Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
81. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 Mai 8

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–/ 81 /–

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Trauttmansdorff an Ferdinand III.


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Münster 1646 Mai 8

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Eigh. Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50a Konv. A fol. 98–98’, 101, PS fol. 99, PPS fol. 99, praes.
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1646 Mai 17.

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Annahme der schwedischen Satisfaktionsforderungen: Entschädigung Brandenburgs durch Hal-
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berstadt , Abtretung geistlicher Güter, Pfalzfrage; Abfassung des kaiserlichen Textvorschlags für
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das IPO. Erhalt Breisachs kaum möglich. Formelle Waffenstillstandsverhandlungen von Schwe-
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den nicht erwünscht. Bayerische Forderungen.

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PS Contarini zu Breisach. PPS Grenze zum Osmanischen Reich, kaiserlicher Gesandter in Vene-
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dig .

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Vorgestert stundte alleß mit denen Schweden auf ein völigen bruch. Alß ich
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ihnen aber alleß, waß ich von Euer Kaiserlicher Majestät in befelch et recessu
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gehabt, eröffnet (wie Euer Kaiserliche Majestät solches auch den 24. Aprilis
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repetirt

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Vgl. nr. 29.
), haben sie die sprach strax geendert, allein recompens vor Chur-
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brandeburg , undt zwar Großglogau unndt Sagan, begert, welches ich abge-
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schlagen . Endlichen, weillen der Salvius vor etlich tagen anstel gedachter für-
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stenthumb daß stifft Halberstat begert, hab ich ihm solches gewilligt, wie
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solches Euer Kaiserliche Majestät etlich mallen allergenädigst befolchen, in
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puncto gravaminum mich auf 100 jhar eingelassen, wie Euer Kaiserliche Ma-
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jestät alleß mit merehrm auss dem Ossnabrugischen protocoll

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Vgl. nr. 79.
allergnädigst
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vernemen, also auch in der Pfälzischen sachen. Darauf sie begert, wier sollen
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das instrumentum pacis aufsezen, daß alleß, so wier verwilligt undt begert,
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einbringen. Darauf wolten sie sich auch auf einmal endlichen erkhlären, die
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protestanten wollen sie ad moderata consilia disponiren. 〈Iezo〉 ich solte
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dergleichen bey denen catholischen hie thuen, unterdessen wollen sie das in-
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strumentum pacis dort mit meinen collegis vergleichen, wan ich wider-
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khome , solches völig aggiustiren, nacher zu Lengering mit denen Franzosen
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zusamenkhomen unndt der sachen ein endt machen. |:Halberstatt:| ist erst
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nach 12. Novembris 1627 in |:catholische:| hendt khomen, hete ohnedaß vi-
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gore |:amnistiae:| müssen abgetreten werden. Sed haec in secreto servanda,
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ne plura petantur.

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Daß instrumentum pacis hab ich noch vor meinem abraisen von Ossna-
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brugkh durchsechen. Glaub, es möchte heut denen Schwedischen eingehen-
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digt werden. Alhie wil ich denen catholischen wegen vergleichung der grava-
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minum zusprechen, denen Franzosen die negativam wegen Breysach geben,
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nacher wider 〈nach〉 Ossnabrugkh (so zu endt diser wochen beschehen
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khan) reisen. Wegen |:Breisach:| wil ich alleß, waß Euer Kaiserliche Majestät

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befolchen, wol in acht nemen, aber es verlautet allerorten, daß die Franzosen
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khein fridt machen wollen, sie wären gern eher abgeschmirt.

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Deß armistitii halber haben die Schwedische gesandte gesagt, es derffe khei-
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ner formalitet, es seye re ipsa ein armistitium. Die exercitus seindt weit von-
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einander , werden einander nichts thuen, villeicht vergleich sich deßwegen der
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Torstenson mit ihrer durchlaucht, aber darauf ist sich nichts zu verlassen.
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Daß Euer Kaiserliche Majestät Churbayern einigen schaden bezallen sollen,
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wollen sich Euer Kaiserliche Majestät nuer nichts einlassen. Die unbilligkheit
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ist gar zu gross. Sessionem et votum säche ia |:Bayern:| gern, daß man
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Frankhreich gäbe, aber ist besser, man gebs in proprietatem; doch zweifel ich,
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ob daß Reich darein consentiren wölle. Hirmit seindt Euer Kaiserlicher Ma-
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jestät schreiben vom 24. undt 27. Aprilis

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Vermutlich nr. 29, nr. 30 und nr. 42.
allergehorsamist beantwortet.

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PS Jezo färt der Venedisch gesandte von mier wegkh. Der urgirt die zurukh-
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lassung Breysach wie die salvation seiner seel unndt der christenheit, mit con-
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testation , daß er vor gewiß wisse, daß ohne diesen plaz khein fridt sein
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werde, mit diesem aber alsobaldt unndt in continenti. Auch wan die Schwe-
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den schon nicht wolten, so wollen doch sie, Franzosen, schliessen etc. Ich
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hab ihm alleß eingeraumbt, waß Euer Kaiserliche Majestät mier befolchen, ia
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gar die demolitionem. Morgen unndt ubermorgen erwarte ich dieser Opera-
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tion undt dessen, so sich Schweden mit heutiger exhibition instrumenti pacis
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wegen angehengtem postulato, die Franzosen von dieser praetension abzu-
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manen , werden erkhlären. Daß waiß ich, daß es die Schweden nicht gern
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sechen, et sic nox nocti indicabit scientiam

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Vielleicht ein Wortspiel mit der geläufigen Redensart dies diem docet; zu dieser Büchmann ,
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71f.
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[ PPS ] Der Venetiger bittet von Euer Kaiserlicher Majestät noch 2 stukh ge-
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horsamst : 1. die confinia wider den Türgen besser zu fortificiren, 2. einen
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formalgesandten zu Venedig zu halten

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Ständige Vertreter des Ks.hofes in Venedig sind erst seit der 2. Hälfte des 16. Jh.s nachweisbar
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( Müller , Gesandtschaftswesen, 60). Als ksl. Ges. in Venedig war bis Ende des Jahres 1645
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Anton Gf. von Rabatta (Lebensdaten und -umstände konnten nicht ermittelt werden) tätig
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( Firpo , 1089; APW III C 2.3, 94R). Ob 1646 der Posten eines Ges. in Venedig vakant war,
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wurde nicht ermittelt.
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