Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
185. Auersperg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1644 Februar 18

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Auersperg und Krane an Ferdinand III.


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Osnabrück 1644 Februar 18

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Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 114–118’ = Druckvorlage. Kanzleivermerk:
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Hiervon abschrifft für Churmainz und Bayrn, 18. Martii 1644. Item für die Kayserlichen
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commissarios zue Franckhfurth – Kopie: ebenda Fasz. 46e, Konv. b fol. 110–113; Giessen
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203 fol. 800–804 – Druck: Gärtner II nr. 181 S. 466–472.

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St. Romain bei Langermann. Kenntnis der Schweden von dänisch-kaiserlichen Bündnisverhandlungen.
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Schwedische Kriegspläne. Notwendigkeit rascher Hilfe für Dänemark.

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Verlittenen montag, den 15. dießes, ist der monsieur de St. Romain bey
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gesperretem thor alhie ankommen, beim baron de Rortee eingekehrt und
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noch selbigen abendt beyde zum Salvio gangen, wie auch andern thags
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darnach den Dännischen noch alhie verpliebenen gesandten, den von Langer-
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man , in seinem logament heimbgesucht, welchs, wie unns waß nachdencklich
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fürkommen, haben wir unns angelegen sein laßen, über dessen negotiation
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und sonderlich bey den Dännischen gesandten beschehen anbringen nachzu-
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forschen , gestalt ich, Crane, derentwegen gedachten königlich Dännischen
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gesandten gestern heimbgesucht und unter andern vernohmen, daß sich
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der monsieur de St. Romain bey ihme, den Dännischen gesandten, auff
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einige von denen Frantzösischen gesandten außm Haag habende commission
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bezogen, gestalt er von denselben befehlicht gewest sein sölte, sich anhero
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zu erheben und denen königlich Dännischen gesandten (von deren abreise
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von hier man in Haag noch nit gewüst gehabt) in nahmen selbiger gesandten
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anzuzeigen, daß die cron Franckreich an dem einfall der Schwedischen in
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Holstein unnd Dennemarck gar keinen gefallen trüge, selbiger einfall auch
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mit raht und belieben selbiger cron oder anderer deren bundtßverwandten
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nit vorgenohmen, sondern waß unbedachtsamb darin verfahren seie,
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dhahero man sich auch sovielldestomehr verstehen wölte, daß sölchs nit so
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hoch sölte empfunden werden, zumahln man in empziger bemühung und
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berahtschlagung begriffen, wie sölchs unweesen in der güte hinzulägen,
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warzu sich noch woll mittle finden würden, dhahero die Frantzösische
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plenipotentiarien die königlich Dännische ersucht haben wölten, sich darahn
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nicht zu kehren, noch derentwegen von hier hinwegzureisen, sondern die

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friedenßhandlung, unerachtet sölchs incidents underhalten zu helffen. Eß
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stünden die Frantzösische plenipotentiarien schon in voller bereitschafft
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zum auffbruch, ümb sich demnegst nach Münster zu erheben, und sölte die
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friedenßhandlung verhöffentlich nit zerschlagen werden etc. Dieß sol unge-
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fehr der einhalt deß vortrags gewest sein. Der von Langerman, wie er sagte,
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hatt kürtzlich darauff geanthworttet, daß eß nit mehr res integra, weiln die
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königlichen gesandten schon zurückgefördert und hinweg sein. Wie er aber
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mit selbigen ministris ferners über vermeltes unweesen in discurss gerahten,
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habe er deren passion vernehmen müßen, daß sie gleichwohl causam
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Suecorum soviell vertretten unnd verthätigt, alß sie geköndt, und obzwar
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glimpfflich darbey erinnert, daß die königlich Dännische abgesandten ihren
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gnädigsten könig und herrn zur sanfftmühtigkeit disponiren wölten, dhamit
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derselbe daß werck nit so starck eifferen mögte, so hetten sie gleichwoll
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auch die betröhung hinzugesetzt, daß sünsten wiedrigenfals zu besorgen,
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daß die Schweden noch mehr dörfften verbittert und zu anderen desperaten
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consiliis, ümb noch einen anderen einfall von der anderen seidten in Denne-
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marck zu thuen, angetrieben werden, sie, Frantzösische ministri, aber
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wüsten, daß sölchs nit beschehen würde, eß seie dan, daß sich auch der
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könig movire unnd zu ferner thätlichkeit ursach gebe, und soviell von deß
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St. Romain anbringen.

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Eß erzehlte der von Langerman mir auch weiters, daß ihme der Salvius
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dhamahln , alß er denselben von seins gnädigsten königs befehll wegen
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abförderung dessen königlichen gesandten von hier angezeigt, ein schreiben
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von dero königin auß Schweden fürgelesen, darin die königin zu verstehen
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geben, daß sie zwar denn einfall in Holstein und Dennemarck ihrem general nit
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aigentlich befohlen hette, jedoch auß denen ihro fürgebragten ursachen
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beschehen liesse, unnd hette der Salvius ihme, dem von Langerman, under-
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schidtliche von sölchen ursachen unnd under andern auch dieße deutlich
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angezeigt, daß die Schwedische noch unlengst die acta unnd gantzen verfolg
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über deß gewesten königlich Dennemarckischen abgesandten graffen
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Pentzen negotiation unnd verrichtung bey Kayserlichem hoffe, wie sich
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nemblich die königliche würden in Dennemarck zur enger verbündtnuß
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mit Ewer Mayestätt wieder die Schweden anerbotten hetten, auß dero
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Kayserlichen reichßhoffcantzley überkommen, so ihnen billich nachdencken
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gemacht, daß sich vorsehen und gedencken müßen, besser zu sein praevenire
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quam praeveniri. Der Schwedischer reichßcantzler Oxenstern seie über alle
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maßen erfrewet worden, wie derselb dieße acten überkommen, dan die
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Schwedische lange darnach getrachtet unnd viell darauff spendirt hetten.
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Jedoch dem allen unangesehen, so seie dießer einfall in Holstein unndt
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Judtlandt nit zur feyndtschafft wieder die königliche würden in Denne-
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marck , sondern zu beforderung der ehr Gotts unnd deßen religion und dem

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gantzen evangelischen weesen zum besten dhahin angesehen, dhamit die
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abkommene Schwedische armada sich ein wenig refrischiren und ver-
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stercken und auff künfftigen frühling desto mächtiger unnd starcker Ewer
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Mayestät anzufallen unnd zusetzen möge. Die königliche würden in Denne-
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marck hetten mehr ursach, sölchs also beschehen zu laßen alß zu empfinden,
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die würde noch selbst ihr begnügen darahn haben, wan sie die evangelische
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religion würden sehen also auffgehen; die confoederirte würden eine so
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grosse macht auffm fröhling ins feldt setzen, daß Ewer Mayestätt derselben
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nit würden wiederstehen können. Die verbündtnüß mit dem fürsten in
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Siebenburg seie schon richtig unnd geschlossen, unnd sölte man sich ver-
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sichert halten, daß selbiger fürst gegen den frühling die Ungarische gräntze
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würde anfallen; die Österreichische erblande stünden den Schweden offen;
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die darin einhabende örtter seien zwar von weiten waß bloquirt, denen
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würdte aber baldt lufft gemacht werden, komme denen Schweden nur zum
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vortheill, daß die Kayserliche armada die zeitt nur mit dergleichen bloquada
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zubringe, die mittll zum krieg gingen Ewer Mayestätt ab, die hetten bey dem
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Franckfurter deputationstagh abermahls hundert monath Römerzug bey
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denen ständen suchen unnd, ümb sölchs zu erlangen, die Schweden aldha
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gar schwartz machen lassen, gleichsamb dieselbe sogar den Türcken selbst
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hineinzuziehen gedächten, so sie, Schweden, müsten dhahingestalt sein
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laßen, geschähe ihnen aber ungleich darbey, seie nur eine manier, ümb denen
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ohnedaß gnug bedrangten ständen die contributiones abzupressen; die
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wüsten eß aber besser, unnd würden Ewer Mayestät dhavon wenig in die
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cassa bekommen; und wüste mir der von Langerman nit gnug zu beschrei-
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ben , wie der Salvius der Schwedischen und Frantzösischen macht herfür-
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gestrichen und gleichsamb unüberwindtlich geschätzt, hingegen Ewer
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Mayestät unnd deß reichß dhagegen extenuirt hette. Setzte endtlich sein
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iudicium hinzu fast mit diessen formalien, daß er auß allen ümbstanden
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abnehmen müste, daß der gegentheill alles auf den krieg setzte und man
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dhahero in der maxima status fehlen würde, wan man darauff zulagen würde,
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daß der friede vermittels güetlicher handlung zuwegezubringen seie. Die
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gegentheile wolten die conditiones pacis fürschreiben, wie eß ihnen gefällig,
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unnd dieße parthey nur zu deren annehmung zwingen, unnd weiln dieselbe
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gesehen, daß ihnen nur die königliche würden von Dennemarck noch im
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wegh gelegen, die sie an ihrem intent verhinderen können, so hetten die
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königliche würden also müssen feyndtlich angefallen werden. Darümb
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Ewer Mayestät unnd dem reich höchst darahn gelegen, daß dieselbe paldt
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entsetzt unnd erhalten würden. Ich hab die vertröstung gethaen, daß eß an
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gnugsamber hülff nit ermanglen würde, verhoffte zu Gott, daß eß paldt zu
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einen andern unnd beßern standt in selbigen örttern gedeyen und der
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königlichen würden lufft gemacht werden sölle, ihro selbst zu helffen, daß
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werck seie aber groß unnd erfordere seine zeitt, ehe dan alles könne einge-
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richtet werden.

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