Acta Pacis Westphalicae II B 5,2 : Die französischen Korrespondenzen, Band 5, 2. Teil: 1647 / Guido Braun unter Benutzung der Vorarbeiten von Kriemhild Goronzy und Achim Tröster, unter Mithilfe von Antje Oschmann am Register
278. Mazarin an Servien Amiens 1647 Mai 18

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Mazarin an Servien


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Amiens 1647 Mai 18

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Ausfertigung: AE , CP Holl. 41 fol. 292–294 = Druckvorlage. Konzept: AE , CP Holl. 44
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fol. 304–306.

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Brief Mazarins an die Generalstaaten wegen der antiniederländischen Ausschreitungen in
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Nantes. Schuldhaft verzögerter eigener Feldzugsbeginn in den Niederlanden. Schürung der
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Furcht der Generalstaaten vor militärischer Überlegenheit der Spanier? Militaria; zu be-
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fürchtende Stärke der Schweden im Reich auch nach Abzug Turennes. Ermächtigung Ser-
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viens zum Nachgeben in Sachen Waffenstillstand für Portugal und Restitutionen an Sa-
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voyen . Ausbleibende Kondolenzgesandtschaft; Widerstand gegen Aufbruch La Thuilleries

[p. 1313] [scan. 493]


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nach Den Haag nicht ratsam; erfreuliche Gesinnung der Prinzessin von Oranien; Avancen
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ihr gegenüber.

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Der Brief, in dem ich den Generalstaaten den Beschluß des Königs zur
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exemplarischen Bestrafung der an den Übergriffen gegen Niederländer
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in Nantes Beteiligten mitteile

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Konnte nicht ermittelt werden. Vgl. aber: Mazarin an Gst. (frz.), [Amiens] 1647 Juni 8;
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Konzept: AE , CP Holl. 44 fol. 427 – ders. an Oosterwijk (frz.), Amiens 1647 Juni 8; Kon-
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zept
: AE , CP Holl. 44 fol. 426 (Absender jeweils nach AE , MD France 261 fol. 389–390)
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– [ders.] an dens., Amiens 1647 Juni 9; Reinkonzept: AE , CP Holl. 44 fol. 429.
, wird Pauws Umtriebe durchkreuzen und
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die aufrichtigen, proniederländischen Absichten Ihrer Majestät beweisen.
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Ich versichere Ihnen, daß die Spanier militärisch schwächer sind als wir;
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sie haben aber mit dem Feldzug in den Niederlanden früher begonnen,
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wohingegen trotz aller meiner Bemühungen unser Feldzugsbeginn aus
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verschiedenen Gründen schuldhaft verzögert wurde und nunmehr große
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Teile unserer Truppen bei Kortrijk und Armentières gebunden sind. Die
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hierfür Verantwortlichen werden ebenfalls hart bestraft werden, was je-
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doch den großen Schaden, den wir dadurch erleiden, nicht abwenden
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kann; der Übergang vom Defensiv- zum Offensivkrieg wird die Moral
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der Feinde ungemein heben. Ich habe all dies vorausgesehen, konnte
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aber das Unheil nicht mehr abwenden.

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Je ne sçay s’il seroit bon de |:laisser appréhender à Messieurs les Estatz
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que les ennemis sont en estat de faire toutes sortes de progrès contre
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nous affin que cela les obligeast de songer à eux par la crainte qu’à la fin
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ilz ne pourroient que souffrir:| extrêmement |:des avantages que l’Espagne
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remporteroit sur nous:|. Ce n’est pas pourtant que |:nous soyo〈ns〉 en ces
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termes-là ny que nous devions craindre aultre mal que la perte d’ Arman-
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tières que nous avons pris en un quart d’heure:|. On pourroit aussi, si
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vous le jugés à propos, |:dire à Messieurs les Estatz sy lorsqu’ilz ont as-
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seuré les ennemis qu’ilz ne mettroient point en campagne:|, ilz ont eu
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pour but de |:leur donner moyen d’assembler toutes leurs troupes contre
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nous, ilz en sont venuz à bout et:| peut-estre |:à tel poinct qu’ilz ne seront
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pas longtemps sans s’en repentir eux-mesmes:|.

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Sie können nachdrücklich betonen, daß die Spanier sich der Generalstaa-
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ten so sicher fühlen, daß sie alle gegen jene eingesetzten Truppen, selbst
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aus den Grenzbefestigungen, abgezogen haben und gegen uns ins Feld
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führen; eine militärische Unternehmung der Generalstaaten oder des
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Prinzen von Oranien gegen spanische Plätze wäre somit gegenwärtig
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sehr aussichtsreich.

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Zu den Gründen für die ärgerliche Tatsache, daß Turenne noch nicht den
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Rhein überschritten hat, verweise ich auf das Memorandum des Königs
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für Longueville und d’Avaux

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Nr. 277.
. Turenne berichtet mir zudem vertraulich
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von seiner Befürchtung, daß die Schweden auch nach dem Abzug seiner
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Armee aus dem Reich so stark bleiben werden, daß sie Eroberungen nach

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1
Belieben machen, wir hingegen ihrer Macht kein Gegengewicht mehr ent-
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gegensetzen könnten und ihre Größe uns mit der Zeit verdächtiger wer-
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den müsse als die der Habsburger.

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J’ay veu ce que vous me mandés par vostre lettre particulière des difficul-
5
tez que vou〈s〉 pourrés rencontrer avec des espritz qui traictent les cho-
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ses |:grossièrement:|, comme ceux à qui vous avés à faire, de mesnager
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certains avantages en la façon de s’exprimer pour ce qui regarde |:la trêve
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de Portugal et la restitution des places à la maison de Savoye:|. Mais
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comme ce ne sont pas choses qui doivent empescher la paix, |:ny l’arrester
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seulement pour peu de jours:|, on s〈e〉 remet à ce que vous ferés, et à ce
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que vous pourrés tirer par vostre addresse, pourveu que le gros et l’ essen-
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ciel subsiste, comme nous pouvons désirer.

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Für die Verzögerung des Kondolenzbesuches bei den Oraniern ist der da-
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mit beauftragte Patrocle

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Nähere biographische Angaben ließen sich nicht ermitteln.
verantwortlich. Wenn Sie es nicht noch einmal
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ausdrücklich verlangen

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Der Bezug konnte nicht ermittelt werden; vielleicht handelt es sich um ein nicht nachge-
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wiesenes Schreiben Serviens an Lionne vom 7. Mai 1647.
, werde ich La Thuillerie

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Dieser verhandelte zu dieser Zeit mit dem dän. Botschafter in Paris, weshalb seine Abreise
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nach Den Haag sich verzögert hatte.
nicht von der Abreise in
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die Niederlande abhalten (obwohl er im Grunde nicht einmal Lust dazu
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hat), denn er würde dies sicherlich auf Ihr Betreiben zurückführen und Sie
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könnten darob seine Gunst verlieren. Jeder wird davon ausgehen, daß
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eine solche Reise nur dazu dient, Ihnen die Möglichkeit zu geben, Ihre
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Arbeit in Münster fortzusetzen. Ich freue mich über die wohlwollende
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Einstellung der Prinzessin von Oranien uns gegenüber; Sie können ihr
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mitteilen, daß Frankreich bereit ist, in vielen wichtigen Streitfragen zwi-
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schen uns und Spanien voll und ganz ihrem Rat zu folgen.

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