Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
272. Ferdinand III. an Trauttmansdorff Bretznitz 1646 Juli 27

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–/ 272/ [295]

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Ferdinand III. an Trauttmansdorff


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Bretznitz

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Bresznice in Böhmen, etwa 70 km südwestlich von Prag ( Weltatlas T. 66).
1646 Juli 27

21
Ausfertigung (H.): TA Ka. 124 Teil I fol. 199–199’, 214 = Druckvorlage – Konzept: RK KrA
22
Fasz. 161 fol. 441–444.

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Bemühungen des Kaisers um bessere Beziehungen zu Spanien und ein besseres Verhältnis zwischen
24
Spanien und Kurbayern.

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Hinweis auf nr. 268 Beilage B. Anforderung eines Gutachtens Trauttmansdorffs
26
zu Verhandlungen über ein neues Bündnis zwischen Spanien, Kurbayern und dem
27
Kaiser und Bedingungen für Zahlung einer Unterstützung von 200 000–300 000
28
Gulden pro Jahr an Kurbayern. Beilagen.


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Beilagen [ 1] [ 3] zu nr. 272


30
Beilage [ 1] zu nr. 272

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Kf. Maximilian I. von Bayern an Ferdinand III., [ München 1646 Juli 15]. Ausfertigung des PS:
32
RK FrA Fasz. 52c II fol. 180–181 = Druckvorlage – Kopie: TA Ka. 124 Teil I fol.
33
202–204.

[p. 466] [scan. 546]


1
Euer Kayserliche Majestät geruehen auß denn under numero 1 und 2 beyligenden copien
2
zweyer schreiben, welche von dem Spanischen ambassador zue Münster, conte Pignaranda,
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abgangen und von den Französischen völckhern in Niderlandt intercipirt und von den
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Französischen plenipotentiariis zue Münster meinen gesandten alda communicirt worden,
5
mit mehrerm zu vernemmen, waßmassen die Spanische ministri sich auf allerley weg bemi-
6
hen, den friden im Römischen Reich zu verhindern und die mitel, welche Euer Mayestät
7
und dero gehorsame chur-, fürsten und ständt zu dessen befürderung ersprießlich zu sein
8
ermessen und bey den generalcongressen negociern laßen, zu verwerffen und zu contrami-
9
niern sich anmassen.

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Ingleichem haben Euer Mayestät auß der dritten beylag numero 3 genedigist zu vernem-
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men, waßmassen die Spanische abgesandte sich durch den Bruin gegen meinen gesandten
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mit der außtruckhlichen betroung erclert, wan im Römischen Reich friden gemacht und die
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cron Spanien mit dem Burgundischen craiß nit miteingeschlossen werden solte, daß sie daß
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Römische Reich derentwegen auf das eisserist verfolgen helffen wollen. Und obwohl meine
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gesandte ihme, Bruin, dise erleitherung gethan, daß man die cron Spanien von dem friden
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nit außzuschlissen begehre, wann sie nur selbsten auch sich mit Franckhreich der fridens-
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conditionen halber vergleichen köndt, daß man aber auf den widerigen fahl, da sich beede
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cronen nit miteinander vereinigen wolten, allein irethalber den krieg im Römischen Reich
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continuieren und dardurch dasselbig ganz zugrundtgehen laßen solle, solches sey wäder
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Euer Kayserlicher Mayestät noch der chur-, fürsten und stendten des Reichs intention und
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meinung und köndte denselben auch mit kheinem fueg zuegemuettet werden, so hat doch
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er, Bruin, sein vorige betroliche erclerung widerholt. Was nun nit allein chur-, fürsten und
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stendt auß disen ieztangezognen schreiben, erclerungen und intentionen der Spanischen
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ministri fir schwere nachgedenckhen, sonder auch die Französische und Schwedische pleni-
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potentiarii, alß welche ohnedaß bißher zum friden schlechten lust erscheinen lassen, fir ei-
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nen noch grössern hochmuett und gelegenheit fassen, ire hochgefehrliche dissegni wider
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Euer Mayestät, dero hochlöbliches hauß und daß ganze Römische Reich mit den waffen
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hinaußzutruckhen, daß alles khöndten Euer Majestät dero hocherleichten verstandt nach
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ohne fernere außführung von selbsten gnedigist ermessen.

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Zum andern geben auch obgemelte beede schreiben deß conte Pignaranda und sonderlich
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daß sub numero 2 zu erkhennen, waß die Spanische ministri in der Pfälzischen sachen für
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gefehrliche und Euer Mayestät gnädigsten resolution, welche sie durch ire commissarios zu
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Münster und Oßnabrugg den Französischen und Schwedischen plenipotentiariis inter alia
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media pacis tanquam conditionem sine qua non proponiern laßen, zuwiderlauffende consi-
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lia führen, wiewol nun der conte Pignaranda, alß man solche schreiben ime zue Münster
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vorgehalten, widersprochen, waß dergleichen geschriben zu haben, und ich sonsten auch
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etwas angestanden, ob die Spanische ministri, zumahl obangeregte Euer Mayestät in der
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Pfälzischen sachen gefaste billichmessige resolution inen wol bekhandt ist, sich waß darwi-
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der understehen. Nachdeme ich iedoch von Paris auß gleich bey der lestern post vermög der
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beylag numero 4 bericht worden, daß der Spanische ambassador zu Londen

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Alonso de Cárdenas (1592–1664), 1638–1655 span. Ges. in London ( Repertorium I, 517;
52
Loomie).
dergleichen
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auch negociern thüe, und ich mich dan noch unabfellig zu erindern hab, wie starckh sich die
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Spanische ministri anno 1622 und 1623 zu Regenspurg bemühet zu verhindern, daß die
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curwürde auf mich nit transferiert werde, so hab ich nicht khünden umbgehen, Euer Kay-
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serlicher Majestät von obangezognen schreiben communication zu thuen und darbey gehor-
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samblich zu bitten, sie wollen die Spanische ministros, da dieselbe waß solches, wie die
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beylagen mitbringen, wider alle bessere zuversicht und hoffnung vor sich haben solten, dar-
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von abmahnen und erindern, daß sie in Engellandt nit befördern, sondern villmehr verhin-
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dern helffen sollen, damit den pfalzgrafen zu hilff kheine völckher herauß ins Reich ge-
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schickht werden, in sonderbarer erwegung, daß nit allein Euer Mayestät Kaiserliche autho-
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ritet und reputation, sonder auch wegen der mir versprochnen schadloßhaltung und ge-

[p. 467] [scan. 547]


1
wehrschaff ihr merckhliches interesse und zugleich deß ganzen Römischen Reichs rhue-
2
und wolstandt daran gelegen, daß ich und mein hauß bey demjenigen, waß Euer Mayestät
3
herr vatter lobseligisten gedechtnuß in der Pfalzischen sachen recht- und billichmessiger-
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weiß disponirt und sie selbsten auch villfeltig confirmirt und guetgehaissen, noch firters
5
bestendig erhalten und der erlangten possession mit einigem gewalt nit entsezt noch zu
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solchem ende erst neue armaden auß Engellandt oder von andern orthen ins Reich herein-
7
geführt, sonder das dise Pfälzische differentien durch die vor disem mit gemainem consens
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und zuthuen aller interessenten und eben der cron Spanien selbsten angefangene und aniezo
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zu Münster reassumirte güettliche handlung und mitel genzlich accommodirt und hingelegt,
10
auch die pfalzgrafen und ihre favoriten in Engellandt und anderstwo von denen Spanischen
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ministris mehrers darzue ermahnet alß zu andern weitaussehenden gewalthettigen miteln
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verläuttet werden.


13
Beilagen [ 1.1] [ 1.4] zu Beilage [ 1] zu nr. 272


14
Beilage [ 1.1] zu Beilage [ 1] zu nr. 272

15
Peñaranda an Castel Rodrigo, Münster 1646 Juni 11. Kopie (span.): TA Ka. 124 Teil I
16
fol. 189–190.

17
Beilage [ 1.2] zu Beilage [ 1] zu nr. 272

18
Peñaranda an Castel Rodrigo, Münster 1646 Juni 11. Kopie (span.): TA Ka. 124 Teil I
19
fol. 192–193.

20
Beilage [ 1.3] zu Beilage [ 1] zu nr. 272

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Protokoll, Verhandlung der kurbayerischen Gesandten Haslang und Krebs mit dem spa-
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nischen
Gesandten Brun, Münster 1646 Juli 5. Kopie: TA Ka. 124 Teil I fol. 184–186’ =
23
Druckvorlage; RK FrA Fasz. 52c II fol. 8–9’, 16.

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Gestern, den 4. dis, ist der Spanische gesandte Brün bey uns gewesen ünd uns erzehlt,
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daß conte de Pignoranda und sie gestern collegialiter von den herrn Kayserlichen ver-
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standen hetten, was die Französische gesandten unß für intercipirte schreiben communi-
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cirt und wir derentwegen bey denen Kayserlichen geandtet hetten. Nun wusten sie zu-
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forderist von keinen intercipirten Hispanischen schreiben, wann auch schon dergleichen
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beschehen sein solte, müsten sie aus unserer relation wohl vernehmen, daß die Franzo-
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sen zuesäz gemacht müssen haben. Wir solten uns versichern, daß sie königliche befeh-
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lich hetten, welche der könig noch den 7., 10. und 14. Junii bekhrefftigt habe, daß ihr
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königliche mayestät in allem Kayserlicher mayestät, Euer Churfürstlicher Durchlaucht
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und dem Heyligen Reich durch alle mittel assistiren wollen, man solle ihnen nur eröff-
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nen, waß von Hispanien desiderirt werde.

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Es seye auch nit ohne, daß sie zuegleich befehlich hetten, wan Kayserliche mayestät oder
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andere die cron Hispanien verfolgen und auß dem frieden schliessen wollen, daß sie
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Kayserliche mayestät selbsten und alle andere wiedrige auff das euserist verfolgen solten,
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inmassen man dann auch auff solchen fall zwischen Spannien und Frankhreich einen
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heyrath treffen müste, wie es auch am Kayserlichen hoff auffgenommen wurde. Er ver-
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hoffte aber nit, daß es hierzue kommen solle, sondern vielmehr, daß man allerseits noch
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werde können den lieben frieden erheben.

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Nos haben ihme geantwortet, eben dasyehnige, waß die hern Französische unß commu-
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nicirt und wir den herrn Kayserlichen von den intercipirten Hispanischen schreiben
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proponirt. Wie nun die sachen beschaffen, liessen wir dahingestelt sein, wolten aber
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nicht verhoffen, daß ihre königliche mayestät in Hispanien werden in Engellandt durch
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ihrer ambasciatorn don Alphonso de Cardenas gegen Euer Churfürstliche Durchlaucht
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in der Pfälzischen sachen etwas wiedriges negotiiren lassen; daß ex parte Imperii man
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stets der mäinung gewesen, man solle auch dahin sehen, damit pax universalissima in der
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ganzen christenheit könne eingericht werden, seye genugsamb bekandt, es hetten aber
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die ständt deß Reichs insgemein sich dahin vermerkhen lassen, wann die cron Hispan-

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1
nien mit Frankhreich nit solte können oder sollen wollen den frieden machen und hier-
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bey etwan andere principia status bey sich befinden, welche den ständen deß Reichs
3
unbekandt seindt, werde die cron Hispanien dem Teutschland nit mißdeuten können,
4
daß solches den so hochnothwendigen frieden vor sich erhalte, ohne welchen evidenter
5
vor augen stehet ein volkhommener Untergang des Kaißerthumbs, des Reichs und aller
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ständen, dahero dann die allgemeine consilia Imperii in keinerley weeg können übel
7
auffgenommen werden, dan niemandt die mängel zum krieg besser wissen khan alß
8
eben dieyehnige, so armaden führen und ohne unterlaß die clagen, ruin, und abgang der
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quartier von denen ständen und soldaten vernehmen müssen. Insonderheit aber käme
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uns beschwerlich und frembdt vor, daß wir in den intercipirten schreiben von dem conte
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Penneranda einiger unwarheit bezüchtigt werden wolten.

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Ille: Es solte das Reich und dessen ständte der cron Frankhreich nicht zuviel vertrawen,
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dann selbige anderst nichts suchten alß die oppression deß Reichs. Man solle nicht daran
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zweifeln, daß die cron Frankhreich zwar vor dißmahl mit ihrem so grossem vorthl friedt
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machen möchte, aber eben dieses werde Österreich und Bayern vollendts zu boden nie-
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derlegen. Man solle sich nicht einbilden, daß dergleichen frieden lang dauren werde,
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sondern die Franzosen albereit bedacht, daß die nach erlangung solcher mechtiger landt-
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schafften undt wann sie zumahl in Niederlandt noch weiters uberhand nehmen, ganz
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Teutschlandt mit dem krieg anfüllen und obruiren wollen, waß alßdann das Römische
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Reich vor gestalt und formb an sich nehmen, was auch vor ein enderung mit fürsten und
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ständen furgehen möchte, könne ein yeder vernüfftiger mensch leichtlich comprehendi-
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ren, dann mit einem wortt anderst nichts alß die servitut des ganzen Teutschlandts ge-
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sucht wirdt. Was aber wegen beschuldigung der unwarheit gedacht worden, das wehren
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pur lautere calumniae und wurde sich nimmermehr finden, da auch einige schreiben
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intercipirt worden, daß davon das geringste gedacht worden. Sie, Spanische gesandten,
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wüsten, mit was fur einem respect sie an ihren könig schreiben solten. Dieses wehre nur
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erdichtung von den Franzosen, allerley unwillen zu erwekhen.

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Nos: Eß werden die sachen hoffentlich nicht also übel außschlagen, solte aber Got in
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seinem rath etwas anders verhengen wollen, muste man wohl sich in allem submittiren,
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unterdessen aber bey der sachen dasyehnige vornehmen, was die vernunfft und rechter
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verstandt mit sich bringet, dann ya das besser seye, mit etwas verlust den rest zu salviren,
32
alß alles in compromiss und auff die spiz zu sezen.

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Ille: Wann aber die coronae keinen ernst zum frieden, wie es dann grosse apparenz, ob
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dann Österreich und alle ständt der cron Frankhreich sich untergeben sollen und wol-
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len, dann auff dieses dörfften die sachen am allerersten außlauffen, dann bey uns nit
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stehet, den frieden zu machen, sondern bey den gegentheilen, diese aber betriegen unß
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von einem jahr zum andern, biß alles zunichten werde, alßdann werde man allererst den
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fehler erkhennen, aber dieses alles nichs mehr helffen.

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Nos: Die sachen werden auff solchen extremiteten nicht hienaußlauffen, es sey noch
40
etwas bessers zu hoffen, über welches wir noch dieses hinzuegesezt, wir hofften nicht,
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daß durch den Spannischen ambasciator in Engellandt in causa Palatiniana etwas wied-
42
riges solle negotiirt werden.

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Ille: Wir solten uns versichern, daß dergleichen befehlich selbiger gesandter nicht habe.
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Wann aber Kayserliche mayestät, Euer Churfürstliche Durchlaucht und das Reich die
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cron Spannien alß einen getrewen standt deß Reichs wegen des Burgundischen creisses
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von dem frieden außschliessen solten, wurde diese cron angetrungen, den Käiser und alle
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wiedrige auffs euserste zu verfolgen, und werde eß ihnen an gueten freunden, wann sie
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nur wollen, es ebensowenig mangeln alß der cron Frankhreich, aber Gott werde derglei-
49
chen extrema abwenden, sonsten aber begehren die Spanischen gesandten nur zu wissen,
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in wehme ihr mayestät in Spannien Euer Churfürstlicher Durchlaucht einige hilff und
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assistenz thuen köndte, darzue sie dann ihr eußerstes beysezen werden.

52
Nos: Haben uns dieses anerbiettens gebührendt bedankht und Euer Churfürstlicher
53
Durchlaucht gehorsambst zu berichten erbotten, übrigs aber wehre das rechte mittel,

[p. 469] [scan. 549]


1
alles noch in grössere confusion zu sezen. Wir unserstheils wünschen nichts mehrers, alß
2
daß zwischen cronen Hispanien und Frankhreich frieden werde, allein sehen wir die
3
meiste difficultet wegen Portugall und Cathalonien, warmit Teutschlandt ganz nichts zu
4
thuen. Die Franzosen wollen die Niederlanden von andern Hispanischen königreichen
5
und landtschafften nicht separiren, also müssen sie, die cronen, am besten wissen, ob
6
und wie sie endtlich auß den sachen khommen können. Unserstheils wünschen wir von
7
herzen, daß dergleichen ferner christen- und furnehmblich catholisches bluetbadt könne
8
verhüettet werden, allein seye vonnöthen, die handt dapfer an das werkh schlagen.

9
Beilage [ 1.4] zu Beilage [ 1] zu nr. 272

10
[Bagno an Kf. Maximilian I. von Bayern], Paris 1646 Juni 22. Kopie (it.): TA Ka. 124 Teil I
11
fol. 188.

12
Beilage [ 2] zu nr. 272

13
Ferdinand III. an Kf. Maximilian I. von Bayern, Linz 1646 Juli 18. Kopie: TA Ka. 124 Teil I
14
fol. 200–201’ = Druckvorlage – Konzept: RK FrA Fasz. 52c II fol. 176’–179; ebenda

49
Dieses zweite Konzept beruht auf dem Entwurf fol. 176’–179.
fol.
15
175–175’, 182–182’.

16
Rezepisse auf Beilage [ 1] mit Beilagen. An die spanische Urheberschaft des Schreibens kann ich
17
nicht glauben, ebnergestalt thuet mich des nuncii schreiben von Paris nit mehr glauben ma-
18
chen, dieweil ich mehr seine schreiben dahin gerichtet finde, wie er zwischen beeden unsern
19
haüsern diffidenz und mißverständ erwecke und odia zue verstehen gebe, deren ermelter
20
nuncius vilmehr Euer Liebden von dem Französischen alß Spanischen hoffe sincerieren und
21
warnen solte, geschweigendt der grossen contestationen, so er der fridlichen Franzößischen
22
intention halber bißhero gethan und die sich ietzo weit anderst, alß er vorgeben, im werckh
23
befinden. Eß ist auch vilmehr zue glauben, daß er mit dem cardinal Mazzarini eins, Euer
24
Liebden und die catholischen stende grosser hilffe zue getrösten, umb sie desto eher und
25
forterst Euer Liebden hauße zue praecipitieren, alß, nachdem er penetrativo und des Fran-
26
zößischen hoffs ubrigs kündig, nit lengst apprehendiert solte haben, daß die Franzößische
27
oblationes gantz andere fines alß den lieben friden vor sich müessen haben, dahero man dan
28
umb sovil mehr ursach hat, deß königs liebden bey disem allgemeinen friden zuemahln nit
29
zue praeteriern.

30
Und daß auch die Spanische ministri, da schon dergleichen ichtwaß, alß dise intercipierte
31
schreiben mit sich bringen, geschehen, von des königs liebden solche befelch nit müessen
32
gehabt haben, erscheint aber daßienige, so der Spanische gesante Bruin gegen Euer Liebden
33
ministros contestieret, auß beykommenden, mir erst iüngst von marches di Grana einge-
34
schickten schreiben und dessen beylag

50
Wurde nicht ermittelt.
, welches gleich bey einlangendem Euer Liebden
35
schreiben ich ohnedaß im werckh begriffen were, Euer Liebden zue communiciern, wie dan
36
auch daß nit weniger in deß königs liebden nahmen der alhie anwesende königlich Spani-
37
sche ambassador mit und neben einlangung diser königlichen antwortt mich versichert, daß
38
ermeltes königs liebden nichts mehrers alß Euer Liebden und dero hauses grandezza auf-
39
nehmen und conservation verlange und eines ebenmessigen von Euer Liebden sich getröste.
40
Ich will aber gleichwohl bemeltem marchese di Grana gemessen anbefehlen, daß er allen
41
fleiß anwende, zue wissen und von des königs liebden selbst zue vernehmen, ob dergleichen
42
ichtwaß dem zue Londen anwesenden Spanischen pottschafftern anbefohlen, und daß er uff
43
ein solchen fahl mit umbstenden deß königs liebden remonstriere, wie dergleichen des all-
44
gemeinen weesens dienst und ihrer liebden hierunter gefassten resolution und von sich ge-
45
gebnen erklerungen zuemahln entgegenlauffe. Ist auch leichtlich zu erachten, wie wenig
46
dem so hochnothwendigen friden mit concitierung noch mehrer feinden gegen dem Heyli-
47
gen Reich des königs liebden selbst gedient were. Disen sachen aber aufs beste abzuhelffen
48
ist kein bessers remedium, alß das man sich allerseits wohl und gnuegsamb sinceriere und

[p. 470] [scan. 550]


1
mit steiffer zuesammensezung alle dergleichen Franzößische, Schwedische und Pfältzische
2
consilia und einstrewungen zuenichten mache, wie ich dan nit zweifle, daß Euer Liebden
3
auß den in meinem anderweitigen an sie abgehenden schreiben begriffnen rationibus dem
4
werckh weiter nachdencken und daßienige ergreiffen werden, waß zue beeder unserer haü-
5
ser rettung und conservation eüsserst und unumbgenglich vonnöthen ist.

6
Beilage [ 3] zu nr. 272

7
Kf. Maximilian I. von Bayern an Ferdinand III., München 1646 Juli 21. Kopie: TA Ka. 124
8
Teil I fol. 206–207’, PS fol. 210–210’.

9
Militaria.

10
Beilage [ 3.1] zu Beilage [ 3] zu nr. 272

11
Kf. Ferdinand von Köln an Kf. Maximilian I. von Bayern, [Bonn 1646 Juli 15]. Kopie: TA
12
Ka. 124 Teil I fol. 208–208’.

13
Bericht zur Kriegslage.

14
Beilage [ 3.1.1] zu Beilage [ 3] zu nr. 272

15
Bericht über Einfall Turennes ins Erzstift Köln, s. l. s. d. Kopie: TA Ka. 124 Teil I fol.
16
212–213’.

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