Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
73. Trauttmansdorff an Nassau und Volmar Osnabrück 1646 Mai 5

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–/ 73 /–

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Trauttmansdorff an Nassau und Volmar


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Osnabrück 1646 Mai 5

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 VIII nr. 1195 fol. 485–485’, 488, [ praes. 1646 Mai 6 ].

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Unterredung mit schwedischen Gesandten über Duplik und Satisfaktionsforderungen. Termin für
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Abreise nach Münster. Hoffnung auf französischen Verzicht auf Breisach. Bemühen um französi-
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sche Unterstützung in der Pfalzfrage und gegen die protestantischen Forderungen in Religions-
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sachen .

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Rezepisse auf Schreiben vom 4. Mai

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Nassau und Volmar an Trauttmansdorff, Lamberg und Krane, Münster 1646 Mai 4. Kopie:
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Giessen 207 nr. 72 S. 253–254; ebenda 210 nr. 99 S. 1101 – Konzept: RK FrA Fasz. 92
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VIII nr. 1191 fol. 410.
. Nun ersehen meine herren auß hiebeyge-
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fugtem prothocollo, waßgestalt die Schwedische entschloßen, noch vor ihrer
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mit den Französischen gesandten in loco intermedio zwischen hier und Mün-
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ster verahnlasten conferenz uber unsere abgelegte duplicas und über den
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puncto satisfactionis zu unnß zu kommen und mit unnß sich eines und ande-
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ren zu underreden. Werde dahero deßen nothwendig erwarten müßen. Und
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da solches noch heüt oder morgen für sich ginge, wolte ich kunfftigen mon-
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tag [ 7. Mai ] von hinnen auffbrechen und mich mit dem ehisten alda bei mei-
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nem herren einfinden, zumahln ich die beysorg trage, wan ich unerwartet
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dieser conferenz mit den Schwedischen also gleich hinüberkommen solte, es
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möchtens die Schweden mir gleichsam vor einen bruch und auffstoßung der
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tractaten außdeuten.

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Sonst hab ich auch meinesorths die gewiße nachricht, daß die Franzosenn
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von Breisach weichen werden, zumahlen und da sie gleich nit wolten, sowol
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die Schweden alß die ständt des Reichs sich darzu nicht verstehen würden,
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daß ihnen, den Franzosen, diese vestung in händen bleiben solte. Eß schreye
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nun Churbayern darwieder, waß er wolle, so will ich, ehe dan ich solches
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eingehe, lieber auf- und darvonziehen.

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Im ubrigen halt ich deß Salvii discurs, den er gestert mit mir gehabt, mehrers
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für terriculamenta, alß daß sie darauff vestiglich zu beharren entschloßen
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seyen, und eß bleibt dießorths bey unserer instruction in allem. Jedoch
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würdte sonderlich der Pfältzischen sach halber vonöthen sein, daß die Chur-

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bayerische gesandten hiervon nachricht haben und bey denen Französischen
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gesandten starck underbawung thun, dan dieselbige ihrem versprechen we-
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gen manutention deß herren churfürsten bey der Obern Pfaltz und chur-
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dignitet nachkommen und darvon nicht außetzen, für einß.

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Zum anderen, daß auch meine herrenn vermittelst der mediatorum oder auch
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sonsten mit gelegenheit von sich selbsten bey den Französischen gesandten
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die erinnerung thun, nachdem es ihrer satisfaction halber nunmehr soweit
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richtig und haubtsächlich nichts mehr übrig, alß daß man wegen erhaltung
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der catholischen religion beederseits zusammenstehe, daß sie, die Frantzösi-
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schen gesandten, sich der sachen auch ihresorths mit allem fleiß annehmen
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unnd cooperiren wolten, damit die Schweden und protestirende von ihren
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unbillichen postulatis abgebracht und der catholischen vorschläge belibt wür-
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den . Im wiedrigen fall, und da sie sich deren nicht anders, alß wie biß-
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hero beschehen, annehmen würden, seye zu besorgen, daß die religion in
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Teutschlandt durch ihrer, der Frantzosen, connivenz vollendts gar under-
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truckt werde.

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Eß wollen aber meine herren mich berichten, wan die herren mediatores oder
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der conte de Penneranda vermeinten, daß ich mich alsobaldt hinuber verfü-
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gen solte, so will ich mich ungesaumbt dorthin erheben, dieweiln es nit un-
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dinlich sein würdt, daß wier unnß auch vorhin mit denen Franzosen, ehe sye
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mit den Schweden zusammenkommen, underreden.


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Beilage [ 1 ] zu nr. 73


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Protokoll, [ Osnabrück ] 1646 Mai 4. Kopie: RK FrA Fasz. 92 VIII nr. 1195 fol. 486–487 =
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Druckvorlage; TA Ka. 115 Z 9 nr. 83 unfol.

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Am 4. Mai 1646 hab ich, der graf von Trautmanßdorff, dem Schwedischen mitabgesandten,
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herrn Salvio, die visitam restituirt, dabey dan yetztgedachter Salvius von allen zu dieser
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friedenshandtlung gehörigen haubtpuncten zu discurriren angefangen, und zwarn erstlich
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de amnistia: Diese, sagt er, müsse uff annum 1618 zuruckgezogen und darunder auch die
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Pfaltzische sach und passirung der religionen und deren freyen exercitien in ihrer Kayserli-
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chen mayestät erblanden begriffen sein. Alß ich aber ihme entgegengesetzt, daß hierdurch
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eines so löblichen, frommen und heyligen Kaysers, wie weiland kayser Ferdinandus secun-
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dus gewesen, ganze Kayserliche regirung auffgehebt, zernichtet und außgetilgt wurde und,
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ehe man ahn seit ihrer Kayserlichen mayestät dieses eingehen solte, ehender alles zu trum-
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meren und uber ein hauffen gehen und catholischentheils man lieber sterben und verderben
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alß dieses zuegeben wolle, ich auch denen churfürstlich Sachsischen gesandten (alß dieselbe
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nit weniger wegen passirung der Augspurgischen confession in ihrer Kayserlichen majestätt
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erbkönigreich Böhmen und herzogthumb Schleßien angehalten) austrucklich gesagt, waß
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sie endtlich wegen der emigranten und eines hierzue zimlich weit hinaußgestelten termini
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und das der außlauf nicht so genaw gestrafft werden möchte, im befelch hetten, und daß es
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darbey sein verbleiben haben mueste

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Vgl. Nr. 56.
wie ingleichem das ihre churfürstliche durchlaucht in
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Bayern so wenig alß ihr Kayserliche mayestät sich zu der Pfalzischen sach anderer gestalt,
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alß wie berait veranlast, verstehen wurde, hat gedachter Salvius gemeldt, daß es der Pfalzi-
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schen sach halber bey der alternativa verbleiben müeste, zumaln Franckreich ein solches
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auch den Pfalzischen versprochen, und das mit der Underen Pfaltz alles daßienige, waß

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weiland pfalzgraff Friderich

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Der 1621 geächtete Friedrich V. (1596–1632), 1610 Kf. von der Pfalz, 1619 gewählter böh-
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mischer Kg. ( NDB V, 535f. ).
innengehabt und besessen (darunder er auch in specie die
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Bergstrassen mitbegriffen), restituirt werden muste. Und da, soviel die religion betreffe, daß
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sie daß Kayserliche patent, in Osterreich vorigs jahr publicirt

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Wurde nicht ermittelt.
, ratione deß außlaufs, privati
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exercitii und particularzusammenkunfft der Lutterischen in ihren heussern und daß auch
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ein solches ihnen nicht gestattet werden wolte, alhie und bey handen hetten, dieß könten sie
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nicht erdulden. Es mangelten auch nit leuth auß Böhmb und Osterreich, die daß werck
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alleweyl und zum hefftigsten sollicitirten. Ich hab wegen der religion mein vorigs wieder-
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holt , wegen der Pfaltzischen sach aber gesagt, daß Franckreich ihre churfürstliche durch-
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laucht in Bayern und dero abgesandten zue Munster des contrarium, und zwarn dessen
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versichern lassen, daß sie dieselbe bey der churdignitet und der Obern Pfalz manuteniren
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wolten.

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Von diesem ist er auff die gravamina kommen mit vermeldung, daß es der geistlichen inha-
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benden stiffter halben bey der perpetuitet sein ungeändertes verbleiben haben muste. Ich
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habe ihme die rationes in contrarium, warumb die catholische solches nicht eingehen wol-
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ten , mit mehrerem zu gemuth gefuhrt. Er, Salvius, aber sagte ungeschewet herauß, daß es
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sein mueste, wanß frieden werden solle. Die catholische hetten nunmehr sedem belli auff
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dem ihrigen, sie wurden sich schon darzue verstehen mussen.

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Das dritte wahr de puncto satisfactionis, da begehrte er zu der vorigen oblation noch deß
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ubrigen von Pommern. Hingegen solten ihr Kayserliche mayestät dem churfürsten zu Bran-
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denburg Jägerndorff

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Jägerndorf, schlesisches Mediatft., 1621 eingezogen ( Machilek , 104f.).
, Großglogaw und Sagan geben. Ich erinnerte ihne, Salvium, ihrer ge-
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thanen zugsag, daß sie von den erbländern nichts begeren wolten, auch sich deren in even-
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tum bereits verbindtlich begeben hetten, solte dahero diesohrts weiter nichts ruhren. Ille: Sie
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wolten dieser tagen zu den Kayserlichen gesandten kommen und mit denselben conferiren,
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wie endtlich alleß einzurichten, nacher zu Lengering mit den Franzosischen gesandten sich
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deß instrumenti pacis vollig vergleichen. Wurde alßdan bey denen Kayserlichen und catho-
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lischen stehen, ob sie die conditiones annehmen und friedt machen oder zurucklassen und
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krieg haben wolten.

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