Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
48. Nassau und Volmar an Trauttmansdorff Münster 1646 April 28

28
–/ 48/ [51]

29

Nassau und Volmar an Trauttmansdorff


30
Münster 1646 April 28

31
Kopie: RK FrA Fasz. 50b fol. 90–90’, PS [ Nassaus] fol. 90’ = Druckvorlage – Konzept:
32
ebenda Fasz. 92 VIII nr. 1174 fol. 374–375.

[p. 105] [scan. 185]


1
Schwedischer Einfall in Westfälischen Kreis, mögliche Auswirkungen auf Verhandlungen. Ge-
2
spräch mit den Mediatoren: Haltung Frankreichs; Bericht an bayerische Gesandte.

3
PS Gutachten der Reichsstände über die kaiserlichen Responsionen vom 25. September 1645 und
4
die Repliken der Kronen vom 7. Januar 1646.

5
Wier zweifelen nit, Ewer Excellenz werden bereiths die zeitung haben, daß die
6
völlige Schwedische armee in 4000 zu fues und 8000 pferd starck die Weeser
7
passiret und ihren zugk in daß stifft Paderborn

34
Hst. Paderborn, unter Bf. Dietrich von Fürstenberg (1546–1618; 1585 Bf.) gelang die Reka-
35
tholisierung des fast gänzlich prot. gewordenen Stiftes ( 2 LthK IV, 470f.; 2 LthK VII, 1343;
36
NDB III, 684f. ); Bf. war seit 1612 Kf. Ferdinand von Köln.
nehmen thue, welches dan
8
unsers erachtens erstlich darumb beschicht, weil die gegentheil sehen, daß es
9
nunmehr zu einem friedenschluß gelangen und darauf auch nothwendig zu
10
einem anstandt der waffen komen möcht, daß diese armada inmittelß denen
11
protestirenden ab undt den catholischen auf den halß gelegt und die in diesem
12
Westpahlischen craiß gehörige stieffter

37
Zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörten in Westfalen neben Paderborn auch
38
die Hst.e Minden, Münster, Osnabrück und Verden ( Schneider, 230).
damit geprest, mithin auch die hier-
13
innen stehende Kayserlichen waffen vollendts niedergelegt würden, zum an-
14
dern, auf daß solchergestalt die geistliche chur-, fursten undt ständt desto mehr
15
den protestierenden in puncto gravaminum ihre unbülliche zumuttungen ein-
16
zuwilligen genötigt, drittenß der landtgrafin zu Cassel die uberlassung ihrer an
17
die ertz- und stiefftern Maintz, Cöllen, Paderborn und Fulda wieder Gott, sein
18
heylige kirchen und alle billigkeith angeforderter landtgüeter

39
Zum Umfang der hessen-kasselischen Satisfaktionsforderungen siehe nr. 39 Beilage [3], vgl.
40
auch Bettenhäuser, 61 und den Eintrag im Diarium Wartenberg ( APW III C 3, 452ff.).
befürdert und
19
zum vierten dem herrn churfürsten von Brandenburg anstatt seiner satisfaction
20
gegen Pommern die Gülchschen, Clevschen und Bergische lande völlig einge-
21
raumbt, Pfaltz Neuburg aber davon abgewiesen werden

41
Nach dem Tod des kinderlosen Hg.s Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg (1562–1609)
42
wurden die Erbauseinandersetzungen 1614 durch den Vertrag von Xanten (1614 November
43
12; Druck: DuMont V.2, 259–261) interimistisch beendet. Jülich-Berg wurde Pfalz-Neu-
44
burg, Kleve-Mark-Ravensberg Brandenburg zugesprochen ( Janssen, 35, vgl. 431f.,
45
455–468).
.

22
Dieweil nun diese unvorsehene veranderung den friedenshandlungen einen
23
hochstbeschwerlichen und betaurlichen außgang sonder zweiffel verursachen
24
würdet, also haben wir vor eine nothurfft gehalten, sobaldt wir deß Servients
25
wiederkumfft vernommen, gestern nachmittag unß bey denn herren mediato-
26
ren anzumelden und sie zu ersuchen, nachdeme der Frantzoßen plenipoten-
27
tiarien erclarung auf unsere proposition in puncto satisfactionis jungst dahin-
28
gestellet worden, daß sie destwegen auch vorderist mit ihren confoederirten
29
reden müsten, sich allßdan weiter gegen unß erklaren wolten, nun aber der
30
Servient, so destwegen, wie vorgeben, nach Oßnabrug geraist, anietz wieder-
31
umb zuruckhkommen wehre, allß ersuchten wir sie, mediatores, sie wolten
32
sich bey denn Franzosischen plenipotentiariis erkundigen, worauf eß mit ei-
33
nem und anderm, sonderlich aber in puncto suspensionis armorum et causae

[p. 106] [scan. 186]


1
Palatinianae erwenden thett, damit wir unß darnach zu richten wüsten. Ne-
2
ben diesem haben wir ihnen auch obbedeutes vorhaben der Schwedischen
3
armata und waß vor beschwehrliche consequentien darauß zu gewarten stün-
4
den, vorgehalten, mit ersuchen, den Franzosen hirunter starckh zuzusprechen
5
und das unwiederbringliche praeiudicium der catholischen religion wohl für-
6
zubilden, wie sie sich auch dessen alleß erbiettig gemacht und ob diessem
7
beginnen ein sehr empfindliches mießfallen erzeigt haben. Eben diese be-
8
schaffenheit hab ich, Volmar, alsogleich auch den Churbayrischen gesandten
9
referiret und, weil sie hierauß leüchtlich erkennen möchten, daß man aller-
10
seits

31
10 von] Ergänzt aus Konzept.
von den gegentheillen hinders licht geführet werde, sie erinnert, daß
11
auch sie dessentwegen den Frantzossen starckh zusprechen wolten. Waß nun
12
von denselben vor ein antwort erfolgen thuet, daß wollen Ewer Exzellenz wir
13
alsobaldt berichten.

14

32
14 PS] In der Kopie ist an dieser Stelle hinzugefügt De manu comitis de Nassaw.
PS Die fürstlichen ständte haben unß gestern ihre bedenckhen uber die duplic
15
nit zugeschickhet mit der entschuldigung, der Churbayrische habe medicin
16
eingenommen. Diesen morgen aber umb 9 uhr kommen sie zu unß, selbiger
17
duplic bedenckhen einzulieffern.

Documents