Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
134. Ferdinand III. an Trauttmansdorff Linz 1646 Mai 29

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Ferdinand III. an Trauttmansdorff


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Linz 1646 Mai 29

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Ausfertigung (H.): TA Ka. 125 Bb 4f. nr. 5 fol. 147 = Druckvorlage – Konzept: RK FrA Fasz.
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52b fol. 133.

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Kaiserliche Erwiderung auf Protest des Erzherzogs Ferdinand Karl gegen Abtretung vorderöster-
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reichischer Lande an Frankreich.

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Aus nr. 112 habe ich verstanden, was ihr von dem Volmar für communication
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wegen des Ober und Undern Elsaß empfangen und mir darüber an des erz-

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herzogen Ferdinand Carls zu Österreich liebden zu schreiben gehorsambst
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eingerathen. Allermassen ich mir nun solch ewr guetachten gnädigst woll ge-
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fallen lasse, also habt ihr auch hiebey zu vernemen, was ich demselben gemäß
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an seine liebden gelangen lasse, so ich euch hiemit in originali sambt dessen
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abschrifft übersenden thue, mit dieser intention, das wofern ihr nit befindet,
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das diß unser schreiben an seine liebden dem Volmar nachtailig seye oder
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ihme bey seiner liebden, umb das er dero schreiben also communicirt, einen
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widerwillen oder ungleiches aufnemben gebehre, ihr solch unser schreiben
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also gleich von dort aus nacher Insprugk ablauffen lasset, wie ihr hierin wol
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recht zu thuen wissen werdet.


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Beilage [ 1] zu nr. 134


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Ferdinand III. an Ehg. Ferdinand Karl von Tirol, s. l. s. d. Kopie: TA Ka. 125 Bb 4f. nr. 5 fol.
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148–149.

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Mich hat mein obrist hofmaister, graf von Trautmanstorf, berichtet, waß Euer Liebden an
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den Vollmar underm dato des 8. dißes monats Maii gelangen lasßen

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Beilage [ 1] zu nr. 112.
und sich benebens
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beschwert, daß ich die sachen wegen des Elßaß so gar a parte tractirn und handlen und Euer
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Liebden davon einige communication nicht zukomben liesße, dahero sie verursacht, sich
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dißfalß an mich zu halten und, waß deroselben an landen und leüthen solte entzogen oder
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andern eingeraumbt werden, daß sie desßen billiche satisfaction bey mir zu ersuchen und zu
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begehren hetten, ich auch deroselben hingegen andere landschafften, alß Kärndten, oder
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sovill sich zu erlangung einer aequipollentsatisfaction gebüren wirdet, einraumben wurde.
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Nun zweiflet mir nit, Euer Liebden werden bey dero angetrettenen regierung berichtet wor-
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den sein, wie underschiedlichen mallen ich der erzherzogin, dero geliebten mutter, liebden
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zuegeschriben, daß sie dero aigne leut zu denn allgemeinen fridenstractaten abordnen und
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dero angehörigen landt und leut darbey vorkombendes interesse woll in obacht nemben
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lasßen wollen, inmasßen sie dan darauf auch denn Gollen dahin abgeschicht, welcher allen
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berathschlagungen in dem fürstinrath [!] beywohnet, deßgleichen auch er, Vollmar, sich bey
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allen handlungen befindet und dero interesse schuldigistermasßen in obacht nemben
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thuet.

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So habe ich auch noch gar zeitlich den Leonhard Pappußen

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Leonhard Pappus (1607–1677), Verfasser einer verbreiteten Gegenwartschronik des Dreißig-
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jährigen Krieges (vgl. Repgen, Geschichtsschreibung); 1628 Domherr in Konstanz, 1634
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Domherr in Augsburg, 1639 Res. der Ehg.in Claudia (vgl. [nr. 18 Anm. 1] ) am ksl. Hof, 1645
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Domdekan und 1646 Präsident des geistlichen Rates in Konstanz; 1648–52 Res. Tirols beim
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Ks., 1658 in Konstanz; 1647–1654 ksl. Ges. bei der Eidgenossenschaft, 1659–1660 ksl. Res.
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beim Papst ( Pappus, XV-XVIII; ADB XXV, 164f. ; Repertorium, 156, 166, 367, 369).
hieher begehrt und mit ime auß
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der sach mündlich conferirn lasßen und, alß er daß lezte mahl alhier anwesendt geweßen
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und sich schrifftlich zu beschaiden underthenigist gebetten, ime auch eine schrifftliche reso-
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lution underm dato des 21. Martii diß jahr zuestellen lasßen

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Wurde nicht ermittelt.
, welche er zweifelsohne gehö-
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riger orthen hinderbracht haben wirdet. Und zweifelt mir sonst gar nicht, Euer Liebden
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werden auß denen von ime, Vollmar, nach und nach eingeschickten gehorsamsten relationi-
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bus umbstendig berichtet worden sein, waß in dem ganzen fridenswerck mit der cron
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Franckreich negotirt worden und welchergestalt dieselbe auf überlasßung nit allein deß
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Obern und Undern Elßaß und Suntgaw, sondern auch der festung Preisach selbst bißher so
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hart bestandten, daß sie davon nit abgebracht werden können, und dahero daß werck umb

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erhebung deß so hochnottwendigen lieben fridens willen endlich dahin gediigen, daß man
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sich endlich mit gewisßer masß dahin erklert, denen Franzoßen daß Ober- und Niderelßaß
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und Suntgew jenseits des Rheins zu lasßen.

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Wie aber an sich selbsten billich daß, waß dißorts von Euer Liebden landen umb fridens
5
willen zuruckgelasßen wirdet, deroselben von dem gemeinen widerumb erstattet werde,
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also werden Euer Liebden auß dem iro ungezweiflet bereits communicirden pacification-
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proiect

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Ksl. Elsaßangebot vom 14. April 1646 ( Meiern III, 6 : Punkt 6).
ersechen haben, waß für ein ansehenliche summa gelts von der cron Franckreich für
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Euer Liebden zu bezahlen pro conditione sine qua non gefordert und außgesezt worden,
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wie ich mich dan nochmahlen bey denen stendten weitter eüßerist dahin bemüehen will,
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weil der fridt, so durch zurucklasßung vorbesagten Elßaßes erhebt wirdet, inen mit zum
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bessten kombt, daß sie auch iresorths proportionabiliter hierzue contribuirn wollen, damit
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Euer Liebden desto mehrere satisfaction gegeben werde.

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