Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
82. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1646 Oktober 22

17
–/ 82/ [115]

18

Lamberg und Krane an Ferdinand III.


19
Osnabrück 1646 Oktober 22

20
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 51a fol. 49–51’ = Druckvorlage – Kopie: Giessen 207 nr. 346 p.
21
1298–1303.

22
Diskurs de la Courts über den französischen Friedenseifer und das Interesse an der katholischen
23
Sache. Krankheit von Salvius.

24
Auf die ksl. Weisung vom 2. Oktober 1646

34
Ausf.: RK FrA Fasz. 51b fol. 2–2’ – Konzept: Ebenda fol. 1–1’.
. Die cron Franckreich hat den
25
monsieur de la Court

35
Henri Groulart sieur de la Court (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden); 1646–1648
36
frz. Resident in Osnabrück, 1649 Ges. auf dem WFK, 1649–1651 auf dem Nürnberger
37
Exekutionstag ( Chéruel, Groulart; Repertorium S. 213; APW III D 1 S. 346).
zu iren residenten anhero verordtnet. Der ist verschie-
26
nen freytag, den 19. dieses, alhie ankommen. Hat unß gestern heimbgesucht,
27
bey ablegung der curialien dieses erinnert, daß er von dem könig

38
Kg. Ludwig XIV. von Frankreich (1638–1715); 1643 Kg. ( GDEL VI S. 6409–6413, 6488).
, der
28
königlichen fraw mutter und dem cardinal Mazarini deütlich instruirt, die
29
Kayserliche ministros zu versichern, daß die cron Frankreich nichts höhers
30
verlange alß den schluß dieser tractaten. Man würde an seithen der cron
31
Franckreich allen möeglichen fleiß anwenden, dhamit zum weinigsten diesen
32
winter die sachen zum schluß möegten gebracht werden, und waß er für sein
33
particulier darin mit würde beytragen können, erachte er, seine schüldigkeit

[p. 146] [scan. 222]


1
zu sein, dan er auf nichts anders instruirt. Wir haben nach beschehener
2
dancksage für so viel höflichs erpiethen geantwortet, daß es auch die noth
3
erfordern wolle, wan anderst die catholische religion im Reich sölle erhalten
4
und nit etwoh gar exterminirt werden, daß man paldt darzu thue und
5
sönderlich die cron Franckreich die gefahr nit laße zu weith kommen. Könte
6
an einen unglücklichen treffen liggen, dha Gott für seie, daß nit allein die
7
religion in Teütschlandt, sondern auch in Franckreich, ia wol gar in Europa
8
periclitirn dörffte. Seie nit zu glauben, daß die gefahr an seithen der cron
9
Franckreich recht apprehendirt würde, sönsten würde es unmöeglich sein,
10
daß dieselbe denen Schweeden und protestirenden in Teütschlandt dergestalt
11
sölte calor geben wöllen. Seie auch eine große gewißenssach, so viel million
12
seelen ins verderben zu setzen und umb die ewige wolfahrt zu pringen.

13
Ille: Wir sölten unß versichert halten, daß die gefahr, so der religion, ia
14
Franckreich selbst gleichsamb angedrawet würde, gnugsamb bey Frantzösi-
15
schen hoff behertzigt würde. Wüsten wol, wieviel Hugonotten in Franck-
16
reich seien, wie leichtlich es sich zutragen könte, daß sich dieselbe mit andern
17
iren religionsgenoßen veralliiren und das gantze konigreich in eüßeriste
18
gefahr setzen könten. Darumb würde es die cron Franckreich nit weiter
19
kommen laßen, sondern alle möegliche mitle und weege ergreiffen, den
20
frieden zu befordern. Und sölte man so viel desto mehr glauben, daß es der
21
cron Franckreich, umb den frieden zu befordern, rechter ernst seie, weilln
22
auch in Franckreich solche betrangnuß unter dem gemeinen man, daß es
23
denselben nit möeglich, lenger außzudauren. Er komme immediate von Pariß
24
und bringe etliche wochen auf seiner reiß zu, weiln er wegen des contrari-
25
windts ein gantz monatt zu Cales

42
Calais, Nordseehafen in der Picardie (Kg.reich Frankreich) ( Moréri II S. 505–506).
still ligen müßen. Hette mehr armbseelig-
26
keit auf seiner reiße von Pariß nacher Holland alß von Hollandt hiehero
27
gefunden. In Holland clage man uber betrangnuß, seie aber aldha eine
28
abundantz gegen Franckreich zu rechnen. Er wiße wol, daß alles an den
29
Schweeden haffte. Er habe in befehl, denselben deswegen zuzusprechen, hette
30
auch schon das seinige gethaen und wölte es ferners thuen. Vermercke aber,
31
daß mit denselben für einlangender erclehrung auß Schweeden nit würde
32
fortzukommen sein. Man sölte noch biß dhahin zuwarten. Sölte kheine gute
33
erclehrung auß Schweden erfolgen, so würde es die cron Franckreich
34
bezeigen, wie aufrichtig es dieselbe mit dem frieden meine. Er vermercke es
35
sönsten ahn den Schweeden gar wol, daß sie ihr absehen auf den ausschlag
36
der waapffen hetten, wie auch die protestirende. Diese aber hetten kheine
37
cräfften mehr ubrig, seien außgesogen und under macht der Schweeden. Es
38
würde sich alles noch beßer schicken, alß man vermeindte. Man müeste der
39
antwort von Stockholm erwarten und die Schweeden also constringirn,
40
dhamit sie kheine außred mehr haben könten. Alßdan stünde bey der cron
41
Franckreich, auch ire sach in acht zu nhemmen. Wan sie sich von Schweeden

[p. 147] [scan. 223]


1
separirn würden, müste endtlich sich Schweeden wol nolens volens accom-
2
modirn.

3
In summa, dieser resident hat unß in seinen ersten discursen zimbliche
4
satisfaction geben, sich aber nit lang bey unß aufgehalten. Wir müßen aber es
5
so viel desto mehr dhafürhalten, daß die Schweeden und protestirende auf
6
den successum armorum ir absehen haben müeßen, weiln beyde mit iren
7
erclehrungen alnoch zurückpleiben.

8
Salvius hat eine geplante Konferenz mit dem kurbayerischen Ges. Krebs nach
9
dessen eigener Aussage wegen Krankheit abgesagt.

Dokumente