Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
193. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 März 6

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Trauttmansdorff an Ferdinand III.


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Münster 1646 März 6

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Ausfertigung: RK , FrA Faz. 50b fol. 4–5 = Drucklage – Konzept: TA, Ka. 109
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unfol.

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Pfalz.

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Gestern nachmittag hat sich bey mir der Pfaltzisch abgeordnete Philipß
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Sträiff von Lawenstein lauth copeylich beygefugten creditius ahngemeldt,
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welchen ich zwar mit seinem vortrag ahngehört, aber darmit ahn daß chur-
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fürstliche collegium alß in dieser sachen allerseits belibte interpositores ge-
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wiesen . Warauff er mir zur andtwort geben, daß er sich zwar der anno 1641

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bei dem letztgehaltenen reichstag zue Regenspurg allerseits beliebten inter-
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position erinnere und zufolg deren die tractaten anno 1642 zu Wien ihren
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anfang genohmmen; es seye aber auch der könig in Dennemarck vermittelß
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seiner gesandtschafft darbey gewesen, welche sich anitzo nicht zur stell
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befinde.

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Weiln dan Churmaintz und Churcöllen bey der sachen selbst interessirt
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wehren, also thete seinem herrn (welchen er durchgehendt im reden einen
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churfursten titulirt) deren interposition in etwaß verdächtig vorkommen
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und hette darfur gehalten, daß es besser sein würde, wan er sich ahn die
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frembdte cronen hielte, und zwarn vermittelß der amnistia auff anno 1618,
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weyln soviel stuck hin und wieder von der Pfaltz kommen, in integrum
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restituirt würde.

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Ich hab ihme nicht verwehren können, daß er seinen herrn nit einen chur-
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fursten nennen solte, und geantwortet, daß er nicht besser thun könte, nach-
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deme dieses eine sach, welche nit vor die frembde cronen, sondern Ewer
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Kaiserliche Mayestät, churfursten und stände gehörte, alß wan er sich ahn
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daß churfurstliche collegium halten, bey dem Maintzischen directorio sich
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ahngeben und daselbst die sach reassumiren thete. Sonst seye man zue Wien
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wegen der Underpfaltz albereit zimlich weit kommen, und wan Chur-
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bayeren seiner dreyzehen millionen halber contentirt, so würdt es auch mit
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der Oberpfaltz leichtlich zur richtigkeit gelangen. Er replicirte, wie daß er
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vernohmmen, samb ihre churfurstliche durchlaucht sich erklert haben sol-
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ten , daß sie den Pfaltzischen erben von ihren landten nichts zuvorenthal-
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ten begehrten. Ich andtwortete, daß solches diesen verstandt hette, wan
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Churbayeren vorhero seiner dreyzehen millionen contentirt wehre. Ewer
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Kayserliche Mayestätt hetten seiner chrufurstlichen durchlaucht zu dem
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endt die Oberpfaltz eingeraumbt, solche würden sie nit dahinden noch auß
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handen lassen, biß und so lang seiner churfurstlichen durchlaucht in Bayern
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völlige satisfaction beschehen wehre, und diesem nechst möchte sich auch
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der chur halber ein solches mittell treffen und finden lassen, daß sein, des
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abgeordtneten gnedigster herr, darmit wol zu frieden würde sein können.
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Er hat sich sonsten in seinem ahnbringen ganz demuhtig gestelt, von Ewer
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Kayserlichen Mayestätt sonderlich mit höchstem respect geredt und mit
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nachmaliger recommendation der sachen seinen abscheidt genohmmen.

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Welches ahnbringen ich alsobaldt den Churbayerischen abgesandten durch
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den secretarium Schröder zu dem endt communiciren lassen, darmit sie dar-
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von ihrem gnedigsten herrn bey heütiger post nachricht erstatten könten.
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Der von Hasenlahn hat ihnen allein gehört, sich der communication be-
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danckt und vernehmen lassen, daß er gern höre, daß ich den Pfaltzischen
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abgesandten ahn das churfurstliche collegium verwiesen und hielte darfur,
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das es nicht schaden könte, wan daß Churmaintzische directorium auch
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fur sich selbst die Pfältzische wegen der reassumption der sachen erinnerte.
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Sie, die Churbayerischen, wolten sich ihres ohrts gefast halten und wan

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ihnen zur handtlung angesagt wurde, daßjenige vorbringen, waß sie im
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befelch hetten, welches haubtsächlich dahin außlauffen thet, daß sie sich
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an ihre Kayserliche mayestätt alß haubtschuldner halten theten und wan
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ihnen die dreyzehen millionen baar bezahlt wurden, alßdan das landt ab-
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zutretten erbietig wehren oder aber ahn ihr verschriebenes underpfandt,
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das ländtlein ob der Endts, sich halten würden; gab aber darbey soviel zu
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verstehen, das ihme lieber das landt alß daß gelt wehre.


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Beilage
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Fehlt.

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