Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
241. Trauttmansdorff, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1647 Februar 4

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–/ 241 /–

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Trauttmansdorff, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


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Osnabrück 1647 Februar 4

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53a fol. 1–1’ = Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/21
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unfol.; Giessen 208 nr. 136 p. 605–607; Giessen 209 nr. 28 p. 152–153.

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Verhandlung mit den schwedischen und kurbrandenburgischen Gesandten über die kurbranden-
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burgische Entschädigung sowie mit den protestierenden Ständen über die Aufnahme der
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Religionsverhandlungen.

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Auf die ksl. Weisung vom 18. Januar 1647 . Verweis auf nr. 235 Beilage 3 und
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auf die jetzt eingeschickten Beilagen.


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Beilage


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[1] Protokoll, [Osnabrück] 1647 Februar 1, 2, 3. Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol. 2–2’, 5–8’ =
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Druckvorlage; RK FrA Fasz. 91 II fol. 343–345’, 348–349; Giessen 208 nr. 135 p.
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597–605; Giessen 209 nr. 27 p. 142–152.

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[1647 Februar 1, 2]

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Seindt die Churbrandeburgische zu irer excellentz herrn obristhofmeister erfordert und
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dennselben, praesente illustrissimo comite de Lamberg, Volmar und Crane, fürgehalten
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worden: Nachdeme sie, Churbrandeburgische, irer excellentz gestriges tags von verglie-
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chenen satisfactionspraetension der cron Schweeden ahn den furstenthumb Pommeren
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anzeigen und darbey ein memorial, waß sie in nahmen irer churfürstlichen durchlauchtt
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zur recompens gegen solche abgetrettene lande erfordern theten, uberreichen laßen, alß
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hette man nit underlaßen, sich in selbigen memorial zu ersehen und die darin
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außgeführte bedencken und motiven wol zu überlegen. Weiln man sich dan schon
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hiebevorn dieser recompensae halber mit dem stifft Halberstatt und expectativa auf
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Magdeburg hette vernhemmen laßen, so seie daß werck mit allen nötigen conditionibus
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und bedingnuß, wie und welchergestalt in sölcher ertz- und stiffter uberlaßung gewilligt
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werden wölte, zu papyr gebracht, so itzo den abgesandten, wan es ihnen also gefällich,
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solte fürgelesen werden; prout declaratio fuit lecta et dictis legatis communicata eius
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tenoris, ut apposita copia sub numero 1 exhibet.

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Die abgesandte haben auf genhommenen bedacht geantwortet, daß sie sich einer solcher
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erclehrung nit versehen gehabt. Befinden dieselbe also abgefaßet, daß sich darüber ohne
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eingeholten churfürstlichen befehl nit resolvirn könten. Daß aequivalens seie gegen so
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ansehenliche zurückgelaßene stücke zu gering, könten es nach inhalt irer instruction nit
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annhemmen. Sölten sie sich aber allererst darüber bey ir churfürstlichen durchlauchtt
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ferner befehls erholen müeßen, würde es bey der friedenshandtlung einen verzug
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verursachen. Stelten es derohalben den Kayserlichen herren abgesandten zu bedencken
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anheimb, ob sich waß milter erclehren und die hochnötige handtlung dardurch
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befordern oder aber deroselben biß dhahin, daß ire churfürstliche durchlauchtt von
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diesem werck hinderbracht werden möegte, anstandt geben wölten. Ire excellentz herr
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obristhofmeister haben geantwortet: Man habe sich also erclehrt, wie man sich erclehren
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könte. Seie irer churfürstlichen durchlauchtt dardurch gnugsambe recompens wieder-
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fahren . Die handtlung könte kheinen fernern anstandt leiden. Sölten sich erclehren, ob

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sie die ahnerbottene recompens iis terminis, wie abgelesen worden, annhemmen wölten
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oder nit. Wiedrigenfalß wölte man mit den Schweedischen ad secundam partem
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alternativae tretten und etwoh mit weeniger müehe auß der sachen kommen. Die gantz
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weldt sage es, daß das aequivalens ubrig gnug seie, und sie, abgesandten, wölten sich
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allein opiniatriren. Man begehre, irer churfürstlichen durchlauchtt hiebey zu dienen,
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aber soviel, alß die billigkeit zulaße. Anfenglich seie Halberstadt nur aufm zurückfall,
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wan sich die vacantz bey Magdeburg begeben würdt, benebens auch der übernhamb der
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Heßen Caßlischen praetendirten satisfaction außgedingt worden. Itzo würden beyde
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ertz- und stiffter in perpetuum überlaßen und nichts von der Heßischen satisfaction
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gemeldet, auch die große anforderung der hinderstendigen reichsahnlagen von den
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dreyen stifftern Brandeburg, Havelberg und Lebus, so sich uff etliche tonnen goldts
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erstrecke, mit stilschweigen vorbeygangen. Und dha wolle man noch groß bedencken
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machen, ob eine so ansehenliche offerirte recompens anzunhemmen? Wan es sölte den
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reichsständten vorgetragen werden, würden die Churbrandeburgische gewißlich khei-
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nen beyfall haben, dha aber dennselben also gefällich, wölte mans noch heüd dem
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Churmaintzischen directorio anzeigen, dhamit es ahn die reichsräthe ad deliberandum
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gebracht werde. Illi: Wehren darauf nit instruirt. Glaubten es wol, daß der reichsstendte
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vota ungleich außschlagen dörfften. Dern etliche aber sein darbey interessirt und
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verlangten, die stiffter selbst zu überkommen, andere aber weith von Pommern entseßen
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und wüsten der lande gelegenheit nit. Ire churfürstliche durchlauchtt hetten der stiffter
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intrada uberlegen laßen; befinden, daß dieselbe mit der zurückgelaßenen Pommerischen
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landen einkhombsten bey weithen nit zulangen. Ihr excellentz: Die reichsmatricul könte
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nit betriegen, die gebe den außschlag, und zeige sich die ubermaaß von der stiffter
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einkommen selbst. Man wiße, waß Pommern für ein landt seie, wieviel öde und
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unfruchtbare örtter darin zu finden, hingegen die stiffter ahn grundt und boden so gut
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und fruchtbar, daß sie es den Pommerischen landen weith fürthuen. Dha müße bonitas
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terrae nit ab extrinseca mensura geometrica genhommen werden. Befinde sich offtmals,
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daß ein kleines landt ein großes in bonitate intrinseca ubertreffe, und müsten derglei-
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chen fürstenthumber und stiffter nit nach dem eüßerlichen ansehen, sondern nach der
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gelegenheit und denen regalien und herlichkeiten geschätzt werden. Der ertzstifft
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Magdeburg allein habe hundertunddreißigtaußendt thaler communibus annis eingetra-
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gen ; würde wol nit zu erweisen sein, daß Vorpommern iemalen so viel ertragen hab.
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Halberstatt thue iährlich zwischen 30 000 und 40 000 thaler. Seie gleichwol eine
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stättliche recompens gegen die cedirte lande. Illi verschwühren sich hoch, daß nit
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wüsten, wie sich verhalten sölten. Einmahl seie es wieder ire instruction, selbiges
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geringes aequivalent anzunhemmen. Insinuirten noch von Minden. Ire excellentz: Mit
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dem stifft Minden seie es noch res indecisa. Die catholische stendte getraweten,
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dennselben noch zu erhalten; dhahero denn Kaißerlichen gesandten nit wol anstehen
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würdte, für außschlag der sachen hirin denen stendten vorzugreiffen oder einig
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praeiudicium mit praecipitirter verordtnung zuzuziehen. Sie, Churbrandeburgische,
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könten sich mit der offerirten recompens wol vergnügen laßen und selbe mit danck
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annhemmen. Würden iren gnädigsten hern dardurch landt und leüthe erhalten und
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grösserer ungelegenheit fürkommen. Illi wölten denen sachen ferners nachdencken und
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nahmen dhamit abschiedt.

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Anderntags darnach ist der graff von Witgenstein zu mir, Volmar, kommen und sich
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erclehrt, daß die Churbrandeburgische mit der offerirten recompens zufrieden sein
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würden, wan nur noch eine zulag von geldt verwilligt werden möegte; so ich ad
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referendum angenhommen.

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[1647 Februar 2]

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Die protestirende ständte per deputatos, nhemblich die fürstlich Sachßen Altenburgi-
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sche , laßen bey irer excellentz umb beförderung der reichsgravaminum anhalten und
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schlagen daß mittel für, daß beides, der punctus gravaminum und satisfactionis Suecicae,
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möege pari passu abgehandtlet und der einer vor-, der ander nachmittag unter handt

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genhommen werden. Ihr excellentz, dhamit man sehe, daß ahn Kaißerlicher seithen
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khein mangl oder remora seie, belieben beydes mit erinnerung, daß die protestirende,
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auch die Schwedische gleichergestalt hirzu willich machen wölten. Und würde man sich
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alßdan des orts, woh die conferentz vorzunhemmen, baldt vergleichen können. Die
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protestirende sein mit sölcher erclehrung wol zufrieden und wöllen bey denen Schwee-
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dischen auch nötige erinnerung thuen.

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[1647 Februar 3]

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Auß befehl ir excellentz herrn obristen hofmeisters werden ich, Volmar, zum graffen
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von Oxenstern

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Vgl. APW III C 2 S. 806 Z. 30–807 Z. 25.
, ich, Cran, zum Salvio geschickt, umb anzutreiben, dhamit die
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handtlung sowol in puncto gravaminum alß satisfactionis Suedicae möege fortgesetzt
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werden, bevorab weiln sie, Schweedische, mit denen Churbrandeburgischen wegen der
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Pommerischen landen nuhmehr völlig vergliechen. Ist ahn beyden örtern in effectu auß
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einem mundt antwort erfolgt, nhemblich daß sich irestheils nit ließen zuwieder sein,
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beyde materias vorzunhemmen, wiewol es sich füeglicher schicken wölte, ordinem
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darbey zu halten und dem puncto satisfactionis zuvorderist abzuhelffen. Haben darauf
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ex memoriali

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Konnte nicht genau bestimmt werden; vermutlich das erste schwed. Projekt des schwed.
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Satisfaktionsartikels (Art. X IPO), das den ksl. Ges. am 26. Januar/5. Februar ausgehändigt
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wurde (vgl. nr. 245 Beilage 1).
abgelesen, waß zwischen ihnen und denen Churbrandeburgischen wegen
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der Pommerischen lande abgehandtlet worden und warauf die cron Schweeden ire
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fernere satisfaction setze, so haubtsachlich daßienige gewest, waß allemahl hiebevorn
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von ihnen in Mecklenburg, sodan am stifft und statt Bremen und Verden praetendirt
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worden. Der Salvius meldete dhabey, daß wol würde auß der sach zu kommen sein, wan
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nit der conte de Servient newe intrigi bey denen Hollendern erwecken dorffte. Der
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offerire denselben, ein großes und under andern plenam restitutionem Palatinorum,
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etiam quoad dignitatem electoralem, zuwege zu bringen, wan noch ein jahr den krieg
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continuiren wölten. Sie, Schwedische gesandte, wölten sich underreden und irer
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excellentz herrn obristen hofmeister ire meinung, waß hiebey zu thuen und wan die
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conferentz under unß angetretten werden möegte, morgen wißen und hingegen von
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deroselben auch ir erclehrung vernhemmen laßen. Atque ita a colloquio discessum.


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Beilage


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1 Erklärung der kaiserlichen Gesandten betreffend die kurbrandenburgische Entschädigung
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( Endliche Resolution ) (lat.), Osnabrück 1647 Februar 1. Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol.
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3–3’; RK FrA Fasz. 91 II fol. 346–347’; KHA A 4 nr. 1628/21 unfol.; Giessen 208 nr.
32
137 p. 607–609; Giessen 209 nr. 26 p. 139–142 – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XI nr.
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1612 fol. 430–431 (mit den getilgten Artikeln wegen des Hochstifts Minden und der 1,2
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Mill. Rt.); RK FrA Fasz. 92 XI nr. 1612 fol. 428–428’ (mit dem getilgten Artikel wegen
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des Hochstifts Minden) – Druck: Meiern , APW IV S. 281.

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