Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
82. Trauttmansdorff an Ferdinand III Osnabrück 1646 Januar 7

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Trauttmansdorff an Ferdinand III.


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Osnabrück 1646 Januar 7

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Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 50b fol. 5–5’, 8 = Druckvorlage-Kopie: Ebenda Fasz.
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50b fol. 6–7 – Konzept: TA, Ka. 124 fol. 39–40’.

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Neigung Friedrich Heinrichs zum Frieden mit Spanien.

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Alß ich mich zu Cöllen ein tag oder etlich aufgehalten

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Vom 18.–23. November 1645. Vgl. RK , FrA Fasz. 50a, Konv. A fol. 11–13’.
, hat mir der von
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Blumenthal under andern gesagt, wie das der prinz von Oranien

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Friedrich Heinrichv. Oranien (1584–1647), Statthalter der Republik der Vereinigten
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Niederlande (1625–1647). Vgl. P. J. Blok IV S. 322ff.
einen
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absonderlichen mann

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Konnte nicht ermittelt werden.
aldort habe, welcher auf der staden von Hollandt
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residentens Billerbeck

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Heinrich von Bilderbeck (1583–1653), seit 1630 (?) staatischer und kurbrandenburgi-
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scher Resident in Köln. Freundliche Auskunft des Stadtarchiv Köln .
thuen und lassen achtung gebe und waß von demsel-
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ben negotiirt wirdt, solches seinen herrn hinwiederumb in geheimb avisire
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und berichte.

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Dieser nun hat sich in werender meiner newlichen anwesenheit alda zu

[p. 111] [scan. 159]


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Cöllen bey gedachtem Blumenthal angeben und mir durch denselben insi-
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nuiren lassen, es hetten die Spanische ministri zu underschiedtlich mahlen
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bey seinem herrn, dem prinzen von Oranien, ein und andern anwurff und
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offerta entweder zum frieden oder einem treves thuen lassen, daß werck
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aber an sich selbst niemahls recht incaminirt, noch expresse begert, was er,
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der prinz, hiebey operiren soll.

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Nun seye sein herr zum frieden nicht ungeneigt gewesen, wie noch, wan
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mans nur am rechten orth und also angegriffen hette, daß solches nit zu
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fruhe oder alßbaldt offenbar und kundtbar gemacht und er dardurch von
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seiner gueten intention abgehalten worden were. Welches er mir in ver-
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trawen eröffnen wolte, ob ich mich vielleicht dieser gelegenheit bedienen
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oder dißfahls gehöriger orthen erinnerung thuen wolte.

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Ob nun wohl dieß eine sach, die meiner commission directe nicht anhengig,
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so hab ich doch die an handt gegebene apertura nicht außschlagen wollen,
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und damit man des prinzen intention aigentlich vernehmen möge, ihme,
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dem bestelten, sagen lassen, das mir diese seine vertrewliche eröffnung lieb
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zu vernehmen seye; und wan man nur wissen möchte, ob er noch der mai-
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nung und auf waß waiß derselb darvor halte, das das werck anzugreiffen,
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das es dieserseits an gebürender gegenbezaigung nit mangelen werde.

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Hierauff schreibt mir der von Blumenthal under dato Cölln, den 26. De-
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cembris 1645

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Wurde nicht ermittelt.
, es habe sich obgedachter mann bey ihme wiederumb ange-
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meldt und ihme folgenden bericht zuegebracht. Sein principal were erbie-
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tig , zur handt zu gehen, wan er nur erst aigentlich wissen möchte, waß man
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von ihme begern wurde, mit anzeig, daß zween weeg weren: 1. Alß zu ope-
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riren mit Franckreich und dem hauß Österreich oder 2. zwischen Hollandt
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und Österreich. Zu beeden möchte man iezo die gemüetter mehr alß vor
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diesem inclinirt befinden, und daß auß diesen ursachen, weilln Portugal so
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verratherisch die ihrige auß Brasil getrieben und des ganzen landes ausser
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vier kleinen pläze sich bemechtigt hette, welche ihrer sorg nach, ehe und
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zuvor eine armada dahin geschickt werde, auch wohl möchten verloren
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sein. So weren sy entschlossen, eine grosse macht dahin zu schicken, welches
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sy sicherer, wan sie hier frieden oder tresves hetten, wurden thuen können.
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Sy weren resolvirt, sowohl in Portugal selbst alß in Brasilien volck zu
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schicken. 2. So weren viel leuth, welche vor diesem nit gemeint, noch ge-
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glaubet hetten, daß Spanien so baldt werde herunter gebracht, noch der
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Franzoß seine macht in so kurzer zeit so weit extendiren werde. 3. So
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lieffen des königs in Engellandt sachen sehr übel, welchem aber alßdan,
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wan Franckreich friedt mit dem Reich und hauß Osterreich hette, sein prin-
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cipal so viel besser gnugsame assistenz bey andern königen suchen könte. Es
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müeste aber die sach, wan etwas drauß werden solte, viel anders angefan-
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gen werden, alß wie die ministri zu Brüssel theten. Da der marchese Castel

[p. 112] [scan. 160]


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Rodrigo

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Don Manuel de Moura y Cortereal, marqués de Castel Rodrigo (gest. 1652), von 1641–
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1644 spanischer Botschafter beim K., Oktober 1644–Oktober 1647 Statthalter der
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spanischen Niederlande. Auf Befehl Philipps IV. hatten die span. Gesandten in Münster
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zu allen Entscheidungen seine Zustimmung einzuholen. Vgl. BNB XV Sp. 318–319.
einen brief an die sambtliche Generalstaden und an seinen princi-
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pal offentlich geschickt hette, welcher umb alle gelosia bey Franckreich
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zu verhüetten, dem monsieur de la Strade

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Godefroy marquis, später comte d’Estrades (1607–1686), franz. Militär und Diplomat,
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zwischen 1639 und 1646 häufig im diplomatischen Auftrag im Haag. Vgl. NBG XVI
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Sp. 569f.
hette müessen communicirt wer-
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den . Also müeste dieses durch ein einzige capable person tanquam aliud
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agendo angebracht und recht angezeigt werden, was man begerte und da-
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gegen zu thuen gemeint were, warüber er ferner antwort erwarten wolte.

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Nun hab ich biß dato weder den Spanischen ministris zu Münster noch
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auch zu Brüssel hiervon einige nachricht gegeben, noch auch mich ohne ge-
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messenen Kayserlichen bevelch der sachen weder viel noch wenig annem-
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ben , sondern Ewer Kayserliche Majestät zu dero weiterm allergenedigsten
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nachdencken hiervon gehorsamisten bericht erstatten und deroselben bene-
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bens anheimb stellen wollen, ob sy etwa dorten dem duca di Terranuova

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Don Diego d’Aragón y Pignatelli, Duque de Terranova (gest. 1679), span. Botschafter in
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Wien von 1646–Dezember 1648. Vgl. Repertorium I S. 516.

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darvon parte geben lassen wolten. Dem conte Pegnaranda will ich in zuver-
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lässiger geheimb ein und anders communiciren, ob und wieweit derselbe
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sich des wercks bey ieziger erwartender ankunfft der Hollendischen ge-
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sandten zu Munster, so aber die resolutiones von denen Generalstaden im
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Haag, wo der prinz praesidirt, einholen müessen, bedienen möchte.

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