Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
118. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1646 Mai 21

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Lamberg und Krane an Ferdinand III.


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Osnabrück 1646 Mai 21

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 51a fol. 73–76’, praes. 1646 Mai 28 – Druckvorlage – Kopie:
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KHA A 4 nr. 1628/20 unfol.; Giessen 207 nr. 108 S. 410–416 – Druck: Gärtner IX
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nr. 151, 852–857.

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Ausweichen der Schweden vor weiteren Beratungen mit den Kaiserlichen über den kaiserlichen
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Textvorschlag für das IPO und einen Waffenstillstand. Schwedische Truppenwerbungen.

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Verweis auf nr. 109. Nun haben wir auch dhazwischen von des herrn graven
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von Trautmansdorff exzellentz commission bekhommen, mit denen Schwee-
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dischen des armistitii halben zu reden, derentwegen unß an bemeltem sambs-
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tag [ 19. Mai ] abermahls ahnmelden und deütlich zu verstehen geben laßen,
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daß wir nit allein super instrumento pacis, sondern auch anderer sachen hal-
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ben mit denn Schweedischen gesandten zu communicirn hetten, und also
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eine stundt begehrt. Ist unß aber zum dritten mahl mit abschläglicher ant-
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wort begegnet, derentwegen wir verursacht worden, materiam armistitii,
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weiln selbe kheinen verzug leiden khönnen, durch meinen, des graffen von
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Lamberg, secretarium bey denen Schweedischen anbringen zu laßen, darauf
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die Schweedische die sach in bedacht genhommen und unß hernacher durch
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den legationis secretarium nomine Mylonium zu wißen thuen laßen, daß sie
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irestheils nit underlaßen hetten, dem Schweedischen general Torstensohn, so-
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paldt sich die sachen waß näher zur vergleichung geschickt, des armistitii
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halben zuzuschreiben

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Im April und Mai 1646 ist in APW II C 2 lediglich ein Schreiben des Ges. Oxenstierna an
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Torstenson, 1646 April 15/25, nachgewiesen: ebenda , 259 Z. 6.
, und vermutheten, dhamit verursacht zu haben, daß
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die Schweedische armee, nachdem die sachen mit Chursachßen vergliechen
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und die neutralitet bestettigt, iren marsch auf diese und nit wieder zurück auf
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die Österreichische erblande genhommen. Wölten auch ferners gern das irige

[p. 208] [scan. 288]


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hiebey thuen, allein weiln man noch niemals von einem generalarmistitio ge-
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redt , die sach in puncto satisfactionis noch nit völlig vergliechen, die übrige
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puncta, waß die stendte angehe, auch noch manglhafft und nit recht zum
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standt gebracht, so würde man ihnen verhöffentlich nit verdencken, daß sich
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dieses wercks ferners nit unterfangen khönten. Die armee müße zu leben
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haben.

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Wir haben mit weenigem erinnert, daß man sich nit versehen thete, daß beym
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puncto satisfactionis noch waß abgehen sölte. Des armistitii seie gleich an-
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fangs bey der ersten antwort ad propositionem Suecicam gnugsamb gedacht
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worden, würden sich auch sub armistitio die sachen viel beßer einrichten und
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vergleichen alß dergestalt per arma durchtringen laßen. Die armee habe örter
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gnug in ihrem gewaldt, wohvon sie leben khönte. Seie unnötig, deswegen
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mehr andere anzufallen, würde sönsten die Kayserliche armada auch herzu-
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zukhomen genötigt und alßdan alles schwehrer werden. Haben endtlich alles
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ad referendum aufgenhommen.

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Der secretarius entschüldigt es abermals, warumb die Schweedische der vor-
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gehabten conferentz seithero nit abwarten khönnen. Berichtete benebens,
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daß der Frantzösische resident, monsieur de La Barde, gleich itzo bey denen
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Schweedischen seie und die sachen, so dieselbe von Münster erwartet gehabt,
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uberbracht hette. Würde also die conferentz auf khünfftigen montag oder
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dinstag zwischen unß wol khönnen gehalten werden, zumahl dieienige con-
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ferentz , so die Schweedische mit denen Frantzosen in loco intermedio zu
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Lengerig vorgehabt, zurückgestelt seie.

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Demnach wir dan auß solcher, des Melonii, rede under anderm wahrge-
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nhommen , daß denen Schweedischen abgesandten die von Münster erwartete
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information, derentwegen die conferentz seithero außgestelt worden, nuh-
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mehr zukommen und es etwoh auf heüd oder morgen zu selbiger conferentz
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wol gelegenheit geben khönte, haben wir dardurch anlaaß genhomben, zu-
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mahl auch mehr wolgedachte ihr exzellentz herr graff von Trautmansdorff
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vorhero, ehe dan sie ire zurückkhombst anhero fortsetzen wöllen, des ver-
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laufs , wie es mit selbiger conferentz abgehen würde, berichtet zu sein ver-
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langt , unß abermals heüd darzu anzumelden. Hatt unß aber der Oxenstern in
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antwort wißen laßen, daß es die notturfft erfordere, daß die Schweedische
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vorhero ire conferentz mit denen Frantzösischen abgesandten in loco inter-
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medio hielten, ehe dan waß resolutive bey dieser conferentz (warbey gleich-
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wol auch des herrn graven von Trautmansdorff exzellentz, alß des capo lega-
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tionis Caesareae, gegenwarth vonnöthen sein würde) gerichtet werden könte,
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müste also biß dhahin außgestelt pleiben, sölten wir unß aber nichtsdesto-
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weeniger zue ihnen, Schweedischen, erheben wöllen, stündte solches zu un-
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serm belieben, würde sich aber von negotiis nichts handlen laßen, sondern,
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wie die Hollender redeten, es nur eine prätichen

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Nach dem ndl. Wort praten für reden, plaudern, schwatzen ( Gelderen / Wallis , 613f.).
sein, fuerunt formalia.
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Weiln wir dan auß dieser zum vierten mahl erfolgten abschläglichen antwort

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vermerckt, daß die Schweedische die conferentz fliehen und unsere gegen-
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warth bey denselben nit annhemblich, haben wir ihnen wißen laßen, daß des
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secretarii Melonii andeüten unß zu dieser abermähligen insinuation anlaaß
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geben. Würden sönsten, wan wir des rechten grundts, warumb die Schweedi-
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sche die conferentz noch zur zeit nit abwarten khönten, waß zeitlicher und
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vom anfang wehren berichtet gewest, ihnen dhamit kheinen verdruß verur-
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sacht haben, dissimulando, waß von den Hollendischen prätichen gedacht
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worden.

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Wir haben alsopaldt bey heütiger ordinari an mehr wolgedachten herrn gra-
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ven von Trautmansdorff exzellentz von diesem verlauf umbstendtlich be-
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richtet

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Konnte nicht ermittelt werden.
und kommen unß und vielen andern, auch theils protestirenden
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reichsständten selbst, diese tergiversation nachdencklich und also für, ob
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sölten die cronen mehr auf den krieg alß frieden gedencken, zumahl weldt-
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kündich , daß die werbung im nahmen der cron Schweeden allerörter mit
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mehrem eiffer alß zuvor niemaln fortgesetzt und sogar zu 40 reichsthaler
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auf einen man (wie unß die stifft Verdischen abgeordtneten

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Das Hst. Verden wurde auf dem WFK vertreten durch den Bf. von Osnabrück, Gf. Franz
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Wilhelm von Wartenberg (vgl. [ nr. 4 Anm. 9 ] ) und den Mindener Kanzler Dietrich Sieckmann
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(Lebensdaten und -umstände konnten nicht ermittelt werden), der hier gemeint sein dürfte
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( APW III D 1, 350).
noch heüd
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berichtet) gegeben werden. Scheint auch, daß sie in dem großen glück, so
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ihnen in diesem craiß mit eroberung so vieler örter gleichsamb in die handt
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laufft, verblindet worden.

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