Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
7. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1645 Dezember 4

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–/ 7 /–

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Trauttmansdorff an Ferdinand III.


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Münster 1645 Dezember 4

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Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. B fol. 38–45, praes. 1645 Dezember 18 =
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Druckvorlage – Konzept: TA, Ka. 111 unfol.

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Drängen auf Ausgabe der französischen Replik. Visiten und Revisiten. Achte Kur. Keine
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übereilten Angebote an die Feinde.

[p. 8] [scan. 56]


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Hinweis auf die Relation vom 30. November

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Vgl. APW II A 2 S. 683.
. Am gleichen Tag haben die
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Mediatoren

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Der päpstl. Nuntius Fabius Chigi und der venetianische Botschafter Alvise Contarini.
mich, Trauttmansdorff, besucht und die Beschwerde der Fran-
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zosen
, daß ich die Spanier

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Zur Zusammensetzung der spanischen Delegation vgl. APW III D 1 S. 345f.
vor ihnen besucht habe, überbracht; ich wies
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dies zurück. Die Franzosen haben gegenüber den Mediatoren weiter ver-
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lauten
lassen, wan Ewer Kayserliche Mayestät sich disorths gegen der cron
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Franckhreich wohl erkleren würden, daß sy, die Frantzosen, auch ihres
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orths mitwürckhen wolten, damit deroselben nit allein die Böheimische son-
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deren auch die Römische cron erblich verpleiben solte. Wie ich aber dieses
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mehr auf ein außforschung, auf daß man sich dieserseits in puncto satisfac-
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tionis desto geschwinder heraußlassen möchte, angesehen zu sein ver-
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merckht , hab ich hinwiderumb geantwortet, daß Ewer Kayserlichen Maye-
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stät gedanckhen gar nit seyen, einige erblichkeit im Reich zu suchen noch
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eintzige assistenz wieder des Reichs herkommen und freye wahl, sondern
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einen billichen unnd bestendigen frieden zu schliessen begerten. Zu dessen
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befürderung nun sy, die mediatores, besagte Frantzösische ministros er-
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inneren wolten, sich ihres orths mit ihrer replica unnd praetension nicht
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auff-, sonderen versichert zu halten, daß man sich dieserseits hinwiderumb
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der billigkeit gemeeß unverlengt erkleren werde.

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Da die Franzosen auf die Visite drängten, habe ich, Trauttmansdorff, sie
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schon am 2. Dezember empfangen. Beide Seiten beteuerten ihren Friedens-
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willen
. Um Longueville nicht zu verletzen und um andererseits das Prädi-
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kat
alteza zu vermeiden, habe ich den französischen Hauptbevollmächtig-
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ten
signor duca et vostre excellenzia tituliert.

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Am gleichen Nachmittag habe ich den Spaniern die Revisite erstattet und
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die kurmainzische Delegation

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Zur Zusammensetzung vgl. APW III D 1 S. 347f. Die kurmainzischen Interessen in
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Münster vertraten Cratz und Raigersperger.
empfangen.

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Am 3. Dezember habe ich den Mediatoren die Revisite erstattet und die
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kurtrierischen

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Zur Zusammensetzung dieser Delegation vgl. AWP III D 1 S. 348.
und die kurkölnischen

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Zur Zusammensetzung der kurkölnischen Delegation vgl. APW III D 1 S. 348.
Gesandten empfangen.

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Am 4. Dezember haben wir, Nassau und Volmar, in Münster einen Aus-
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schuß kurfürstlicher und fürstlicher Gesandter empfangen

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Vgl. nr. 11.
.

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Am gleichen Tag habe ich, Trauttmansdorff, bei den Franzosen die Revi-
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site abgelegt, wobei die Franzosen betonten, daß der Friede mit dem Kaiser
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leicht, mit Spanien hingegen schwer werden würde.

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Am Nachmittag haben die Kurbayerischen

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Zur Zusammensetzung der kurbay. Delegation vgl. APW III D 1 S. 348.
mich besucht und unterstri-
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chen
, daß die Kronen zur achten Kur neigten. Churmayntz, Trier, Cöllen

[p. 9] [scan. 57]


1
unnd Brandenburg seyen nit darwieder, mit bitt, daß ich auch meinerseiths
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das werckh befürderen helffen wolte.

3
Ich hab ihnen wegen des achten electorats geantwortet, das ich darauß mit
4
den Churmayntzischen zu reden anlaß nehmen wolte, unnd dafern die-
5
selbe , wie auch die andere chur-, fursten unnd ständt ihrestheilß darwieder
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kein bedenckhen haben würden, daß ich auch meinestheilß dasienige mir
7
alles fleisses angelegen sein lassen wolte, waß Ewer Kayserliche Mayestät
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mir hierunter anbefehlen würden. Wan aber das werckh selbst in die hand-
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lung kommen solte, so würden Ewer Kayserliche Mayestät alß könig in
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Böheimb unnd zugleich churfurst des Reichs auch das ihrige zur sachen zu
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reden unnd hiebey nicht weniger ihr interesse zu beobachten haben. Soviel
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aber die nothwendigkeit des friedens betreffen thete, hab ich ihnen mit
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mehrerem zu gemüth geführt, daß man sich mit vielem versprechen gegen
14
denen frembden cronen nicht praecipitiren müeste, zumahlen die ständt des
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Reichs auch bey allen abkommenen kräfften nunmehr recht die augen zu
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eröffnen beginten unnd wohl erkenten, daß wan man gleich einerseits den
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Frantzosen Elsas, das Gott behüete, in handen lassen solte, man doch dar-
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durch noch weniger hernechst alß ietzt gesichert sein würde, daß sy nit,
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wan es ihnen nur gefellig unnd gelegen sein wirdt, vollendts den gantzen
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Schwabisch-, Franckhisch- und Bayrischen crayß an sich reissen. Anderseits
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aber, da man den Schwedischen die in Pommeren, Meckhelburg und der-
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orthen occupirten seehaven und vestungen gantz lassen solte, die commercia
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sonderlich bey den hansee- und anderen stätten des Reichs gantz darnieder-
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ligen und zugrundt würden gehen müessen, in denen, wan solche von
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Schwedischen an außwertigen orthen erkaufft und zu schiff an ein- und
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anderen von ihnen inhabenden meerporten gebracht werden solten, man
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ihrer, der Schweden, gnad leben und in gefahr stehen müeste, die
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commercia von ihnen nochmahls und eben so hoch, alß sy zum erstenmahl
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erkaufft, zu redimiren. Dan weilen sy den grossen zoll in Sundt

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Im Brömsebroer Frieden mit Dänemark von 1645 August 13 (Druck: Sverg. Trakt. V,
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2 S. 595–626) hatte Schweden für die Bewohner des Mutterlandes wie seiner Eroberun-
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gen im Ostseeraum, ausgenommen Pommern und Wismar, die Zollfreiheit in Sund und
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Belt für alle auf eigenen wie ausländischen Schiffen transportierten Waren durchsetzen
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können. Vgl. die Artikel 1–11, 16, 17 und 34 des Brömsebröer Vertrages und G.
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Lorenz S. 55.
unnd
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anderen orthen befreyet, können sy die merces also leicht geben, daß die
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hanseestätt, die den grossen zohl bezahlen müessen, solches nicht thuen
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können, sonderen darüber verderben müesten, dahero sy, die ständt, unnd
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sonderlich die stätte, wie man die nachricht hette, nicht zuegeben wolten,
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daß denen Schweden die occupirte seeporten verpleiben solten.

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Sy haben mir wegen des electorats geantworttet, daß sy Ewer Kayserliche
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Mayestät alß könig in Böheimb nicht außzuschliessen noch ihro zuwider zu
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sein begerten, wegen nothwendigkeit des fridens aber ihre gewöhnliche
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argumenta, doch mit was zweiffelhafftigkeit widerhohlt.

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