Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
157. Auersperg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1644 Januar 21

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–/ 157 /–

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Auersperg und Krane an Ferdinand III.


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Osnabrück 1644 Januar 21

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Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 36–37’, 39–40, Auflösung der Chiffre fol. 38,
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praes. 1644 Februar 7 = Druckvorlage. Kanzleivermerk: Hievon abschrifft für herrn general-
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leutenandt Gallass, item für herrn reichsvicekanzler – Kopie: ebenda Fasz. 92 I ad
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nr. 147 fol. 750–751’; Giessen 203 fol. 736’–739–Druck: Gärtner II nr. 144 S. 383–387.

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Schwedisches Waffenstillstandsangebot durch Grießheim. – Vorschläge zur Kriegführung in Nord-
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deutschland
.

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Ahm 17. dießs ist der königlich Polnische agent, der von Grießheimb,
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hiedürch nacher Hamburg underm schein seiner privatgeschefften halben
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gereiset, von unns einen paß begehrt, den wir ihme auch mittgetheilt, und
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in discursu vermeldet, der Schwedische resident zu Cassel, N. Wolff

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Dr. Hermann Wolff.
ge-
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nandt , habe ihme, von Grießheimb, zu verstehen geben, ob wehre die cron
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Schweden nit ungeneigt, ein stilstandt der wapffen mit Ewer Kayserlichen
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Mayestätt uff ein jahr unnd vielleicht mitt dießem beding, daß Olmitz und
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alle andere in den erblanden noch einhabende örtter abgetretten auch mit
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Erffurth und Leipzig ein leidentlicher vergleich der contribution halben
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auffgerichtet werden sölle, einzugehen. Der Salvius wüste auch von dießem
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consilio, unnd begehre er, von Grießheimb, von unns zu vernehmen, dha
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ethwo der Törstensohn dergleichen anwürff bey ihme thuen unnd deßhalben
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volmacht vorweisen würde, ob er, der von Grießheimb, sölchs alß eine
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angenehme sach ahn Ewer Mayestätt allerunderthänigst hinderbringen
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dörffte, darbey er allerhandt persuasiones gebraucht, warümb sölchs ethwo
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annemblich sein würde, alß under andern, daß man dardürch lufft erlangen
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würde, dero Kayserliche wapffen sogar wieder Franckreich zu wenden.

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Wan wir nuhn auß allen ümbstenden alsopaldt vermerckt, daß dieß an-
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bringen uhrsprünglich von dem Salvio herkommen, ümb zwischen denen
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Dännischen unnd unns eine gelosey zu erwecken, dhamit dieselbe gegen
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dieße seithen ein mißtrawen setzen und soviell desto ehender zu eingehung
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eines friedenß mitt denen Schweden bewogen werden mögten oder auch,
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dhamit die churfürsten und ständt, sonderlich Saxen unnd Brandenburg,
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deren zustendige örtter die Schweden in handen behielten, dergleichen Ewer
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Kayserlichen Mayestätt unnd dero hochlöblich ertzhauß meistens allein vor-
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trägliche conditiones vor ein hochschädtliche versaumung ihres interesse
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außdeuten unnd dardürch zur unversöhnlichen offension angetrieben wür-
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den , alß haben wir geanthworttet, wir könten nit wißen, waß Ewer Mayestätt
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hiebey annehmlich sein würde oder nitt, soviell aber wüsten wir woll, daß
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Ewer Mayestätt nichts mehr alß ein algemein bestendiger friede lieb seie,

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warnach sie allezeitt höhistes verlangen getragen unnd nach trügen unnd
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unns zu sölchem endt mit gnugsaamer instruction unnd volmacht hiehin
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abgefertigt hetten, komme unns sönsten der vorschlag alß ein beneficium
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ordinis für, ümb zuvor Dennemarck und darnach unns desto mechtiger zu
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bekriegen und anzugreiffen.

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Dhamit sich auch der Salvius dießes anwurffs zu erweckung einiger gelosey
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bey denen Dennemarckischen nitt bedienen mögte, haben wir alsopaldt
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selbigen Dännischen gesandten von dießen verlauff, iedoch in generalibus,
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parte geben.

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Gedachter von Grießheimb berichtete unns auch, von dem Salvio gehört
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zu haben, daß derselb schon für vier monathen gewust, daß der Schwedische
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general Törstensohn order gehabt, Dennemarck anzufallen, unnd würden
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die Schweden die ursach, wodürch sie zu dießem einfall bewogen worden,
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erster tagen in trück geben

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Vgl. APW II C 1 nr. 100. Druck des schwedischen Manifestes, Stockholm 1644 Januar 16/26:
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M. C. Londorp V S. 846–859 ( deutsch ).
, warin auch würde eingeführt werden, waß deß
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general Bauditz

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Wolf Heinrich von Baudissin (1597–1646), polnischer Gesandter in Kopenhagen. Über ihn
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ADB 2 S. 136 .
negotiation in nahmen deß königs in Polen bey Denne-
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marck gewest, wie auch etliche sachen vom graff Pentzen, die cron Schweden
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könte vermittels der Dännischen reichßrhäte wie auch deß einhabers deß
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ertzstiffts Bremen (den sie ihnen woll affectionirt wüsten) taglich unnd wan
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sie nur wolten, bey Dennemarck frieden haben, unnd seie der könig der-
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gestalt eingesperret, daß er keinen paß zu werbungen offen nach einigen
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anderen orth darzu alß den ertzstifft Bremen haab; selbigen aber vorzu-
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kommen , wehre der Königßmarck dorthin, ümb in selbigen ertzstifft, so-
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baldt aldha einige werbung vorgenommen werden wöllen, einzufallen.
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|:Nun halten wir dise umbständte von grossem nachdenckhen unnd müessen
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nochmahls der gehorsambisten mainung sein, daß es hochnöttig und nuzlich
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seye, daß sich die Kayserliche armada gegen dem Königsmarckh nähere
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und aufs wenigist deß stiffts Halberstatt (wo nit auch deß erzstiffts Bremen)
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bemächtigen solle, wardurch man auch deß fürst Friederichs zu Holstein,
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innhabern deß erzstiffts wie auch der herzogen von Braunschweig Lünen-
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burg gemüeth, und wie dieselbe hiebey gesinnet und was man sich zu
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demselben zu verlassen, gleichsamb ungemerckht erforschet werden köndte;
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und weilen wir wissen, daß Ewer Kayserlichen Mayestät generalleutenandt

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Gallas. Über seinen Einfall in das Erzstift im Jahre 1638 vgl. W. von Bippen II S. 375.

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im erzstifft Bremen und der endts groß credit hatt und trefflich wol bekhandt
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ist und alle päß und gelegenheit weiß, so wirdt vermittelst dessen direction
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nit allein Ewer Kayserlichen Mayestät, dem heyligen Römischen reich,
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sondern auch dero hochlöblichen erzhauß ein so grosser dienst bey dieser
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gelegenheit beschehen können, alß wann in geraumer zeitt nit beschehen
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oder das iemahls beschehen werde, zu verhoffen:|.

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