem graven von Lamberg, von dem Oxenstern vorge-
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habte discurs, würdt zu erwarthen sein, waß sowohl vom Torstensohn als
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auch aus Schweeden weiter erfolgen wirdt. Wir haben gleichwohl darbey mit
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nit geringer befrembdung vernommen, daß sich besagter Oxenstern zu clagen
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understehet, als wan denselbigen in puncto satisfactionis keine erclerung ge-
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schehen , da doch die vorige relationes vil ein anders außweisen. Und weiln
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bemelter Oxenstern in seinen gefüehrten discursibus alles auf den degen se-
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zen will, so habt ihr gleichergestalt eüch vernemmen zu lassen, daß man diß-
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orths auch nicht ungefast sein werde.

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