Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
167. Lamberg und Krane an Trauttmansdorff, Nassau und Volmar Osnabrück 1646 Dezember 15

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Lamberg und Krane an Trauttmansdorff, Nassau und Volmar


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Osnabrück 1646 Dezember 15

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XI nr. 1571 fol. 219–222, [eigh. PS Lambergs] fol. 222 =
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Druckvorlage – Kopie: RK FrA Fasz. 51a fol. 30–33’; RK FrA Fasz. 52a fol. 221–223’; RK
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FrA Fasz. 96 VI fol. 246–249; RK FrA Fasz. 98d fol. 695’–698; StK FrA Ka. 2 (WF
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XXXVI) fol. 169–172; StK FrA Ka. 10 p. 1450–1456; Giessen 208 nr. 56 p. 217–224; KHA
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A 4 nr. 1628/42 unfol. – Druck: Meiern , APW IV S. 6–8.

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Die protestierenden Stände: Bedingte Zustimmung zur Aufnahme der Religionsverhandlungen
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mit Volmar und einem Ausschuß der katholischen Stände; Abschluß nur im Verbund mit
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Schweden und zugleich mit den übrigen Verhandlungspunkten.

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Auf nr. 162. Darauf wir gleich gestern morgens frühe der protestirenden
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außchuß (weiln man die sämbtliche ständte wegen der fürstlich Magdeburgi-

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schen zu berueffen bedencken gehabt

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Seit dem Augsburger RT von 1582 und dem dort entbrannten Streit um die Session und die
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Direktorialbefugnisse der Ebf.e bzw. Adm. en von Magdeburg war von kath. Seite auch ihre
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Zulassung zu Reichstagen überhaupt in Zweifel gezogen worden ( Foerster , Sessionsstreit).
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Allerdings hatten die kath. Reichsstände zu Beginn des WFK, am 11. Dezember 1645, der
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Aufnahme der stift-magdeburgischen Ges. in den FR zugestimmt ( Wolff S. 108).
) zu unß erfördert, so aber allererst
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umb 11 uhr, mit entschüldigung, daß wegen angestelten gemeinen bettags nit
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ehender herzu khommen könten, bey unß erschienen, denen wir daßienige,
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waß in bemeltem Ewer Excellentzen und des hern schreiben erinnert
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worden, gebührlich fürgehalten und den schluß dhahin gestelt, daß die
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Kayserliche herren abgesandte der protestirenden stendte gewiße und richtige
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erclährung, ob sie, ungehindert daß sich die Schweedische satisfac-
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tionhandlung noch lenger verweylen möegte, in tractatu gravaminum fort-
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fahren und zu einem billigen und endtlichen schluß tretten wölten, zu wißen
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verlangten. Dan solchenfals wehren dieselbe erpietig, die sachen ohne einigen
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anstandt wieder an handt zu nhemmen und zu völligen schluß zu befordern,
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mit ersuchung, weiln Euer Excellentzen und der herr solche erclehrung bey
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bemelten deßwegen abgefertigten potten zurück erwarteten, sie wölten
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dieselbe also befordern, dhamit dhavon bey selbigen potten, welchen wir biß
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dhahin aufhalten wölten, möege zurückgeschrieben werden.

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Die haben auf genhommenen abtritt und underredung geantwortet, daß dies
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eine sach seie, so die protestirende ständt insgesambt angehe und dhahero
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dern communication in communi vonnöthen habe, wölten sich alßpaldt
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nachmittag zusamenthuen, hirüber underreden und die antwort und ercleh-
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rung also befordern, daß dieselbe noch selbigen tags oder aufs lengst auf heüd
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vormittag unfehlbarlich ahn unß zurückgebracht werden solte, warbey wir es
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müßen bewenden laßen. Anstatt aber daß wir verhofft gehabt, es sölte unß
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heud bey früher tagszeit die antwort wieder sein uberbracht worden, haben
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die fürstliche Sachsßen Altenburgischen mir, dem graven von Lamberg, umb
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7 uhrn anzeigen laßen, daß die stendte erst umb 8 uhren beyeinander
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kommen

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In dieser Zeit fanden fast täglich Konferenzen der prot. Stände statt ( APW III A 6 S. 396
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Anm. 3). Protokolle sind (noch) nicht veröffentlicht.
und von den sachen consultirn wolten. Man würde iedoch das
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werck also befordern, daß noch vor mittag die antwort und erclehrung
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erfolgen sölte. Umb 10 uhrn aber schicken selbige fürstlich Altenburgische
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abermals und entschüldigen dhamit moram, warumb vor mittag der stendte
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erclehrung nit ubergebracht werden könte, daß die stendte an der zaal
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zimblich starck und deren vota ad 31 oder 32 hinauslieffen, warüber das
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conclusum nit so geschwindt könte gemacht werden. Wölten aber umb 3 uhr
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zu unß kommen und dern erclehrung uberbringen. Gestalt dan auch der
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außchuß umb selbige zeit, nhemblich umb 3 uhr bey unß erschienen, erstlich
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den verzug, warumb sie ehender nit kommen können, mit obvermelten
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ursachen entschüldigt und demnegst angedeütet, daß die ständte nit underla-
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ßen , unsere vorigen tags beschehene fürtrag in reiffe deliberation zu ziehen.

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Befinden die frag an sich selbst waß wichtig, dhahero sie auch desto
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behuitsamber dhabey gehen müesten, und seie dern stendte erclehrung diese:
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Daß sie zwar irestheils nichts höhers verlangten, alß daß die tractatus
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gravaminum nit allein weiters möegten fortgesetzt, sondern sogar auch zum
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gewünschten schluß gebracht werden, warzu sie, protestirende, gerne, wie
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biß dato beschehen, das irige mit beytragen wölten. Allein würde nötig sein,
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wan dieselbe sölten reassumirt und ferners vortgesetzt werden, auch von den
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catholischen stendten ein gewißen außchuß neben herrn Dr. Volmarn wieder
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anhero abzuordtnen und daß beyde, der herr Dr. Volmar sowol alß selber
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catholischen stendten deputirte, völlich instruirt und plenipotentiirt werden,
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ohne ferners zurückbringen (umb alle weitlaufigkeit, so auß dem vielen
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schrifftwechßlen erfolge, abzuschneiden) nit allein zu tractirn, sondern auch
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zu schließen; deme sich dan die protestirende auch bequemen, mit selben
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deputirten die sach antretten, völlich abhandtlen und schließen wölten,
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iedoch mit nachgesetzter bedingnuß, nhemblich weilen bekandt, wie hoch
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die cron Schweeden bey diesem werck sowol irer reputation halben, indeme
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sie nit die geringste ursach ires Teütschen kriegs auf diese unerledigte
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gravamina setzen thue und darüber iren könig verlohren hette, sondern auch
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ex illo capite interessirt seie, daß dieselbe nuhmehr gleichsamb für ein standt
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des Reichs, und zwar des fürstenstandts, zu achten, also selbe cron hiebey nit
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praeterirt oder außer consideration gelaßen werden könte, daß ein solcher
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schluß, so zwischen ihnen, protestirenden, und den catholischen stendten
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sölchergestalt abgehandtlet werden möegte, alßdan allererst obligatori oder
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verbindtlich sein sölte, wan zugleich auch der punctus satisfactionis coronae
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Sueciae und andere noch unerledigte nebenpuncten würden zu völliger
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richtigkeit gebracht und in summa alles, waß in diese tractaten gebracht und
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dhabey abgehandtlet werden sölte, zu völliger endtschafft gebracht sein. Dan
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alles seie gleichsamb ein opus cathenatum (wie die formalia gelautet), dhavon
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khein gliedt ohne bruch und ruptur der gantzen catenae könte abgesöndert
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werden. Solches seie von den catholischen selbst erkennet worden, indeme
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dieselbe bey irem außgehendigten letzten proiect deütlich bedingt hetten, daß
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es biß zu völligen friedenschluß nit verbündtlich sein sölte. Addebat der Dr.
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Lampadius, daß die stendt hirin mit denen Schweedischen gesandten eins
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und vorhero mit denselben darüber communicirt hetten.

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Wir haben die antwort, wie wir sie eingenhommen, umb mehrere sicherheit
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willen coram deputatis haubtsachlich reassumirt und eigentlich gefragt, ob
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wir dieselbe recht und wol eingenhommen hetten, dhamit wir desto bestendi-
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ger dhavon hinterbringen möegten. Die deputirte haben geantwortet, daß es
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ire und sämbtlicher stendten, von denen sie hirzu deputirt, einhellige
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meinung und von unß wol eingenommen seie. Dhahero wir alles ad
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referendum angenommen und es Euren Excellentzen und dem herrn bey
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diesem botten, welcher auß obgedeüteter ursachen waß lenger aufgehalten
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worden, also umbständtlich berichten söllen.

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[Eigh. PS Lambergs ] Der pott ist umb 6 uhr abents abgefertigt worden.

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